Schweizer Rhônetal mit dem Motorrad: 3 coole Ausflugsideen

Das Rhônetal ist für Motorradfahrer ein wahrer Traum: Egal, wo du abbiegst, findest du dich nach wenigen Kilometern auf einer kurvenreichen Bergstrasse durch die Walliser Alpen wieder. Drei besonders schöne Strecken möchte ich dir heute vorstellen.

Da untere Rhônetal gehört – zumindest im Sommer – zu den etwas unterschätzten Ferienregionen der Schweiz. Dabei hat es eigentlich alles, was das Herz von Besuchern höher schlagen liesse: Neben zahlreichen Baudenkmälern, Museen und ganz viel Natur auch einige der abenteuerlichsten Strassen des ganzen Landes.

Deshalb möchte ich heute ein paar schöne Ecken vorstellen, die ich letzte Woche auf meiner Motorradtour erkundet habe. Die Routen machen nicht nur fahrerisch Spass, sondern beinhalten auch jeweils eine kurze Wanderung von ein bis zwei Stunden, sowie die eine oder andere Sehenswürdigkeit.

Alle hier erwähnten Orte sind – teilweise mit zusätzlichem Aufwand und längeren Fahrzeiten – auch problemlos mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar.

 

Tag 1: Über Aigle zum Creux de Champ

Meine Motorrad-Tour beginne ich mit einer Fahrt nach Aigle. Es lohnt sich, eine Weile im Ort zu bleiben und durch die uralten Gässchen mit ihren Winzerhäusern und Lauben zu schlendern. Das Zentrum ist klein und bereits nach einer Stunde hat man einen guten ersten Eindruck.

Wer sich für Wein interessiert, sollte sich die mittelalterliche Savoyer Burg anschauen, die sich am Rande von Aigle befindet und von weitläufigen Rebbergen umgeben ist. Das malerische Schloss ist auch von Innen ein Hingucker, wenn gleich mich die Ausstellung rund um das Thema Wein nicht sonderlich interessierte.

Hinter Aigle führt eine Bergstrasse hoch zum Col des Mosses. Die Passstrasse hat zwar die eine oder andere Haarnadelkurve, ist aber im Grossen und Ganzen recht angenehm zu befahren. Dass ich nicht der einzige bin, der das so empfindet, bewiesen die vielen Motorräder, die mir hier entgegen kommen.

Die kurvenreiche Fahrt in den Skiort Les Diablerets dauert etwa eine halbe Stunde. Vom Dorf aus mache ich mich zu Fuss in Richtung Creux de Champ auf, einem atemberaubenden Felsenhalbrund, in das gleich mehrere Wasserfälle stürzen. Für den hübschen Spaziergang brauche ich pro Weg etwa eine Stunde.

Der Wanderweg führt an einem hübschen Bergbach entlang, den man an einer Stelle auf einer abenteuerlich schwankenden Hängebrücke überquert. Aber keine Sorge: Die Brücke ist nur wenige Meter über dem Boden. Anschliessend kann man über hübsche Wiesen bis an steile Ende des Tals wandern.

Das Schloss Aigle liegt malerisch im Rhônetal zwischen den Rebbergen.
Die Wanderung führt zunächst dem hübschen Bergbach Grand Eau entlang.
An einer Stelle überquert man den Fluss auf einer wackligen Hängebrücke.
Im Frühling blühen auf den Wiesen zahlreiche Blumen.

 

Tag 2: Via Martigny zum Champex-See und zur Dailley-Schlucht

Am zweiten Tag fahre ich zunächst nach Martigny, das sich – wie ich aus meiner Schulzeit noch weiss – am Rhôneknie befindet. Das kleine Städtchen hat ein paar nette Ecken rund ums Rathaus und bei der gedeckten Holzbrücke von 1823 über die Dranse.

Wer genügend Zeit mitbringt und in einer coronafreien Zeit unterwegs ist, kann sich in Martigny das Oldtimer-Museum von Pierre Gianadda, eine beeindruckende Kunstsammlung in der Collection Frack und ein Museum ansehen, das der hiesigen Hunderasse Bernhardiner gewidmet ist. Bei meinem Besuch war alles geschlossen.

Zunächst fahre ich auf einer hübschen Bergstrasse hoch nach Salvan (und überquere dabei die tief eingeschnittene Schlucht des Trient, die sich auf abenteuerlichen Holzwegen durchschreiten lässt und selbst eine spannende Sehenswürdigkeit ist) und unternehme eine rund einstündige Wanderung zur und durch die Schlucht von Dailly.

Während der Weg bis zur Schlucht nichts Besonderes ist, fand ich den Gorges du Dailley atemberaubend. Hier wandert man auf schwindelerregenden Holztreppen an steilen Felswänden entlang ans obere Ende eines Wasserfalls. Ich hatte eigentlich viel weniger erwartet.

Ursprünglich wollte ich nämlich zum Salanfe-Stausee hochfahren, musste aber umdisponieren, weil die Strasse gerade gesperrt war. Stattdessen fuhr ich zum Lac de Champex auf der gegenüberliegenden Talseite. Das malerische Kleinod befindet sich mitten im Dorf Champex und lässt sich in einem gemütlichen Spaziergang in weniger als  einer Stunde umrunden.

Das Rathaus im Zentrum von Martigny.
Auf Holzwegen geht es durch den Gorges du Dailley.
Gemütliche Sitzbänke am Ufer des Champex-Sees.
In weniger als einer Stunde lässt sich der Champex-See umrunden. Dabei stösst man auf diese Kapelle.

 

Tag 3: Über Sion ins Val d’Hérence zum Lac Bleu

Der dritte Tag ist der schönste, aber auf Grund der grossen Distanz auch der anstrengendste. Er beginnt damit, dass ich zunächst auf der Autobahn nach Sion/Sitten fahre, dem Hauptort des Kanton Wallis. Auch hier lohnt sich ein kurzer Spaziergang durch das Städtchen.

Zu den Besonderheiten von Sion gehört, dass es im Stadtgebiet mehrere mit Ruinen gespickte Erhebungen gibt, von denen man einen tollen Ausblick hat. Da die Kirchenburg Valeria mit ihrer ältesten noch spielbaren Orgel der Welt gerade wegen Corona geschlossen war, stieg ich zur benachbarten Ruine Tourbillon hoch.

Die dritte Erhebung bildet übrigens der Mont d’Orge am westlichen Ende des Städtchens. Hier kann man nicht nur in den frühen Morgenstunden tolle Fotos von Sion machen, sondern auch um ein kleinen See spazieren oder zu einer Ruine hochklettern, was ich aber aus Zeitgründen ausgelassen habe.

Anschliessend geht es ins Val d’Hérance. Der erste Stopp ist das hübsche Bergdörfchen Hérémence, dessen altmodische Holzchalets mit der modernistischen Betonkirche St. Nicolas kontrastieren. Bis heute bin ich mir nicht so ganz sicher, ob mir der Bau gefällt oder nicht, er gilt aber als architektonisch sehr wichtig.

Hier gabelt sich der Weg. Nach rechts gehts zum Lac de Dix mit seiner eindrücklichen Staumauer. Schöner ist es aber, sich nach links ins Eringertal (frz. Val d’Hérance) zu wenden. Dort kommen als erstes die Erdpyramiden von Euseigne, die wie die kleine Schwester von Kappadokien wirken. Sie sind sehr gut von der Strasse aus sichtbar.

Kurz vor dem Ende des Tales (nach einem rustikalen Tunnel) befindet sich ein grösserer Parkplatz von wo aus man in etwa 40 Minuten zum blendend blauen Lac Bleu hochwandern kann. Auf dieser wunderbaren Wanderroute ist allerdings bereits der Weg das Ziel. Für mich ganz klar das Highlight dieser drei Tage.

Blick von der Ruine Toubillon auf die benachbarte Kirchenburg Valeria.
Blick auf das Bergdörfchen Hérémence und das Rhônetal
Das hübsche Bergdörfchen Hérémence mit der modernistischen Betonkirche St. Nicola.
Kurz vor dem Lac Bleu erreicht man diesen kleinen Weiler.
Am Ziel angekommen: Der Lac Blue macht seinem Namen alle Ehre.
So blau ist der Lac Blue wirklich.

Motorradschlösser bieten mehr Sicherheit für dein Motorrad

Insbesondere wenn Du dein Motorrad über Nacht im Freien stehen lässt, möchtest du vielleicht einen zusätzlichen Diebstahlschutz. Nicht ohne Grund gehören Motorradschlösser zu den beliebtesten Ausrüstungsgegenständen für Tourenfahrer. Die dicken Stahlbänder halten Diebe wirksam ab. Schlösser und anderes Motorradzubehör findest du bei Helmonline.de.

Diese Infobox beinhaltet Werbung

Rhônetal mit dem Motorrad: Praktische Tipps

Wo wohnen? Für die hier vorgeschlagenen Ausflüge habe ich jeweils einen ganzen Tag benötigt. Obwohl die Anreise teilweise zeitaufwändig ist, empfehle ich diese (und möglicherweise noch andere) Touren von einem einzigen Standort aus zu unternehmen. Da sich meine Eltern schon vor vielen Jahren in Le Bouveret ein hübsches Ferienhaus gekauft haben, nutzte ich dieses als Standort für meine Erkundungen. Das Häuschen kannst du übrigens auch mieten und wenn du sagst, dass du ein WRF-Leser bist, bekommst du zehn Prozent Rabatt. Ruf einfach an!

Weitere Ausflüge? Falls du mehr Zeit hast, lohnt sich auch ein Ausflug nach Saint-Maurice. Das dortige Kloster gilt als das älteste des Abendlands, das ohne Unterbrechung besteht. 2014/2015 feierte es das 1500-jährige Bestehen. Wenn die Grenzen offen sind, kannst du auch ins benachbarte Savoyen in Frankreich fahren. Insbesondere Annecy ist ein unglaublich schönes Städtchen. Mehr dazu hier.

Lesetipps für die Planung? Nicht weniger als 50 schöne Ausflugsideen findest du im Wanderführer Unterwallis* vom Rother-Verlag. Auch wenn du nicht auf krasse Wanderungen stehst, bietet dieser Reiseführer viele schöne Inspirationen. Davon abgesehen sind das Wallis und das Rhönetal auf dem Reiseführermarkt etwas untervertreten. Am meisten findet man noch im Baedeker-Band zur Schweiz, das aber wegen seines alphabetischen Aufbaus eher unübersichtlich ist.

 

Fazit

Der untere Teil vom Wallis oder besser gesagt des Rhönetals ist eine ziemlich spannende Gegend mit hübschen historischen Dörfchen, Burgen und Klöstern, einem fast mediterranem Flair am Genfersee und einigen unglaublich schönen Wanderungen in den Bergen, von denen viel Orte vergleichsweise gut zugänglich sind.

Ich habe diese Tour mit dem Motorrad unternehmen, weil ich nach Monaten einfach mal wieder Lust auf zwei Räder hatte und das Wetter rund um Pfingsten schon fast sommerlich warm war. Und das hat sich für mich auch als richtig erwiesen. Aber Fahrrad, Auto und Postbusse gehen sicherlich genauso gut.

Zum ersten Mal auf dieser Seite? Dann schau hier, worum es  bei mir geht. Folgst du dem Weltreiseforum schon länger und willst künftig keine Texte mehr verpassen? Dann melde abonniere doch am besten gleich meinen Whatsapp- oder meinen Telegram-Kanal.


Pin me!
Pin me!
Werbeanzeige

Hier weiter lesen

5 Kommentare

  1. Uiii, Tipps für Motorradfahrer, da hüpft mein Herz auf! :-) Momentan steigen viele verstärkt aufs Moped um, eine tolle Art zu verreisen. Habe den Artikel gleich mal abgespeichert… Danke dafür!

    Liebe Grüße
    Kasia

    1. Danke, danke… Ich finde die Gegend dort unten ideal für Motorradtouren, weil für mich die Balance stimmt zwischen sehenswerten Ausflugszielen und schönen Fahrstrecken. Das einzige Problem ist allenfalls die weite Anreise, wenn man aus Deutschland oder Österreich kommt. Aber man kann sich den Töff, wie wir Schweizer sagen, aber vielleicht auch erst dort unten mieten.

      Ist es tatsächlich so, dass Motorradreisen derzeit im Trend sind? Ich habe das zwar bisher noch nicht gehört, aber es scheint mir einleuchtend, dass derzeit Reiseformen für Selbstfahrer dominieren. Das war ja auch bei mir mitunter eine Überlegung für das verlängerte Wochenende.

      Gruss,
      Oli

  2. Bin gerade dabei einen Kurzurlaub ins Wallis zu planen, Sehenswürdigkeiten heraus zu suchen und Routen für das Motorrad festzulegen. Dabei bin ich nun zufällig in meinem Feedreader auf deinen Beitrag aufmerksam geworden.

    Werde einige Punkte sicher in meine Liste aufnehmen.

    1. Hallo Marco,

      das Wallis ist ein schöner Ort für Motorradtouren und es gibt noch sehr viel mehr als das, was ich hier beschrieben habe. Vor allem weiter oben. Ich wünsche dir viel Spass.

      Gruss,
      Oli

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert