Letzte Tage

So da ist er – der vorerst letzte Blogeintrag von unserer „kleinen“ Asienreise. Von Nikko ging es weiter nach Hakone. Ich selber war schon mal da und wollte diesen schönen Ort Andrea näher bringen. Leider hatten wir erneut schlechtes Wetter, was so ziemlich alle Ausflüge zu Nichte machte. Die Sicht war einfach zu schlecht und somit ging nicht viel in dem sonst sehr malerischen Gebiet. Wir fuhren trotzdem ein wenig mit den verschiedenen Zahnrad- und Gondelbahnen rum, bevor wir einen Abstecher ins Junesun Bad nahmen. Auf mehreren Stockwerken verteilt konnte man sich in verschiedenen Outdoor- und Indoorbädern entspannen. Dank dem Samstag war die Anlage mehr als überfüllt, weshalb wir nach ein paar Stunden den Abgang machten. Die Grüntee-, Kaffee- und Sakebäder waren aber trotzdem amüsant.

Wir fuhren weiter in das kleine, am Meer gelegene Städtchen Ito, wo wir am Strand relaxten und auf fantastisch geformten Klippen der Brandung des Meeres zuschauten. Weiter fuhren wir mit dem Sessellift auf einen begrünten Vulkan, der einen grandiosen Blick auf Teile der Izu-Halbinsel bot.

Ausgelaugt fuhren wir zum letzten Mal Shinkansen und nahmen die finalen fünf Tage im pulsierenden Tokio in Angriff. Im Yodobashi Camera, dem grössten Elektronikstore (und ja das Ding ist wirklich gigantisch!) hauten wir massenhaft Kohle raus und guckten uns vor allem auf dem Spielzeugstock die Augen wund. Im Elektronik-Viertel Akihabara beobachteten wir die japanischen Nerds, die der neusten Actionfigur nachrannten und in zügellosen Mangas blätterten. In den massenhaft vorhandenen und riesigen Arcade-Hallen verprassten wir erneut viel Kohle an den oldschooligen Videospielautomaten und ich hätte fast einen Japaner im virtuellen Tennis geschlagen. 😛 Zudem die wirklich kranken Spiel- und Tanzkünste der wohl stark abhängigen Japaner, was die da vor dem Tanzautomat vorführten, liess uns die Kinnlade runterklappen.

In Shibuya waren wir einige Male, der Ort strotzt einfach nur so vor Energie und wenn man mit tausend anderen Leuten über den grössten Zebrastreifen der Welt läuft, fühlt man sich, als sei man im Zentrum des Globus’. Natürlich assen wir fast jeden Tag das wohl beste uns bekannte Ramen im Kamukura Noodle Restaurant und weiteres Geld floss im Disc Union Secondhand CD-Laden, sowie im neun Stockwerk umfassenden Tower Records. Abends becherten wir natürlich ausschliesslich in der GODZ Metal Bar in Shinjuku und die Inhaber freuten sich uns schon wieder zu sehen. 🙂

Ausserdem schafften wir es am Freitag endlich ins berühmte Ghibli Museum der Anime-Legende Hayao Miyazaki. Das Museum war natürlich ausverkauft, überzeugte aber trotz den vielen herumschwirrenden Kindern mit einer lieblichen Atmosphäre und Ausstellungsstücken, die den Besuchern viel über die Entstehung und Inspiration der genialen Animes erzählten. Am Sonntag, unserem letzten Tag unserer Reise besuchten wir natürlich den Yoyogi Park, in dem am Sonntag massig was los ist. Bei schönstem Wetter schlenderten wir durch den Park und schauten den Japanern beim Singen, Tanzen, Gitarren spielen etc. zu. Das Ding ist und bleibt eine grüne, entspannende Oase, in der man locker den ganzen Tag verbringen könnte. Must-see bei jedem Tokio Besuch!

Nun sind wir wieder zu Hause und blicken auf eine absolut grandiose Zeit zurück, in der wir fantastisches erlebt haben und die gewonnenen Eindrücke erstmals verarbeiten müssen. Jeder Tag war kostbar, wurde von uns geschätzt und die Reize regelrecht aufgesogen. Ich hoffe ich konnte das Gefühl hier im Blog wenigstens ansatzweise vermitteln und habe mit meinem Geschreibsel unterhalten. 😛

Nach der Reise ist vor der Reise, wir gehen dann mal planen… 😀

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Andrea

Andreas

 

Japanische Berge und schwitzende Sumoringer

Wir melden uns zurück aus dem Land in dem sich die Taxitür bzw. der Klodeckel von selbst öffnen, die Shopbesitzer uns zur Begrüssung regelrecht anschreien und der Zug auf die Sekunde pünktlich ist. Wir finden es so schön hier und möchten am liebsten gleich bleiben – Japan war, ist und bleibt ein ganz spezielles Land, welches uns tagtäglich erneut fasziniert…

Nachtrag aus Kyoto:

Aus dem Bus schaute ich einer alten japanischer Frau zu, deren Hund aufs Trottoir kacken wollte. Damit dieses nicht verschmutzt wurde, legte sie behutsam ein Taschentuch aus und der Hund verrichtete sein Geschäft auf selbigem. Fein säuberlich faltete sie das Tuch zusammen und entsorgte es im Abfall. Ich dachte eine Schilderung der Szene sollte hier noch Platz finden. 😛

Von Kyoto fuhren wir ab nach Nagano, dem Tor zu den japanischen Alpen. Kei vom Youth Hostel „1166“ war ein angenehmer Zeitgenosse und seine Unterkunft heimelig. Er nahm uns am folgenden Tag zum Mittagessen in ein alternatives Café mit, wo wir zwischen antiken Möbeln auf wild zusammen gewürfelten Stühlen einen delikaten Lunch zu uns nahmen. Später half er uns noch die Sumo-Tickets für das Turnier in Nagoya zu erwerben und gab uns sonst noch hilfreiche Tipps. Danach guckten wir uns noch den Zenko-Ji Tempel an und schauten kurz einer japanischen Tanzvorführung durch eine Seitentür zu. Am nächsten Tag unternahmen wir einen Ausflug ab in die Natur nach Kamikochi. Herrliche Wanderwege führten vorbei an Flüssen und giftgrünen Wäldern. Wegen schlechtem Wetter verzogen wir uns gegen Mittag wieder und schauten uns in Matsumoto noch das schwarze Samura-Schloss an. Zurück in Nagano tranken wir am Abend mit vier Japanern aus dem Hostel ein paar Bier und einer von ihnen zeigte uns Bilder von seinem vom Tsunami verwüsteten Fischerdorf, was uns emotional sehr mitnahm…

Der Skiort Hakuba stand als nächstes auf dem Plan, der uns auch gleich nach der Ankunft in seinen Bann zog. Das verschlafene Dorf strahlte regelrecht vor Schönheit und die einzelnen Chalets, die sich zwischen bewaldete Hügel schmiegten, erinnerten uns an die Schweiz. Im grossen K’s House Hostel waren wir während zwei Nächten die einzigen Gäste, weshalb wir uns in der Nacht ein wenig wie im Film Shining fühlten. Am nächsten Tag war dann wieder Sauwetter, trotzdem nahmen wir die Gondel hoch auf 1900 Meter und reihten uns in die japanische Wandergesellschaft ein. Rudimentär ausgerüstet, mit kurzen Hosen und schlechten Schuhen wurden wir von den topmodern ausgestatteten Japanern schräg angeglotzt. Leider waren wir für das scheiss Wetter mit Nebel, Regen und Wind zu schlecht ausgerüstet, weshalb wir nach einigen Stunden wieder ins Tal fuhren. Am Abreisetag wars dann natürlich wieder herrlich schön und wir mussten uns mit dem Blick auf die fantastische Landschaft aus dem Zugfenster begnügen.

Von Hakuba fuhren wir weiter über Fukushima (uhhuuuu!) nach Sendai, wo wir bei einem sehr verwirrten Japaner Unterschlupf fanden. Am Abend tobten wir uns in einer der Gaming-Hallen aus und nahmen ein ausgiebiges Mahl zu uns. Am nächsten Tag fuhren wir nach Matsushima an die Küste, wo wir verschiedene Tempel, Schreine und eine hübsche Insel begutachteten.

Am Folgetag fuhren wir nach Nagoya, wo wir uns den 18. Tag des jährlichen Sumoturniers reinzogen. Die Halle war riesig und die Stimmung sehr speziell. Mit Bier bewaffnet setzten wir uns neben die Einheimischen und gaben uns dem Spektakel hin. Laute Zwischenrufe und betrunkenes Gelächter trugen den Rest zur guten Stimmung bei. Nach dem Turnier schauten wir in einem Internetkaffe vorbei. Diese sind propenvoll mit Mangas, Filmen und Zeitschriften. Ausserdem kann man in diesen übernachten und duschen – also quasi ein Hotel für Nerds.

Von Nagoya fuhren wir am nächsten Tag weiter nach Nikko, wo wir uns jetzt befinden. Natürlich wars gestern am Ankunftstag schön und heute pissts wieder – langsam nervts ein bisschen. Trotzdem wars schön die in Wälder eingebettete Schreine und Tempel zu erkunden und am Abend ein Bad in einem japanischen Onsen (50° heisses Thermalbad) zu nehmen.

In 10 Tagen geht unsere Reise zu Ende. Vorher stehen aber noch Hakone, Ito und fünf satte Tage Tokyo auf dem Reiseplan. Ganbarre, ganbarre!

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Andrea

Andreas

Heimatgefühle in Japan!

Seit gut einer Woche sind wir endlich wieder in Japan! Das dritte Mal für mich, das zweite Mal für Andrea und es füllte sich an, als kämen wir nach Hause. Sofort fühlten wir uns ganz anders und eine gewisse Euphorie machte sich in uns breit. In Osaka quartierten wir uns im J-Hoppers ein und erkundeten die ruhigen Nebengassen, die sich ringsherum befanden. Wahnsinnig gute Düfte aus den zahlreichen kleinen Restaurants schossen regelrecht in unsere Nasen und wir fühlten uns grandios! Das erste Ramen nach gut einem Jahr glich einer Erlösung – für mich persönlich gehört diese japanische Nudelsuppe zum Besten, was man essen kann und es ist für japanische Verhältnisse recht billig bzw. man bekommt es überall. Die Mentalität der Japaner war etwas weiteres, was wir verzweifelt vermisst haben, man fühlt sich in Nippon einfach extrem wohl und geborgen. Die Leute sind der Hammer, kein Vergleich zu China!

In Osaka machten wir nicht viel, wir genossen die Atmosphäre, wanderten durch die Strassen und assen viel und gut! Am einen Abend machten wir einen Abstecher in eine Metal-Bar, die wir dank dem astreinen Taxifahrer (sauber, freundlich, perfekt!) nach kurzem Suchen gefunden haben. Fuki, der Besitzer des grandios eingerichteten Schuppens war erfreut zwei Gaijins (Ausländer) bedienen zu dürfen und recht schnell machten wir Bekanntschaft mit zwei besoffenen, japanischen Geschäftsmännern, die wie jeder andere ihrer Art nach drei Bieren das Verhalten eines Kindes annahmen. Die meisten Japaner vertragen Alkohol überhaupt nicht, weshalb wir stundenlang mit ihnen rumblödelten und eine gute Zeit hatten.

Nach einer kurzen Zugfahrt checkten wir – wie letztes Jahr – im K’s House Hostel in Kyoto ein, einer der schönsten Städte in Japan. Wir machten einen Abstecher nach Downtown und besuchten (natürlich) Tower Records (Himmel für CD-Sammler!) und Andreas’ Kleiderläden. Einige zehntausend Yen leichter ruhten wir uns in der angrenzenden Bar des Hotels aus, bevor wir am Fluss entlang wieder Richtung Downtown liefen. Es war Samstag und dementsprechend war auch was los am kilometerlangen Flussufer. Piekfein, in traditionellen Yukatas herausgeputzte Japaner und Japanerinnen hatten eine gute Zeit und verschönten den sonst schon wundervollen Anblick zwischen Lampions, Feuerspucker, Musikern und besoffenen Studenten. Bier- und sonstiger kulinarischer Nachschub gibt es in den zahlreichen 24-Stundenshops („Konbinis“), in denen man so ziemlich alles finden kann. Japan, Kyoto – die Stimmung war und ist bis heute auf dem Höhepunkt!

Da wir letztes Jahr schon viele Tempel, Schreine und Gärten Kyotos abgeklappert hatten, machten wir uns auf die Suche nach neuen und kleineren Orten zum anschauen. Ideen dafür bekamen wir von zwei perfekt Deutschsprechenden Asiaten vom Nebentisch der Zen-Bar. Ich war felsenfest der Überzeugung, dass die Herren von Nebenan Englisch sprechen (vielleicht lags am Alkohol?), Andrea hingegen war der anderen Meinung. Wir schlossen eine Wette ab, welche ich nach dem direkten Nachfragen bei den Typen natürlich verlor. Anyway, sie baten uns sofort zu sich rüber und man kam schnell ins Gespräch. Der 37-jährige (Äusseres eines 25-jährigen) Tae-Ho wurde in Südkorea geboren, wuchs in Deutschland auf und arbeitet jetzt bei der Swisscom in Bern. Der etwas ältere Kwang-Jin war ebenfalls Koreaner, lebt in Seoul und unterrichtet an einer deutschsprachigen Schule Taekwondo, Tai Chi und generell Sport. Zusammen trainieren sie die Kunst des Aikidos, weshalb sie mehrere Male pro Jahr nach Kyoto reisen, um Einzeltraining bei ihrem Grossmeister zu nehmen. Kampfkunst kann man es nicht nennen, mehr arbeiten sie mit Energie, was aber hier sehr schwer zu erklären ist. Jedenfalls ist die Suche nach einem guten Grossmeister schwer, daher die zahlreichen Reisen nach Kyoto. Sie gaben uns wie schon erwähnt Tipps und luden uns danach für den Montag zum gemeinsamen Abendessen und Trinken ein.

Am Montag Abend machten wir uns auf Richtung Gion, dem Berühmten Geisha-Viertel in Kyoto. Geishas sieht man praktisch nie, man muss schon Glück haben eine vor Gesicht zu bekommen, wie sie mit einem reichen Geschäftsmann eine Lokalität betritt. Trotzdem war das Schlendern durch die Gassen mit leuchtenden Lampions und alten Häusern genial. Wieder in Downtown angelangt assen wir in einem Curry-Restaurant zu Abend. Die Schärfestufen und Portionen konnte man selber wählen. Auf einer Skala von 1 – 10, hatte Andrea schon bei Nummer 3 mehr als genug. 😛

Weiter gings in eine Bar, die mit Bambuspapier in mehrere Abteile unterteilt war. Wir nahmen am Boden auf den Tatamis um einen niedrigen Holztisch Platz und konnten unsere Bestellung per Touchscreen aufgeben. Der Abend verlief dementsprechend sehr feuchtfröhlich und einige Japanerinnen reiherten vor die Frauentoilette. Minuten später sah man davon aber nichts mehr, das ist japanische Effizienz – hehe!

Wir liefen wieder am Fluss entlang nach Hause und verabredeten uns mit den beiden für den nächsten Tag vor dem Fujinara-Schrein, wo sich auch ihr Dojo befindet. Am nächsten Tag nahmen wir den Zug zum besagten Schrein, der in einem sehr ruhigen Vorort Kyotos lag. Während ihrer Trainingszeit schauten wir uns den Ort genauer an. Wundervoll im Wald gelegen lag ein langer Pfad mit hunderten roten Toris, durch die man gehen und sich der atemberaubenden Atmosphäre hingeben konnte. Danach schlenderten wir mit Tae-Ho und Kwong-Jin durch die kleinen und intimen Gassen, in denen kein Verkehr war und man die Stimmung des täglichen Lebens der Japaner regelrecht aufsaugen konnte. Sie führten uns in ein absolut fantastisches Ramen-Restaurant, in der uns eine alte Frau ein geniales Ramen auftischte. Später setzte sich sogar der Sensei höchstpersönlich zu uns. Später führten uns die Jungs weiter durch Gassen mit alten Holzhäusern und viel Grün. Wir schauten uns einen kleinen Tempel mit Garten an, dessen Schönheit und Ruhe wohl nur mit Bildern beschreibbar ist. Ohne Touristen ruhten wir uns im perfekt gestalteten Garten aus und liessen Kwong-Jin in Ruhe meditieren. Später gings noch weiter zu einem weiteren, um einiges grösseren Tempel, in dem wir eine Zeremonie von Mönchen mit Abstand beiwohnten. Am Abend gingen wir Tempura essen und liessen den Tag vor ihrem Youth Hostel ausklingen. Sie zeigten uns Aikodo-Videos von ihren Trainingsstunden, die uns die Kinnlade runterklappen liessen. Mehr dazu erzählen wir von Auge zu Auge, sonst glaubt ihr uns das nie…

Die Zwei waren sehr faszinierend und ihre Ansichten und Gedanken höchst interessant. Am 8. Oktober reisen wir nach Bern, denn ihr Sensei hält eine Exhibition ab, auf die wir jetzt schon ungemein freuen.

Die Zeit in Kyoto und vor allem mit den zwei lustigen, sehr interessanten Jungs aus Korea ging zu Ende und wir machten uns Richtung Nagano auf. Das Wetter ist leider schlecht, trotzdem ist es gemütlich hier. Mit Kei, dem Besitzer des Backpacker Hostels gingen wir heute in einem winzigen Alternativ-Café Essen und hatten sonst eine gute Zeit im Zenko-Ji-Tempel. Morgen fahren wir nach Matsumoto und dann weiter in die japanischen Alpen, aus denen wir uns wieder melden!

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Andrea

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Beijing, Shanghai und Schiff ahoi!

Hier der letzte Blogeintrag aus China – naja – während ich diese Zeilen verfasse, haben wir schon einen grossen Teil unserer Schiffsreise hinter uns gebracht und die Uhr noch einmal eine Stunde vorgestellt. Dazu aber später mehr.

Von Xian nahmen wir einen Nachtzug nach Beijing, dieses Mal aber im Hardsleeper mit offenen 6er-Kabinen. Bis um 22:00 Uhr waren die Chinesen mit Kartenspielen, Tee bzw. Nudeln kochen und lautem Gerede beschäftigt. Der eine Typ hat sich während zwei Stunden non-stop auf den Hinterkopf gehauen, was wohl irgendeine Art von eigenartiger Selbsttherapie sein sollte. Zum Glück ging das Licht dann aus und wir konnten bequem durchschlafen. Mein „Zimmerkollege“ vom unteren Bett brüllte mir mit Grinsen im Gesicht noch ein „goodaid“ entgegen und nach der dritten Wiederholung seinerseits erkannte ich es endlich als „good night“. 🙂

In Beijing angekommen fiel uns zuerst die angenehme Temperatur von ca. 27° auf und danach die unglaubliche Luftverschmutzung! Beijing – eine Stadt halb so gross wie Belgien – schien eingesperrt unter einer gigantischen Dunstglocke. Die Weitsicht wurde durch den Smog sehr stark getrübt und man konnte die entfernten Wolkenkratzer kaum wahrnehmen. Wir checkten im ChinaBox-Hostel für sechs Nächte ein und lernten gleich Tim, den Besitzer kennen, welcher uns sofort mit massig Tipps für die kommenden Tage eindeckte. In Peking gibt es einfach so enorm viel zu sehen, dass man mit der Planung schon fast überfordert wird. Wir stellten eine provisorische Liste zusammen und zogen gleich durch die Hutongs, in denen sich unser Hostel befand. Hutongs sind lang gezogene Wohngassen in denen die einfachen Bürger Beijings wohnen und man das tägliche Leben der Bewohner hautnah miterleben kann. Wir fühlten uns jedenfalls wie ein Teil der Nachbarschaft. Einige der Hutongs stehen unter einer Art Denkmalschutz, andere hingegen wurden knallhart niedergerissen, um mehrspurige Strassen oder riesige Hochhäuser zu bauen. Auch viele Tempel wurden von der Regierung niedergerissen und als Kopie an einem anderen Ort wieder aufgebaut…

Am folgenden Tag besuchten wir den Konfuzius Tempel, die anschliessende Akademie und den beeindruckenden, tibetischen Lamatempel. Gegenüber fanden wir ein absolut grandioses, vegetarisches Restaurant mit Mittagsbuffet. Wir bedienten uns aus über hundert verschiedenen Gerichten und konnten für einmal den „was ist das wohl für Fleisch“-Gedanken ausschalten. Der Abstecher zum überdimensional grossen Bei Wai Park war dann wieder nicht so spektakulär. Man konnte um einen riesigen, künstlichen See herumlaufen und sonst irgendwelche nicht authentische Sehenswürdigkeiten besuchen oder andere Touristen beobachten. Am anderen Tag besuchten wir die massive verbotene Stadt (wirklich eine Stadt IN einer Stadt) und wurden regelrecht von asiatischen Touristen und Fahnen niedergeschlagen. Trotzdem war das ganze sehr eindrücklich und schön anzuschauen. Im Norden der Stadt zahlten wir spottbillige 2 Yuan Eintritt und schlenderten durch den Jingshi-Park, der für einmal das Wort Park verdiente. In der Mitte wurde der Schutt des im Bei Wai Park ausgehobenen Sees zu einem ansehnlichen Hügel aufgeschüttet und ringsherum beobachten wir das chinesische Volk Tai Chi oder Schwertkampf üben. Auch Kaligraphie wurde praktiziert, es wurde gesungen, getanzt, musiziert oder spektakulär eine chinesische Art des Diablos gespielt. Alte Frauen spielten Karten, chinesisches Schach oder Mahjong. Es war super die Leute zu beobachten und ehrlich gesagt ziehen wir solche Erlebnisse vielen Sehenswürdigkeiten vor. Auch nur auf den alten Strassen herumzuirren und die Stimmung in sich aufzunehmen erfüllt einem viel mehr als dutzende Yuan für den Besuch irgendwelcher nichts sagenden Orte zu bezahlen.

Zurück im Hostel kamen wir in den Genuss eines offerierten Abendessens vom Grill und lernten zwei andere Reisende kennen, mit denen wir einen Trip zu einem Teilstück der grossen Mauer planten. Am nächsten Morgen brachen wir um 6 Uhr Richtung Busstation auf und fanden uns dank der chinesisch sprechenden Kollegin im richtigen Bus wieder. Eine Stunde später teilten wir uns ein Taxi zur Mauer und 50 Minuten später nahmen wir den Aufstieg in Angriff. Erschöpft standen wir endlich auf der chinesischen Mauer und ein weiterer Bubentraum ging endlich in Erfüllung. Ein erhabenes Gefühl übermahnte uns und wir waren stark von den Dimensionen der zum Teil sehr steilen Mauer beeindruckt. Das Teilstück war insgesamt etwa acht Kilometer lang und zum Glück nicht so touristisch wie andere Mauerüberreste. Mehrere Stunden wanderten wir von Turm zu Turm und genossen – trotz leichtem Regen und Nebel – die Aussicht.

Am anderen Tag besuchten wir den Art District Beijings wanderten durch grosse Industriegebiete in denen sich dutzende Gallerien versteckten. Schlussendlich ging es noch ab zum Olympia-Park, in dem wir das Vogelnest-Stadion bestaunten. Ein eindrückliches Gefühl vor diesem Riesenteil zu stehen!

Von Beijing nahmen wir den Expresszug, der uns in 4 Stunden und 55 Minuten, mit 303 km/h nach Shanghai fuhr. Es war schon fast ein bisschen krank wie schnell wir von der einen Megacity in die andere gelangten. In Shanghai residierten wir die letzten drei Tage in einem wunderschönen Youth Hostel, welches in einer alten Strasse lag und von glänzenden Wolkenkratzern überragt wurde. Wir zogen gleich los und bestaunten die futuristische Skyline Shanghais, die bei Nacht noch einen Tick heftiger ausschaute. Gegenüber lag der Bund, eine Ansammlung französischer Architektur mit Glockenturm und allem was dazugehört. Generell ist der Mix zwischen neuer und alter Bauweise sehr spannend anzuschauen. Den Rest der Zeit verbrachten wir mit schlendern, Einkaufen und Street Food essen. Ich weiss nicht wie oft wir bei dieser einen einfachen Strassenküche waren aber ich weiss, dass der Reis und die aus dem Wok gezauberten Nudeln astronomisch lecker waren, satt machten und mit 1 Dollar pro Portion super billig waren! Schliesslich schauten wir uns in einem überfüllten Irish Pub den EM-Final an und machten uns für die anstehende Schiffsreise bereit.

Am nächsten Morgen checkten wir am Hafen ein und bestiegen die 154 Meter lange Su Zhou, welche um 11 Uhr an der Skyline Shanghais Richtung Japan losfuhr. Andrea wurde gestern Abend seekrank, die vom Personal offerierten Seasick-Pillen helfen aber gut gegen die Übelkeit. Nun sind wir 24 Stunden unterwegs und das Wifi funktioniert ebenfalls. Wir befinden uns schon auf japanischem Territorium und sehen dutzende kleine Inseln an uns vorbeiziehen. In 22 Stunden ankern wir in Osaka und es geht in eine weiter Runde im pulsierenden Japan – wir freuen uns, aiai! 😀

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