Meer- und (urbane) Inselabenteuer

Cherating
Mit dem Boot ging es wieder zurück nach Jerantut, dieses Mal jedoch mit dem Flussstrom, daher dauerte die ganze Fahrt rund eine Stunde weniger. Auf dem Weg sahen wir eine wilde Herde Büffel, die sich eine Abkühlung gönnten. Ein paar Affen trieben ihr Unwesen und schauten unser kleines, vorüberziehendes Boot neugierig an. In Jerantut angekommen machten wir uns auf den Weg zum Busterminal und buchten eine weitere spottbillige Busfahrt nach Kuantan, einer grösseren Stadt an der Ostküste Malaysias. Einige Wartestunden später stiegen wir vor dem Stadion in Kuantan aus unserem Bus und suchten einen weitere Mitfahrgelegenheit nach Cherating, welches nur noch eine Autostunde von Kuantan entfernt lag. Gegen Abend kamen wir dann erschöpft in Cherating an. Zielstrebig liefen wir die Strasse zum Dorf hinunter und fanden schnell das Maznah Guesthouse, von dem ich schon in Blogposts von Oli im Weltreiseforum las. Faz, ein bulliger Malaysier und seine Mutter Maznah führen die kleine und einfache Bungalowanlage. Die beiden waren uns auf Anhieb sehr sympathisch und ihre Gastfreundschaft war sofort zu spüren. Wir bezogen zwei Bungalows und gönnten uns noch einen Drink im Little Bali, einer der zwei Bars in Cherating. Am nächsten Morgen erkundeten wir das verschlafene Dorf und stellten fest, dass wegen dem Fastenmonat Ramadan alle muslimischen Restaurants im 300 Seelendorf Cherating geschlossen waren. Andrea (also vor allem Andrea 🙂 ) und ich nutzten die Gelegenheit, um in der kleinen Hostelküche selber zu kochen. Am Nachmittag inspizierten wir den Strand, welcher angenehm leer war. Man konnte hunderte Meter weit ins Meer laufen und zwischendurch formten „Sandhügel“ eine kleine Insel mitten im südchinesischen Meer. Cherating ist verschlafen und genau das gefiel uns so sehr. Jeder schaltete mal zwei Gänge zurück und genoss das fröhliche Nichtstun, ganz ohne Verpflichtungen und Reisepläne. Am Abend besuchten wir jeweils das „Don’t Tell Mama“, eine Hippiebar am Strand, in der am ersten Abend mit Livemusik und wilder Feierei ziemlich was los war. Die Stimmung war ungezwungen und die Locals hauten einen Klassiker nach dem anderen raus. Während Ramadan finden in malaysischen Dörfern sogenannte Ramadan Bazars statt. Dutzende Essenstände verkaufen kulinarische Köstlichkeiten, die Muslims gegen Abend besuchen, um ihr Abendessen zu kaufen und dann nach Sonnenuntergang ihr Fasten zu brechen. Faz nahm uns an einen dieser Bazars mit, was erneut eine sehr spezielle Erfahrung war. Wir deckten uns unter staunenden Blicken Einheimischer Muslims mit einem üppigen Nachtessen und feinen Fruchtsäften ein und fuhren zurück zum Guesthouse. Roti Mubarak (eine Art gefülltes Omelett mit Fladenbrot) und in Kokosnussöl gebratener Reis mit Fisch, Hühnchenspiess und zahlreichen anderen Beilagen tischten wir uns sorgfältig auf und assen somit ein genüssliches Abendessen, das ich so schnell nicht vergessen werde. Uns gefiel es in Cherating so gut, dass wir zwei Nächte verlängerten und unsere Pläne nach Kapas zu fahren über den Haufen schmissen. So faulenzten wir weiter bis die Zeit zur Weiterreise kam.

Auf dem Ramadan Bazar

Auf dem Ramadan Bazar

Cherating Beach

Cherating Beach

Tioman Islands
Wir packten unser Zeugs früh am Morgen und standen um 8 Uhr an der Bushaltestelle in Cherating. Faz meinte, dass wir zwischen 8 und 9 Uhr sicher einen Bus zurück nach Kuantan erwischen würden. Nach einer halben Stunde warten wurden wir nervös und zugleich hielt ein älterer Mann am Strassenrand an und bot uns gegen einen kleinen Beitrag einen Taxiservice in die Stadt an. Wir lehnten natürlich nicht ab und waren in Rekordzeit in Kuantan, wo wir zugleich einen Bus nach Mersing erwischten. Dort angekommen buchten wir Fähretickets nach Tioman Islands und assen beim örtlichen Chinesen zu Mittag. Mit der Fähre ging es dann innert zwei Stunden nach Tioman. Wir entschieden uns für den Backpacker-Strand ABC-Beach und verliessen dort das Schiff. Die Unterkünfte lagen praktische alle in unmittelbarer Nähe zum Strand. Ein 1.5 Meter breiter Weg war die einzige „Strasse“, auf der die Einheimischen mit Motorrädern ihre Ware hin und her transportierten. Die Atmosphäre gefiel uns auf Anhieb und unsere Unterkunft in einem Bungalow, gleich beim Strand entpuppte sich als sehr gemütlich. Die vier Tage am ABC – Beach verbrachten wir dann im Sparmodus. Roman und Andrea gingen täglich im vorliegenden Korallenriff auf ausgiebige Schnorcheltrips. Ich stand auf einen Seestern und Abends tranken wir billiges Bier und hörten den Einheimischen beim jammen zu. Fisch-BBQ liessen wir uns nicht entgehen. Frisch gefangener Barracuda und lockerer Reis, so muss ein Abendessen auf dieser Trauminsel sein! Morgens bekamen wir jeweils Besuch von einer ganzen Affenbande, die die Terrassen der Bungalows nach Essbarem absuchten und einen riesen Radau machten. So verging die Zeit und wir liessen uns die Sonne auf die Bäuche scheinen und konnten fernab von Verpflichtungen die Stunden geniessen. Ein weiteres Highlight stand uns aber noch bevor.

Sternenhimmel über Tioman Islands

Sternenhimmel über Tioman Islands

Bungalow am Strand

Bungalow am Strand

Local au Tioman Island

Local auf Tioman Island

Die Seele baumeln lassen

Die Seele baumeln lassen

Johor Bahru // Hongkong
Schon als Bieri und Andrea in Singapur zu uns stiessen, witzelten wir darüber noch einmal nach Hongkong zu fliegen. Andrea ging das ganze Gestürme etwas auf den Zeiger und wir liessen die Idee im Hinterkopf ruhen. Schlussendlich buchten wir dann aber trotzdem noch einmal einen Flug und ganze fünf Übernachtungen im Urban Pack. Wir werden unsere alten Bekannten dort also innerhalb von einigen Wochen noch einmal zu Gesicht bekommen uns erneut ins dieses urbane Labyrinth einsaugen lassen. Die Vorfreude war riesig!

Von Tioman nahmen wir die Fähre zurück und konnten gleich einen Bus nach Johor Bahru – der Grenzstadt vor Singapur – buchen. Erneut zeigte sich die hohe Qualität des Busstransportsystems Malaysias, denn drei Stunden später standen wir schon an der geschäftigen Jalan Meldrun, in der wir auch unser Hotel bezogen. Die Dämmerung brach ein und wir machten uns auf den Weg nach etwas Essbaren. Dieses Unterfangen stellte sich schnell als sehr einfach heraus, denn gegen Abend wurden hunderte Plastikstühle und Tische auf die Strasse gestellt und aus dem Nichts tauchte ein Essenstand nach dem anderen auf. Wir gesellten uns zwischen die Einheimischen und schlemmten uns durch die Strassen. Zwischen Prostituierten und Spielhallen liefen wir an einem von Indern geführten Barbershop vorbei. Nach kurzem Zögern nahm einer nach dem anderen Platz und wir liessen unsere wildgewachsenen Bärte trimmen und bekamen zugleich noch eine kleine Massage verpasst. Die anderen Gäste des Barbershops fanden es witzig und die Inder gingen mit dem Rasiermesser ziemlich gekonnt um. Schon nur für die Erfahrung war es das wenige Geld wert. 🙂

Am nächsten Morgen nahmen wir den Bus direkt an den Singapur Changi Airport und flogen innert vier Stunden nach Hongkong. Es war als würden wir nach Hause kommen. Im Urban Pack wurden wir von einem alkoholisierten Sam und noch stärker alkoholisierten Gästen lautstark in Empfang genommen. Nach einem üppigen Nachtessen fielen wir in die Betten. Die Tage in Hongkong waren dann auch die letzten unserer Reise. Wir besuchten im gigantischen Einkaufszentrum Harbour City den wunderschön aufgemachten Ghibli Shop. Wir fuhren mit dem Tram einmal quer über die Hongkong Islands, hatten Zeit das eine oder andere einzukaufen und liefen wieder X Kilometer weit. Mit dem ganzen Hostel gingen wir zusammen bei Mr. Wong Abendessen. Für 50 HKD tischte uns der gesprächige und witzige Chinese ein all you can eat/drink Buffet auf, welches keine Wünsche übrig liess. Hongkong wurde in den ersten Tagen von einem kräftigen Taifun hemigesucht, der über die Tage verteilt immer wieder sinntflutartige Regengüsse brachte. Bei Mr. Wong fing es dann so stark an zu regnen, dass wir irgendwann die Flucht ergreifen mussten.

Bei Mr. Wong

Bei Mr. Wong

In Lang Kwai Fong ging es in den Ausgang, in einem japanischen Ramenladen konnten Andrea und ich unsere Sehnsucht nach Japan ein wenig eindämmen und in Mong Kok, dem am dichtestbesiedelten Fleck der Erde (130’000 Menschen pro km²) berieselte uns ein Meer aus Neonreklame. Ich liebe diese Stadt und ich liebe diese wuselige Stimmung. Überall und an jeder Ecke kann man jemanden bei einer Tätigkeit beobachten. Es ist Leben und Energie in dieser Weltstadt und diese bekommt man in jeder Sekunde zu spüren. Die Reise kriegte in Hongkong einen würdigen Abschluss und somit befinde ich mich wieder zu Hause im Post-Travel-Blues. Aber wie schon ein paar Mal erwähnt: „Nach der Reise, ist vor der Reise.“ Ich bin dann mal auf Skyscanner.com 😀

Skyline Hongkong vom Peak aus

Skyline Hongkong vom Peak aus

HK by Night

HK by Night

Mong Kok

Mong Kok

Ein Meer aus Leuchtreklame

Ein Meer aus Leuchtreklame

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