Innsbruck Trek: Erfahrungen auf dem neuen Tiroler Fernwanderweg

Stadtnah und abgelegen: Was sich wie ein Widerspruch anhört, kann man tatsächlich auf dem Innbruck Trek erleben. In sechs Tagesetappen führt er durch die atemberaubende Bergwelt rund um die Tiroler Hauptstadt. In diesem Artikel schildere ich dir meine persönlichen Erfahrungen auf dem neuen Wanderweg.

Heute möchte ich einen Neuzugang zu den grossen Fernwanderwegen vorstellen: Der Innsbruck Trek wurde erst kürzlich ins Leben gerufen und führt einmal quer durch die Umgebung von Innsbruck. Dabei verbindet in gewissermassen das, was auch die Stadt ausmacht: Die Gleichzeitigkeit von Zugänglichkeit und Abgelegenheit.

In diesem Sommer hatte ich nach mehreren missglückten Versuchen endlich die Gelegenheit, den Weg selber zu begehen. Aus Zeitgründen musste ich allerdings zwei Etappen überspringen und mich auf die (vermutlich) vier schönsten Abschnitte beschränken.

Wieso das ausgerechnet auf dem Innsbruck Trek nicht tragisch ist, darüber will ich in diesem Artikel schreiben. Ausserdem schildere ich, welche Etappen sich aus meiner Sicht besonders lohnen. Und am Ende gibt es ein paar praktische Tipps, damit du die Wanderung auch auf eigene Faust organisieren kannst.

 

Was ist der Innsbruck Trek?

Der Innbruck Trek führt in sechs Tagesmärschen durch die alpinen Landschaften, die Innsbruck direkt umgeben. Start- und Endpunkt des Wanderwegs liegen mehr oder weniger im Zentrum der Tiroler Hauptstadt. Dazwischen verbringst du viel Zeit in den Nebentälern und Dörfern.

An jedem Tag hast du die Wahl zwischen einem einfacheren und einem anspruchsvolleren Weg. Es überrascht  nicht, dass die anstrengenderen Routen meistens einen deutlich höheren Erlebniswert mit sich bringen. Auch beim Wandern gilt: Von nichts kommt nichts.

Eine Besonderheit des Innsbruck Treks ist, dass er von Dorf zu Dorf führt. Das heisst, du übernachtest nie in miefigen Berghütten, sondern stets in soliden Hotels mit gutem Essen und teilweise sogar mit Wellness-Bereichen. Das Gepäck lässt du jeweils zur nächsten Unterkunft transportieren, so dass du nur mit einem leichten Tagesrucksack wanderst.

Der Nachteil ist allerdings, dass du jeden Tag aus den Tälern zu den eigentlichen Wandergebieten hochsteigen musst. Dadurch verlierst du jeweils am Anfang und Ende der Route Zeit auf Forstwegen, die zwar angenehm zu begehen sind, aber oft nicht die Ausblicke bieten, die du dir auf einer solchen Wanderung wünschst.

Noch etwas: Der Innsbruck Trek ist kein durchgehender Fernwanderweg, sondern eine Aneinanderreihung von empfehlenswerten Tagesrouten. Das bringt mit sich, dass du teilweise am Abend mit dem Bus zum nächsten Startpunkt fahren musst. Ginge ich den Weg ein zweites Mal, würde ich deswegen in einem Hotel in Innsbruck bleiben und die einzelnen Etappen als Tagesausflüge unternehmen.

Gemütliche Parkbank an einem Lieblingsweg.

 

Innsbruck Trek: Die Highlights als Tagesausflüge

Möchtest du den Innsbruck Trek im Rahmen einer organisierten Tour begehen? Dann findest du am Ende einen Hinweis, wo du das gesammte Paket problemfrei buchen kannst. Da ich wie oben ausgeführt die Wanderung als Tagesausflüge von Innsbruck aus fast praktischer finde, verrate ich hier, welche Abschnitte ich am meisten empfehle.

Selbstverständlich ist dieses Ranking (was zuerst kommt, gefällt besser) auf Grund meines persönlichen Wow-Empfindens absolut subjektiv und natürlich sind sämtliche Etappen reizvoll. Daher würde mich freuen, wenn du  einen Kommentar hinterlässt, falls du mit meiner Reihenfolge nicht einverstanden bist.

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Top 1: Vom Mieminger Plateau zum Lehnberghaus

Diese Route führt zunächst etwa einen Kilometer durch einen malerischen Wald, dessen helle Stämme einen starken Kontrast zum dunklen Blätterwerk bilden. Sobald er sich lichtet, befindest du dich beim Gasthaus Arzkasten. Das ist der erste Stopp, wo du dich auf dem Weg zum Gipfel etwas stärken (oder wie in unserem Fall vor einem Regenschauer schützen) kannst.

Von hier aus geht die Route weiter in ein Seitental, das ziemlich direkt Richtung Zugspitze weist. Nach einigen Metern gabelt sich der Weg. Es ist egal, welchen Weg du nimmst. Beide führen zum Lehnberghaus hoch und bei der Rückkehr kannst du jeweils den anderen Weg wählen.

Wir nehmen den Forstweg zur Rechten, weil dieser angenehmer zu laufen ist. Begleitet werden wir durchgehend von einem atemberaubenden Berg-Panorama. Nach etwa einer Stunde erreichen wir das Lehnberghaus, das neben den typischen Getränken auch eine währschafte Küche anbietet.

Wem die Zeit reicht, der sollte unbedingt noch zum Aussichtspunkt Lacke weiterwandern. Von hier aus hat man einen grandiosen Blick in das Inntal und auf das Mieminger Plateau, das etwa 700 Meter tiefer liegt. Wer genügend Energie mitbringt, kann auch bis zur Wangspitze hochgehen.

Auf dem Weg nach unten führt direkt beim Lehnberghaus ein steiler Fussweg hinab zum Sturlbach, dem du etwa eine Stunde folgen kannst. Dies fand ich den schönsten Teil der heutigen Wanderung. Insbesondere die mit Moos überwachsenen Steinbrocken im Bach sind höchst fotogen.

Praktisches: Startpunkt ist Obsteig, das sich in ungefähr einer Stunde vom Hauptbahnhof Innsbruck entfernt befindet (Linie 4176). Die Wanderzeit zum Lehnberghaus zu zurück wird mit 5 Stunden, zur Aussichtsplatzform Lacke mit 6 Stunden angeben. Pro Richtung ungefähr 700 Höhenmeter.

Zwischen den Bäumen lugt immer wieder die atemberaubende Bergkulisse hervor.
Zwischen den Bäumen lugt immer wieder die atemberaubende Bergkulisse hervor.
Die schönere Route vom Innsbruck Treck führt dem Sturlbach entlang.
Die schönere Route führt dem Sturlbach entlang…
Sturlbach auf Innsbruck Trek
…dessen Lauf mit moosbewachsenen Steinen durchsetzt ist.
Am Wanderweg blühlten zahlreiche Blumen.

 

Top 2: Der Patscherkofel

Der Patscherkofel ist einer der beiden Hausberge von Innsbruck und so etwas wie ein alpines Naherholungsgebiet für die Städter. Dank einer Seilbahn ist er hervorragend erschlossen (ab Stadtmitte bist du in einer Stunde auf dem Berg), was man besonders an Wochenenden und bei schönem Wetter merkt. Dann bist du alles andere als allein.

Der eigentliche Rundwanderweg beginnt gleich hinter der Bergstation der Patscherkofelbahn und ist leicht an einem Torbogen aus Holz zu erkennen. Der Weg führt etwa eine Stunde mehr oder weniger eben bis zu einem Bergrestaurant. Dabei hast du auf der linken Seite praktisch durchgehend einen tollen Blick auf das Inntal.

Hinter der Hütte beginnt der Weg plötzlich steil anzusteigen. Das ist der schönste Abschnitt von heute. Auch hier siehst du meistens ins Inntal, hast aber auch die Gelegenheit in andere Täler hinauszublicken. Nach etwa einer Stunde taucht vor dir eine riesige Antenne auf. Sie zeigt, dass du beinahe auf dem Gipfel des Bergs stehst.

Dieser ist wegen der Funkanlage nicht ganz so schön. Aber du wirst den Blick sowieso nicht vom herrlichen Panorama abwenden können. Die Bergstation der alten Seilbahn, die einst zum Gipfel führte, aber längst nicht mehr in Betrieb ist, wurde in ein Bergrestaurant mit einer herrlichen Terrasse umfunktioniert.

Abwärts kannst du dem Feldweg folgen, der sich in einer angenehmen halben Stunde hinab zur Seilbahn bringt. Alternativ besteht auch die Möglichkeit, zur Viggarspitze weiterzugehen.

Praktisches: Die Anreise zur Patscherkofelbahn ist leider auf Google Map etwas verwirrend, da der Kartendienst ab den Hauptbahnhof nur eine sehr schlechte Verbindung angibt. Am besten läufst du in etwa fünf Minuten zum Sillpark an der Rückseite des Bahnhofs, wo dich die Linie J alle zehn Minuten nach Igls Patscherkofen (Endstation) bringt. Die Innsbruck Card kannst du für die Seilbahn benutzen.

Dieses Holztor markiert den Eingang zum Zirbenweg.
Nach etwa einer Stunde kommt man bei einer schönen Berghütte an.
Von hier an beginnt der Weg etwas steiler zu werden.
Auf dem Gipfel wurde die Bergstation der alten Seilbahn in ein Bergrestaurant mit einer tollen Panorama-Terrasse umgewandelt.

 

Top 3: Panoramaweg zur Umbrüggler Alm

Der heutige Weg beginnt mit einem architektonischen Highlight: Der Hungerburgbahn. Die 2007 eröffnete Standseilbahn wurde von der irakischen Star-Architektin Zaha Hadid gebaut, die sich auch für die Innsbrucker Sprungschanze verantwortlich zeigte. Es lohnt sich, einen genaueren Blick auf die elegant geschwungenen Stationen zu werfen. Wenn du Zeit hast, kannst du im interessanten Alpenzoo Innsbruck einen Zwischenstopp einlegen.

Von der Hungerburg ührt ein Forstweg in etwas weniger als einer Stunde zur Umbrüggler Alm, die ein beliebtes Ausflugsziel für Mountain-Biker aus der Region ist. Im überraschend grossen Restauraunt mit Sonnenterrasse wird eine solide Küche mit lokalen Spezialitäten angeboten.

Der nächste Wegpunkt ist das Höttinger Bild. Der Legende nach hatte es ein Student an einem Baum befestigt und die abgebildete Maria regelmässig um Hilfe bei seinen Prüfungen gebeten. Nachdem er bestand, wurde der Ort zu einem Wallfahrtsort für Studenten mit Prüfungsangst. Jahre später entstand an der Stelle eine einfache Holzkapelle.

Hinter der Kapelle gabelt der Weg. Die leichte Route führt ins Tal zurück, die etwas anspruchsvollere, die wir wählten, brachte uns über einen malerischen Wurzelweg hoch zum Alpengasthof Rauschbrunnen, auf dessen grandioser Aussichtsterrasse wir den ganzen restlichen Nachmittag bis zum Abstieg ins Tal verbrachten. Klare Empfehlung meinerseits.

Praktisches: Die Talstation der Hungerburgbahn befindet sich in der südwestlichen Ecke des Hofgartens und ist über eine etwas versteckte Treppe zu erreichen. Wenn du in einem Hotel vor Ort übernachtest, erhältst du vermutlich die „Welcome Card“, mit der du kostenlos den Nahverkehr nutzen kannst. Sie bereichtigt auch zu einem Rabatt auf der Hungerburgbahn.

Die Fahrt mit der Hungerburgbahn ist bereits ein erstes Highlight.
Die Kapelle beim Höttinger Bild.
Der Wurzelwaldweg ist der schönste Teil dieser Strecke.
Alpengasthof Rauschbrunnen
Grandiose Aussicht vom Alpengasthof Rauschbrunnen.

 

Top 4: Sellrainer Höhenwanderweg

Dass der Sellrainer Höhenwanderweg am schlechtesten abschnitet, hat hauptsächlich persönliche Gründe: Wir waren erst eine halbe Stunde unterwegs, als mein Magen sich bemerkbar machte und mir plötzlich speiübel wurde. Vermutlich vertrug ich den Almduddler auf fast leeren Magen nicht. Wir mussten die Tagesetappe frühzeitig abbrechen.

Vom kleinen Bergsteigerdorf St. Sigmund führt der „Wunderwanderweg“, eine gemütlich begehbare Forststrasse in etwa einer Stunde hoch zur Sonnbergalm. Dabei kommst du auch an der schwindelerregenden Aussichtsplattform „Adlerhorst“ vorbei, die sich unbedingt für einen Fotostopp anbietet.

Hinter dem Bergrestaurant beginnt der eigentliche Sellrainer Höhenwanderweg, der zumindest auf dem ersten Abschnitt, den ich noch geschafft habe, bereit ausgebaut war und weitgehend flach dem Hang entlang verläuft. Die vollständige Wanderung dauert etwa neun Stunden und endet in St. Guirin. Laut Karte sollte aber auch auf halben Weg eine alternative Abstiegsmöglichkeit bestehen.

Praktische Tipps: St. Sigmund ist mit dem Bus eher schlecht erschlossen. Bus 4166 legt die 57-minütige Strecke nach Innsbruck Hbf teilweise nur alle zwei Stunden zurück. Such dir unbedingt im Vorfeld deine Verbindungen heraus.

Blick vom „Adlerhorst“ auf das Bergsteigerdorf St- Sigmund
Wegrand.
Der Sellrainer Höhenweg beginnt zunächst ganz entspannt…
Wir sind auf dem Höhenwanderweg nicht allein unterwegs.

 

Allgemeine Tipps für den Innsbruck Trek

Komplette Tour buchen: Den Innsbruck Trek kannst du dir beim lokalen Reisebüro ASI-Reisen komplett durchorganisieren lassen. Inbegriffen sind die Übernachtungen entlang der Route einschliesslich Frühstück und Abendessen. Ausserdem ist der Gepäcktransport dabei. Für einen Aufpreis kannst du zudem einen Bergführer mieten, was aber angesichts der guten Ausschilderung nicht zwigend nötig ist. Infos zu Preis und Buchungsmodalitäten findest du bei ASI Reisen.

Unterkunft: Falls du die Tour lieber auf eigene Faust unternimmst, würde ich in Innbruck bleiben und von dort aus Tagesausflüge unternehmen. Wir waren im Hotel aDLERS* untergebracht, das ich sehr empfehlen kann. Erstens liegt es nur wenige Minuten vom Busbahnhof entfernt, der dich zu den meisten Startpunkten bringt. Zweitens hast du in dem modernen Turm die perfekte Aussicht über die Stadt. Drittens ist das Panorama-Restaurant im 12. Stock auch einen Besuch wert, wenn du nicht hier übernachtest.

Disclaimer: Die Reise wurde unterstützt von ASI Reisen und Innsbruck Tourismus. Der Bericht spiegelt vollkommen meine persönliche Erfahrung wider. Bei mit * gekennzeichneten Links erhalte ich eine Provision, die mir den Betrieb dieser Website erlaubt. Mehr zur Transparenz hier.

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6 Kommentare

  1. Servus Olaf,

    Innsbruck steht für dieses Jahr auch noch auf meiner To Visit Liste :) Man soll ja vom Zentrum auch schon ganz gut loswandern können. :)

    LG aus Graz, Janine

    1. Ja, das ist recht cool: In die Seilbahn und in spätestens einer Stunde bist du in einem tollen Wandergebiet. Deswegen würde ich beim nächsten Mal eher in der Stadt bleiben und alles als Tagesausflüge machen. Das geht vermutlich ziemlich gut. Oli

  2. Lieber Oliver,
    danke für Deinen Erfahrungsbericht zum Innsbruck Trek. Ich liebe ja Mehrtageswanderungen und ich finde es super, dass Du auch die „Nachteile“ des Treks herausstellst und angibst, was Du nächstes Mal alternativ machen würdest. Klingt auf jeden Fall ansprechend und kommt auf die Wunschliste.
    Viele Grüße,
    Kerstin

    1. Hallo Kerstin,
      es lohnt sich auf alle Fälle. Ich fand auf der Route vor allem diese Kombination aus Natur und Stadtnähe faszinierend. Die Innsbrucker haben schon Glück, dass sie so eine Wahnsinnslandschaft gerade vor der Haustür haben.
      Gruss,
      Oli

  3. Hallöchen :-)

    Das sieht sehr beeindruckend, aber auch anspruchsvoll aus!
    Wandern ist für mich aktuell dank Borreliose in weite Ferne gerückt, aber ich merke mir die Route gerne mal für einen späteren Zeitpunkt!

    Sonnig Grüße aus Griechenland
    Isabel

    1. Oh nein! Gute Besserung wünsche ich dir! Ansonsten: Einige Abschnitte sind schon anspruchsvoll, aber man hat immer auch eine leichtere Alternative, die man gehen kann.

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