Italien: „Die Toskana ist weitgehend wild und unberührt“

Geheimtipps in der Toskana: Max Fleschhut kennt sie. Foto: ZVG
Geheimtipps in der Toskana: Max Fleschhut kennt sie. Foto: ZVG

Der Journalist, Blogger und Italienkenner Max Fleschhut veröffentlichte vor wenigen Wochen einen Reiseführer mit 99 Geheimtipps für Toskana-Reisende. Im jüngsten Interview des Monats erzählt er, was Besucher in der beliebten Urlaubsregion auf keinen Fall verpassen sollten und wieso Italien hier besonders rauh ist.

WRF: Max, die Toskana gehört zu den beliebtesten Urlaubsregionen Italiens. Ist die Gegend nicht schon vollkommen überlaufen?

Max Fleschhut: Der Ponte Vecchio in Florenz ist natürlich weltbekannt und entsprechend überlaufen. Für die Piazza dei Miracoli in Pisa mit ihrem schiefen Turm gilt das Gleiche. Dann gibt es da aber noch schier unendlich viele Sehenswürdigkeiten, die so gut wie niemand kennt: Thermalquellen, die mitten in der Pampa entspringen, Strände, die man nur nach einem kleinen Fussmarsch durch den Pinienwald erreicht, Hotels, die eigentlich ein Kloster sind… Solche Sachen stehen in keinem Reiseführer, sind aber mindestens genauso sehenswert wie die altbekannten Highlights.

In deinem Buch gibst du 99 Tipps, um die Toskana abseits der Trampelpfade zu entdecken. Welches ist dein persönlicher Favorit?

Einer meiner Favoriten ist der Strand „Cala Violina“. Sein Name kommt von dem extrem feinen Sand, der beim Darüberlaufen Quietschtöne erzeugt, die – mit ein wenig Fantasie – an den Klang einer Violine erinnern. Vor allem aber ist das Wasser glasklar, und die Bucht liegt geschützt in einem Naturschutzgebiet. Für mich einer der schönsten Orte zum Baden in ganz Italien. Mehr dazu gibt es übrigens hier in meinem Blog.

Klingender Sand: Die Sandkörner an der Cala Violina sind so fein, dass sein Quitschton beim Drüberlaufen an eine Violine erinnert.
Klingender Sand: Die Sandkörner an der Cala Violina sind so fein, dass sein Quitschton beim Drüberlaufen an eine Violine erinnert.

Was darf ein Besucher in der Toskana darüber hinaus auf keinen Fall verpassen?

In Cetona in der Provinz Siena gibt es eine Autovermietung, die historische Fiat 500 verleiht. Mit so einem Gefährt über die umliegenden Hügel zu kurven ist wirklich stilecht. Super ist auch ein Bootsausflug mit den Walforschern von Viareggio, um auf dem offenen Meer Delphine zu beobachten.

Italien verbinden wir oft mit gutem Essen. Was würdest du uns empfehlen?

Typische Gerichte sind zum Beispiel Wildschwein, Chianina-Rind oder der Fischeintopf Cacciucco. Und als Nachtisch auf jeden Fall Cantuccini – gedippt in ein Glas Vinsanto (Süsswein).

Für wen eignet sich die Urlaubsregion am besten?

Die Toskana ist ideal für Individualreisende, die ein Faible fürs Rustikale haben. Die Region ist nämlich entgegen ihres Rufs zu 90 Prozent alles andere als vornehm und schick. Eher wild und unberührt. Wem ein Urlaub im australischen Outback oder ein Trip auf der Route 66 gefällt, wird in der Toskana auch seinen Spass haben.

Viele der Geheimtipps, die du nennst, lassen sich nur schwer erreichen. Braucht man ein Auto, um die ländliche Gegend kennenzulernen?

Ohne Auto ist es schon schwer, die kleinen Dörfer und abgelegenen Naturschutzgebiete zu erreichen. Gerade die besten Geheimtipps haben eben meist keinen eigenen Bahnhof – oft nicht mal ein Hinweisschild an der Hauptstrasse.

Die wilde Toskana: Bootsausflug mit den Walforschern von Viareggio.
Die wilde Toskana: Bootsausflug mit den Walforschern von Viareggio.

Du lebst selber seit einigen Jahren in Grosseto. Was hat dich nach Italien verschlagen?

Daran ist vor allem meine Frau „schuld“, die aus der Südtoskana stammt und mir übrigens sehr viele Tipps für das Buch und für mein Blog Maremma Geheimtipp gegeben hat.

Was macht für dich der Reiz der Toskana aus?

Der Reiz liegt in der Vielfalt: Kaum hat man sich 50 Kilometer von A nach B bewegt, ist alles anders: Das Essen, die Landschaft, sogar die Leute. Und je nach dem kann man andere Sachen unternehmen: Es gibt Strände zum Baden, Surfen und Tauchen, Berge zum Wandern und Skifahren, Thermalbäder zum Entspannen, Städte zum Bummeln und für Museen-Besuche, Naturparks zum Wildlife-Beobachten, sogar eine Wüste hat die Toskana.

Die Maremma ist ein beliebter Ort für deutsche Auswanderer. Was ändert sich, wenn man nicht nur Urlaub macht, sondern in der Gegend lebt?

Man sieht auch die negativen Seiten, die schlecht funktionierende Verwaltung zum Beispiel. Glücklicherweise nimmt das den Sehenswürdigkeiten nicht ihren Reiz. Und als Urlauber bleibt man von den Alltagssorgen ja ohnehin unberührt.

ninaLesetipp: 99x Toskana von Max Fleschhut und Thilo Weimar
Der Autor Max Fleschhut ist dem einen oder anderen Italien-Reisenden wegen seines inspirierenden Blogs Maremma Geheimtipp ein Begriff. Vor kurzem veröffentlichte er mit „99x Toskana wie Sie sie noch nicht kennen“ einen aussergewöhnlichen Reiseführer, der sich auf die Geheimtipps in der oft besuchten Region konzentriert. Unterstützt werden seine Empfehlungen mit einladenden Fotos vom Fotografen Thilo Weimar. Wer die Toskana abseits der Massen erkunden will, macht mit diesem rund 200 Seiten dicken Büchlein nichts falsch. Buch über Amazon bestellen.

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