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Vietnam: Lohnt sich die Tour zu den Cu Chi Tunneln (bei Ho Chi Minh)

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Lohnt es sich, die Tour zu den Cu Chi-Tunneln zu machen? Im es kurz zu fassen: Jein. Ich war vor zwei Wochen auf meiner Vietnamreise selber dort und möchte hier kurz von meinen Erfahrungen und Eindrücken reden.

 

Was kann man bei den Cu Chi Tunneln sehen?

Zunächst zur Einordnung. Die Cuchi-Tunnel befinden sich etwa eine Stunde auserhalb von Ho Chi Minh Stadt und sind der am leichtesten zu erreichende Ort, um historische Orte des Vietnamkriegs zu sehen.

Auf dem touristisch hergerichteten Gelände gibt es drei Tunnels untershiedlicher Länge. Durch die kann man kriechen und einen Eindruck gewinnen vom Leben, das die vietnamesischen Widerstandskämpfer führten bzw. führen mussten. Ausserdem sind Fallgruben und Kriegsgerät ausgestellt.

Ausserdem gibt es ein paar mit Puppen nachgestellte Szenen, einen zerschossenen Panzer, ein Instagramtaugliches Versteck unter der Erde sowie einen Schiessstand, wo man verschiedene Waffen ausprobieren kann.

Die Halbtages-Tour, die ich gebucht habe, kann man in jedem Reisebüro und in den meisten Hotels und Hostels buchen. Sie sollte nicht mehr als 20 Euro kosten und umfasst neben dem Eintritt und einer geführten Tour auch die Hin- und Rückfahrt. Wir waren etwa drei Stunden unterwegs (davon etwa 30 Minuten in einem Souvenirshop) und etwa eine Stunde auf dem Gelände. Auf eigene Faust ist das Gelände nur schwer zu erreichen.

 

Meine "Problem" mit den Cu Chi-Tunneln

Und nun zu meiner persönlichen Einschätzung und wieso ich finde, dass sich der Besuch der Cu-Chi-Tunnel nur bedingt lohnt. Wieso ich also oben "Jein" geschrieben habe.

Zunächst einmal finde ich, dass man sich auf einer Vietnam-Reise unbedingt auch mit dem Vietnam-Krieg auseinandersetzen sollte. Also mit den Hintergründen und auch den Kriegsgräueln, welche die Amerikaner begangen haben.

Doch gerade dafür scheinen mir die Tunnels kein besonders guter Ort zu sein. Statt einer echter historischer Aufarbeitung des Themas bekam ich auf dem Gelände lediglich alte vietnamesische Propagandafilme zu sehen. In einem wurden Kindersoldaten gezeigt, die sich darüber freuden, dass sie Amis abknallen durften. Das Problem: Der Einsatz von Kindersoldaten ist laut UN-Defintion ein Kriegsverbrechen, was man meiner Meinung an einer Gedenkstätte eigentlich auch nicht so einfach verherrlichen dürfte. (Und nein: Das ist kein Whataboutism.)

Wobei - und das ist eigentlich der zweite Kritikpunkt - kommt an der Stätte ohnehin keine andächtige Stimmung auf. Das beginnt damit, dass eines der im Boden vergrabenen Verstecke, aus dem die Vietcong Überraschungsangriffe starteten, in eine Art Instagram-Umgebung installiert wurde. Jeder von unserer Gruppe stieg da rein und liess sich . meinst unter viel Gelächter und witzigen Sprüchen - filmen. Andacht, so finde ich, geht anders.

Dass die einstündige Tour dann auch an einem Schiessstand aufhört, wo man für viel Geld im Wald mit AK47 und anderen alten Waffen auf Zielscheiben ballern kann, zeigt dann aber auch, dass Andacht wohl überhaupt nie das Ziel der ganzen touristischen Installation war.

 

Der touristische Erlebniswert

Doch selbst wenn man auf solche Bedenken verzichten möchte, stellt sich die Frage, wie viel "Spass" die Tour letztlich macht. Wie erwähnt, kann man durch drei Tunnels kriechen. Das ist wegen der Enge und der stickigen Luft durchaus eindrücklich, vor allem wenn man sich vorstellt, dass die Soldaten da tatsächlich monatelang ausharrten.

Allerdings sehen die Tunnels objektiv betrachtet sehr ähnlich aus. Was interessant gewesen wäre, nämlich die Räume in der Tiefe, sieht man überhaupt nicht. Da hilft auch nichts, dass unser Tour-Guide ständig vor den Gefahren im Tunnel warnte: "Wer über 70 ist oder Herzprobleme hat, darf da nicht rein" oder "Nur 20 Prozent der Besucher schaffen den ersten Tunnel. Manche kommen mit blutenden Händen raus". Klar, man kann alles dramatisieren. Aber wer auf einem Spielplatz durch diese eingegrabenen Betonröhren kriechen kann, schafft es auch durch die Tunnels.

Dazu kommt, dass die Cu Chi Tunnel die wohl wichtigste und bekannteste Sehenswürdigkeit in der Umgebung von Ho Chi Minh sind. Und obwohl bei meinem Besuch bereits chinesische Tourgruppen wegen des Corona-Virus bereits ausgeschlossen waren, ging es auf dem Gelände ziemlich hektisch zu. Wir mussten uns ständig beeilen, weil die nächste Gruppe schon wartete.

 

Fazit

Ich würde den Ort mit meinem jetzigen Wissen wohl erneut besuchen, allerdings würde ich mich mich etwas mehr in die Hintergrund einlesen, da man vor Ort tatsächlich erstaunlich wenig erfährt.

Die wichtigsten Punkte, die man vor einer Vietnamreise wissen sollte, habe ich unter dem vorne verlinkten Text zusammengefasst.

Und nun ihr: Wie habt ihr den Besuch der Cu-Chi-Tunnel bei Ho Chi Minh gefunden?

Dieses Thema wurde geändert Vor 4 Jahren 2 mal von Oliver Zwahlen
 
Veröffentlicht : 23/02/2020 6:13 pm
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