Anlaufschwierigkeiten in Malaysia

Kuala Lumpur
Ich mag Zugfahren und insbesonders Fahrten im Nachtzug ungemein. Die Reise nach Kuala Lumpur war aber für uns alle mehr Qual als Vergnügen. Hitze, lärmender Wagonzwischenteil und dauernd brennendes Licht raubten uns den Schlaf. Dementsprechend gerädert stiegen wir am nächsten Morgen aus dem Zug und schnupperten schwül-heisse malaysische Stadtluft. Mit der MRT gings ins hektische Chinatown, in dem immer noch viele alte, farbige Häuser stehen und somit bodenständigen Kontrast zum modernen Stadtteil. Wir checkten im Reggae Hostel ein und machten uns hungrig auf Nahrungssuche. Bei einem indischen Strassenstand/Restaurant wurden wir fündig und stürzten uns aufs Mittagsbuffet. Verschiedene Currys, vegetarische Köstlichkeiten und lockerer Reis füllten unsere Mägen. Einige von uns hatten mit der Nahrungsumstellung etwas zu kämpfen, ich bin froh, dass ich mich bis jetzt ohne Probleme quer durch die lokale (Strassen-)Küche Malaysias schlemmen konnte.

nomnomnom

Die vier Tage in Kuala Lumpur waren aufregend und gespickt von neuen Eindrücken. Auf dem 420 Meter hohen Kuala Lumpur Tower blickten wir quer über die immense Stadt. In der Nacht staunten wir von unten die beleuchteten Petronas Towers an und posierten mit chinesischen Schulmädchen, die unsere Kaspereien ulkig fanden. Besuche in gigantischen Einkaufshäusern standen ebenfalls auf dem Programm. In der Times Square Shopping Mall befindet sich sogar eine riesige mit Looping versehene Achterbahn, die sich durch mehrere Stockwerke schlängelt. Dieser übertriebene Protz lässt einen staunen und gleichzeitig den Kopf schütteln. Den Batu Caves – eine riesige Kalksteinhöhle mit gigantischer Statue davor – statteten wir auch einen Besuch ab. Die sich an der Treppe aufhaltenden Affen warteten gierig auf den einen oder anderen Snack. Ich hatte noch eine Packung Sonnenblumenkerne in der Tasche und fütterte den amüsanten Primaten ein paar davon. In einem unachtsamen Moment schlich sich einer von hinten an, stibitzte mir die ganze Packung und verschlang diese genüsslich auf einer Laterne.

Petronas Towers

Andrea und ich besuchten ebenfalls den grosen Vogelpark mit zahlreichen exotischen und freilaufenden Vögeln, sowie den Schmetterlingspark in der selben Umgebung. Den Weg zurück lauften wir, denn die Taxifahrer weigerten sich den Taxometer einzuschalten und verlangten dementsprechnd horrende Preise. Generell braucht man in Kuala Lumpur eine gewisse Geduld, um einen Taxifahrer zu finden, der nicht auf Abzocke aus ist. Die ehrlichen unter ihnen stellten sich als mehrheitlich interessant heraus und wir hatten einige witzige Gespräche während den Fahrten. Auf der Dachterasse des Hostels hatte man einen tollen Ausblick auf den Fernsehturm und die Petronas Towers. Gleichzeitig konnte man seine Kehle in der hauseigenen Rooftop-Bar benetzen. Als ich von der üblen Musik genervt zum DJ ging und ihn fragte, ob er mal „good german techno music“ von meinem iPod reinmischen möchte, willigte dieser ein und somit wurden die nächsten Stunden auch musikalisch optimal untermalt, was auch den anderen Gästen sichtlich gefiel. Irgendwann um 3:00 Uhr stellte man uns den Strom ab und der malaysische „DJ“ wollte von mir eine Liste mit „good german techno djs“, die er in Zukunft auflegen könne.

Melakka
Von Kuala Lumpur machten Andrea, Roman und ich einen Tagesausflug in die alte Küstenstad Melakka. In nur zwei Stunden waren wir am Ziel und starteten den Tag mit einem Geocache am Rande des sich durch die Stadt ziehenden Kanals. Wirklich umgehauen hat uns das Städtchen dann doch nicht und somit verzogen wir uns nach einem Bierchen wieder zurück nach Kuala Lumpur.

Cameron Highlands

Von KL nahmen wir einen Bus in die Cameron Highlands. Auf 1’500 Metern Höhe genossen wir als erstes die etwas kühlere Luft und nervten uns sogleich über die mühsame Hostelsuche. Alle Backpackerunterkünfte waren ausgebucht. Mit knurrenden Bäuchen schleppten wir uns gegen 21:00 Uhr durch die Strassen und fanden schlussendlich doch noch bei einem sympathischen, indischen Ehepaar eine Bleibe. Nach einem ausgiebigen Nachtessen fanden wir erholsamen Schlaf. Am nächsten Tag schnürrten wir die Wanderschuhe und assen beim Inder Frühstück. „Roti“ ein luftig lockeres Fladenbrot und verschiedene, zum Teil abartig scharfe Currys heizten uns am frühen Morgen richtig ein. Gesättigt starteten wir eine ca. dreistündige Wanderung quer durch die angrenzende, giftgrüne Vegetation. Wir bezwangen 400 Höhenmeter und genossen die Ruhe. Irgendwann kamen wir vom Weg ab und kämpften uns durch heruntergekommene Waldwege. Das Wasser ging zur Neige und die Stimmung wurde zunehmend groggy. Zum Glück hatte ich ein GPS dabei, mit dem wir zum Glück wieder auf den Weg fanden. Etwas kleinere Wanderungen zu Wasserfällen und Geocaching beschäftigten uns am Nachmittag. Wir waren danach der Meinung, dass wir es in den Highlands gesehen haben und beschlossen eine Weiterfahrt in den Taman Negara Nationalpark.

Taman Negara Nationalpark
Grund für einen Besuch dieses Ortes ist der 130 Millionen (!!) alte tropische Dschungel und somit das ältestes Waldgebiet der Welt. Die Anfahrt war dann aber ziemlich übel und von Pauschaltouristen-Atmosphäre geprägt. Von den Cameron Highlands wurden wir mit anderen jungen Reisenden in drei Stunden nach Jerantut gefahren. Dort warteten wir mit dutzenden anderen Touristen in einem Reisebüro, in dem man uns exorbitant teure Touren und Busbillete andrehen wollte. Nach zwei Stunden stiegen wir in einen Reisecar, der uns an den angrenzenden Fluss chauffierte. Das ganze war ziemlich tourimässig und gipfelte darin, dass es am Fluss tatsächlich Leute gab, die sich für zwei Ringit ihr Gepäck per Wagon an den Fluss liefern liessen. Wir trugen unser Gepäck selber zum Langboot und stiegen erlöst ein. Die anschliessende, dreistündige Fahrt war dann aber mehr als genial. Links und rechts türmten sich waldige Vegetationen auf und verschlugen uns die Sprache. Wilde Rinder, Affen und zahlreiche Vogelarten konnte man hier in einer natürlichen Umgebung mit etwas Glück beobachten. Per Internet buchten wir uns ein 8-Bettdorm, welches sich zwar auf Dschungelseite des Flusses befand, sich jedoch in einem Luxusresort befand. Schnell merkten wir, dass wir eigentlich in den Barracken der malaysischen Hotelangestellten einquartiert wurden. Dieser Faktor erwies sich dann aber doch als Chance. Dazu aber später mehr. Der Ort vor dem Taman Negara Dschungel ist zweigeteilt. Der Eingang zum Dschungel und unser fanzy fanzy Ferienbungalowresort auf der einen Seite des Flusses, all die anderen Unterkünfte und schwimmende Restaurants (Hütten auf dem Fluss) auf der anderen Seite. Locals chauffierten die Besucher per Boottaxi (1 Ringit // ca. 30 Rappen) hin und her. Schnell merkten wir, dass man hier ausser im Dschungel den Touristen schwer entgehen kann, da sich das ganze in einem sehr kleinen Gebiet abspielt. Wir versuchten das ganze zu ignorieren und fanden sogar einen Laden, der (überteuertes) Bier verkaufte. In einem vorwiegend muslimischen Land stellt sich die Biersuche generell als sehr anstrengend und tricky heraus. Gegen 24:00 Uhr bekamen wir Besuch aus dem Dschungel. Ein witzig ausschauendes Schwein war auf Futtersuche und wühlte sich durch den Vorgarten des Hotels. Über unsere Erdnüsse freute es sich ungemein und dampfte dann später wieder ab. Am nächsten Tag wurden erneut die Wanderschuhe geschnürrt wir machten uns auf in den Dschungel. Auf dem Canopy Walk, einer 40 Meter hohen Hängbrücke konnte man sich von Plattform zu Plattform zwischen den Baumwipfeln bewegen und das ganze einemal von oben beobachten. Auf der ziemliche langen Wanderung fanden wir schlussendlich einen Weg ohne Touristen und vorgefertigten Wanderwegen. Auf steilen und engen Wegen schängelten wir uns durch den Dschungel und staunten ab immens dicken Bäumen, seltsam ausschauende Pflanzen und die einen oder anderen Tiere. Absolut durchgeschwitzt schmissen wir uns unter die Duschen und nahmen eine Auszeit. Gegen Abend veranstalteten wir in unserem Dorm eine Egoparty und spielten einige Spiele. Die aus Sri Lanka, Malaysia und Pakistan stammenden Hotelangestellte hatten gegen 23:00 Uhr Feierabend und machten es sich auf der Veranda gemütlich. Schnell waren wir mitten im Gespräch mit ihnen und erfuhren einiges aus ihrem Leben fernab ihrer Familien zu Hause. Nisar Ali, ein pakistanischer Reporter war einer dieser interessanten Menschen. Er schrieb einige Artikel, die gewissen Menschen in Pakistan nicht so schmeckten, er wurde verfolgt und ins Gefängnis gesteckt. Die Situation spitzte sich zu, weshalb er aus Pakistan fliehen musste und sein täglich Brot momentan als Küchenhilfe im Hotel verdient. Über Bilder aus unserer Heimat, der schneebedeckten Landschaft und Kuhweiden staunten die Sri Lankis minutenlang. Den Abend vergessen wir bestimmt nicht so schnell.

Canopy Walk
Nächster Stop ist das an der Ostküste gelegene Dörfchen Cherating. 8)

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