Malaysia: 5 Dinge, die du in und um Ipoh tun kannst

Der Bahnhof wird auch als Taj Mahal Ipohs bezeichnet. Fotos: OZ

Bist auf der Suche nach einem kleinen Geheimtipp für Malaysia? Dann empfehle ich dir, Ipoh auf die Liste zu setzen. Die Hauptstadt der Provinz Perak wird nämlich zu Unrecht von den meisten Reisenden übersehen.

Wenn du bei der Reiseplanung einen Malaysier um eine Empfehlung bittest, wirst du vermutlich häufig Ipoh zur Antwort bekommen. Das kleine Städtchen im Norden der Halbinsel ist bei den Einheimischen sehr beliebt und gilt als Schlemmerparadies. Deswegen trägt Ipoh auch den Übernamen „Food Capital“.

In diesem Sommer habe ich endlich auf meine einheimischen Freunde gehört und mich in das Städtchen aufgemacht. Ich war überrascht, wie viel es in Ipoh zu sehen gibt und welche weitgehend unbekannten Schätze sich in der näheren Umgebung befinden.

Allerdings wurde mir auch klar, wieso Ipoh in der Welt der Malaysia-Reisenden ein Schattendasein führt: Viele der Sehenswürdigkeiten sind ohne Mietwagen oder Taxi schwer zu erreichen. Für mich machte das die Region allerdings nur noch spannender.

In diesem Artikel gebe ich dir ein paar Tipps, was du in Ipoh unternehmen kannst und welche Ziele sich in der weiteren Umgebung lohnen. Am Ende findest du praktische Hinweise, wenn du die Gegend auf eigene Faust erkunden willst.

Ipohs Zentrum: Historische Altstadt, Streetart und Food

Im Zentrum von Ipoh findest du eine kleine aber feine Altstadt mit jeder Menge Kolonialgebäuden und den typischen malaysischen Häuschen, wie du sie vielleicht aus Georgetown auf Penang oder dem historischen Zentrum von Kuala Lumpur kennst.

Die Innenstadt besuchst du am besten zu Fuss entlang des Heritage Trails. Dieser beginnt beim Bahnhof, der praktischerweise bereits die erste Sehenswürdigkeit ist und von den Einheimischen liebevoll „Taj Mahal von Ipoh“ genannt wird. Im Fremdenverkehrsbüro in der Bahnhofshalle gibt es Karten für den Rundgang.

Die Route dauert vielleicht zwei Stunden und führt dich an den wichtigsten Sehenswürdigkeiten vorbei wie dem Gerichtshof und der Stadtverwaltung („White House of Perak“). Eines der Highlights des Heritage Trails ist die schmale Concubine Lane mit ihren netten Cafés und Souvenirshops.

Mein persönliches Highlight war übrigens der Häuserblock gerade nördlich vom „Container Hotel Ipoh“. Hier befinden sich in halb verfallenen Altstadthäusern hippe Kleiderläden, Restaurants und sogar eine Kunstgalerie. Wenn du auf der Suche nach einer coolen Foto-Location bist, solltest du hierher kommen.

Apropos Kunst: Schau bei deinem Rundgang auch hin und wieder in die Höhe. Viele Häuser sind mit nämlich mit Streetart verziert, die durchaus mit den bekannteren Bildern von Penang mithalten können. Mein persönlicher Favorit ist der Biertisch am östlichen Ende der Concubine Lane.

Die bekannteste lokale Spezialität sind gesalzene Hühnchen. Das Gericht schmeckt allerdings so langweilig wie es heisst und ich konnte den Hype der Einheimischen um das Gericht überhaupt nicht nachvollziehen. Aber Ipoh ist voller Alternativen.

Am Abend kannst du dem Fluss vor dem Kinta Riverfront Hotel entlangspazieren. Hier gibt es ein paar nette Cafés und angeblich auch Konzerte. Bei meinem Besuch war allerdings etwas tote Hose. Hübsch ist die Gegend am Fluss trotzdem.

Koloniale Architektur im Zentrum von Ipoh.
Hipper Kleiderladen im Zentrum von Ipoh.
Der Autor dieses Artikels posiert vor Streetart in Ipoh

Ipohs Höhlentempel: Sam Poh Tong und Co.

Ipohs Besonderheit liegt in seiner Topografie: Rund um die Stadt gibt es jede Menge Kalkstein-Formationen mit gewaltigen Höhlen. In einigen befinden sich Tempel. Du kannst locker einen ganzen Tag damit verbringen, sie zu erkunden.

Wenn du nur Zeit für einen einzigen hast, solltest du zum Sam Poh Tong fahren. Er ist der älteste, grösste und vermutlich auch sehenswerteste Höhlentempel der Stadt. Seine Besonderheit: Du läufst durch verschiedene Höhlen in ein Hintertal, in dem sich der eigentliche Tempel und ein Teich mit Schildkröten befinden.

Mich hat jedoch etwas ganz anderes begeistert: Im Eingangsbereich befindet sich ein Park mit einem Teich, der mit zahlreichen Figuren und Statuen auf Felsbrocken verziert ist. Es machte mir Spass, mich in den Details zu verlieren.

Der Sam Poh Tong Tempel befindet sich etwa fünf Kilometer südlich vom Stadtzentrum. Am besten erreichst du ihn mit dem Lokalbus 66. Achte darauf, dass du im richtigen Tempel landest, da sich in der gleichen Strasse mehrere Höhlentempel nebeneinander befinden. Du kannst natürlich auch alle besuchen.

Als zweites empfehle ich den Perak Höhlentempel (Perak Tong). Dieser wurde 1926 von einem chinesischen Mönch gegründet und wird seither von seiner Familie verwaltet. Die Höhle ist riesig und sehr schön dekoriert. Allerdings sieht man dem Tempel an, dass er deutlich jünger ist.

Sobald du dich ans Halbdunkel gewöhnt hast, wirst du im hinteren Teil eine Treppe entdecken, die nach oben führt. Wenn du den fast 500 Stufen folgst, gelangst du auf den Gipfel des Bergs. Oben hast du eine super Rundumsicht – leider ist dieser Teil von Ipoh wegen den Fabriken nicht besonders schön.

Den Perak Tong Tempel erreichst du mit dem Bus, der von Ipoh nach Kuala Kangsar führt. Der Tempel ist sehr schlecht ausgeschildert, bitte deshalb den Busfahrer, dich am richtigen Ort rauszulassen und/oder verfolge die Fahrt über das GPS deines Handys.

Die Parkanlage des Höhlentempels Sam Poh Tong.
Tempel in einem versteckten Tal, das nun über eine Höhle zu erreichen ist.
Das Innere des Höhlentempels Perak Tong bei Ipoh.

Kellie’s Castle: Das Geisterhaus bei Ipoh

Nicht weit ausserhalb von Ipoh befindet sich eine der bekanntesten Sehenswürdigen der Region: Die sagenumwobene Ruine Kellie’s Castle, in der es angeblich spuken soll. Aber auch wenn du – wie ich – keinen Gespenstern begegnest, ist die Villa des schottischen Plantagen-Besitzer William Kellie Smith sehenswert.

Das liegt zum einen daran, dass die Ausstellung gut gelungen ist und du viel über das Leben auf den Plantagen und den kolonialen Traum des Schotten vor etwas mehr als hundert Jahren lernen kannst.

Zum anderen ist aber auch das Gebäude selbst faszinierend mit seinen doppelten Wänden, den Geheimgängen (ein unterirdscher Fluchtweg soll angeblich bis heute unentdeckt geblieben sein), dem leeren Fahrstuhlschacht und dem bizarren architektonischen Stilmix mit maurischen Elementen.

Filmliebhabern dürfte das Gebäude übrigens bekannt vorkommen: Es diente als Kulisse für den Hollywood-Streifen „Anna und der König“ und den weniger bekannten Hongkong-Film „Skyline Cruisers“.

Kellie’s Castle gilt in Malaysia als Spukschloss…
Das Wohnhaus des schottischen Plantagenbesitzers diente mehreren Filmen als Kulisse.
Im Schloss ist viel über das Leben der kolonialen Plantagenbesitzer zu erfahren.

TT5: Malaysias letztes Zinnwerk

Das Kintatal, in dem auch Ipoh liegt, war einst die wichtigste Zinnförderregion der Welt. Viel ist davon nicht übrig gebleiben: Schwindende Vorkommen und steigende Löhne bei einem sinkenden Rohstoffpreis auf dem Weltmarkt haben diesen Industriezweig vor etwa 40 Jahren austrocknet.

Eine Ausnahme bildet die rund 80 Jahre alte Zinnförderanlage Nummer 5 von Tanjung Tualang. (Englisch: Tanjung Tualang Tin Dredge No. 5 oder TT5), die sich irgendwo im Nirgendwo vor Ipoh befindet.

Das gewaltige Gerät sitzt in einem kleinen See, den du in 15 Minuten umrunden kannst. Im Eingangsbereich gibt es ein kleines Museum, das die Funktionsweise der Anlage erklärt. Auf weiteren Schaufeln kannst du etwas über den Kampf zum Erhalt dieses aussergewöhnlichen Kulturerbes erfahren.

Mit etwas Glück werden ab Anfang 2018 wieder Touren durch das Innere der Anlage angeboten. Derzeit ist das wegen eines Lecks nicht möglich, das die ganze Anlage etwas schief im Wasser stehen lässt.

Obwohl ich nicht ins Innere konnte, fand ich den Besuch sehr spannend. Zudem befindet sich TT5 nur etwa 15 Autominuten von Kellie’s Castle entfernt und lässt sich deswegen hervorragend verbinden. Achtung: Mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist die Anlage nicht zu erreichen.

Die Tanjung Tualong Tin Dredge No 5 gehört zum industriellen Kulturerbe der Region Ipoh.
Die Zinnfördermaschine TT5 in der Nähe von Ipoh

Gua Temperung: Malaysias grösste Höhle

Wer auf der Suche nach einem Abenteuer unter der Erde ist, findet vielleicht die Höhle Gua Temperung spannend. Sie ist etwa 4,5 Kilometer lang, wovon rund die Hälfte für die Öffentlichkeit zugänglich ist.

Vor dem Besuch musst du dich für eine von mehreren Optionen entscheiden. Die längeren Touren führen durch einen Untergrundfluss. Falls du diesen Weg wählst, solltest du unbedingt trockene Ersatzkleidung mitbringen. Die beiden kurzen Touren sind aber auch trockenen Fusses und ohne Guide möglich.

Eine Warnung: Die abenteuerlicheren Touren finden stets zu bestimmten Zeiten statt, die an einem Aushang stehen, und werden nur durchgeführt, wenn sich ausreichend viele Leute zu einer Gruppe zusammenschliessen. Bei meinem Besuch war das nicht der Fall. Rechne also unbedingt etwas Wartezeit ein.

Die einfache Tour zu Fuss fand ich dann auch etwas enttäuschend. Auf einem betonierten Weg konnte ich durch eine Höhle spazieren, die zwar tatsächlich riesig ist, aber mich zumindest im vorderen Bereich nicht sonderlich beeindrucken vermochte.

Zudem hat mich etwas gestört, dass die Eintrittspreise für Ausländer deutlich höher sind als für Einheimische. Diskriminierung auf Grund der Staatszugehörigkeit finde ich in jedem Fall falsch, auch wenn die Höhle trotzdem nicht sehr teuer ist. Die Höhle ist nur mit dem Auto zu erreichen.

Der Eingang zur Höhle Gua Temperung.
Die Höhle lässt sich problemlos auf solchen Wegen erkunden.

Praktische Tipps

Anreise: Ipoh befindet sich genau auf der Strecke zwischen Kuala Lumpur und Penang – zwei Ziele, die du bei deiner Malaysia-Reise vermutlich ohnehin ansteuern wirst. Ebenfalls gut verbinden lässt sich Ipoh mit einem Besuch der Cameroon Highlights.

Unterkunft: Ich übernachtete in einem Motel etwas südlich der Stadt. Das würde ich aber nicht empfehlen. Im Zentrum gibt es mehrere gehobene Unterkünfte sowie einige Hostels. Beim nächsten Mal würde ich wohl wegen der Lage und dem interessanten Konzept das Container Hotel wählen.

Fortbewegung: Die Innenstadt von Ipoh besuchst du am besten zu Fuss und die Höhlentempel mit dem Bus. Für die Ziele ausserhalb der Stadt empfiehlt sich ein Taxi. Beachte, dass du bei Grab – dem malaysischen Uber – die Fahrer auch bar bezahlen kannst. Gute Angebote für Mietwagen findest du beispielsweise bei billiger-mietwagen.de*.

Besuchsdauer: Die ideale Aufenthaltsdauer hängt natürlich von deiner Reisegeschwindigkeit ab. Ich würde empfehlen, drei Tage einzuplanen. Am ersten Tag besuchst du die Innenstadt, am zweiten die Tempel und am dritten klapperst du die Sehenswürdigkeiten in der Umgebung ab.

Infos zu Malaysia: Falls du auf der Suche nach weiteren Informationen zu Land und Leuten bist, empfehle ich dir meinen Einführungstext zu Malaysia.

Fazit

Auch wenn ich schon viel von Ipoh gehört hatte, war ich doch überrascht, wie interessant und vor allem wie vielseitig Ipoh und die Umgebung ist. Deswegen kann ich dir den Besuch wärmstens empfehlen – zumal du mit grosser Wahrscheinlichkeit ohnehin durchfährst.

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Oliver Zwahlen

Oliver ist ein passionierter Reiseblogger und Reisebuchautor aus der Region Basel, Schweiz. Er schrieb unter anderem die Bücher 111 Gründe, China zu lieben und Lost Places in den Schweizer Alpen. Seit über 20 Jahren nutzt Oliver jede Gelegenheit, mit dem Rucksack durch die Welt zu ziehen und darüber zu schreiben..

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3 Kommentare

  1. Coole Liste, coole Stadt. Von der Höhle wusste ich nichts, das Castle klang uns zu langweilig für die weite Anfahrt.

    Mir haben in Ipoh noch gefallen:
    * Die ca. 4 variantenreichen Höhlentempel neben dem Sam Poh Tong Temple
    * Der ruhige und nur durch einen Tunnel zu erreichende See mitten im aktiven Bergwerk 大乘寺佛教
    * Der tibetische Tempel (!) mit von weitem sichtbaren Turm im Osten (Tambun)
    * Die Chokodok Reggae Bar ohne Alkohol oder andere Drogen (typisch Malaysia)
    * Die Mural Arts Lane mit mehr Streetart in einer Gasse als in ganz Georgetown
    * Ernest Zacharevics Street Art mit malaysischem Eiskaffee in der Plastiktüte ;)
    * Little India, zum Essen ;)

    1. Hi Florian,

      vielen Dank für deine Tipps. Den See im Bergwerk kannte ich nicht. Ich hab mir noch überlegt, ob ich dir schreiben soll. Ich erinnerte mich nämlich, dass du mir von einem Ort erzähltest, der nur über ein Tunnel zu erreichen ist. War dann aber der Meinung, dass du vom Sam Poh Tong Tempel geredet hast. Für alle, den See im Bergwerk suchen: http://www.daphnescapades.com/tasik-cermin/

      Gruss,
      Oli

      1. Ja, das ist er. Lässt sich sehr gut mit den unzähligen Höhlentempeln rund um Sam Poh Tong verbinden, nur ca. 15 Laufminuten vom südlichsten Tempel. Sieht man auch gut auf Google Earth.

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