Apulien im Winter: Route, Sehenswürdigkeiten und Tipps

Ideen für deinen Roadtrip

Mit seinen unzähligen kleinen Stränden und Badebuchten ist Süditalien in erster Linie eine Sommerdestination. Dabei hat die Region gerade im Winter, wenn die Massen verschwunden sind, einen sehr viel ursprünglicheren Charme. Hier meine Tipps für einen fünftägigen Roadtrip durch Apulien.

Der Winter ist nicht die klassische Jahreszeit, um Süditalien zu besuchen. Auch wenn es in der Regel nicht ganz so kalt ist wie in Deutschland oder der Schweiz, macht sich das Klima doch teilweise unangenehm bemerkbar: Günstigere Unterkünfte sind nämlich oft schlecht geheizt und viele Sehenswürdigkeiten geschlossen. Wer Apulien im Winter erleben will, braucht daher eine gewisse Bereitschaft zum Improvisieren.

Dafür wird man allerdings auch belohnt. Auf der ganzen Reise traf ich kaum andere Touristen. Nicht nur die Strände waren fast vollkommen menschenleer, sondern auch die Museen und Kirchen. Ausserdem gab es massive Preisnachlässe bei den Hotels und dem Mietwagen. Apulien hat in jeder Jahreszeit viel zu bieten und auch wenn der Badespass im Winter wegfällt, hat die entspanntere Situation das für mich mehr als wettgemacht.

In diesem Beitrag will ich dir erzählen, was mir am Absatz des italienischen Stiefels besonders gefallen hat und worauf du dich einstellen solltest, wenn du ebenfalls Apulien im Winter besuchen willst. Und bevor wir mit den Tipps beginnen, noch ein klärender Hinweis in eigener Sache: Fünf Tage für einen Roadtrip durch Apulien sind natürlich wenig, um nicht zu sagen: zu wenig. Auch bei mir sollten es ursprünglich sieben Tage werden; wegen einer Erkältung lag ich dann aber zwei Tage flach.

 

Apulien im Winter: Die besten Stopps

Tag 1: Lecce

Lecce wird bisweilen als „Florenz des Südens“ bezeichnet. Auch wenn ich den Vergleich persönlich nicht so ganz passend finde, hat mir Lecce mit seiner Barock-Architektur doch sehr gut gefallen. In der wunderschönen historischen Innenstadt mit all ihren coolen Kunstgalerien, kreativen Handwerkateliers sowie leckeren Cafés und Restaurants kannst du dich stundenlang verlieren.

Highlight sind natürlich – wie eigentlich überall in Italien – die zahlreichen Kirchen. Einige kannst du kostenlos besuchen, für die touristisch Interessanteren gibt es einen Kombi-Pass für 8 Euro, der gleich für alle gilt. Ich finde, das lohnt sich. Ausserdem bietet Lecce ein eher unscheinbares römisches Amphitheater, einen hübschen Stadtpalast, mehrere Museen und einen kleinen Stadtpark mit ausfällig vielen Büsten.

Obwohl sich Lecce mit seinen rund 100.000 Einwohnern schon etwas ausdehnt, ist die Altstadt relativ kompakt und gut zu Fuss zu erkunden. In einem Tag schafft man es locker, sich das Wichtigste anzusehen – aber für Langsamreisende gibt es nicht zuletzt wegen der ganzen Museen und der spannenden Läden mehr als genug, um auch ein zweitägiges Programm oder mehr zu füllen.

Tipp: Lecce ist lecker! In den vielen Restaurants gibt es ein breites Angebot an tollen, authentischen Gerichten. Unbedingt versuchen solltest du die mit Pudding-Creme gefüllten Mürbteig-Gebäcke (Pasticciotto leccese), die als Spezialität der Region gelten.

Unterkunft: Wer auf eine stilvolle Vermischung von alt und neu steht, kann sich den hervorragend gelegenen Palazzo Lecce* anschauen. Die Zimmer in der teuersten Kategorie verfügen über einen privaten Pool. Wo findet man schon sowas! Leider keine Parkplätze. Günstig, aber ebenfalls schön ist das Dimi House, wo es auch (kostenpflichtige) Parkmöglichkeiten gibt.

Vermutlich die schönste Kirche in Lecce: Die Basilica di Santa.
Das eher unscheinbare Amphitheater von Lecce.
Büste im Stadtpark von Lecce.

 

Tag 2+3: Die Salento-Halbinsel

Die Salento-Halbinsel bildet den Absatz des italienischen Stiefels. Ihr südlicher Teil eignet sich perfekt für einen kurzen Roadtrip ab Lecce, denn bis zum südlichen Ende sind es gerade einmal 60 Kilometer. Die Gegend ist dank ihrer leeren Strassen, die durch eine abwechslungsreiche Landschaft voll mit kleinen Dörfern, abgelegenen Stränden und malerischen Olivenhainen führen, recht angenehm zu befahren.

Am ersten Tag sind wir zunächst nach Gallipoli gefahren. Der Besuch der kleinen Hafenstadt mit dem Fort, den zahlreichen Kirchen und den typischen süditalienischen Gässchen lohnt sich auf alle Fälle, auch wenn man alles recht schnell gesehen hat. Zurück ging es über ein weiteres, nahegelegenes Dörfchen mit Barock-Architektur namens Galatina, in dem mich vor allem die Basilika beeindruckte.

Am zweiten Tag ging es nach Otranto, das für seine weissen Häuser und die Festung Castello di Otranto direkt am smaragdgrünen Meer bekannt ist. Super! Auf dem Rückweg machten wir noch einen kurzen Halt bei der Grotta della Poesia, einem von Kalksteinfelsen umgebenen Naturpool, der im Sommer ein beliebter Badeort ist und im Winter praktisch menschenleer war. Für mich ein Highlight.

Wäre ich fitter gewesen, hätte ich gerne die als besonders schön geltenden Küstenstrasse SP366 ganz in den Süden bis nach Santa Maria di Leuca genommen. Hier findest du zwischen den zerklüfteten Felsen zerfallene Wehrtürme, alte Leuchttürme und jede Menge Mini-Strände.

Unterkunft: Wir haben die Salento-Halbinsel als zwei Tagesausflüge von Lecce aus besucht. Die Strecken sind in der Regel so kurz, dass mit der Anreise kaum mehr Zeit verloren geht als mit einem täglichen Hotelwechsel. Das ist aber natürlich Geschmackssache. Eine Alternative wären vielleicht die Masserie – alte und abgelegene Bauernhäuser, die oft liebevoll restauriert wurden. Im Winter allerdings nur beschränkt verfügbar.

An der wilden Küste der Salento-Halbinsel in der Nähe der Grotta della Poesia.
Andachtsort in einem der Dörfer auf der Salento-Halbinsel.
Küstenfront von Gallipoli.

 

Tag 4: Alberobello

Zugegeben: Ein Geheimtipp ist die Stadt mit den weissen Rundhäusern nicht gerade. Besonders deutlich zeigte sich das auf der Hauptstrasse, wo trotz absoluter Nebensaison recht viele (einheimische) Touristen unterwegs waren. Auch in den engen Gassen, die auf die umliegenden Hügel führten, drängten sich die Besucher.

Natürlich ist Alberobello nicht ohne Grund ein Touristenmagnet. Die Stadt mit ihren über tausend Trullis ist in ihrer Art wirklich einzigartig. Ursprünglich sollen die Kegelhäuser ohne Mörtel deswegen so gebaut worden sein, damit sie bei Steuerkontrollen schnell zerlegt werden konnten und nicht als bewohnte Bauten taxiert wurden.

Zu den Hauptsehenswürdigkeiten, die man nicht verpassen sollte, gehören die 1927 geweihte Kirche Sant’Antonio di Padova, die in ihrer Form stark an die Trulli-Bauweise erinnert, sowie der zweistöckige Trullo Savrano, in dem sich heute ein kleines Museum befindet, sowie die Casa d’Amore, dem ältesten Haus der Stadt, das aktuell das lokale Tourismusbüro beherbergt.

Trotz der Unzahl von Trullis ist Alberobello ziemlich klein und übersichtlich, so dass man sich in wenigen Stunden einen ziemlich guten Überblick verschaffen kann. Ich empfehle trotzdem im Ort zu übernachten. Zum einen, weil das Städtchen nach Sonnenuntergang hübsch beleuchtet wird und dadurch eine ganz andere Stimmung hat, zum anderen, weil das Übernachten in einem der Trullis ein Erlebnis für sich ist.

Unterkunft: Da im Zentrum immer viel los ist, empfehle ich eine Unterkunft etwas ausserhalb zu wählen. Wir waren im sehr hübschen Trulli del Fauno*, das sich mit seinen grossen Räumen auch für Familien gut eignet. Interessant (und vergleichsweise preiswert) ist übrigens das Hotel Sant Antonio*, das sich im ehemaligen Quartier für den Klerus der Kirchengemeinde von Sant ‚Antonio befindet.

Die typischen Trulli-Rundhäuser in Alberobello.
Die Kirche Sant’Antonio di Padova erinnert in ihrer Form stark an die Trulli-Bauweise.
Souvenirladen in Alberobello: Etwas „creepy“, nicht wahr?

 

Tag 5: Matera

Streng genommen befindet sich Matera nicht mehr in Apulien, sondern ein paar Kilometer hinter der Grenze in der Nachbarprovinz Basilikata. Das soll hier aber nicht weiter stören, denn mit ihren einzigartigen Höhlenbauten gehört die seit 1993 von der Unesco als Weltkulturerbe anerkannte und in zahlreichen Filmen verewigte Stadt zu den absoluten Höhepunkten jeder Reise durch Süditalien.

Das seit der Jungsteinzeit besiedelte Gebiet gehört zu den ältesten Städten der Welt. Eindrücklich sind vor allem die beiden Stadtviertel Sasso Barisano und Sasso Caveos, die ein unwirkliches Labyrinth an Felsenwöhnungen, Kirchen und Gassen bilden, die in einer kaum durchschaubaren Weise ineinander verschachelt sind. Rund um die beiden Sassi gibt es eine etwas jüngere Altstadt mit einer hübschen Fussgängermeile und weiteren Kirche.

Wer möchte kann in den beiden Sassi mehrere Höhlenwohnungen besuchen, die zeigen, wie man hier früher lebte. Wir waren in der Casa Grotta. Spannend ist auch der Palombaro Lungo, eine riesige unterirdische Zisterne, in der man erfahren kann, wie früher die Wasserversorgung funktionierte. Beides würde ich sehr empfehlen. Ausserdem gibt es ein Kunstmuseum, das sich den Werken des spanischen Künstlers Salvador Dali widmet.

Tipp: Sehenswert ist auch die Natur rund um Matera. Im Nationalpark Murgia befinden sich etwa 150 Felsenkirchen, die an den Hängen der Schluchten und auf der Hochebene der Murgia verstreut sind. Sie sind über eine „tibetische“ Brücke zu erreichen. Wer zwei Nächte bleibt, sollte sich die Zeit nehmen, um etwas im Naturschutzgebiet zu wandern.

Unterkunft: In den Sassi gibt es mehrere Hotels in alten Höhlenwohnungen. Wir waren im Hotel In Pietra*, das in einer ehemaligen Höhlenkirche platz gefunden hat. Jedes Zimmer ist ein unikat. Manche sind kleine Kämmerchen, in anderen gibt es Platz für einen Whirlpool. Wie alle Hotels in der Altstadt ist auch dieses nicht mit dem Auto zu erreichen, aber auf den blauen Parkfeldern in der Via Tommaso Stigliani kann man bis 24 Stunden stehen bleiben. Unbedingt Parkuhr füttern!

Panorama der Altstadt von Matera.
Und so sehen die Sassi von Nahe aus.
Traditionell eingerichtete Höhlenwohnung in der Casa Grotta.

 

Apulien im Winter: Praktische Tipps

Das Klima: Im Dezember, als ich in Apulien unterwegs war, schien praktisch jeder Tag die Sonne und wir hatten Höchsttemperaturen von bis zu 20 Grad. An einem anderen Tag sank das Quecksilber allerdings auch einmal auf 10 Grad. Baden kann man also eher nicht. Laut Klimadiagrammen sind im Winter relativ viele Regentage zu erwarten. Da hatten wir wohl ziemlich Glück.

Anreise: Apulien ist auch im Winter recht gut mit Billigfluglinien erschlossen. Bari und Brindisi sind die beiden wichtigsten Flughäfen für die Region. Siehe hierzu auch meine 13 Tipps zum Finden von günstigen Flügen. Es gibt ausserdem jede Nacht zwei Schlafzüge, die von Lecce über Brindisi in etwa elf Stunden nach Mailand fahren. Zu buchen über www.trenitalia.com.

Kaum Tourismus: Im Winter, also etwa ab Oktober, trifft man in Apulien kaum noch andere Touristen, was Vor- und Nachteile hat. So hat man viele Orte für sich allein und die Preise für Hotel, Flüge und Mietwagen sind deutlich tiefer. Andrerseits sind teilweise auch Sehenswürdigkeiten geschlossen und viele Restaurants schliessen die Küche über Mittag. Es kann also teilweise schwierig sein, etwas zu Essen zu finden.

Keine Heizung: Zu den Eigenheiten der Region gehört, dass günstigere Unterkünfte bisweilen keine Heizung haben. Auch wenn die Winter eher mild sind, macht es natürlich keinen Spass, im Hotelzimmer zu frieren. Bei der Buchung solltest du deswegen immer darauf achten, dass es auch wirklich eine Heizung gibt.

Weihnachtsstimmung: Auch in Süditalien gibt es Weihnachtsmärkte, wo verschiedene lokale Handwerkprodukte und verschiedene Leckereien verkauft wurden. Allerdings liessen sich die Märkte kaum mit dem vergleichen, was wir aus dem deutschsprachigen Raum kennen. In Lecce beispielsweise standen ein paar Hüttchen etwas verloren auf dem Hauptplatz rum. Einzig Matera hatte eine grossen und vergleichsweise hübschen Weihnachtsmarkt.

Mietwagen versus ÖV: Grundsätzlich lassen sich in Apulien so gut alle Orte mit Bussen zu erreichen. Allerdings sind die Fahrpläne im Winter stark ausgedünnt und buchbare Ausflüge gibt es kaum. Du musst also gut planen und hier und da mit etwas längeren Wartezeiten rechnen. Aus diesem Grund würde ich persönlich eine Rundreise im Mietwagen empfehlen.

Günstige Mietwagen: Wie in allen Gegenden mit saisonalem Tourismus schwanken die Preise für Mietwagen stark. Vor der Reise habe ich immer mal wieder bei den Preisvergleichsportalen wie mietwagencheck.de* vorbeigeschaut und fand etwa eine Woche vor Reisebeginn ein Spitzenangebot von etwa 65 Euro für eine Woche in einem Kleinwagen. Realistischer sind allerdings etwa 100 Euro. Vergleich dazu auch meinen Artikel, wie man günstige Mietwagen findet.

Reiseführer: Wer etwas tiefer einsteigen und auf der Suche nach echten „Geheimtipps“ ist, sollte sich einen guten Reiseführer zulegen – und das sage ich nicht nur, weil ich selber Reiseführer schreibe. In diesem Fall empfehle ich den Apulien Reiseführer vom Michael Müller Verlag*. Er erschien im Mai 2022 und erwähnt viele Dinge, die nicht überall zu finden sind.

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5 Kommentare

  1. Ich liebäugle ja mit einer Geburtstagsreise nach Süditalien im Mai. Matera (inklusive Höhlenwohung) und Alberobello stehen ganz oben auf der Liste. Danke für die tolle Zusammenfassung und die guten Tipps. Das hilft bei der Planung

    Liebe Grüße
    Carola

    1. Hallo Carola,
      Mai ist vermutlich ein guter Kompromiss zwischen Hochsaison und Menschenleere, wie in meinem Fall im Dezember. Wenn ich noch einmal gehe, würde ich auch eher den April oder Mai wählen. So oder so: Die Gegend ist sehr spannend und einen Besuch wert. Du kannst dich auf eine schöne Reise freuen.
      Gruss,
      Oli

  2. Oh, toller Bericht! :)

    Wir waren letzten November in der Toskana und an der Amalfi-Küste unterwegs und haben schon dort die tollen Gegenden mit deutlich weniger Touristen genossen. Nach deinem Bericht habe ich das Gefühl für den nächsten Winter müssen wir uns Süditalien vornehmen.

    Viele Grüße,

    Nina

    1. Hallo Nina,
      ich könnte mir vorstellen, dass der saisonale Unterschied in Süditalien noch einmal stärker ausgeprägt ist als in der Toskana, weil Süditalien halt von vielen sehr stark als Badedestination wahrgenommen wird. Toskana und die Amalfi-Küste ziehen eher Kulturreisende an, für die die Jahreszeit weniger wichtig ist. Aber das ist nur eine Vermutung.
      Gruss,
      Oli

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