Japanische Berge und schwitzende Sumoringer

Wir melden uns zurück aus dem Land in dem sich die Taxitür bzw. der Klodeckel von selbst öffnen, die Shopbesitzer uns zur Begrüssung regelrecht anschreien und der Zug auf die Sekunde pünktlich ist. Wir finden es so schön hier und möchten am liebsten gleich bleiben – Japan war, ist und bleibt ein ganz spezielles Land, welches uns tagtäglich erneut fasziniert…

Nachtrag aus Kyoto:

Aus dem Bus schaute ich einer alten japanischer Frau zu, deren Hund aufs Trottoir kacken wollte. Damit dieses nicht verschmutzt wurde, legte sie behutsam ein Taschentuch aus und der Hund verrichtete sein Geschäft auf selbigem. Fein säuberlich faltete sie das Tuch zusammen und entsorgte es im Abfall. Ich dachte eine Schilderung der Szene sollte hier noch Platz finden. 😛

Von Kyoto fuhren wir ab nach Nagano, dem Tor zu den japanischen Alpen. Kei vom Youth Hostel „1166“ war ein angenehmer Zeitgenosse und seine Unterkunft heimelig. Er nahm uns am folgenden Tag zum Mittagessen in ein alternatives Café mit, wo wir zwischen antiken Möbeln auf wild zusammen gewürfelten Stühlen einen delikaten Lunch zu uns nahmen. Später half er uns noch die Sumo-Tickets für das Turnier in Nagoya zu erwerben und gab uns sonst noch hilfreiche Tipps. Danach guckten wir uns noch den Zenko-Ji Tempel an und schauten kurz einer japanischen Tanzvorführung durch eine Seitentür zu. Am nächsten Tag unternahmen wir einen Ausflug ab in die Natur nach Kamikochi. Herrliche Wanderwege führten vorbei an Flüssen und giftgrünen Wäldern. Wegen schlechtem Wetter verzogen wir uns gegen Mittag wieder und schauten uns in Matsumoto noch das schwarze Samura-Schloss an. Zurück in Nagano tranken wir am Abend mit vier Japanern aus dem Hostel ein paar Bier und einer von ihnen zeigte uns Bilder von seinem vom Tsunami verwüsteten Fischerdorf, was uns emotional sehr mitnahm…

Der Skiort Hakuba stand als nächstes auf dem Plan, der uns auch gleich nach der Ankunft in seinen Bann zog. Das verschlafene Dorf strahlte regelrecht vor Schönheit und die einzelnen Chalets, die sich zwischen bewaldete Hügel schmiegten, erinnerten uns an die Schweiz. Im grossen K’s House Hostel waren wir während zwei Nächten die einzigen Gäste, weshalb wir uns in der Nacht ein wenig wie im Film Shining fühlten. Am nächsten Tag war dann wieder Sauwetter, trotzdem nahmen wir die Gondel hoch auf 1900 Meter und reihten uns in die japanische Wandergesellschaft ein. Rudimentär ausgerüstet, mit kurzen Hosen und schlechten Schuhen wurden wir von den topmodern ausgestatteten Japanern schräg angeglotzt. Leider waren wir für das scheiss Wetter mit Nebel, Regen und Wind zu schlecht ausgerüstet, weshalb wir nach einigen Stunden wieder ins Tal fuhren. Am Abreisetag wars dann natürlich wieder herrlich schön und wir mussten uns mit dem Blick auf die fantastische Landschaft aus dem Zugfenster begnügen.

Von Hakuba fuhren wir weiter über Fukushima (uhhuuuu!) nach Sendai, wo wir bei einem sehr verwirrten Japaner Unterschlupf fanden. Am Abend tobten wir uns in einer der Gaming-Hallen aus und nahmen ein ausgiebiges Mahl zu uns. Am nächsten Tag fuhren wir nach Matsushima an die Küste, wo wir verschiedene Tempel, Schreine und eine hübsche Insel begutachteten.

Am Folgetag fuhren wir nach Nagoya, wo wir uns den 18. Tag des jährlichen Sumoturniers reinzogen. Die Halle war riesig und die Stimmung sehr speziell. Mit Bier bewaffnet setzten wir uns neben die Einheimischen und gaben uns dem Spektakel hin. Laute Zwischenrufe und betrunkenes Gelächter trugen den Rest zur guten Stimmung bei. Nach dem Turnier schauten wir in einem Internetkaffe vorbei. Diese sind propenvoll mit Mangas, Filmen und Zeitschriften. Ausserdem kann man in diesen übernachten und duschen – also quasi ein Hotel für Nerds.

Von Nagoya fuhren wir am nächsten Tag weiter nach Nikko, wo wir uns jetzt befinden. Natürlich wars gestern am Ankunftstag schön und heute pissts wieder – langsam nervts ein bisschen. Trotzdem wars schön die in Wälder eingebettete Schreine und Tempel zu erkunden und am Abend ein Bad in einem japanischen Onsen (50° heisses Thermalbad) zu nehmen.

In 10 Tagen geht unsere Reise zu Ende. Vorher stehen aber noch Hakone, Ito und fünf satte Tage Tokyo auf dem Reiseplan. Ganbarre, ganbarre!

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Andrea

Andreas

Heimatgefühle in Japan!

Seit gut einer Woche sind wir endlich wieder in Japan! Das dritte Mal für mich, das zweite Mal für Andrea und es füllte sich an, als kämen wir nach Hause. Sofort fühlten wir uns ganz anders und eine gewisse Euphorie machte sich in uns breit. In Osaka quartierten wir uns im J-Hoppers ein und erkundeten die ruhigen Nebengassen, die sich ringsherum befanden. Wahnsinnig gute Düfte aus den zahlreichen kleinen Restaurants schossen regelrecht in unsere Nasen und wir fühlten uns grandios! Das erste Ramen nach gut einem Jahr glich einer Erlösung – für mich persönlich gehört diese japanische Nudelsuppe zum Besten, was man essen kann und es ist für japanische Verhältnisse recht billig bzw. man bekommt es überall. Die Mentalität der Japaner war etwas weiteres, was wir verzweifelt vermisst haben, man fühlt sich in Nippon einfach extrem wohl und geborgen. Die Leute sind der Hammer, kein Vergleich zu China!

In Osaka machten wir nicht viel, wir genossen die Atmosphäre, wanderten durch die Strassen und assen viel und gut! Am einen Abend machten wir einen Abstecher in eine Metal-Bar, die wir dank dem astreinen Taxifahrer (sauber, freundlich, perfekt!) nach kurzem Suchen gefunden haben. Fuki, der Besitzer des grandios eingerichteten Schuppens war erfreut zwei Gaijins (Ausländer) bedienen zu dürfen und recht schnell machten wir Bekanntschaft mit zwei besoffenen, japanischen Geschäftsmännern, die wie jeder andere ihrer Art nach drei Bieren das Verhalten eines Kindes annahmen. Die meisten Japaner vertragen Alkohol überhaupt nicht, weshalb wir stundenlang mit ihnen rumblödelten und eine gute Zeit hatten.

Nach einer kurzen Zugfahrt checkten wir – wie letztes Jahr – im K’s House Hostel in Kyoto ein, einer der schönsten Städte in Japan. Wir machten einen Abstecher nach Downtown und besuchten (natürlich) Tower Records (Himmel für CD-Sammler!) und Andreas’ Kleiderläden. Einige zehntausend Yen leichter ruhten wir uns in der angrenzenden Bar des Hotels aus, bevor wir am Fluss entlang wieder Richtung Downtown liefen. Es war Samstag und dementsprechend war auch was los am kilometerlangen Flussufer. Piekfein, in traditionellen Yukatas herausgeputzte Japaner und Japanerinnen hatten eine gute Zeit und verschönten den sonst schon wundervollen Anblick zwischen Lampions, Feuerspucker, Musikern und besoffenen Studenten. Bier- und sonstiger kulinarischer Nachschub gibt es in den zahlreichen 24-Stundenshops („Konbinis“), in denen man so ziemlich alles finden kann. Japan, Kyoto – die Stimmung war und ist bis heute auf dem Höhepunkt!

Da wir letztes Jahr schon viele Tempel, Schreine und Gärten Kyotos abgeklappert hatten, machten wir uns auf die Suche nach neuen und kleineren Orten zum anschauen. Ideen dafür bekamen wir von zwei perfekt Deutschsprechenden Asiaten vom Nebentisch der Zen-Bar. Ich war felsenfest der Überzeugung, dass die Herren von Nebenan Englisch sprechen (vielleicht lags am Alkohol?), Andrea hingegen war der anderen Meinung. Wir schlossen eine Wette ab, welche ich nach dem direkten Nachfragen bei den Typen natürlich verlor. Anyway, sie baten uns sofort zu sich rüber und man kam schnell ins Gespräch. Der 37-jährige (Äusseres eines 25-jährigen) Tae-Ho wurde in Südkorea geboren, wuchs in Deutschland auf und arbeitet jetzt bei der Swisscom in Bern. Der etwas ältere Kwang-Jin war ebenfalls Koreaner, lebt in Seoul und unterrichtet an einer deutschsprachigen Schule Taekwondo, Tai Chi und generell Sport. Zusammen trainieren sie die Kunst des Aikidos, weshalb sie mehrere Male pro Jahr nach Kyoto reisen, um Einzeltraining bei ihrem Grossmeister zu nehmen. Kampfkunst kann man es nicht nennen, mehr arbeiten sie mit Energie, was aber hier sehr schwer zu erklären ist. Jedenfalls ist die Suche nach einem guten Grossmeister schwer, daher die zahlreichen Reisen nach Kyoto. Sie gaben uns wie schon erwähnt Tipps und luden uns danach für den Montag zum gemeinsamen Abendessen und Trinken ein.

Am Montag Abend machten wir uns auf Richtung Gion, dem Berühmten Geisha-Viertel in Kyoto. Geishas sieht man praktisch nie, man muss schon Glück haben eine vor Gesicht zu bekommen, wie sie mit einem reichen Geschäftsmann eine Lokalität betritt. Trotzdem war das Schlendern durch die Gassen mit leuchtenden Lampions und alten Häusern genial. Wieder in Downtown angelangt assen wir in einem Curry-Restaurant zu Abend. Die Schärfestufen und Portionen konnte man selber wählen. Auf einer Skala von 1 – 10, hatte Andrea schon bei Nummer 3 mehr als genug. 😛

Weiter gings in eine Bar, die mit Bambuspapier in mehrere Abteile unterteilt war. Wir nahmen am Boden auf den Tatamis um einen niedrigen Holztisch Platz und konnten unsere Bestellung per Touchscreen aufgeben. Der Abend verlief dementsprechend sehr feuchtfröhlich und einige Japanerinnen reiherten vor die Frauentoilette. Minuten später sah man davon aber nichts mehr, das ist japanische Effizienz – hehe!

Wir liefen wieder am Fluss entlang nach Hause und verabredeten uns mit den beiden für den nächsten Tag vor dem Fujinara-Schrein, wo sich auch ihr Dojo befindet. Am nächsten Tag nahmen wir den Zug zum besagten Schrein, der in einem sehr ruhigen Vorort Kyotos lag. Während ihrer Trainingszeit schauten wir uns den Ort genauer an. Wundervoll im Wald gelegen lag ein langer Pfad mit hunderten roten Toris, durch die man gehen und sich der atemberaubenden Atmosphäre hingeben konnte. Danach schlenderten wir mit Tae-Ho und Kwong-Jin durch die kleinen und intimen Gassen, in denen kein Verkehr war und man die Stimmung des täglichen Lebens der Japaner regelrecht aufsaugen konnte. Sie führten uns in ein absolut fantastisches Ramen-Restaurant, in der uns eine alte Frau ein geniales Ramen auftischte. Später setzte sich sogar der Sensei höchstpersönlich zu uns. Später führten uns die Jungs weiter durch Gassen mit alten Holzhäusern und viel Grün. Wir schauten uns einen kleinen Tempel mit Garten an, dessen Schönheit und Ruhe wohl nur mit Bildern beschreibbar ist. Ohne Touristen ruhten wir uns im perfekt gestalteten Garten aus und liessen Kwong-Jin in Ruhe meditieren. Später gings noch weiter zu einem weiteren, um einiges grösseren Tempel, in dem wir eine Zeremonie von Mönchen mit Abstand beiwohnten. Am Abend gingen wir Tempura essen und liessen den Tag vor ihrem Youth Hostel ausklingen. Sie zeigten uns Aikodo-Videos von ihren Trainingsstunden, die uns die Kinnlade runterklappen liessen. Mehr dazu erzählen wir von Auge zu Auge, sonst glaubt ihr uns das nie…

Die Zwei waren sehr faszinierend und ihre Ansichten und Gedanken höchst interessant. Am 8. Oktober reisen wir nach Bern, denn ihr Sensei hält eine Exhibition ab, auf die wir jetzt schon ungemein freuen.

Die Zeit in Kyoto und vor allem mit den zwei lustigen, sehr interessanten Jungs aus Korea ging zu Ende und wir machten uns Richtung Nagano auf. Das Wetter ist leider schlecht, trotzdem ist es gemütlich hier. Mit Kei, dem Besitzer des Backpacker Hostels gingen wir heute in einem winzigen Alternativ-Café Essen und hatten sonst eine gute Zeit im Zenko-Ji-Tempel. Morgen fahren wir nach Matsumoto und dann weiter in die japanischen Alpen, aus denen wir uns wieder melden!

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Andrea

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Beijing, Shanghai und Schiff ahoi!

Hier der letzte Blogeintrag aus China – naja – während ich diese Zeilen verfasse, haben wir schon einen grossen Teil unserer Schiffsreise hinter uns gebracht und die Uhr noch einmal eine Stunde vorgestellt. Dazu aber später mehr.

Von Xian nahmen wir einen Nachtzug nach Beijing, dieses Mal aber im Hardsleeper mit offenen 6er-Kabinen. Bis um 22:00 Uhr waren die Chinesen mit Kartenspielen, Tee bzw. Nudeln kochen und lautem Gerede beschäftigt. Der eine Typ hat sich während zwei Stunden non-stop auf den Hinterkopf gehauen, was wohl irgendeine Art von eigenartiger Selbsttherapie sein sollte. Zum Glück ging das Licht dann aus und wir konnten bequem durchschlafen. Mein „Zimmerkollege“ vom unteren Bett brüllte mir mit Grinsen im Gesicht noch ein „goodaid“ entgegen und nach der dritten Wiederholung seinerseits erkannte ich es endlich als „good night“. 🙂

In Beijing angekommen fiel uns zuerst die angenehme Temperatur von ca. 27° auf und danach die unglaubliche Luftverschmutzung! Beijing – eine Stadt halb so gross wie Belgien – schien eingesperrt unter einer gigantischen Dunstglocke. Die Weitsicht wurde durch den Smog sehr stark getrübt und man konnte die entfernten Wolkenkratzer kaum wahrnehmen. Wir checkten im ChinaBox-Hostel für sechs Nächte ein und lernten gleich Tim, den Besitzer kennen, welcher uns sofort mit massig Tipps für die kommenden Tage eindeckte. In Peking gibt es einfach so enorm viel zu sehen, dass man mit der Planung schon fast überfordert wird. Wir stellten eine provisorische Liste zusammen und zogen gleich durch die Hutongs, in denen sich unser Hostel befand. Hutongs sind lang gezogene Wohngassen in denen die einfachen Bürger Beijings wohnen und man das tägliche Leben der Bewohner hautnah miterleben kann. Wir fühlten uns jedenfalls wie ein Teil der Nachbarschaft. Einige der Hutongs stehen unter einer Art Denkmalschutz, andere hingegen wurden knallhart niedergerissen, um mehrspurige Strassen oder riesige Hochhäuser zu bauen. Auch viele Tempel wurden von der Regierung niedergerissen und als Kopie an einem anderen Ort wieder aufgebaut…

Am folgenden Tag besuchten wir den Konfuzius Tempel, die anschliessende Akademie und den beeindruckenden, tibetischen Lamatempel. Gegenüber fanden wir ein absolut grandioses, vegetarisches Restaurant mit Mittagsbuffet. Wir bedienten uns aus über hundert verschiedenen Gerichten und konnten für einmal den „was ist das wohl für Fleisch“-Gedanken ausschalten. Der Abstecher zum überdimensional grossen Bei Wai Park war dann wieder nicht so spektakulär. Man konnte um einen riesigen, künstlichen See herumlaufen und sonst irgendwelche nicht authentische Sehenswürdigkeiten besuchen oder andere Touristen beobachten. Am anderen Tag besuchten wir die massive verbotene Stadt (wirklich eine Stadt IN einer Stadt) und wurden regelrecht von asiatischen Touristen und Fahnen niedergeschlagen. Trotzdem war das ganze sehr eindrücklich und schön anzuschauen. Im Norden der Stadt zahlten wir spottbillige 2 Yuan Eintritt und schlenderten durch den Jingshi-Park, der für einmal das Wort Park verdiente. In der Mitte wurde der Schutt des im Bei Wai Park ausgehobenen Sees zu einem ansehnlichen Hügel aufgeschüttet und ringsherum beobachten wir das chinesische Volk Tai Chi oder Schwertkampf üben. Auch Kaligraphie wurde praktiziert, es wurde gesungen, getanzt, musiziert oder spektakulär eine chinesische Art des Diablos gespielt. Alte Frauen spielten Karten, chinesisches Schach oder Mahjong. Es war super die Leute zu beobachten und ehrlich gesagt ziehen wir solche Erlebnisse vielen Sehenswürdigkeiten vor. Auch nur auf den alten Strassen herumzuirren und die Stimmung in sich aufzunehmen erfüllt einem viel mehr als dutzende Yuan für den Besuch irgendwelcher nichts sagenden Orte zu bezahlen.

Zurück im Hostel kamen wir in den Genuss eines offerierten Abendessens vom Grill und lernten zwei andere Reisende kennen, mit denen wir einen Trip zu einem Teilstück der grossen Mauer planten. Am nächsten Morgen brachen wir um 6 Uhr Richtung Busstation auf und fanden uns dank der chinesisch sprechenden Kollegin im richtigen Bus wieder. Eine Stunde später teilten wir uns ein Taxi zur Mauer und 50 Minuten später nahmen wir den Aufstieg in Angriff. Erschöpft standen wir endlich auf der chinesischen Mauer und ein weiterer Bubentraum ging endlich in Erfüllung. Ein erhabenes Gefühl übermahnte uns und wir waren stark von den Dimensionen der zum Teil sehr steilen Mauer beeindruckt. Das Teilstück war insgesamt etwa acht Kilometer lang und zum Glück nicht so touristisch wie andere Mauerüberreste. Mehrere Stunden wanderten wir von Turm zu Turm und genossen – trotz leichtem Regen und Nebel – die Aussicht.

Am anderen Tag besuchten wir den Art District Beijings wanderten durch grosse Industriegebiete in denen sich dutzende Gallerien versteckten. Schlussendlich ging es noch ab zum Olympia-Park, in dem wir das Vogelnest-Stadion bestaunten. Ein eindrückliches Gefühl vor diesem Riesenteil zu stehen!

Von Beijing nahmen wir den Expresszug, der uns in 4 Stunden und 55 Minuten, mit 303 km/h nach Shanghai fuhr. Es war schon fast ein bisschen krank wie schnell wir von der einen Megacity in die andere gelangten. In Shanghai residierten wir die letzten drei Tage in einem wunderschönen Youth Hostel, welches in einer alten Strasse lag und von glänzenden Wolkenkratzern überragt wurde. Wir zogen gleich los und bestaunten die futuristische Skyline Shanghais, die bei Nacht noch einen Tick heftiger ausschaute. Gegenüber lag der Bund, eine Ansammlung französischer Architektur mit Glockenturm und allem was dazugehört. Generell ist der Mix zwischen neuer und alter Bauweise sehr spannend anzuschauen. Den Rest der Zeit verbrachten wir mit schlendern, Einkaufen und Street Food essen. Ich weiss nicht wie oft wir bei dieser einen einfachen Strassenküche waren aber ich weiss, dass der Reis und die aus dem Wok gezauberten Nudeln astronomisch lecker waren, satt machten und mit 1 Dollar pro Portion super billig waren! Schliesslich schauten wir uns in einem überfüllten Irish Pub den EM-Final an und machten uns für die anstehende Schiffsreise bereit.

Am nächsten Morgen checkten wir am Hafen ein und bestiegen die 154 Meter lange Su Zhou, welche um 11 Uhr an der Skyline Shanghais Richtung Japan losfuhr. Andrea wurde gestern Abend seekrank, die vom Personal offerierten Seasick-Pillen helfen aber gut gegen die Übelkeit. Nun sind wir 24 Stunden unterwegs und das Wifi funktioniert ebenfalls. Wir befinden uns schon auf japanischem Territorium und sehen dutzende kleine Inseln an uns vorbeiziehen. In 22 Stunden ankern wir in Osaka und es geht in eine weiter Runde im pulsierenden Japan – wir freuen uns, aiai! 😀

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Fliegende Feuerlöscher in Xi’an

Die Reise vom öden Guangzhou nach Hangzhou war gemütlich. Die Chinesin vom Ticketbüro gab uns eine Reisezeit von exakt 30 Stunden an und wir stellten uns dementsprechend darauf ein. Das Soft-Sleeper-Abteil war zwar teuer aber für eine solch lange Reisezeit war es uns das Geld mehr als wert. Im Bistrowagen schafften wir es dann sogar etwas Essbares zu bestellen und gaben uns den verdutzten Blicken der Chinesen hin. Am nächsten Morgen wurden wir von der schreienden Schaffnerin grob aus dem Schlaf gerissen, die 30 Stunden stimmten natürlich nicht und wir waren schon am Ziel angelangt. Wie die Irren packten wir unsere sieben Sachen zusammen und liessen uns aus dem Zug scheuchen. Total kaputt standen wir wie die letzten Penner ausschauend auf dem Perron und das Geglotze der Chinesen ging in eine neue Runde. Der liebe Taxifahrer fuhr dann einen schönen Umweg und anstatt der 12 Yuan mussten wir deren 100 berappen. Das Hostel war ziemlich schön gestaltet und lag direkt am Westlake, der zur Hauptattraktion von Yangzhou gehört. Zugegebenermassen ist der See ziemlich schön gestaltet, die chinesischen Touristenströme und billige, überteuerte „Sehenswürdigkeiten“ waren aber die Kehrseite der Medaille. Wir beliessen es bei einer kurzen Wanderung um den See und lungerten den Rest der Zeit im Hostel oder in der unsympathischen Innenstadt rum. Am letzten Tag goss es dann auch noch aus Kübeln und wir machten es uns im Pavillon mit ein paar Tsing Tao Bier gemütlich. Nach Guangzhou stellte sich auch Hangzhou als uninteressant heraus, weswegen in ein kleines „Reise-Tief“ fielen und uns die interessanten Zeiten zurückwünschten.

Um 2:30 Uhr klingelte dann der Wecker und ich machte mich schlaftrunken ins benachbarte Pub auf, um die Spiele Holland – Portugal, sowie Deutschland – Dänemark zu schauen. Das Pub war bevölkert von betrunkenen Holländern und dem lustigen noch betrunkener deutschen Geschäftsmann Gerd. Ich bestellte mir ein Tiger Bier und fünf Minuten später quatschte er mich auch schon an. Er wollte mir unbedingt das gute, deutsche Bier nahe bringen, worauf ich natürlich einging. Einige Minuten später stand ein ganzes Fass neben uns und der Abend endete wieder einmal sehr billig und mehr als amüsant für mich. 😀

Wir entscheiden uns für eine Weiterreise in die ehemalige Hauptstadt Xi’an, die wir wieder sehr bequem innert 20 Stunden erreicht hatten. Das Shuyuan Hostel lag in einem unfunktionierten Wohnhof neben dem Südtor der gewaltigen Stadtmauer. Das begrünte und liebevoll gestaltete Hostel war das wohl schönste bis jetzt. In Xi’an selber hebte sich unsere Stimmung wieder, da erstens die Stadt lebendig und ansehnlich war und es zweitens viel zu sehen und unternehmen gab. Die berühmte Terrakotta-Armee war sehr interessant und eindrücklich. Auf die Stadtmauer machten wir einen kurzen Abstecher und im muslimischen Viertel verloren wir uns in den belebten Gassen zwischen Snackständen, Souvenierläden und komisch ausschauenden Fleischstücken. Der Pandaausflug war dann aber eine kleine Katastrophe. Man versprach uns einen Besuch in das Forschungs- und Aufzuchtzenter bedrohter Tierarten, bekommen haben wir dann aber einen verwahrlosten, hässlichen und traurig ausschauenden „Zoo“, der uns ordentlich die Stimmung versaute. Die Chinesen haben wohl eine etwas andere Ansicht, wie man Tier artgerecht hält und eine Reise nach Chengdu in die Panda-Zuchtstation wäre wohl doch besser gewesen. Immerhin konnte ich andere Travellers davon überzeugen sich diesen jämmerlichen Ort nicht anzusehen.

Zurück in Xian brannte uns die Sonne auf den Schädel und wir flüchteten in ein ulkiges Restaurant, in dem ich ein Gericht bestehen aus einer einzigen 3.8 Meter langen Nudel bestellte. Dieses Ding zu essen war ziemlich gewöhnungsbedürftig und die aggressive chinesische Grossmutter vom Nebentisch (jaja wir habens irgendwie mit alten, bösartigen Frauen) verdarb mir den Appetit. Am Abend stand ich wieder auf und zog mir das Deutschland – Griechenland Spiel im Aufenthaltsraum rein und amüsierte mich ab den andauernd einnickenden Deutschen und den Chinesinnen, die irgendwie jede Szene als Anlass zum wild kichern nahmen. Vor dem Hostel kriegten sich betrunkene, chinesische Prolls mit zwei Amerikanern (hmm…) in die Haare und sie fanden, dass sie den Streit neben uns in der Lobby fortsetzen wollten. Resultat waren fliegende Stühle, Glasflaschen, Backsteine und Feuerlöscher (was lauft eigentlich???). Wir gingen in Deckung und die Deutschen waren endgültig wach. Der eine Chinese entschuldigte sich dann mehrmals für das Fehlverhalten seiner Landsmänner. Egal, vielen Dank an die Spasties, die uns die Stimmung versauten.

Irgendwie ist immer was los und die nächste Zeit wird wohl nicht anders. Heute Abend stürmen wir Peking und haben mal vorsorglich sechs Nächte in der Hauptstadt gebucht. Bald stehen wir endlich auf der Mauer – es wird Hammer!

Hong Kong, we like!

Die letzten Tage in Yangshuo verbrachten wir rotzend und hustend, weswegen wir keine Lust bzw. Kraft für irgendwelche Velotouren hatten. Zum Glück gabs elektrische Motorräder, mit denen man lautlos und sehr grün durch die Gegend fahren kann. Wir organisierten einen Guide und machten uns auf den Weg Richtung Pampa. Die Landschaft bestehend aus Kalksteinfelsen und giftgrünen Reisfeldern war schlicht atemberaubend schön und wir wollten mehr davon sehen! Leider wollte uns „Kevin“ (die Chinesen geben sich gerne selbst englische Namen) zu zahlreichen, langweiligen 0815-Touristenattraktionen führen, was wir aber jedes mal dankend ablehnten. Frustriert kehrten wir in die Stadt zurück und verbrachten den Rest des Tages auf dem Dach unseres Hostels. Am Abend wurden wir von einigen chinesischen Schulmädchen zu einer „Party“ eingeladen, die von einer Sprachschule veranstaltet wurde. Spontan gingen wir vorbei und wurden überrannt von jungen Chinesinnen, die mit uns reden und Fotos machen wollten. Wir posierten für gefühlte 1000 Fotos und probierten ihnen zu erklären, wo die Schweiz ist bzw. Schweden wo anders liegt. Das Englisch der Chinesen ist wirklich sehr begrenzt aber immerhin bemühten sie sich, was zu amüsanten Situationen führte. Als ich nach Bier fragte, drückte mir eine gleich vier Grosse in die Hand und fragte, ob ich noch mehr wolle, toller Abend wie man sich denken kann. 🙂

Am nächsten Abend gings dann endlich ab nach Hong Kong! Wir nahmen in viel zu kleinen Schlafkojen eines Nachtbuses Platz und liessen uns zur Grenze in Shenzhen fahren. Dort mussten wir aus China ausreisen und die Grenze nach Hong Kong passieren. Die Fahrt mit dem Shuttle Bus Richtung Kowloon bot die perfekte Einstimmung auf die bevorstehenden Tage. Über den wachsenden Wolkenkratzern ging die Sonne auf, grosse Frachter wurden mit Containern beladen und als wir eine riesige Brücke passierten, lief uns der Sabber nur noch runter. Da die Stadt lächerlich teuer ist, suchten wir uns eine der billigsten Unterkünfte aus und zahlten etwa 24 Franken (!) pro Nacht. Als Gegenleistung bekamen wir die wohl kleinste und schäbigste Unterkunft, die wir auf dieser Reise je hatten. Ganze 7 Quadratmeter (einer davon war das Bad) waren für die nächsten vier Tage unser „Reich“, was mit der Zeit sehr aufs Gemüt schlug. Zum Glück waren wir den ganzen Tag in der Stadt unterwegs und verbrachten so wenig Zeit wie möglich in diesem Drecksloch…

Hong Kong selber war der absolute Wahnsinn und unterscheidet sich extrem vom Rest Chinas. Viele Leute sprechen Englisch, die Stadt hat mit dem Hong Kong Dollar eine eigene Währung und die Regierung bzw. Verwaltung ist ebenfalls eigenständig. 80% des Gebietes ist bewaldet und dazwischen erstreckt sich eine der schönsten Skylines der Welt. Wir fuhren mit dem Schiff vom Kowloon District nach Central, nahmen den Bus zum Peak hoch und genossen einen unglaublichen Blick auf die ganze Stadt. Von Central fuhren wir mit der längsten Rolltreppe der Welt 800 Meter (in 20 Minuten) hoch in die Mid-Levels und liefen zeitig zur Happy Hour nach Soho runter. Am Abend lieferte die Skyline jeweils um 20:00 Uhr eine imposante Licht- und Lasershow, bevor ich dann in irgendwelchen Pubs überteuertes Bier trank und dazu Federer bzw. um 24:00 Uhr das EM-Spiel schaute.

Leider mussten wir weiterziehen und nahmen den Zug nach Guangzhou in der wir bist jetzt festsitzen. Am ersten Abend schaute ich mir Maybeshewill im S.D. Livehouse an und amüsierte mich  ab dem etwas eigenartigen Konzertverhalten der chinesischen Post Rock Fans. Nach dem Konzert trank ich mit der Band noch ein paar Bierchen und lies sie von ihrem Gig im KiFF schwärmen. Am nächsten Tag hatten wir die Furzidee eine 40-stündige Zugfahrt nach Chengdu zu buchen, was wir dann noch einmal überdachten und in einer stundenlangen Odysee das Ticket stornieren liessen. Da alle Nachtzüge in jede erdenkliche (Hochsaison sei dank!) Stadt ausgebucht sind, bleiben wir jetzt schon die dritte Nacht in dieser langweiligen Stadt und verbringen die Tage mit Nichtstun. Morgen hauen wir aber endlich ab und nehmen den Zug nach Hangzhou wo es wieder interessanter werden sollte.

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Andrea

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We are in China Baby!

So es wird wieder mal Zeit für etwas Geblogge. Wir sind nun schon seit einiger Zeit im gigantisch grossen China und ja, es gefällt bis jetzt! Der Grenzübergang per Zug war kein Problem. Etwa um 2:30 Uhr weckte uns der Schaffner und wir mussten bei der vietnamesischen Grenzkontrolle antraben. Nach ca. einer halben Stunde Warten fuhren wir weiter. Bei der chinesischen Grenze wurde unser Gepäck geröntgt, der Einreisezettel beantwortet und Visa kontrolliert – alles easy going! Sich auf chinesischem Boden zu bewegen war bzw. ist schon etwas spezielles, immerhin war es ein Bubentraum von mir. Der Start in Nanning war sprachlich und kulinarisch sehr holprig. Da es wenige bis gar keine Strassenstände gab, waren wir auf der Suche nach einem Restaurant mit englischer Speisekarte, was sich als sehr schwer herausstellte. Mit knurrendem Magen wurden wir dann doch noch fündig und betraten ein grösseres, chinesisches Restaurant. Beim Anblick der Speisekarte ging uns dann der Laden runter: Gerichte mit Schweineblut, Taube, diverse Abartigkeiten aus dem Meer, Ochsenpenis, Würmer und andere sehr merkwürdige Sachen standen auf der Karte. Wir bestellten etwas, das einigermassen normal aussah, probierten ein wenig und verliessen das Restaurant im Eilschritt. Nach weiterem herumirren fanden wir uns mit grossem Schamgefühl in einer Filiale mit dem gelben „M“ wieder und stillten unseren Hunger. Never again, schwuren wir! Den Rest des Abends verbrachten wir mit einem Sixpack Bier in einem Park und liessen uns von verwundert dreinschauenden Chinesen begaffen. Es ist echt erstaunlich wie wir auf den Strassen angeglotzt werden. Kichernde chinesische Schulmädchen staunen über meine Grösse und fragen ob ich ein Künstler sei (lange Haare, Bart etc.). Dem einen Typen habe ich angegeben, ich sei ein Painter, Singer und Racecar-Driver. Ohne zu zögern werden wir heimlich oder nicht so heimlich fotografiert und auf Chinesisch bequatscht. Ausserdem spucken die mehrheitlich älteren Leute in jede Strassenecke und man hört es schon von weitem rotzen. Die jüngere Generation findet dies eklig und lässt es sein. Auf jeden Fall sind die Chinesen bis jetzt ein sehr spassiges Volk.

Von Nanning gings dann weiter in die berühmte Stadt Guilin mit ihren zahlreichen Kalksteinfelsen. Wir quartierten uns in einer netten Jugendherberge ein und staunten über ärgerten uns über drei Tage Schmuddelwetter. Viel gemacht haben wir nicht in dieser Zeit. In einem Park schauten wir asiatischen Reisegruppen mit Fähnchen und einheitlich gefärbten Kappen zu und sahen einen Mann Kois mit einer Babyflasche füttern, was ein ziemlich schräger Anblick war. Die Wanderung auf den höchsten Punkt eines Kalksteinfelsen war auch noch drin und abschliessend guckten wir uns die Hügel auch noch per Bambusschiff an. Eigentlich wollten wir per Boot von Guilin nach Yangshuo reisen, waren dann aber Teil einer 30-köpfigen Reisegruppe. Dies war etwa das Letzte, was wir wollten, Rückzug war aber nicht mehr möglich. Der pseudolustige Reiseführer nervte uns während einer 90-minütigen Busfahrt mit seinem Gequatsche und als er sagte man habe an diesem und diesem Punkt fünf Minuten Zeit möglichst viele Bilder zu knipsen, stöpselte ich den iPod ein und liess Led Zeppelin sein Gefasel übertönen.

Endlich in Yangshuo angekommen verschlug uns die Sicht von der Terrasse unseres Youth Hostel die Sprache! Alte Hausdächer werden von einer episch ausschauenden Formation Kalksteinfelsen überragt und in Kombination mit aufkommendem Nebel verschlägt es einem die Sprache! Ich verlängerte unseren Aufenthalt auf vier Nächte, auch wenn man hier wohl Monate verbringen könnte. Andrea wurde krank und somit mussten wir unseren Fahrradtrip aufs Land verschieben. Hoffentlich klappt es morgen, denn die Landschaft rund um Yangshuo muss fantastisch sein! Zum Glück haben sie in den örtlichen Apotheken Listen mit auf Englisch geschriebenen Symptomen, auf die man zeigen und danach zwischen chinesischer oder westlicher Medizin entscheiden kann.

Wir trafen unseren Kollegen aus Amsterdam wieder, mit dem ich gestern Abend durch die Strassen zog. Nach einigen Bars fanden wir uns in einem der zahlreichen Clubs wieder und prosteten den Chinesen. Irgendwie fanden man die beiden Westler (die einzigen im Lokal) so toll, dass uns der halbe Club tonnenweise Getränke zahlte und man von der einen Trinkrunde zur nächsten pilgern konnte. Irgendwann artete es aus und man zog uns auf die Bühne mit der Poledance-Stange, wo der DJ die beiden Trunkenbolde aus dem Westen ankündigte und schliesslich der halbe Schuppen mit uns lächerlich ausschauende Dancemoves austauschte. Sie standen Schlange um mit uns Fotos zu machen und die High-Fives flogen nur so durch die Luft. Nach zwei Stunden wechselten wir den Club, ich ging kurz aufs Klo und als ich zurückkam, stand der Dutchman schon wieder wild tanzend auf der Bühne und das ganze ging von vorne los. Heute ist auf jeden Fall bierfreier Abend angesagt. 🙂

Die nächsten zwei Tage werden auf dem Fahrrad verbracht, bevor wir dann weiter nach Hong Kong und Macau reisen. Mittlerweile wissen wir auch wie unsere ungefähre Reiseroute ausschaut aber das Land ist einfach viel zu gross, um sich wirklich entscheiden zu können, wo man hin will.

Bis bald!

Ps: Bilder folgen dann irgendwann mal.

Halong Bay und tschüss!

Die letzten Tage in Vietnam verbrachten wir in der weltberühmten Halong Bay, eine Bucht mit fast 2’000 kleinen und grösseren Inseln. Die Bucht wird mit einer Art Hausboot erkundet. Wir hatten Glück und unsere Gruppe bestand aus nur 8 Leuten, was sich positiv auf den Platz auf dem Schiff auswirkte. Leider war das Wetter ziemlich schlecht und es war mehr bewölkt als was anderes. Trotzdem war die Fahrt durch die Bucht mit Übernachtung auf dem Schiff ein Erlebnis! Die zweite Nacht verbrachten wir auf Cat Ba Island, der grössten der Bucht und am nächsten Tag fuhren wir wieder zurück nach Hanoi. Der Ausflug war unter dem Strich genial, mit Reisegruppen werden wir uns aber wohl nie anfreunden.

Der Abschluss unserer Zeit in Vietnam wurde von teils schlechtem Essen und unserem zwielichtigen Hostel Personal getrübt. Vor Halong Bay gab Andrea Bargeld zur Aufbewahrung im Safe ab, von dem bei der Rückkehr einige Scheine fehlten. Machen konnten wir nichts, schon gar nicht die Polizei rufen, Korruption ist hier an der Tagesordnung. Ein deutscher Expat der für eine NRO gegen Korruption in Vietnam kämpft, hat uns das bei einem abendlichen Bia Hoi schön erklärt.

Heute Abend geht’s ab nach China, hoffentlich geht der Grenzübergang ohne grössere Nachfragerei und Gepäckdurchforstung über die Bühne. Facebook, wie viele andere Seiten sind in China gesperrt. Der Blog hingegen sollte immer noch für uns erreichbar sein – checken müsst ihr ihn von jetzt an selber. Vietnam war der absolute Wahnsinn und die Zeit in diesem wunderschönen Land werden wir nie vergessen. Jetzt aber sind wir gespannt auf die nächsten fünf Wochen und haben momentan noch keine Ahnung, was uns genau erwartet. Interessant wirds aber auf jeden Fall! Bis bald!

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Andrea

Andreas

Fliegende Steine und atemberaubende Landschaften

Von Hoi An sind wir per Night-Train nach Hanoi gefahren. Die Fahrt war eigentlich recht gemütlich, bis auf diesen einen Moment:

Andrea und ich kochten uns im Gang des Wagons eine Instant-Nudelsuppe und ich lief einmal von Wagon 1 zu Wagon 12, um eine Ration kaltes „333“-Bier zu holen. Als wir in der Kabine unser erstes Bier öffneten und auf die Abkühlung der Nudeln warteten, wurden wir von einem lauten Knall überrascht. Jemand warf einen faustgrossen Stein durch das Gangfenster, direkt in unsere Kabine – 10 Zentimeter an unseren Köpfen vorbei. Wir waren geschockt, denn tausende von kleinen Glassplittern verteilten sich in unserer Kabine. Nach einiger Zeit begriffen wir erst wie verdammt glücklich wir waren. Weder Stein am Kopf, noch Glassplitter im Auge, wir waren unversehrt! Die restlichen Büchsen Bier halfen uns trotzdem einzuschlafen.

Am nächsten Tag waren wir in der Hauptstadt Hanoi. Im Vergleich zu Hoi An sträubten sich unsere Ohren vor Motorrad-Gehupe und hässliche Abgase tat ihren Rest. Trotzdem verströmt vor allem die Altstadt einen ungemein tollen Flair. Leute sitzen Kaffe trinkend auf der Strasse, Hühner, Hunde und anderes Getier streunen durch die Gassen und überall bekommt man spotbilliges Essen wie die sehr leckere Nudelsuppe „Pho“. Die Häuser mit ihrer französischen Architektur und die von Pflanzen überwachsenen Balkonen trugen den Rest zur sehr speziellen Atmosphäre bei. Auf den Hauptstrassen herrschte absolutes Chaos. Wir dachten Saigon wäre schon crazy aber Hanoi toppt so ziemlich alles. Ich frage mich jetzt noch, wie wir diese Strassen heil überquerten, hehe 😀

Am nächsten Abend fuhren wir wieder via Nachtzug in die Berge. Sapa hiess die nächste Station. In Lao Cai, dem Ende von Vietnam, stiegen wir in einen Bus um, der uns in das hoch gelegene  Städtchen fuhr. In den letzten drei Tagen sahen wir endlich diese berühmten Reisterrassen und ja sie schauen wunderschön aus. Mit „Maa“ einer Angehörigen der schwarzen Hmong-Leute machten wir eine 1-tägige Trekkingtour in ihr Dorf. Wir liefen durch eine unbeschreiblich schöne Landschaft bestehend aus Reisfeldern/Terrassen, Flüsse, Wälder und Maisplantagen. Das Mittagessen nahmen wir in Maa’s Zuhause ein, eine kleine Hütte in Mitten einer Reisterrasse (!!!). Im Kreise ihrer Familie nahmen wir ein spartanisches aber tolles Mahl ein und hatten viel Spass mit ihren überdrehten Kindern. Der Reiswein, gebraut vom Vater persönlich hat den Zwischenstopp abgerundet. Von ihrem Zuhause liefen wir ins nächste Dorf und fuhren per Moto zurück nach Sapa. Am Abend sassen wir auf Plastikstühlen und tranken das lokale „Bia Hoi“, für das wir 25 Cents berappen mussten. Wir kamen mit zwei Typen aus Estland und Deutschland ins Gespräch, die in Saigon Motorräder gekauft haben und nun auf dem Weg nach Hanoi bzw. Sapa waren. Der Eine hat sich bei einem Unfall beide Arme und das rechte Handgelenk gebrochen. Ausserdem renkte er sich die Hüfte aus. Nun reisen sie halt per öffentliche Verkehrsmittel weiter nach Laos, wohlgemerkt mit beiden Armen eingegipst. Man trifft schräge aber sehr interessante Vögel auf Reisen…

Heute Abend gehts wieder zurück nach Hanoi, von wo wir unser Gepäck mit Hilfe der lokalen Post einige Kilo leichter machen wollen und dann reisen wir in die Halong Bucht. Wir sind enorm gespannt auf diese Sagenumwobene Ansammlung von tausenden von Inseln. Unser Leben ist toll und zwar von Tag zu Tag! Das beste ist, dass wir noch mehr als zwei Monate vor uns haben! 😀

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Andrea

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You want suit sir? Good price!

Die letzten fünf Tage verbrachten wir in der wunderbaren Mini-Stadt Hoi An. Die Szenerie mit niedrig gebauten, alten Häusern, winzigen Gässchen und einem umgarnenden Fluss wusste uns sehr zu gefallen. Die autofreien mit hunderten von Lampions dekorierten Strassen trugen den Rest zur gemütlichen Atmosphäre bei. Ausserdem ist das lokal gebraute „Fresh Beer“ mit 20 Cents pro Glas lächerlich billig – hehe. Bekannt ist die Stadt aber vor allem für ihre rege Schneiderszene. Zwischen 300 und 600 (! – nicht mal die Regierung weiss es genau) verschiedene Schneiderläden haben hier ihren Sitz und zwar einer angereiht an den anderen. Überall versuchte man uns in die Läden zu zerren, um dem „handsome man“ oder der „beautiful lady“ was Neues zum anziehen anzudrehen. Wir nutzten das Angebot und gaben hunderte von Dollar für massgeschneiderte Kleider aus, welche wir dann in drei massiv grossen Paketen für horrende 400 Stutz Porto nach Hause schickten. Wir versuchen auf jeden Fall fürs Nächste wieder mal aufs Budget zu schauen.

Von Hoi An nahmen wir den Zug nach Hue. Die dreistündige Bahnfahrt war an Schönheit kaum zu überbieten. Dutzende Meter steile Klippen wechselten sich mit azurblauem Meer und giftgrünen Wäldern ab. Mit Sigur Ros’ ()-Album in den Ohren verwandelte sich diese Fahrt zu einem absoluten Höhepunkt der Gefühle!

In Hue angekommen organisierten wir die lange Weiterfahrt in die Hauptstadt Hanoi, liessen uns lauwarme Hühnerkeulen auftischen („not good Mister?“) und begaben uns auf die Suche nach neuem Lesestoff. Morgen gehts weiter Richtung Norden. Die Berge von Sapa und natürlich die Halong-Bay stehen noch auf dem Programm, bevor es weiter nach China geht. Man hört sich.

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Andrea

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Unterwegs mit den Easy Riders

Von Saigon sind wir per Nachtbus nach Dalat gefahren. Leider waren die Schlafboxen im Bus für kleine Vietnamesen konstruiert und der 1.92 grosse Westler wurde bei der Planung leider ignoriert. Trotzdem waren die sieben Stunden Busfahrt mehr oder weniger angenehm. Wir kamen um ca. 5.30 Uhr im noch schlafenden Städtchen Dalat an und die 1500 Höhenmeter liessen unsere Schweissporen jubilieren – es war kalt und das war auch gut so! An der Busstation warteten die beiden Easy Rider My und Thien, die uns mit ihren Motorrädern in ein günstiges Guesthouse chauffierten. Dort angekommen gab es erstmal reichlich Kaffee und Tee, während wir mit ihnen eine 3-Tagestour nach Nha Trang vereinbarten. Dazu aber später mehr.

Den Rest des Tages verbrachten wir mit Schlafen, das kalte Wetter geniessen und Nichtstun, zu geschlaucht waren unsere Körper. Am nächsten Tag mieteten wir uns eine Vespa, mit der wir durch die Stadt und die nahe gelegene, grüne Umgebung düsten. Am Nachmittag brachten uns My und Thien im Rahmen einer 3-Stundentour zu Wasserfällen, Seen und schlussendlich zum „Crazy House“. Eine vietnamesische Architektin/Künstlerin begann vor 20 Jahren mit dem Bau dieses skurrilen Gebäudes, dessen Architektur uns total die Sprache verschlug. Man muss es gesehen haben – einfach mal „Crazy House Dalat“ googeln. 😉

Danach lungerten wir in der Lobby des Guesthouses rum und spielten anschliessend auf der Strasse Da Cau. Gleichzeitig klemmte der verpeilte Typ von der Rezeption die Fussmatte in der Eingangstür ein und versuchte diese wieder zu lösen. Immer mehr Leute standen in der Lobby bzw. beim Eingang rum, um ihm zu helfen. Ein kleiner Vietnamese nahm unbemerkt Platz neben unseren Sachen auf dem Sofa. Ich ging kurz ins Zimmer und als ich zurückkam, teilte mir Andrea mit, dass der eine Typ wohl unser Netbook gestohlen hat. Im Adrenalinrausch stürzten wir auf die Strasse hinaus und verfolgten wild fluchend den Dieb. Er hat dann wohl gemerkt, dass ich um einiges schneller bin als er und kurz bevor ich ihn eingeholt hätte, liess er das Ding fallen. Die ganze Nachbarschaft stand auf der Strasse und fragte sich, wieso dieser grosse, langhaarige Westler so rumflucht. Schlussendlich ging alles noch einmal glimpflich über die Bühne.

Am nächsten Tag ging es dann endlich los! My und Thien schnallten unser Gepäck auf ihre Maschinen und nach einem feinen Kaffee bretterten wir bei herrlichstem Wetter los. In den vergangenen drei Tagen zeigten uns diese beiden sympathischen Vietnamesen das wahre und wirkliche Vietnam. Wir fuhren ca. 600 Kilometer durch das zentrale Hochland über Pässe durch eine malerische Landschaft. Kilometerlange, giftgrüne Reisfelder wechselten sich mit tropischen Wäldern und kurvigen Landstrassen ab. In zahlreichen Stopps zeigten uns die beiden das Leben der Bergbevölkerung. Wir sahen Blumen- und Kaffeplantagen, Seiden-, Backstein- und Reisweinproduktionen. Wir assen zahlreiche uns unbekannte Früchte bzw. Gerichte und relaxten bei Einheimischen in Hängematten. Wir sahen ethnische Minderheiten, die in den Bergen leben, machten einen Spontanbesuch im Kindergarten und badeten in paradisischer Umgebung. Wir waren praktisch überall die einzigen Westler und sahen Dinge, die wir sonst nie zu Gesicht bekommen hätten. Egal wo wir waren, überall schaute man uns verwundert an, begleitet von einem warmen Lächeln. Diese Blicke von Menschen, die noch nie einen Westler gesehen haben, waren unbezahlbar. Abends gingen wir mit unseren beiden Fahrern in lokalen Schuppen essen und wir konnten ziemlich viel Neues probieren. Eine Köstlichkeit reihte sich an die andere. Man mästete uns bis wir weisse Fahne schwenkten. Am ersten Abend luden uns einige jüngere, betrunkene Vietnamesen zum Reisweintrinken ein und wir verbrachten dort zwischen Brüdern, Vater und Oma sitzend einige Stunden. Ohne auch nur ein Wort zu verstehen, probierten wir uns wild gestikulierend mit ihnen zu verständigen.

Es ist unmöglich hier alles Erlebte der letzten drei Tage aufzuzählen, wir sahen und erlebten einfach zu viel. Wir hatten das Privileg tief in die Seele des Landes zu sehen und für uns ist genau das die Definition von „Reisen“. Zwischen My und Thien entstand eine Freundschaft und wir hatten gestern Mühe sie gehen zu lassen. Wir überlegen uns im Norden Vietnams noch einmal einige Tage mit ihnen durch die Gegend fahren. Es war zu fantastisch und bis jetzt das absolute Highlight unserer Reise.

Nun sind wir in Nha Trang, DER Strandstadt in Vietnam. Es ist zwar schön hier aber wir wollen hier schnell wieder weg. Es hat hier einfach zu viele dicke Westler mit hässlichen Badehosen und diese Strand-Pauschaltourismus-Atmosphäre geht uns jetzt schon auf die Eier. Morgen fährt uns der Nachtzug nach Hoi An, wo es uns hoffentlich besser gefällt.

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