Heimatgefühle in Japan!

Seit gut einer Woche sind wir endlich wieder in Japan! Das dritte Mal für mich, das zweite Mal für Andrea und es füllte sich an, als kämen wir nach Hause. Sofort fühlten wir uns ganz anders und eine gewisse Euphorie machte sich in uns breit. In Osaka quartierten wir uns im J-Hoppers ein und erkundeten die ruhigen Nebengassen, die sich ringsherum befanden. Wahnsinnig gute Düfte aus den zahlreichen kleinen Restaurants schossen regelrecht in unsere Nasen und wir fühlten uns grandios! Das erste Ramen nach gut einem Jahr glich einer Erlösung – für mich persönlich gehört diese japanische Nudelsuppe zum Besten, was man essen kann und es ist für japanische Verhältnisse recht billig bzw. man bekommt es überall. Die Mentalität der Japaner war etwas weiteres, was wir verzweifelt vermisst haben, man fühlt sich in Nippon einfach extrem wohl und geborgen. Die Leute sind der Hammer, kein Vergleich zu China!

In Osaka machten wir nicht viel, wir genossen die Atmosphäre, wanderten durch die Strassen und assen viel und gut! Am einen Abend machten wir einen Abstecher in eine Metal-Bar, die wir dank dem astreinen Taxifahrer (sauber, freundlich, perfekt!) nach kurzem Suchen gefunden haben. Fuki, der Besitzer des grandios eingerichteten Schuppens war erfreut zwei Gaijins (Ausländer) bedienen zu dürfen und recht schnell machten wir Bekanntschaft mit zwei besoffenen, japanischen Geschäftsmännern, die wie jeder andere ihrer Art nach drei Bieren das Verhalten eines Kindes annahmen. Die meisten Japaner vertragen Alkohol überhaupt nicht, weshalb wir stundenlang mit ihnen rumblödelten und eine gute Zeit hatten.

Nach einer kurzen Zugfahrt checkten wir – wie letztes Jahr – im K’s House Hostel in Kyoto ein, einer der schönsten Städte in Japan. Wir machten einen Abstecher nach Downtown und besuchten (natürlich) Tower Records (Himmel für CD-Sammler!) und Andreas’ Kleiderläden. Einige zehntausend Yen leichter ruhten wir uns in der angrenzenden Bar des Hotels aus, bevor wir am Fluss entlang wieder Richtung Downtown liefen. Es war Samstag und dementsprechend war auch was los am kilometerlangen Flussufer. Piekfein, in traditionellen Yukatas herausgeputzte Japaner und Japanerinnen hatten eine gute Zeit und verschönten den sonst schon wundervollen Anblick zwischen Lampions, Feuerspucker, Musikern und besoffenen Studenten. Bier- und sonstiger kulinarischer Nachschub gibt es in den zahlreichen 24-Stundenshops („Konbinis“), in denen man so ziemlich alles finden kann. Japan, Kyoto – die Stimmung war und ist bis heute auf dem Höhepunkt!

Da wir letztes Jahr schon viele Tempel, Schreine und Gärten Kyotos abgeklappert hatten, machten wir uns auf die Suche nach neuen und kleineren Orten zum anschauen. Ideen dafür bekamen wir von zwei perfekt Deutschsprechenden Asiaten vom Nebentisch der Zen-Bar. Ich war felsenfest der Überzeugung, dass die Herren von Nebenan Englisch sprechen (vielleicht lags am Alkohol?), Andrea hingegen war der anderen Meinung. Wir schlossen eine Wette ab, welche ich nach dem direkten Nachfragen bei den Typen natürlich verlor. Anyway, sie baten uns sofort zu sich rüber und man kam schnell ins Gespräch. Der 37-jährige (Äusseres eines 25-jährigen) Tae-Ho wurde in Südkorea geboren, wuchs in Deutschland auf und arbeitet jetzt bei der Swisscom in Bern. Der etwas ältere Kwang-Jin war ebenfalls Koreaner, lebt in Seoul und unterrichtet an einer deutschsprachigen Schule Taekwondo, Tai Chi und generell Sport. Zusammen trainieren sie die Kunst des Aikidos, weshalb sie mehrere Male pro Jahr nach Kyoto reisen, um Einzeltraining bei ihrem Grossmeister zu nehmen. Kampfkunst kann man es nicht nennen, mehr arbeiten sie mit Energie, was aber hier sehr schwer zu erklären ist. Jedenfalls ist die Suche nach einem guten Grossmeister schwer, daher die zahlreichen Reisen nach Kyoto. Sie gaben uns wie schon erwähnt Tipps und luden uns danach für den Montag zum gemeinsamen Abendessen und Trinken ein.

Am Montag Abend machten wir uns auf Richtung Gion, dem Berühmten Geisha-Viertel in Kyoto. Geishas sieht man praktisch nie, man muss schon Glück haben eine vor Gesicht zu bekommen, wie sie mit einem reichen Geschäftsmann eine Lokalität betritt. Trotzdem war das Schlendern durch die Gassen mit leuchtenden Lampions und alten Häusern genial. Wieder in Downtown angelangt assen wir in einem Curry-Restaurant zu Abend. Die Schärfestufen und Portionen konnte man selber wählen. Auf einer Skala von 1 – 10, hatte Andrea schon bei Nummer 3 mehr als genug. 😛

Weiter gings in eine Bar, die mit Bambuspapier in mehrere Abteile unterteilt war. Wir nahmen am Boden auf den Tatamis um einen niedrigen Holztisch Platz und konnten unsere Bestellung per Touchscreen aufgeben. Der Abend verlief dementsprechend sehr feuchtfröhlich und einige Japanerinnen reiherten vor die Frauentoilette. Minuten später sah man davon aber nichts mehr, das ist japanische Effizienz – hehe!

Wir liefen wieder am Fluss entlang nach Hause und verabredeten uns mit den beiden für den nächsten Tag vor dem Fujinara-Schrein, wo sich auch ihr Dojo befindet. Am nächsten Tag nahmen wir den Zug zum besagten Schrein, der in einem sehr ruhigen Vorort Kyotos lag. Während ihrer Trainingszeit schauten wir uns den Ort genauer an. Wundervoll im Wald gelegen lag ein langer Pfad mit hunderten roten Toris, durch die man gehen und sich der atemberaubenden Atmosphäre hingeben konnte. Danach schlenderten wir mit Tae-Ho und Kwong-Jin durch die kleinen und intimen Gassen, in denen kein Verkehr war und man die Stimmung des täglichen Lebens der Japaner regelrecht aufsaugen konnte. Sie führten uns in ein absolut fantastisches Ramen-Restaurant, in der uns eine alte Frau ein geniales Ramen auftischte. Später setzte sich sogar der Sensei höchstpersönlich zu uns. Später führten uns die Jungs weiter durch Gassen mit alten Holzhäusern und viel Grün. Wir schauten uns einen kleinen Tempel mit Garten an, dessen Schönheit und Ruhe wohl nur mit Bildern beschreibbar ist. Ohne Touristen ruhten wir uns im perfekt gestalteten Garten aus und liessen Kwong-Jin in Ruhe meditieren. Später gings noch weiter zu einem weiteren, um einiges grösseren Tempel, in dem wir eine Zeremonie von Mönchen mit Abstand beiwohnten. Am Abend gingen wir Tempura essen und liessen den Tag vor ihrem Youth Hostel ausklingen. Sie zeigten uns Aikodo-Videos von ihren Trainingsstunden, die uns die Kinnlade runterklappen liessen. Mehr dazu erzählen wir von Auge zu Auge, sonst glaubt ihr uns das nie…

Die Zwei waren sehr faszinierend und ihre Ansichten und Gedanken höchst interessant. Am 8. Oktober reisen wir nach Bern, denn ihr Sensei hält eine Exhibition ab, auf die wir jetzt schon ungemein freuen.

Die Zeit in Kyoto und vor allem mit den zwei lustigen, sehr interessanten Jungs aus Korea ging zu Ende und wir machten uns Richtung Nagano auf. Das Wetter ist leider schlecht, trotzdem ist es gemütlich hier. Mit Kei, dem Besitzer des Backpacker Hostels gingen wir heute in einem winzigen Alternativ-Café Essen und hatten sonst eine gute Zeit im Zenko-Ji-Tempel. Morgen fahren wir nach Matsumoto und dann weiter in die japanischen Alpen, aus denen wir uns wieder melden!

Bilder

Andrea

Andreas

Ein Gedanke zu „Heimatgefühle in Japan!

  1. hallo ,

    du schreibst wirklich sensationell gut ,
    man spührt es beim lesen wie ihr das zu 2 geniesst
    und ich beneide euch.
    geniesst es , ich mag es euch trotzdem gönnen !
    wir dürfen ja dank deinen einträgen ,auch einwenig davon träumen.
    freue mich schon auf den nächsten eintrag.

    danke und gruss
    toni

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