Thailand 2/2

3. Februar 2013 // Nennt mich Crusoe!

Gestern um 18:00 ertönte in der Bahnhofshalle die thailändische Hymne. Jeder stand auf und nahm eine stramme Haltung ein. Neben mir standen dutzende Soldaten, die lauthals den Text mitsangen. Ein ziemlich eigenartige aber interessante Erfahrung, die ich da erleben durfte. Um vier Uhr morgens wurde ich vom Schaffner mit den Worten „Chumphon, Chumphon“ geweckt und packte schnell mein Zeugs zusammen. Ich war froh endlich ein paar Stunden schlafen zu können. Ich mag Nachtzüge einfach ungemein. Wir wurden dann per Bus zum Pier gefahren, an dem wir in einen grossen Katamaran einstiegen und Richtung Koh Phangang schipperten. Neben Koh Samui, wo die bierbäuchigen Russen ihren Pauschalurlaub verrichten und dem Taucherparadies Koh Tao, stellt Phangang den verkifften, mittelgrossen Bruder dar. Die Insel ist ziemlich schön und ich stellte sofort auf den faulen Modus um. Ich checkte im Lazy House (wie passend) ein und guckte mir mal diesen berühmten Sunrise Beach an, an dem jeden Monat die Full Moon Party stattfindet (30’000 partywütige in der Hochsaison). Und ja das Ding ist verdammt schön, klares, grünblaues Wasser und toller Sand – hier machte ich es mir gemütlich und liess bei guter Musik den restlichen Tag verstreichen.

4. Februar 2013 // Faulheit & Whisky Soda

Lange hab ich ausgeschlafen und bin dann sofort wieder an den Strand gepilgert. Ich hätte, wie jeder Westler hier ein Mofa mieten können und um die Insel düsen können aber alleine fahre ich aus Sicherheitsgründen nicht gerne. Es hat hier übrigens einen Arzt, der sich nur um die gestürzten, unfähigen Westler kümmert und dementsprechend viel einbandagierte Körperteile sah ich. So beliess ich es beim faulenzen und war sogar zu faul per Taxi Boat den Strand zu wechseln. Gegen Abend kehrte ich zum Guesthouse zurück und hörte ziemlich laute, thailändische Trancemusik. Im Garten der Unterkunft feierten die Besitzer mit ihren Verwandten eine Geburtstagsparty und der Besitzer lud mich gleich ein. Die Thais mögen offensichtlich Whisky-Soda, denn ich wurde mit dem Zeugs regelrecht bombardiert. Kaum war mein Glas leer, füllte das mir ein grinsender Thai wieder auf. Danach schmissen sie wild tanzend den Grill an und wir stopften uns voll mit Tintenfischspiesschen (waren fantastisch!). Genau solche unerwartete Momente geniesse ich in vollen Zügen, denn genau diese sind für mich der Inbegriff des Reisens. Am Abend fuhr ich dann per Pick-Up Taxi tief in den Dschungel und wollte eigentlich eine etwas grössere Party besuchen. Der monotone Tech House wurde mir dann aber mit der Zeit zu öde und mir gingen die Lachgas-schnüffelnden (what?) Partybesucher ziemlich auf den Geist. Darum fuhr ich wieder zurück und machte es mir in einer Strandbar auf einem Sitzsack gemütlich.

5. Februar 2013 // …

Ganz kurz: Ich lungerte erneut am Strand rum und kämpfte gegen ziemlich hohe Wellen.

6. Februrar 2013 // Auf nach Koh Tao

Per Boot liess ich mich auf die kleine Nachbarinsel Koh Tao schippern. Die Insel ist nur etwa 20m² gross und hat genau eine befestigte Strasse. Das 8-Bett-Dorm war ziemlich neu und ich lernte gleich eine Schweizerin, eine Brasilianerin und eine Belgierin kennen, mit denen man sich gut unterhalten konnte. Es wimmelte von Tauchfreaks, da die Spots hier ziemlich gut sein müssen. Tauchen interessierte mich nicht, weshalb ich gleich den langgezogenen Sairee Beach auscheckte. Dieser ist zwar nicht so schön wie der auf Phangang aber trotzdem machte er mit den vielen kleinen Booten visuell etwas her. Leider mietete sich so ziemlich jeder ein Motorrad und so wurden die kleinen Gässchen mit Abgase und Lärm vollgepestet. Gegen Abend wollten wir eigentlich etwas trinken gehen, es löschte mir dann aber ziemlich schnell ab. Wohin man nur schaute, alles voller Westler die sich die Kante gaben und sich wie auf dem Ballermann benahmen. Ich fragte mich, wieso Menschen um den halben Globus fliegen, um sich mit Landsleuten die Kante zu geben. Thais musste ich jedenfalls regelrecht suchen. Mir ist ja bewusst, dass die Region Thailand/Kambodscha/Vietnam/Laos bei den Jüngeren immer beliebter wird aber hier in Thailand fallen mir so viele „Reisende“ mit ihrem Verhalten negativ auf, wie ich es bis jetzt noch nie beobachten konnte. Das ganze Partygesocks mit ihren viel zu weiten Hosen, denselben Tanktops, respektlosem Verhalten und billigen Tattoos kann mir mehr als gestohlen bleiben.

Nun ja, wir verzogen uns dann schnell wieder zum Hostel und führten da bis spät in die Nacht gute Gespräche, was mir allemal lieber war, als irgendwelchen Australiern bei Trinkspielen zuzuschauen.

7. Februar 2013 // Koh Tao

Es war zum Sterben heiss, denn die kühle Brise fehlte auf Koh Tao. Trotzdem quälte ich mich einen Hang hinauf. Die Mühe war es wert, denn die Aussicht war atemberaubend schön! Völlig durchgeschwitzt stürzte ich mich ins Meer, pennte dann prompt am Strand ein und erwachte erst einige Stunden später. Der Hunger meldete sich und ich hatte gerade wenig Lust auf der Strasse zu essen. Ich suchte mir deshalb ein Restaurant und fand dann am Ende des Dorfes ein ziemlich gutes. Zwischen Thais, nicht entzifferbarer Speisekarte und traditioneller Musik fühlte ich mich pudelwohl. Ich stürzte mich mit Händen und Füssen „sprechend“ in ein kulinarisches Abenteuer. Die Eier-Reis-Suppe war optisch zwar stark gewöhnungsbedürftig, geschmacklich aber erste Klasse! Abends hängten wir an einem abgelegenen Stück Strand ab und tauschten Gedanken aus. Die Sonnenuntergänge hier sind übrigens fantastisch gut!

8. Februar 2013 // Zurück aufs Festland

Mein Inselabstecher neigte sich dem Ende zu. Das Rückfahrtticket buchte ich schon in Bangkok und wollte am Pier einchecken. „Boat four hours late, you gonna miss train“ entgegnete mir die Thai am Schalter. Sie wollte mir zuerst ein Flugticket und danach ein Busticket andrehen und verweigerte mir dann sogar eine Rückerstattung des Boottickets (welches ziemlich teuer war). Ziemlich angepisst packte ich meinen Rucksack und buchte bei der Konkurrenz ein langsameres Boot, das mir den Anschluss aber garantieren konnte. Vier Stunden tuckerten wir zurück nach Chumphon, wo ich in den Nachtzug einstieg. Mit einem Bier lag ich zufrieden in meinem Bett und liess meine Inselabstecher Revue passieren. Ich möchte mir gar nicht vorstellen, wie sich Rucksackreisende vor 30 Jahren gefühlt haben mussten, als sie die noch fast unbewohnten Inseln für sich entdeckten. Es muss ein Wahnsinnsgefühl gewesen sein!

 

9. Februar 2013 // Zahntreatment in BKK

Zurück im hektischen und chaotischen Bangkok. Es wird wohl nie meine Lieblingsstadt werden. Ich checkte im Lumphon Guesthouse ein, das mir ein Studienkollege empfohlen hatte. Es liegt an einer ruhigen Seitenstrasse der (schrecklichen) Khao San Road. Ich duschte mir den Schweiss vom Körper und machte mich auf zu meinem Termin beim Zahnarzt. Den Nachmittag verbrachte ich dann bei selbigem und „genoss“ eine super Behandlung nach westlichen Standarts. Nur der Endpreis war nicht westlich, denn hier sparte ich ca. 70%. Mir wurde wieder einmal bewusst, was für elende Gauner unsere Zahnärzte in der Schweiz sind…

10. Februar 2013 // Bangkok

Gegen Mittag radelten Andi, ein Studienkollege von mir und seine Frau Sara mit ihren Fahrrädern ins Lamphu. Sie waren während drei Wochen im Osten Thailands mit den Rädern unterwegs und fuhren am Mekong entlang Richtung Süden. Ich möchte unbedingt auch einmal für längere Zeit mit dem Rad unterwegs sein und hoffe, dass ich dieses Vorhaben in den nächsten Jahren in die Tat umsetzen kann. Wir zogen zusammen etwas um die Häuser und ich kam in den Genuss einer einstündigen Thaimassage. Die zierliche Frau knetete mich während einer Stunde ordentlich durch und richtete meinen ziemlich verspannten Körper wieder her. Danach fühlte ich mich wie neu geboren! Abends fuhren wir zum Siam Paragon, ein gigantisch grosser Einkaufskomplex, in dem wir uns im Kino einen Film anschauten. Vor Beginn standen wir zur thailändischen Hymne artig auf und nahmen eine stramme Haltung ein, während wir ein Video über die guten Taten des Königs anschauten.

11. Februar 2013 // Fin

Heute fliege ich wieder zurück in die eiskalte Schweiz. Es schaudert mich schon beim Gedanken daran. Die letzten Stunden werde ich aber noch ordentlich geniessen und ich freue mich auf die Reisevorbereitungen für den Sommer. Thailand hinterlässt bei mir ein Lächeln und ich werde mit Sicherheit weitere Orte in diesem wunderschönen Land besuchen. In dem Sinne: aew phob gan mai!

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