Beijing, Shanghai und Schiff ahoi!

Hier der letzte Blogeintrag aus China – naja – während ich diese Zeilen verfasse, haben wir schon einen grossen Teil unserer Schiffsreise hinter uns gebracht und die Uhr noch einmal eine Stunde vorgestellt. Dazu aber später mehr.

Von Xian nahmen wir einen Nachtzug nach Beijing, dieses Mal aber im Hardsleeper mit offenen 6er-Kabinen. Bis um 22:00 Uhr waren die Chinesen mit Kartenspielen, Tee bzw. Nudeln kochen und lautem Gerede beschäftigt. Der eine Typ hat sich während zwei Stunden non-stop auf den Hinterkopf gehauen, was wohl irgendeine Art von eigenartiger Selbsttherapie sein sollte. Zum Glück ging das Licht dann aus und wir konnten bequem durchschlafen. Mein „Zimmerkollege“ vom unteren Bett brüllte mir mit Grinsen im Gesicht noch ein „goodaid“ entgegen und nach der dritten Wiederholung seinerseits erkannte ich es endlich als „good night“. 🙂

In Beijing angekommen fiel uns zuerst die angenehme Temperatur von ca. 27° auf und danach die unglaubliche Luftverschmutzung! Beijing – eine Stadt halb so gross wie Belgien – schien eingesperrt unter einer gigantischen Dunstglocke. Die Weitsicht wurde durch den Smog sehr stark getrübt und man konnte die entfernten Wolkenkratzer kaum wahrnehmen. Wir checkten im ChinaBox-Hostel für sechs Nächte ein und lernten gleich Tim, den Besitzer kennen, welcher uns sofort mit massig Tipps für die kommenden Tage eindeckte. In Peking gibt es einfach so enorm viel zu sehen, dass man mit der Planung schon fast überfordert wird. Wir stellten eine provisorische Liste zusammen und zogen gleich durch die Hutongs, in denen sich unser Hostel befand. Hutongs sind lang gezogene Wohngassen in denen die einfachen Bürger Beijings wohnen und man das tägliche Leben der Bewohner hautnah miterleben kann. Wir fühlten uns jedenfalls wie ein Teil der Nachbarschaft. Einige der Hutongs stehen unter einer Art Denkmalschutz, andere hingegen wurden knallhart niedergerissen, um mehrspurige Strassen oder riesige Hochhäuser zu bauen. Auch viele Tempel wurden von der Regierung niedergerissen und als Kopie an einem anderen Ort wieder aufgebaut…

Am folgenden Tag besuchten wir den Konfuzius Tempel, die anschliessende Akademie und den beeindruckenden, tibetischen Lamatempel. Gegenüber fanden wir ein absolut grandioses, vegetarisches Restaurant mit Mittagsbuffet. Wir bedienten uns aus über hundert verschiedenen Gerichten und konnten für einmal den „was ist das wohl für Fleisch“-Gedanken ausschalten. Der Abstecher zum überdimensional grossen Bei Wai Park war dann wieder nicht so spektakulär. Man konnte um einen riesigen, künstlichen See herumlaufen und sonst irgendwelche nicht authentische Sehenswürdigkeiten besuchen oder andere Touristen beobachten. Am anderen Tag besuchten wir die massive verbotene Stadt (wirklich eine Stadt IN einer Stadt) und wurden regelrecht von asiatischen Touristen und Fahnen niedergeschlagen. Trotzdem war das ganze sehr eindrücklich und schön anzuschauen. Im Norden der Stadt zahlten wir spottbillige 2 Yuan Eintritt und schlenderten durch den Jingshi-Park, der für einmal das Wort Park verdiente. In der Mitte wurde der Schutt des im Bei Wai Park ausgehobenen Sees zu einem ansehnlichen Hügel aufgeschüttet und ringsherum beobachten wir das chinesische Volk Tai Chi oder Schwertkampf üben. Auch Kaligraphie wurde praktiziert, es wurde gesungen, getanzt, musiziert oder spektakulär eine chinesische Art des Diablos gespielt. Alte Frauen spielten Karten, chinesisches Schach oder Mahjong. Es war super die Leute zu beobachten und ehrlich gesagt ziehen wir solche Erlebnisse vielen Sehenswürdigkeiten vor. Auch nur auf den alten Strassen herumzuirren und die Stimmung in sich aufzunehmen erfüllt einem viel mehr als dutzende Yuan für den Besuch irgendwelcher nichts sagenden Orte zu bezahlen.

Zurück im Hostel kamen wir in den Genuss eines offerierten Abendessens vom Grill und lernten zwei andere Reisende kennen, mit denen wir einen Trip zu einem Teilstück der grossen Mauer planten. Am nächsten Morgen brachen wir um 6 Uhr Richtung Busstation auf und fanden uns dank der chinesisch sprechenden Kollegin im richtigen Bus wieder. Eine Stunde später teilten wir uns ein Taxi zur Mauer und 50 Minuten später nahmen wir den Aufstieg in Angriff. Erschöpft standen wir endlich auf der chinesischen Mauer und ein weiterer Bubentraum ging endlich in Erfüllung. Ein erhabenes Gefühl übermahnte uns und wir waren stark von den Dimensionen der zum Teil sehr steilen Mauer beeindruckt. Das Teilstück war insgesamt etwa acht Kilometer lang und zum Glück nicht so touristisch wie andere Mauerüberreste. Mehrere Stunden wanderten wir von Turm zu Turm und genossen – trotz leichtem Regen und Nebel – die Aussicht.

Am anderen Tag besuchten wir den Art District Beijings wanderten durch grosse Industriegebiete in denen sich dutzende Gallerien versteckten. Schlussendlich ging es noch ab zum Olympia-Park, in dem wir das Vogelnest-Stadion bestaunten. Ein eindrückliches Gefühl vor diesem Riesenteil zu stehen!

Von Beijing nahmen wir den Expresszug, der uns in 4 Stunden und 55 Minuten, mit 303 km/h nach Shanghai fuhr. Es war schon fast ein bisschen krank wie schnell wir von der einen Megacity in die andere gelangten. In Shanghai residierten wir die letzten drei Tage in einem wunderschönen Youth Hostel, welches in einer alten Strasse lag und von glänzenden Wolkenkratzern überragt wurde. Wir zogen gleich los und bestaunten die futuristische Skyline Shanghais, die bei Nacht noch einen Tick heftiger ausschaute. Gegenüber lag der Bund, eine Ansammlung französischer Architektur mit Glockenturm und allem was dazugehört. Generell ist der Mix zwischen neuer und alter Bauweise sehr spannend anzuschauen. Den Rest der Zeit verbrachten wir mit schlendern, Einkaufen und Street Food essen. Ich weiss nicht wie oft wir bei dieser einen einfachen Strassenküche waren aber ich weiss, dass der Reis und die aus dem Wok gezauberten Nudeln astronomisch lecker waren, satt machten und mit 1 Dollar pro Portion super billig waren! Schliesslich schauten wir uns in einem überfüllten Irish Pub den EM-Final an und machten uns für die anstehende Schiffsreise bereit.

Am nächsten Morgen checkten wir am Hafen ein und bestiegen die 154 Meter lange Su Zhou, welche um 11 Uhr an der Skyline Shanghais Richtung Japan losfuhr. Andrea wurde gestern Abend seekrank, die vom Personal offerierten Seasick-Pillen helfen aber gut gegen die Übelkeit. Nun sind wir 24 Stunden unterwegs und das Wifi funktioniert ebenfalls. Wir befinden uns schon auf japanischem Territorium und sehen dutzende kleine Inseln an uns vorbeiziehen. In 22 Stunden ankern wir in Osaka und es geht in eine weiter Runde im pulsierenden Japan – wir freuen uns, aiai! 😀

Bilder

Andrea

Andreas

2 Gedanken zu „Beijing, Shanghai und Schiff ahoi!

  1. Hallo. Ich habe deinen Blog mal quergelesen. Was mir fehlt, sind Bilder, die den Text (= Bleiwüste) auflockern und dann noch ein paar Zwischen-Überschriften. Macht das ganze leichter lesbar und erst noch interessanter. Viel Spass. W.

    • Hallo Willi

      Danke fürs Feedback! Ich bin deiner Meinung, wenn ich wieder zurück in der Schweiz bin, werde ich den Blog komplett überarbeiten. Kommen dann noch 2 Posts über meine zi Ende gehende Radtour durch Thailand dazu. Danke fürs (zukünftige) Lesen. Gruss Andreas

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert