Bulgarien: Die vier Gesichter von Plovdiv

Morbider Charme: Die Altstadt von Plovdiv besticht durch ihre sichtbare Geschichte. Foto: Kevin Dooley / Flickr
Morbider Charme: Die Altstadt von Plovdiv besticht durch ihre sichtbare Geschichte. Foto: Kevin Dooley / Flickr

Kein Ort in Bulgarien hat mir so gut gefallen wie Plovdiv. Ich wollte ursprünglich auf der Durchreise nur einen halben Tag bleiben. Doch was ich sah, liess mich doch noch eine Unterkunft buchen und meinen Aufenthalt auf drei Tage verlängern.

Was mich – damals als Geschichtsstudent – besonders begeisterte: Plovdiv besteht eigentlich aus vier Städten, die sich wie die Jahresringe eines Baums um das Stadtzentrum gebildet haben. In der Mitte befindet sich der römische Kern. Vertreten wird er durch ein Theater und ein Stadion. Darum herum liegt die Altstadt mit ihren engen Gassen und den windschiefen Holzhäusern, die sich an die drei Hügel von Plovdid schmiegen. Breiter sind die Boulevards, die weiter unten durch den flachen Teil der Altstadt führen und sichtbar jünger sind. Einen weiteren Kreis um das schöne Plovdiv bilden die weniger anmachenden aber nicht minder interessanten Plattenbauten, die nach sowjetischem Vorbild entstanden sind.

Wenn wir schon von Geschichte sprechen: die vielen Gesichter der Stadt widerspiegeln sich auch in den zahlreichen Namen, die Plovdiv in seiner rund 6000 Jahre langen Geschichte trug. Die Thraker gründeten die Stadt einst als Pulpudeva. Die später eindringenden Griechen kannten sie unter dem Namen Philippopolis – eine Hommage an den Eroberer Phillipos, dem Vater von Alexander dem Grossen. Die Römer benannten die Stadt auf Grund der erwähnten drei Hügeln befand, schlicht Trimontium. Die Osmanen tauften den Ort in später Filibe um. Der bulgarische Name Plovdiv tauchte etwa im 15. Jahrhundert auf.

Als ich die Stadt vor rund zehn Jahren besuchte, war sie trotz ihres unbestreitbaren touristischen Potentials bei Reisenden kaum auf dem Radar. In der Zeit, die ich dort verbrachte, sah ich keinen einzigen anderen Reisenden – was allerdings auch teilweise dem Umstand geschuldet ist, dass ich im Februar deutlich ausserhalb der Hauptreisesaison unterwegs war.

Was du in Plovdiv tun kannst

Ich verbrachte einen grossen Teil meiner Zeit damit, durch die Altstadt zu spazieren und die entspannte Stimmung aufzusaugen. Im historischen Zentrum mit den engen Gassen ist meistens recht wenig los, denn in den alten Häusern befinden sich zu einem grossen Teil Wohnungen. Zwischendurch gibt es kleine Läden und etwas heruntergekommene Kneipen. Ich war in zwei dieser Restaurants und fand das Essen nicht besonders lecker. Aber sie boten die Möglichkeit, die Räumlichkeiten von Innen anzuschauen. Folgende Highlights sind aber auf alle Fälle empfehlenswert:

Das ethnographische Museum von Plovdiv besticht nicht nur durch seine Exponate, sondern auch seine wunderschöne Architektur. Foto Klearchos Kapoutsis / Flickr
Das ethnographische Museum von Plovdiv besticht nicht nur durch seine Exponate, sondern auch seine wunderschöne Architektur. Foto Klearchos Kapoutsis / Flickr
  • Das Ethnographische Museum: Etwa 40.000 Exponate sind in diesem interessanten Museum ausgestellt, in dem es um die Traditionen und die Volkskultur der Region geht. Gezeigt werden lokale Musikinstrumente, Webstühle, Schmuckstücke und vieles mehr. Sehenswert ist schon alleine das Gebäude aus dem 19. Jahrhundert mit seinen Holzschnitzereien an der Decke. Nicht nur eine Option bei schlechtem Wetter.
  • Kunstmuseen: Ebenfalls in der Altstadt gibt es mehrere Museen und Galerien, die sich der Kunst widmen – sowohl der klassischen wie auch der modernen. Ich war in der Philippopolis Art Gallery and Museum. Die Ausstellungsobjekte fand ich etwas langweilig, aber auch hier war das Gebäude sehr eindrücklich. Ebenfalls Gutes habe ich über das Atanas Krastev House gehört (das es bei meinem Besuch noch nicht gab). Es ist dem schaffen eines modernen bulgarischen Malers gewidmet. Das Gleiche gilt für die Ausstellung zum Maler Dimitar Kirov. Sehr gute Kritiken erhält auch das Center for Contemporary Art. Insgesamt soll es über 30 Galerien und Kunstmuseen geben. Es müsste also für jeden Geschmack etwas dabei sein.
  • Römische Ruinen: Es gibt ein Amphitheater, eine Arena, mehrere Villen und Tempel und scheinbar auch ein Aquädukt. Ich war nur im Theater und der Arena und fand beide Orte sehr eindrücklich, allerdings aus unterschiedlichen Gründen: Während das Amphitheater tolle Ausblicke bietet, ist die Arena etwas bizzar unter einer Einkaufsstrasse versteckt.
  • Kirchen und Moscheen: Nebst einigen sehenswerten Kirchen (am bekanntesten ist wohl die Kirche von Sveta Nedalya wegen ihren Malereien), bietet sich in Plovdid auch der Besuch von Moscheen an. Herausragend ist die Kuma-Moschee.

Was du vor der Reise wissen solltest

Es lohnt sich, Plovdid länger als nur einen Tag zu besuchen. Unterkünfte in allen Preisklassen buhlen um Besucher. Eine der schönsten und auch günstigen Möglichkeiten ist ein Homestay bei den Leuten vor Ort, da diese einen Blick in das Leben der Menschen vor Ort erlauben. Ich landete bei einem ausgesprochen freundlichen Rentnerpaar, das aber kaum ein Wort englisch sprach, aber sich umso mehr Mühe gab. Die Kommunikation funktionierte. Das lokale Tourismusamt (beim Bahnhof) vermittelt Unterkünfte.

Typische Gasse in der Altstadt von Plovdiv. Foto: Klearchos Kapoutsis / Flickr
Typische Gasse in der Altstadt von Plovdiv. Foto: Klearchos Kapoutsis / Flickr

Natürlich reist niemand nur wegen Plovdiv nach Bulgarien. Die Stadt lässt sich am besten entweder im Rahmen einer selbstorganisierten Rundreise besuchen. Ebenfalls möglich sind Tagesausflüge im Rahmen eines Badeurlaubs am Schwarzen Meer. Hier bieten sich insbesondere die beiden Städte Varna und Burgas an – wobei mir persönlich das etwas weiter entfernte Varna besser gefallen hat. Badeferien in Bulgarien sind vergleichsweise günstig und werden von verschiedenen Anbietern angeboten. Im Winter bietet sich Bulgarien auch für einen Ski-Urlaub an, wie ich vor kurzem bei den Blogger-Kollegen Tobias und Timo gelesen habe.

Ich bin mit dem Zug und dem Bus durchs Land gefahren. Die Verbindungen und der Reisekomfort waren durchs Band gut oder sehr gut und insbesondere die Zugfahrkarten waren so lächerlich billig, dass ich in Bulgarien eher weniger eine Rundreise im Mietwagen empfehle. Aber die ist natürlich möglich: Die Strassen waren insgesamt in einem durchaus ordentlichen Zustand.

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// Bildrechte und -lizensen:Titelbild Strasse in Plovdiv, Ethnographisches Museum, Gasse in der Altstadt //

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6 Kommentare

  1. Ich bin immer wieder überrascht, wie viele Städte und Reiseziele es in Osteuropa gibt, von denen ich noch nie gehört habe – es gibt wohl keinen besseren Grund sich da mal umzuschauen!

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