Mit dem Rennrad durch Thailand #3

Tag 10 – Fahrt zum Pier, Fähre und schwitzen auf Koh Phangang

Um 5:00 Uhr klingelte der Wecker. In Rekordzeit schnallten wir unser Gepäck auf die Räder und machten uns auf den Weg. Die Fahrt war wie aus einem schlechten Horrorfilm. Überall blinzelten leuchtende Augen aus dem dicken Buschwerk und wieder verfolgten uns diese dummen Hunde. Zudem verfuhren wir uns mehrere Male und die Zeit bis zum Check – In wurde immer knapper. Schlussendlich erreichten wir doch noch die Bootsanlegestelle. Am Schalter teilte man mir aber mit, dass die Fähre um 7:00 Uhr schon ausgebucht sei. Frustriert pflanzten wir uns auf die Stühle und stellten uns auf eine sechsstündige Wartezeit ein. Das Glück war jedoch mit uns, als man uns zurief, dass doch noch Plätze verfügbar wären. Mit einem Grinsen im Gesicht bestiegen wir die Fähre und banden unsere Räder an der Heckseite der Fähre fest. Die Angestellten inspizierten diese sehr interessiert. Es war witzig anzusehen, wie sie die dünnen Reifen abtasteten und die Lenker auscheckten. 🙂 Weiterlesen

Thailand 1/2

Endlich ist es soweit, ich entfliehe dem kalten Winter hier in der Schweiz und ziehe zum ersten Mal alleine los. 2.5 Wochen soll es nach Thailand gehen. Etwas kurz aber man nimmt halt, was man bekommt. Ich werde zwei nach Datum sortierte Blogeinträge über meine Streifzüge schreiben und frei von der Leber meine Erlebnisse schildern.

Hier Nummero Uno:

26. Januar 2013 //  Anreise, Bangkok

Meine Güte hatte ich das Wetter satt! Ich stehe ja auf wettertechnische Abwechslung aber der Winter nagt immer mehr an meiner Gemütslage, weshalb ich froh war, sass ich im Flieger nach Bangkok. Der Flug war nicht schlecht, ausnahmsweise musste ich in Frankfurt nicht stressen und konnte gemütlich den Flieger wechseln. Auch das Gepäck kam heile in Bangkok an (siehe Trip April 2012) und ich wechselte noch am Gepäckband in offene Schuhe. Müde aber verdammt glücklich (Reisen man, Reisen!) fuhr ich in die Stadt und quartierte mich im Saphaipae Hostel ein und schlenderte anschliessend ein bisschen durch Silom. Abends schaufelte ich an einem Strassenstand Pad Thai und Morning Glory in mich rein und kaufte mir ein paar Früchte für die Weiterreise nach Chiang Mai. Ich freute mich auf einen ausgiebigen Schlaf und die ruhigen Mitbewohner im Dormitory machten mir schon Hoffnungen auf diesen. Leider lag mein Zimmer gleich neben einer grossen Polizeistation, wodurch die ganze Nacht heulende Sirenen durch die dünnen Fenster drangen und mir den Schlaf raubten. Die müssen irgendeinen Grosskriminellen quer durch die Stadt gejagt haben, naja…

27. Januar 2013 // Bangkok, Nachtzug nach Chiang Mai

Während dem Flug erkältete ich mich, das passiert mir jedes zweite Mal… Dazu kommt Schlafmangel, Schüttelfrost und Appetitlosigkeit. Ich ignorierte die Symptome so gut ich konnte und zog los Richtung Chatuchak Weekend Market. Es stellte sich heraus, dass dieser Markt mit über 8’000 (!!) verschiedenen Ständen einer der grössten der Welt ist. Es gibt sogar eine Karte, mit der man sich orientieren könnte, diese habe ich aber nicht gefunden und dementsprechend irrte ich planlos durch die Stände. Ich zog nach Lust und Laune los und wuselte bzw. quälte mich wirr durch diese Ansammlung von Menschen, Essen, Krimskrams und Leute die mir was andrehen wollten. Nach vier Stunden konnte ich nicht mehr und war mit meinen begrenzten Kräften am Ende. Den Rest des Tages verbrachte ich tennisschauend und schlafend in der Lobby des Hostels. Abends fuhr ich zur Hua Lamphon Railway Station und stellte am Ticketschalter fest, dass meine spontanen Reisepläne durch ausgebuchte Sleeperzüge zur Nichte gemacht werden. Zum Glück reservierte ich schon vorher den Zug nach Chiang Mai und konnte in der Stunde Wartezeit einen rudimentären Reiseplan und die dazugehörigen Ticketbuchungen machen. Im Zug freute ich mich erneut über ein paar Stunden Schlaf aber in den Wagons liessen sie das Licht brennen, das trotz Vorhang in meine Koje drang und die 15 stündige Fahrt ziemlich anstrengend machte.

28. Januar 2013 // Chiang Mai

Ein paar Stunden konnte ich trotzdem schlafen, bis ein penetrant schreiender Thai mich weckte und mich nach Kaffee fragte – wieso nicht? In der unteren Etage verwandelten sie die Betten zu Sitzen und man konnte so die grandiose Fahrt durch die grüne Vegetation geniessen. In Chiang Mai angekommen navigierte ich mich durch die von Kanälen umgebene Altstadt und checkte im Deejai Backpackers ein. Leider wimmelte es da von pseudo-hippies, die sich MC Donalds Frass in die Lobby liefern liessen (was zur Hölle?) und generell ziemlich viel Nonsens von sich gaben. Ein paar angenehme Zeitgenossen traf ich trotzdem aber dass ich nicht aus Schweden komme hat der eine Typ wohl immer noch nicht verstanden. Den Rest des Tages erkundigte ich Chiang Mai zu Fuss und freute mich, dass der nervende Schüttelfrost passé war. Am Abend klapperte ich die Stadt nach einer guten Bar ab, fand aber mehrheitlich nur schäbige und kitschige Touristenlöcher die voll mit besoffenen Australiern waren. Nach 30 Stunden hab ich dann endlich wieder etwas gegessen und fühlte regelrecht, wie die Kräfte zurückkamen. Ich feierte diesen Fakt mit einem Bier und unterhaltsamer Lektüre. Als ich mich um ca. 1 Uhr auf den Weg zu einer im Lonely Planet vermerkten Bar machte, rief mir von der anderen Strassenseite ein junges Ding nach mir. Verwundert hielt ich an und fragte sie was sie wolle. „Sucky sucky 500 Baht“ entgegnete sie (oder war es ein Er? :S) mir während sie (oder er) mir in den Schritt griff. „Hau ab man! No! Get away!“ erwiderte ich energisch und machte mich schnell aus dem Staub. Schade hat niemand diese Situation gefilmt, denn im Nachhinein betrachtet war sie urkomisch. 😛

29. Januar 2013 // Chiang Mai

Heute besuchte ich zahlreiche Wats bzw. Tempel, die hier quer in Chiang Mai verstreut sind. Die Dinger sind ziemlich schön anzuschauen und die Touristenmassen, sowie die Temperaturen hielten sich am Morgen in Grenzen. Plötzlich hatte ich so richtig Bock auf indisches Essen. Im Lonely Planet wurde einer vermerkt, der ziemlich gut sein soll, also nichts wie hin. Und tatsächlich, mein Essen war genial, der LP ist halt manchmal doch zu gebrauchen. Mit einem frisch gepressten Orangensaft pflanzte ich mich in ein Café und beobachtete die vorbeiziehenden Menschen.

30. Januar 2013 // Chiang Mai & Pai

Das Backpacker Hostel ging mir ziemlich auf die Nerven, die Atmosphäre war einfach nicht gut und es wimmelte nur so von nicht sympathischen Menschen. Dementsprechend kam ich auch wenig in Kontakt mit anderen, denn ich hatte schlicht und einfach keine Lust sozial zu sein. Mir passierte dann noch ein Malheur und zwar fiel mir mein Kameraslider aus Versehen auf den Glastisch und beschädigte diesen. Der unfreundliche, alte Engländer von der Rezeption ziehte eine riesen Szene ab und führte sich wie das letzte Arsch auf – die Thais hingegen fragten mich zuerst ob ich okey sei und nicht in die Glassplitter gestanden sei etc. Schlussendlich musste ich die Glasplatte bezahlen, wobei auf einen 50:50 Vorschlag meinerseits natürlich nicht eingegangen wurde. Dementsprechend froh war ich bei meiner Abreise (verdammt war ich froh!). Ich wurde von einem Minibus abgeholt und traf gleich Jeff und Joe aus Manchester, endlich anständige Leute zum plaudern! Vier Stunden lang kämpfte sich der Bus steile Bergstrassen durch eine wunderbare Dschungelvegetation hinauf, bis wir im fantastischen Pai ankamen. Pai nennt sich ein 2’000 Seelendorf, das mit Alternativen, Kiffer und Hippies nur so vollgestopft ist. Der Ort liegt in einem Tal und sieht aus wie gemalt. Etwas ausserhalb erstreckte sich an einem grünen Hang der Bungalowresort Darling Viewpoint. Schon als ich ankam wurde ich von allen Reisenden mit einem Lächeln begrüsst und die Inhaberin Anne zeigte mir gleich mein Bungalow, das ich mit fünf anderen teilte. Das Feeling war wie ausgewechselt und hier nicht so recht beschreibbar. Ich fühlte mich fantastisch und genoss die super relaxte Atmosphäre. Ich setzte mich ans Lagerfeuer, sinnierte mit anderen Leuten über die Welt und durfte das Wort „Soucheib“ auf Englisch erklären (irgendein Schwede erzählte mir es sei sein Lieblings Schweizerwort).

31. Januar 2013 // Pai

Ich stand vor Sonnenaufgang auf und machte es mir auf der riesigen Terrasse in einer Hängematte gemütlich. Links und rechts hörte man zahlreiche Tiergeräusche und Anne erzählte mir danach von ihrem Schicksal. 2005 wurde Pai überflutet, riss ihre damalige Bungalowanlage mit und sie entkam nur knapp dem Tod. Ein französischer Navy rettet sie aus der reissenden Strömung. Unglaublich was diese Frau zu erzählen hatte. Ich schlenderte danach durch das übersichtliche Dorf und unternahm eine kleine Wanderung zu einem auf einem Hügel gelegenen Tempel. Von da aus hatte man eine super Aussicht ins Tal. Zurückgekehrt lockte mich Joy Divisions „Love Will Tear Us Apart“ in eine Bar, in der ich mir ein paar Drinks genehmigte. Den Tagesrest verbrachte ich im Darling Viewpoint und lernte wieder tonnenweise Leute kennen. Hier wird man mehrmals am Tag angequatscht und gefragt, ob man gut drauf sei und was man noch so mache etc. Nachts am Lagerfeuer wollten ein paar, dass ich den DJ spiele. Das ganze gipfelte dann in einer ausgelassenen Party. Immer mehr Leute quatschten mich an und wollten wissen welcher Track das eben war und sagten mir wie krass sie meine Tunes fänden etc. Schmeichelte mir schon ein bisschen – hehe. Irgendwann um 5 Uhr Morgens fiel ich ins Bett.

1. Februar 2013 // Zurück nach Bangkok

Schon wieder musste ich das Paradies verlassen aber hierhin werde ich definitiv zurückkehren und eine längere Zeit verweilen. Per Minibus wurde ich wieder zurück nach Chiang Mai gefahren und stieg um 17.30 Uhr in den Zug nach Bangkok ein. Sleeper waren ausgebucht, weshalb ich es mir in der 2. Klasse auf einem Sitzplatz gemütlich machte. Hier kann man noch die Fenster öffnen und die Wagontüre lassen sie einfach offen. Genau das mag ich an Südostasien – es ist alles lockerer, Verbote sind rarer und man nimmt es ein ganz grosses Stück entspannter als im fortschrittlichen Westen.

2. Februar 2013 // Zurück nach Bangkok

Leerlauf, Batterie leer. In der rumpligen Holzklasse konnte ich 14 Stunden kein Auge zu machen. Ich versuchte es sogar auf bzw. unter dem Tisch im Speisewagen aber auch dies brachte kein Erfolg. Heute Abend geht es weiter in den Süden aber dieses Mal im Sleeper.

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