Queretaro: Wieso sich die Stadt für Mexiko-Anfänger eignet

Planst du deine erste Reise nach Mexiko und weisst noch nicht genau, wo du deinen Trip beginnen sollst? Dann ist dieser Artikel für dich. Queretaro, rund 200 Kilometer nördlich von Mexiko-Stadt, bietet alles, was du brauchst, um mit dem lateinamerikanischen Land warm zu werden.

Es lässt sich leider nicht bestreiten: Mexikos Ruf ist angekratzt. Die tägliche Berieselung mit Schreckensnachrichten im Fernsehen und den Zeitungen lässt die wenigsten kalt. Wir lesen von Mordorgien zwischen den Drogenkartellen, Taschendiebstählen in der U-Bahn und einer korrupten Polizei.

Dabei vergessen wir jedoch leicht, dass die Gefahren im Land sehr ungleich verteilt sind. Insbesondere die Region Yukatan ist sehr sicher. Aber auch vor einer Reise durch den Bundesstaat Queretaro mit der gleichnamigen Hauptstadt brauchst du keinerlei Bedenken zu haben. Willst du deine Mexiko-Rundreise mit Kultur statt mit Strand beginnen, dann bietet sich Queretaro als erster Stopp auf deinem Urlaub an. Das bestätigt übrigens auch eine andere Reisebloggerin in meiner Umfrage zu den besten Reisezielen in Mexiko.

In diesem Artikel nenne ich dir zunächst einige Ausflugsziele in und um Queretaro und gebe dir anschliessend praktische Tipps für die Organisation der Reise. Die Region ist recht klein und die meisten Ziele kannst du als Tagesausflüge besuchen, so dass es sich anbietet, in der Stadt Queretaro zu übernachten.

Tipp 1: Bummle durch die Altstadt

Queretaro ist zwar eine Millionenstadt, doch der historische Stadtkern (Unesco-Weltkulturerbe) ist ziemlich klein und gut überschaubar. Bummle einfach durch die Gassen und entdecke das spannende Zusammenspiel der spanischen Kolonialarchitektur mit Stilelementen der präkolumbianischen Kulturen. Gemäss Ausschreibungstext der Unesco ist Queretaro ein aussergewöhnliches Beispiel für das relativ friedliche Zusammenleben zwischen den spanischen Eroberern und den Einheimischen.

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Der Konvent von Santa Rosa: Nicht nur wegen der üppigen barocken Ausstattung lohnt sich der Besuch.

Einen Rundgang beginnst du am besten beim Konvent von Santa Rosa. Ein Besuch der sehr üppig geschmückten Kirche lohnt sich auch für diejenigen, die bereits an einem milden Kirchenkoller leiden. Wenn du dich für den Rundgang stärken willst, bekommst du im Restaurant „Museo del Queso y den Vino“ die vermutlich beste Pizza Mexikos.

Von hier aus gehst du Richtung Osten und besuchst den Plaza Constitucion. Zwischen diesem Platz und dem nahe gelegenen Zenea Garten kannst du in jede Menge hübsche Seitengassen einbiegen. Vergiss die Fotokamera nicht, denn hier gibt es mehr als genug Motive.

Falls deine Haare etwas länger sind, bietet sich gleich um die Ecke ein Besuch des Retro-Salon „La Antiqua“ von Ramon Zaragoza an. Der kleine Laden am Unabhängigkeitsplatz ist vollgestopft mit Antiquitäten wie alten Fotoapparaten und bei meinem Besuch sah sogar der Friseur aus, als stamme er aus einem anderen Jahrhundert. Sehr stilvoll, dafür doppelt so teuer wie andere Friseure.

Haare Schneiden im Retrolook: Der Friseur-Salon
Haare Schneiden im Retrolook: Der Friseur-Salon La Antigua.

Im Prinzip kannst du nichts falsch machen, wenn du einfach durch die hübschen Gassen schlenderst, wofür du dir mindestens einen ganzen Tag Zeit nehmen solltest. Von grosser historischer Bedeutung, jedoch optisch nicht sonderlich eindrücklich, ist das etwas abseits gelegene Aquädukt aus dem 18. Jahrhundert, welche die Stadt früher mit Wasser versorgte. Inzwischen ist die Quelle allerdings versiegt.

Tipp 2: Geniesse Wein und Käse

Nach Niederkalifornien ist die kleine Provinz Queretaro der wichtigste Weinproduzent Mexikos. Auch bekannte internationale Marken wie zum Beispiel Freixenet haben hier ihre Rebberge. Wenn du dich für Wein und Käse interessierst, kannst du dich einer spannenden Tour anschliessen, die allerdings ihren Preis hat.

Glückliche Kühe: Die organische Farm Wai.
Glückliche Kühe: Die organische Farm Wai.

Wir hatten das Glück, dass uns das Tourismusamt von Queretaro kostenlos einen privaten Fahrer zur Verfügung stellte, um diese Tour abzufahren. Vielen Dank nochmals hierfür! Da man relativ viele Orte besucht, ist eine individuelle Rundreise sicherlich die beste Möglichkeit. Am günstigsten ist es, in Queretaro für etwa 30 Euro ein eigenes Auto anzumieten und selber zu fahren.

Da du bei jedem Zwischenstopp von den Wein- und Käseproduzenten einen Rundgang angeboten bekommst (nach Anmeldung auch in Englisch), brauchst du im Prinzip keinen eigenen Reiseführer, sondern lediglich eine vernünftige Karte oder ein GPS. Alternativ gibt es sowohl ab Queretaro wie auch ab Mexiko Tagestouren mit Turibus und über getyourguide.com.

Die Tour bringt dich zuerst zur organischen Käsefarm Wai, wo dir der Herstellungsprozess von Käse erklärt wird. Speziell ist, dass die hiesigen Farmen anders als in Europa ganz unterschiedliche Käsesorten produziert. Anschliessend kannst du glückliche Kühe streicheln und die Molkereiprodukte probieren.

Wein und Kakteen; Die Rebberge von Freixenet in Queretaro.
Wein und Kakteen; Die Rebberge von Freixenet in Queretaro.

Der nächste Stopp führte uns zu den Weinreben von Freixenet und Redonda, wo wir den ganzen Prozess der Sektherstellung erklärt bekamen und ebenfalls die Produkte probieren konnten.  Laut der Führung handelt es sich um eines der höchsten Weinanbaugebiete der Welt. Wenn du Weinreben zwischen Kakteen sehen willst, dann ist dies der Platz.

Tipp 3: Besteige den Pina de Bernal

In die gleiche Richtung wie die Wein- und Käseroute befindet sich das Pueblo Magico (magische Dorf) San Sebastian Bernal. Die im Jahre 1642 gegründete Ortschaft ist mit ihren zahlreichen gut erhaltenen Kolonialgebäuden nicht ohne Charme, allerdings an Wochenende touristisch ziemlich überlaufen.

Der dritthöchste Monolith; Ausblick auf den Pina de Bernal.
Der dritthöchste Monolith; Ausblick auf den Pina de Bernal.

Gerade hinter dem Dorf befindet sich der Pina de Bernal. Der 433 Meter hohe Felsen gilt als dritthöchster Monolith der Welt. Ich habe es in der Mittagshitze nicht bis ganz nach oben geschafft, aber auch schon nach wenigen Minuten hat man eine grandiose Aussicht auf die Umgebung. Wenn du die oben erwähnte Wein- und Käsetour unternimmst, dann ist Bernal ein Zwischenstopp auf der Tour. Allerdings hast du dann nicht genügend Zeit, um auf den Monolith zu steigen.

Tipp 4: Besuch das Dorf Tequisquiapan

In der gleichen Ecke der Provinz befindet sich auch das magische Dorf Tequisquiapan. Genauso wie Bernal wird die kleine Ortschaft touristisch sehr stark ausgeschlachtet, weshalb du hier besser nicht am Wochenende vorbeischaust. Die Städtchen ist aber mit den traditionellen Häusern und den Pflasterstrassen recht hübsch.

Die Hauptkirche von Tequisquiapan
Die Hauptkirche von Tequisquiapan

Eine besonders schöne Entdeckung war die Eisdiele La Michoacana, eine Block nördlich vom Hauptplatz. Hier kannst du die aussergewöhnlichsten Kreationen mit dem abgefahrensten Geschmackrichtungen versuchen von Käse über Rowein bis „prickelnder Sekt“. Ich habe „Kaugummi“ versucht – eine etwas seltsame, aber durchaus leckere Wahl. Wenn du besonders mutig bist, kannst du dir hier eine Kugel Eis in einen Becher Wein geben lassen.

Ausserordentlicher Geschmack: Eiscreme mit Kaugummi-Geschmack.
Ausserordentlicher Geschmack: Eiscreme mit Kaugummi-Geschmack.

Etwa fünf Kilometer ausserhalb von Tequis soll es ausserdem eine interessante Opalmine geben, die du allerdings nur per Taxi besuchen kannst. Als wir das versucht haben, landeten wir irgendwo im Kraut in einem Geschäft mit zugegebenermassen recht schönen Opalen. Dort wurde uns beschieden, dass die Mine heute nicht besucht werden könne, da der Führer krank sei. Bis heute habe ich keine Ahnung, ob das wirklich so war oder uns der Taxifahrer einfach irgendwo ins Kraut gefahren hat.

Praktische Reisetipps

Tipp 1: Fahr gleich mit dem Flughafenbus nach Queretaro

Die Stadt Queretaro wie auch die gleichnamige Provinz gehören zu den sichersten Regionen Mexikos. Dadurch sind sie perfekt, um bei einer ersten Mexiko-Reise das Land zu beschnuppern. Die praktische direkte Busanbindung der Stadt mit dem Flughafen Benito Juarez in der Hauptstadt ist auch nach einem Langstreckenflug noch durchaus erträglich. Der recht luxuriöse Bus fährt alle 40 Minuten.

Das Busterminal verfügt über einen Prepaid-Taxi-Stand, von wo aus du dich für etwa 50 Peso ins Stadtzentrum fahren lassen kannst. Etwas günstiger geht es mit den Stadtbusen (6,5 Peso) der Linie 7,8 und 19. Vom Bus aus siehst du keine historischen Gebäude, deswegen solltest du am besten den Busfahrer nach dem „Centro historico“ fragen.

Tipp 2: Wähl eine Unterkunft im historischen Stadtteil

Queretaro ist eine Millionenstadt – touristisch interessant ist jedoch fast ausschliesslich der historische Kern mit seinen wundervollen Kolonialgebäuden. Da es eine Reihe von Markenhotels ausserhalb der historischen Stadt gibt, solltest du bei einer allfälligen Reservation darauf achten, dass du dort unterkommst, wo es wirklich schön ist.

Das Itza Hostel: Eine der charmantesten Unterkünfte auf meiner Mexikoreise.
Das Itza Hostel: Eine der charmantesten Unterkünfte auf meiner Mexikoreise.

Ich selber verbrauchte drei wundervolle Tage im Itza Hostel y Hostales, wo mir Hostelsclub freundlicherweise die Übernachtung kostenlos zur Verfügung stellte, und war begeistert: Toller Service, ein sehr schön eingerichtetes Zimmer sowieso ein grandioses angehängtes Restaurant (Versuche dort die Quereterano).

Das Hostel verfügt über relativ günstige Betten im Massenschlafsaal (130 Peso), sowie eine Reihe von sehr sauberen Doppelzimmern. Versuche einen Raum im zweiten Stock zu bekommen, da die unteren Zimmer etwas schattig und teilweise auch etwas feucht sind.

Tipp 3: Wähl Guanajuato als nächstes Reiseziel

Wenn du noch nicht weisst, in welche Richtung du weiterreisen sollst, dann empfehle ich dir die Silberstadt Guanajuato. Nach einigem Überlegung muss ich zugeben: Kein anderes Städtchen in Mexiko hat mir so gut gefallen. Wieso das so ist, erkläre ich übrigens hier.

Wenn du magst, kannst du auch in San Miguel Allende einen Zwischenstopp einlegen. Mir persönlich gefiel es dort nicht besonders. Aber wenn dich interessiert, wie reichte Amerikaner und Kanadier ihren Lebensabend verbringen, findest du hier jede Menge Anschauungsmaterial für eine spannende Sozialstudie.

Viele Reisende, denen ich hier in Mexiko begegnet bin, schwärmten von Morelia, einer weiteren schönen Kolonialstadt. Da ich mich aber eine heftige Erkältung hinstreckte (ja, die Region ist im Winter echt kalt), habe ich mich entschlossen, diesen Ort für meinen nächsten Trip aufzusparen.

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3 Kommentare

  1. Danke für die passenden und hilfreichen Angaben. Habe Familie hier und kann alles bestätigen. Ein Hinweis zum Bus: Ticketpreis aktuell: $ 8.50, mit Tarjeta $ 8.00.

  2. Hallo und vielen DAnk !!! mein Sohn wird für 6 Monate nach Queretaro im RAhmen eines Praktikums an einer Sprachschule gehen und ich machte mir schon ziemlich große Sorgen, liest man doch heftige und angstmachende Dinge. in dieser Zeit wollte ich ihn besuchen und hatte fast schon keine Lust mehr, nachdem, was ich alles so las. aber nach dem Lesen ihrer feinen Artikel, freue ich mich jetzt regelrecht darauf. Danke nochmal!

    1. Hallo Elvira,

      vielen Dank für das Feedback. Die Stadt ist definitiv sehr sehenswert. Mit den „angstmachenden Dingen“ meinst du vermutlich Krimininalität. So weit ich das aus der Ferne beobachten kann, hat sich die Sicherheitslage seit meinem Besuch tatsächlich etwas verschlechtert. Aber wenn du dir zum Beispiel den Mexican Peace Index 2019 (Seite 9) anschaust, dann siehst du dort, dass die Provinz Queretarro im grünen Bereich ist und die siebtsicherste Provinz von Mexiko ist.

      Generell hat Mexiko überall ein Sicherheitsproblem. Für Touristen ist vor allem Taschendiebstahl ein Problem, selten auch Überfälle. Zumindest vor Taschendiebstählen kann man sich ja mit einigen Vorsichtsmassnahmen sehr leicht schützen. Trotzdem glaube ich, dass die Gefahr durch Kriminalität oft stark übertrieben wird. Gerade die Morde ereignen sich zu einem überwiegenden Teil innerhalb der kriminellen Zirkeln. Besucher, die mit diesen Leuten nichts zu tun habe, müssen schon sehr grosses Pech haben, wenn sie dort irgendwo in die Schusslinie geraten.

      Daher würde ich raten, einfach ein bisschen umsichtig vorzugehen, aber ansonsten die Zeit in dem schönen Land zu geniessen.

      Gruss,
      Oliver

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