Wolltest du schon immer mit dem Heissluftballon durch die Luft schweben, wusstest aber nicht wo? Dann kann ich dir Kappadokien in der Türkei empfehlen. Die günstigen Preise und die guten Wetterverhältnisse machen die bizarre Märchenwelt zu einem Eldorado für Ballonfahrer.
Es ist noch stockdunkel, als ich schlaftrunken zur Rezeption torkle. Trotz meiner Müdigkeit spüre ich eine kribbelnde Aufregung in mir hochkommen: In ein paar Minuten werde ich zur ersten Ballonfahrt meines Lebens abgeholt. Ausgesucht habe ich mir für dieses Abenteuer Kappadokien in Zentralanatolien.
Was mir nicht klar war: Wer Ballonfahren will, muss früh aufstehen. Verdammt früh. Ich schaue aufs Handy: 5.30 Uhr. Am Morgen sei die Thermik besser, hatte mir der Mann erklärt, bei dem ich das Ticket kaufte. Zudem wehe der Wind kurz vor Sonnenaufgang genau so, wie ihn Ballonfahrer brauchen: Ruhig, aber keine Flaute. Und sowieso sei das warme Morgenlicht ein Garant für tolle Erinnerungsfotos. Gute Bilder seien mir doch bestimmt wichtig, oder? Gekauft.
Frühstücksbüffet am Feuer
Die schwere Holztür meines Hotels geht auf. Der Fahrer sei hier, sagt der Mann, der soeben eingetreten ist. Der Bus ist bereits voll. Ich setze mich neben ein Paar aus Nordindien, habe aber zu so früher Stunde keine Lust auf Konversation. Der Bus fährt etwa zehn Minuten durch die Dunkelheit, bis er bei einem brennenden Eisenfass anhält. Gerade daneben steht ein gedeckter Tisch mit Snacks und heissem Tee.
Ich freue mich über die Wärme, die das Feuer ausstrahlt. Obwohl ich eine Daunenjacke trage, friert mich. Mitte Oktober sind die Morgenstunden in Kappadokien empfindlich kalt. Auch wenn tagsüber noch T-Shirt-Wetter herrscht, kühlt es über die Nacht auf etwa fünf Grad ab. Am Büffet kommen ich doch noch mit den anderen Reisenden ins Gespräch. Unsere Gruppe besteht aus 16 Personen. Die Gondel ist heute also nicht komplett voll.
Der Himmel beginnt sich langsam aufzuhellen und ich erkenne am Boden die Konturen unseres Ballons. Mit zwei grossen Ventilatoren wird warme Luft reingeblasen. Sobald sich der Ballon etwas gefüllt hat, betätigt jemand den Gasheizer. Eine zwei Meter lange Flamme sticht mit ohrenbetäubendem Lärm durch die Stille. Nach einigen Minuten sind die Vorbereitungen fertig.
Eins, zwei, Sicherheit
Nun werden alle zusammengerufen. Yilmaz, unserer Fahrer, steht schon in der Mitte des Korbs. Mit seinen Helfern am Boden teilt er unsere Gruppe in vier Teile, von denen jeder in einen der vier Bereiche der Gondel klettert. „Das muss so sein“, erklärt Yilmaz. „Wegen der Balance.“
Als nächstes steht der Sicherheitscheck an. Bei der Ladung müssen wir alle in die Hocke gehen, erläutert Yilmaz. Mit dem Rücken zur Fahrtrichtung. „Am Korb befinden sich Griffe. Daran müsst ihr euch festhalten, wenn es eine unsanfte Landung gibt.“ Ich beginne mich etwas unwohl zu fühlen. Wie hart wird die Landung wohl sein? Wird unsere Kabine umkippen und wir alle im Staub liegen? War es ein Fehler, in dieses Ding einzusteigen?
Der Start stimmt mich dann aber gleich wieder versöhnlich. Während ich wie wild die anderen abhebenden Ballone fotografierte, bemerke ich gar nicht, wie wir ebenfalls davonschweben. Langsam geht es immer weiter nach oben, während wir gleichzeitig auf einen Felsen zugetrieben werden, der wie ein Schweizer Käse aussieht.
Yilmaz hat das Gefährt mit seinen leuchtgelben Handschuhen fest im Griff. Nur gerade einen oder zwei Meter vom Emmentaler-Felsen entfernt schweben wir vorbei. „Wenn ihr den Felsen abklatschen wollt, flieg ich das nächste Mal etwas näher vorbei“, lacht Yilmaz und zieht am Gashebel.
Der Blick auf die Märchenlandschaft
Kappadokien gehört seit 1985 zum Unesco-Weltnaturerbe. Die einzigartige Vulkanlandschaft mit den bizarr geformten Felsformationen macht den Reiz der Region aus. Manche Täler erinnern mit ihren pilzförmigen Felsen an Schlumpfhausen; das Love Valley mit seinen phallusartigen Steinen hingegen regt bei den meisten Besuchern erotische Fantasien an. Für jeden das passende Tal.
Gerade ziehen wir über das Openair-Museum von Göreme hinweg, das ich ein paar Tage zuvor besucht hatte. Das Besondere sind dort die in den Stein gesmeisselten Kirchen mit ihren Malereien, die auch nach über tausend Jahren noch immer beeindrucken.
Ein paar Meter unter uns taucht ein grauer Ballon auf und versperrt die Sicht. Yilmaz zieht wieder am Gashebel und ohne die Richtungsänderung zu spüren, bewegen wir uns nun vom anderen Ballon weg. Immer höher geht es, bis wir etwa 300 Meter über dem Boden sind und uns die aufgehende Sonne blendet.
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Butterweiche Landung
Nach etwas mehr als einer Stunde ist die Fahrt zu Ende. Die Batterien meiner Kamera sind längst leer. Mehr als 200 Bilder habe ich in der Zeit geschossen. Nur wenige Meter sind wir noch über dem Boden. Vor uns bringt das Bodenteam den Anhänger in Position.
Yilmaz wirft ein paar Seile aus dem Korb, mit denen die Helfer unser Gefährt genau an die richtige Stelle ziehen. Ein paar Sekunden später landen wir butterweich auf dem Fahrzeuganhänger – nur wenige Meter neben dem bereits kühlgestellten Champagner.
Praktische Tipps
Kosten: Der Preis für eine Ballonfahrt beträgt zwischen 90 und 180 Euro pro Person und ist abhängig von der Jahreszeit (am günstigsten im Winter) und der Grösse der Gondel. Die meisten Ballone fassen 20 Personen.
Reservation: Die Zahl der Heissluftballone, die in ganz Kappodokien gleichzeitig in die Luft dürfen, ist auf hundert begrenzt. Während das in der Nebensaison kein Problem ist, sind die Fahrten in den Sommermonaten häufig über Tage ausgebucht. Vor allem wenn du wenig Zeit hast, um auf einen freien Platz zu warten, empfehle ich dir, die Fahrt frühzeitig online zu buchen.
Zeitpunkt: Ich habe die Ballonfahrt für den letzten Tag meines Kappadokien-Aufenthalts gebucht und kann das so empfehlen. Es macht ganz einfach mehr Spass, die unterschiedlichen Täler noch einmal von oben zu sehen, wenn man sie bereits einmal durchwandert hat.
Sicherheit: Es ist nicht vollkommen ungefährlich, sich dem Wetter in einer Weise auszusetzen wie dies bei einer Ballonfahrt geschieht. In den letzten Jahren gab es in Kappadokien vereinzelt Zusammenstösse, bei denen sogar einmal ein Ballon abstürzte. Trotzdem ist die Wahrscheinlichkeit eines Unglücks so klein, dass ich niemanden von diesem Abenteuer abhalten sollte. Persönlich habe ich mich während der Fahrt sehr sicher gefühlt.
Mit diesem Beitrag nehme ich an der Blogparade von Thomas auf tuerkische-riviera-urlaub.de teil. Schau hier mal rein, wenn du nach Inspirationen für deine nächste Türkeireise suchst.
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Hi Oliver,
freut mich dass es Dir gefallen hat (und hoffentlich auch der Rest der Türkei) .
Ich war im Mai in der Türkei und habe in Kappadokien auch eine Ballonfahrt gemacht. Das war wirklich super. Die Landschaft ist klasse und ich war erstaunt, wie ruhig der Flug war.
Hi Pasquale,
ich hatte ja eigentlich erwartet, dass der Ballon ein bisschen wackelt und schaukelt. Aber alles war extrem ruhig und gemächlich. Majestätisch.
Wie war es bei dir im Mai mit der Belegung? Fandest du leicht einen freien Ballon oder musstest du was reservieren?
Gruss,
Oli
Einer meiner absoluten Wünsche! Es sieht klasse aus
Moin.
Gewackelt hat es nur als wir am Boden eingestiegen sind und der Ballon noch nicht voll war.
Gebucht hatte ich ein paar Tage vorher. Die Belegung kann zu der Zeit schon ein paar Tage vorher recht knapp werden. In dem Ballon waren es 16 Leute wenn ich mich recht erinnere also ausgebucht.
Es gab auch einen Beyond Flug mit ich glaube Max 10 Personen und 90 Minuten Dauer. Für den normalen habe ich um die 160€ gezahlt.
Hallo Oliver,
ein schön geschriebener Beitrag.
Die Gegend steht auf meiner Reiseliste für das nächste Jahr ganz oben. Ich möchte mir endlich Derinkuyu und den Erciyes Dagi ausgiebig anschauen.
Gibt es noch mehr Beiträge von dir über die Türkei in den nächsten Tagen / Wochen? Ich würde mich freuen wenn du bei meiner aktuellen Blogparade über Reisen in die Türkei mitmachst.
http://www.tuerkische-riviera-urlaub.de/reisen-in-die-tuerkei-blogparade-start/
lg Thomas
Ich muss mich outen: Ich habe auch noch nie eine Ballonfahrt unternommen. Dabei würde es mich durchaus reizen. Und dann kommt so ein Beitrag wie von Dir daher und ich kriege noch mehr Lust. Das sieht wirklich beeindruckend aus! Also… kommt auf die „ToDo-Liste“… vielleicht sogar in Kappadokien. :-)
Hallo Oliver,
Die Bilder von deinem Ballonflug sind echt wunderschön. Irgendwie sind viele Heißluftballon auf einem Fleck immer ein schönes Bild. Auch die Vorbereitung, wenn der Heißluftballon mit warmer Luft gefüllt wird, fand ich immer total atmosphärisch :)
Liebe Grüsse
Vielen Dank Raidoro. Die Schwierigkeit war nicht, die Bilder zu schiessen (beim super Morgenlicht, der grandiosen Landschaft und den bunten Ballonen sah einfach alles gut aus), sondern danach unter den etwa 200 Fotos etwas Passendes auszuwählen… :)
Ziemlich beeindruckend Oli und schöne Bilder – vor allem das Erste.
In Bagan fand ich die Ballons schon ziemlich cool und war deshalb auch am überlegen, ob ich in der Masai Mara so ne Ballonfahrt über die Gnu-Herden machen sollte. Allerdings ist der Preis dort doch nen bisschen happiger (rund 350-450,-€). Finde da die 90-180,-€ in der Türkei fast schon nen Schnäppchen dagegen.
Wie genau lenkt man eigentlich so nen Ballon? Ist man da den Winden vollkommen ausgeliefert?
Hallo Patrick.
ich finde die Preise in Kappadokien sehr gut. Ich denke, dass das mit den Wetterverhältnissen zusammenhängt, die fast jeden Tag die Ballonfahrten ermöglichen. Das heisst, die ganzen Fixkosten der Ballonfahrerfirmen teilen sich durch mehr Fahrten. Zudem sind in der Türkei sie Kabinen recht gross.
So richtig lenken lässt sich ein Heissluftballon nicht. Lediglich die Höhe ist beeinflussbar. Scheinbar gibt es nach Flughöhe unterschiedliche Windrichtugen, so dass der Pilot auf diese Weise immerhin ein bisschen die Richtung beeinflussen kann.
Das erste Bild stammt übrigens vom Handy. :)
Gruss,
Oli
Hallo Oli,
tatsächlich sieht dein Ballon dem ähnlich, in dem ich war! Könnte also wirklich so sein, dass wir im selben Ballon waren (nur zu unterschiedlichen Zeiten :p)
Liebe Grüße
Iza :)