Die Totenrituale von Tana Toraja lassen keinen kalt. Dazu sind die Bräuche auf der indonesischen Insel Sulawesi ganz einfach zu bizarr und auch zu abstossend. In diesem Beitrag schildere ich Dir, was du rund um Rantepao zu erwarten hast und wieso ein Besuch für Dich vielleicht nicht das Richtige ist.
Ich habe bereits vor ein paar Tagen über Sulawesi geschrieben. Damals ging es um die Insel Kadidiri, einem kleinen Eiland, das in einem Inlandmeer von Sulawesi liegt und ganz klar zu meinen Favoriten zählt. Als mich Stefan vom Reiseblog „Faszination Südostasien“ fragte, welches für mich der schönste Strand der Region sei, war der Fall klar: Kadidiri. Zu dieser Wahl trug wohl auch bei, dass sich der Strandbesuch mit einem der ethnologisch interessantesten Gebiete verknüpfen liess: Tana Toraja.
Heute möchte ich dir von dieser Sehenswürdigkeit auf Sulawesi erzählen, welche die Geister scheidet. Wie kontrovers Tana Toraja von den Besuchern aufgenommen wird, zeigt sich auch in den sehr unterschiedlichen Blickwinkeln, aus welchen andere Reiseblogger auf die Kultur der Region blicken. Am Ende meines Beitrags habe ich deswegen eine kleine Linksammlung zu anderen Reiseblogs angefügt – selbstredend auch in der Hoffnung, dass der eine oder andere auf diesen Artikel zurücklinkt.
Tierquälerei oder doch Tradition?
Umstritten ist Tana Toraja vor allem wegen seiner bizarren Totenrituale. Das beginnt damit, dass ein Verstorbener nicht innerhalb einer kurzen Frist nach seinem Ableben beerdigt wird, sondern oft Jahre danach. Als ich im vergangenen Sommer in Rantepao, dem touristischen Zentrum der Region, einer Beerdigung beiwohnte, hatte der Verstorbene bereits drei Jahren zuvor das Zeitliche gesegnet. Vom Zeitpunkt seines Todes bis zur Beerdigung lag die Leiche im früheren Schlafzimmer, in dem nichts angerührt werden durfte. Damit die Leichen nicht zu stinken beginnen, wird ihnen Formalin eingespritzt. Früher gab es dafür spezielle Kräuter. Witziges Detail: Verstorbene gelten erst als tot, nachdem sie beerdigt wurden. Davor sind die unbeweglichen Menschen „krank“.
Als ich dort war, wurde gerade ein Mann aus der Oberschicht beerdigt. Er gehörte offenbar der Lokalregierung an und verfügte über grössere Reichtümer. Das war leicht an seinem Haus zu erkennen, vor dem die Zeremonie anfing. Als ich dort ankam, standen bereits hunderte Leute herum. Die Mitte des Vorhofs zierte der Sarg, ihm gegenüber war ein Mann mit Mikrofon, der aus dem Leben des früheren Dorfchefs erzählte. Kurz darauf begannen ein paar Männer den Sarg hochzuheben und heftig durchzuschütteln. Das war der Startschuss für die Prozession.
Vom Sarg hinweg wurde ein über hundert Meter langes Tuch ausgebreitet unter dem die Menschen in Richtung des Festgeländes liefen. Davor tanzten ein paar Dämonen oder Götter – so genau konnte ich das nicht erkennen – und führten den Weg.
Auf dem Festgelände befand sich eine riesige Tribüne, die aus Bambusstangen gefertigt wurde. Darauf konnten wir Platz nehmen. Um mich herum sassen fast ausschliesslich Einheimische. Es gab zwar einige wenige Touristen, doch die verloren sich in der Menge vollkommen. Kaum hatte ich mich gesetzt, wurde ich bewirtet. Es gab leckeren Kuchen und Kekse, dazu Kaffee und Tee.
Nach einer Weile ging ein Raunen durch die Reihen. Ich schaute auf den Platz vor der Tribüne und sah, wie zwei Büffel auf die schlammige Grasfläche geführt wurden. Ein Mann wäscht den Bullen, während daneben ein anderer mit einer Machete steht. Sobald das Tier sauber ist, holt der Henker zu einem Schlag aus. Der Bulle gibt keinen Laut von sich, bewegt sich nicht. Nur das Blut, das spritzt in weitem Bogen aus der klaffenden Wunde. Nach wenigen Sekunden sackt er zusammen. Darauf folgt das gleiche Schauspiel noch einmal.
Von Leuten, die nie einer solchen Zeremonie beiwohnten – und es wohl auch nie tun werden – hörte ich bisweilen den Vorwurf, dass wir Reisenden mit dem Besuch unsere voyeuristischen Gelüste befriedigen wollen. Ich glaube, dass das nicht stimmt. Die Büffelschlachtungen sind Teil eines alten Rituals, das primär der Umverteilung der Reichtümer diente und noch immer dient. Die ganze Ökonomie, die hinter dem System steht, finde ich um einiges interessanter, als das Blutbad selber. Details dazu findest du in dieser Studie.
Trotzdem: Auch der „Voyeurismus“ hat mir persönlich etwas gebracht. Ich hatte zuvor nie gesehen, wie ein Tier geschlachtet wird. Für mich kam Fleisch bisher, wenn man so sagen will, vom Supermarkt oder der Tiefkühltruhe. Wer Fleisch isst, so finde ich, sollte sich auch einmal angeschaut haben, was ein Tier erleiden muss, bevor es bei uns auf dem Teller landet. Fleisch ohne Leiden, das gibt es ganz einfach nicht. Das sehe auch ich als Nichtvegetarier so.
Ich hatte zu keinem Zeitpunkt den Eindruck, dass Tiere bewusst gequält werden. Allerdings schien mir, dass die Menschen vor Ort wenig sensibilisiert darauf sind, dass auch Tiere Lebewesen sind. So waren beispielsweise Schweine an den Beinen zusammengebunden und an einer Stange befestigt worden. In dieser Stellung mussten sie stundenlang bewegungslos unter der grellen Sonne im Dreck liegen. Dass die Säue später geschlachtet und gegessen werden, das finde ich ja in Ordnung. Aber ich bin der Meinung, dass man den Schweinen auch etwas Auslauf hätte geben können, bis sie dran glauben müssen.
Was du über die Begräbniszeremonien wissen solltest
Die meisten Reisenden besuchen Tana Toraja, weil sie sich für die Begräbnisrituale interessieren. Hier will ich dir ein paar Tipps geben, wenn du selber zu einer dieser Zeremonien gehen willst.
- Die Verstorbenen werden nicht sofort beerdigt, sondern in der Regel eine längere Zeit aufbewahrt, bis ein guter Zeitpunkt für die Beerdigung gekommen ist. Für die Torajas ist die Sommerzeit zwischen Juli und September die ideale Beerdigungssaison. In dieser Zeit gibt es weniger auf den Feldern zu tun. Auch wenn die Beerdigungen das ganze Jahr über stattfinden: Im Sommer ist die Chance besonders hoch, dass du nicht lange auf die nächste Zeremonie warten musst.
- Die mehrtägigen Beerdigungszeremonien sind ausgesprochen pompös. Sie kosten die Familien sehr viel Geld – ein Toraja meinte mir gegenüber sogar: zu viel. Deswegen würden viele Höhergestellte auswandern. Wenn du also eine Beerdigung besuchen willst, solltest du unbedingt ein Geschenk mitbringen. Besonders geeignet sind offenbar Zigaretten, weil diese in Indonesien wie eine Parallelwährung gehandelt werden können. Wir kauften pro Person Zigaretten im Wert von etwa 10 Euro. In Anbetracht dessen, dass wir gut bewirtet wurden und Teil eines grandiosen Spektakels wurden, scheint mir das ein recht günstiger Preis zu sein.
- In Rantepao gibt es jede Menge Guides, die dir anbieten, dich zu einer Zeremonie zu bringen. Da ich mich hinsichtlich der Verhaltensregeln unsicher fühlte, habe ich das so gemacht. Das hatte auch den Vorteil, dass ich einiges über die Hintergründe der Rituale erfahren konnte. Zwingend ist das aber nicht. In den Hotels kannst du problemlos erfahren, wo die nächste Zeremonie stattfindet und mit dem Bus oder einem Scooter selbst hinfahren. Bist du erst einmal im richtigen Dorf angelangt, sind die Feierlichkeiten kaum zu übersehen. Die Angehörigen waren in meinem Fall sehr gastfreundlich und haben uns auch kurz angewiesen, wo wir hinsitzen können und solche Dinge.
- Denke daran, dass die rituellen Opferungen der Bullen ziemlich blutig sind. Da bei mehrtägigen Zeremonien die Schlachtung der Tiere auf die einzelnen Zeremonieteile verteilt wird (bei meinen Besuch wurden am Morgen und am Nachmittag je zwei Büffel geopfert), ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass du dir dieses unappetitliche Schauspiel ansehen musst. Ebenfalls gibt es häufig blutige Hahnenkämpfe und Schweineopfer, was ich mir aber beides nicht angeschaut habe. Was ich damit sagen will: Bedenke das, wenn du glaubst, dass du so etwas eher nicht erträgst.
Was du sonst noch in Tana Toraja tun kannst
Auch wenn die meisten Leute wegen der Totenritualen in Tana Toraja bleiben, hat die Region ein paar weitere Highlights, die du auf keinen Fall verpassen solltest und die alleine schon die Anreise wert wären. Hier fasse ich zusammen, was ich gemacht habe und füge kurz hinzu, wie es mir gefallen hat. Die Liste ist natürlich nicht abschliessend und wenn du etwas kennst, was ich verpasst habe, dann freue ich mich über einen Kommentar.
- Besuch der traditionellen Häuser. Sieht man Bilder von Tana Toraja, fallen immer wieder die wunderschönen Tongkonan mit ihren geschwungenen Dächern ins Auge. Heute dienen diese Häuser oft als Reisspeicher, da es sich in den düsteren Gebäuden schlecht wohnen lässt. Besonders schön sind die traditionellen Häuser im Dorf Ke’te Kesu, das du am besten mit einem gemieteten Motorrad erreichst. Allerdings findest du die Architektur auch in vielen anderen Dörfern.
- Wandern im Norden. Die bergige Region im Norden von Rantepao ist landschaftlich besonders eindrücklich. Ich bin von Batutumonga nach Tikala gewandert. Dabei folgte ich hauptsächlich einer geteerten Strasse durch eine wundervolle Landschaft mit traditionellen Häusern, zahlreichen terrassierten Reisfeldern und einer grandiosen Aussicht ins Tal, wo Rantepao liegt. Alleine die Anreise auf der extrem steilen und holperigen Piste war sehr eindrücklich. Würde ich noch einmal nach Tana Toraja fahren, würde ich wahrscheinlich irgendwo hier im Norden ein Gästehaus nehmen. Die sind etwas ruhiger und günstiger als in der Stadt und verfügen in den meisten Fällen über eine grandiose Fernsicht.
- Besichtigung von Felsengräbern. Die Toraja bestatten ihre Toten nicht in der Erde, weil sie glauben, dass dies den Boden unfruchtbar macht. Stattdessen gibt es Felsengräber. Dabei werden die Verstorbenen in Höhlen gelegt. Viele dieser Höhlen sind verschlossen, es gibt aber auch vereinzelt alte Höhlen, wo du zwischen den Skeletten und Totenschädeln spazieren kannst. Zugegeben: ein etwas makabrer Spass, aber ganz interessant. Da ich mit einem Guide unterwegs war, weiss ich nicht mehr genau, wie die Orte hiessen. Grundsätzlich würde ich aber ohnehin empfehlen, mit einem Führer die Gegend zu besuchen, da du auf diese Weise sehr viel mehr erfahren kannst.
- Abstecher ins Mamasa-Tal: Ebenfalls sehr schön soll das Mamasa-Tal sein. Das liegt zwar nur wenige Kilometer westlich von Rantepao, ist aber nur über riesige Umwege zu erreichen, so dass die Anreise etwa zehn Stunden dauert. Dafür hatte ich am Ende leider keine Zeit, würde den Ort aber bei einer nächsten Reise unbedingt berücksichtigen. Das Mamasa-Tal bietet im Wesentlichen das gleiche wie die Region um Tana Toraja, wird aber wegen seiner schlechten Anbindung vergleichsweise selten von Touristen besucht.
Was du über das Reisen wissen solltest
Vermutlich wirst du ohnehin mit einem Reiseführer unterwegs sein. Ich hatte den Lonely Planet von Indonesien und war damit sehr zufrieden, was auch daran lag, dass er nur wenige Woche vor meiner Abreise erschienen war (Mai 2013). Hier also noch ein paar praktische Tipps als Ergänzung zu dem, was ohnehin in deinem Reiseführer steht.
- Anreise: In der Nähe von Rantepao befindet sich der Pongtiku-Flughafen, von dem es früher Flüge nach Makassar und Mamuju gab und der 2015 mit einem grösseren Flugplatz ersetzt werden sollte. Wann dies genau stattfinden soll, konnte ich nicht rausfinden. Am besten schaust du auf einer Flugsuchmaschine wie Skyscanner nach, ob die neuen Verbindungen bereits bestehen. Alternativ gibt es direkt ab dem Flughafen in Makassar relativ bequeme Busse, die dich in etwa acht Stunden (auch nachts) nach Rantepao bringen. Die Abfahrtstelle ist etwas schwer zu finden, aber du kannst dich durchfragen. Die teureren Transportfirmen werben mit WiFi im Bus. Auf meiner Fahrt funktionierte das nicht. Ebenfalls möglich ist die Weiterfahrt über Tentena, Poso und Ampana in Richtung Togian-Inseln. Allerdings ist diese Strecke sehr lang und beschwerlich.
- Unterkunft: Ich kam in „Pia’s Poppies Hotel“ unter, das mir sehr gut gefiel. Es war zwar leicht teurer als andere Unterkünfte, hatte aber eine sehr schöne Lobby und eine nette Aussicht. Einziger Nachteil: das Hotel liegt etwas ausserhalb der Stadt. Würde ich noch einmal Tana Toraja besuchen, dann würde ich vermutlich eher im etwas abgelegeneren Dorf Batutumonga unterkommen und mir für die ganze Zeit meines Aufenthalts einen Roller mieten.
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Echt heftig. Mir fiel dazu als erstes ein: Andere Länder, andere Sitten. Einerseits kann ich es als Europäer nicht nachvollziehen, dass es solche Rituale in unserer Welt noch gibt. Andererseits sehe ich aber auch, dass solche Rituale ihre uralten kulturellen Hintergründe haben. Wie will man den Menschen vermitteln, dass das, was sie tun und ihre Ahnen getan haben, falsch ist. Oder: ist es wirklich falsch? Oder: ist es nur nach UNSEREM Ermessen falsch? Letztlich wissen wir doch gar nichts darüber, ob es über uns stehende Götter gibt, die vielleicht ein anderes Urteil fällen, als unser (!) europäisch-menschliches…. Wir können nur anhand unserer Denkweisen befinden. Aber Kulturvölker, die uns befremdlich wirkende Riten haben, befinden nach dem, was sie traditionell kennen. Ich für meinen Teil werde daher nicht gegen solche Rituale mich einsetzen, sondern bringe mich hierzulande ein, wo ich ebenfalls unzählige Grausamkeiten sehe. Liebe Grüße, Steffi
Ich finde das eine sehr wichtige Frage, die du da aufwirfst Steffi: Inwiefern können wir unsere Wertevorstellungen einfach anderen überstülpen. Klar, haben wir das Gefühl, dass unsere Vorstellungen von richtig und falsch universal gelten. Aber tun sie das auch wirklich? Für mich ist das auf Reisen immer eine recht grosse und auch wichtige Frage.
Hej Oliver,
ich bin der Meinung, dass es ziemlich arrogant ist, die eigenen Wertvorstellungen anderen überstülpen zu wollen. Wieso sollen unsere Werte besser sein? Weil wir mehr Geld haben und in der ersten Welt leben und die Toraja in der dritten? Weil sie Rituale haben, die uns archaisch anmuten? Ganz ehrlich, sind wir mit der MAssentierhaltung besser? Ich war auch bei einem Begräbnis in Tana Toraja und bin da auch herumgereist. Die Büffel wurden dort sehr respektvoll behandelt. Als ich bei dem Begräbnis war, wurde dem Tier sogar die Hand vor Augen gehalten, damit es die Machtete nicht kommen sieht. Ist das Keulen bei uns gnädiger?
Ich denke, es gibt eine gewisse Grundethik und einen gewissen Grundrespekt vor dem Leben und den Ansichten anderer (oder sollte es zumindest geben). Und es steht uns nicht zu, über andere zu urteilen, solange bei uns selbst einiges im Argen liegt.
Davon mal abgesehen, ich fand Sulawesi sehr faszinierend….
Viele Grüsse,
Ivana
Hallo Ivana,
vielen Dank für den Kommentar. Finde ich auch: Eurozentrismus auf Reisen geht überhaupt nicht. Ich hab nur nicht so ganz verstanden, wieso du dieses Thema aufgebracht hast.
Das mit der Hand vor den Augen gab es bei „meiner“ Beerdigung nicht. Aber es bestätigt ja eigentlich das, was ich oben geschrieben habe: Die Tiere werden meiner Meinung nach nicht unnötig gequält. Es liegt ganz einfach in der Natur der Sache, dass eine Tötung ein gewaltsamer und blutiger Akt ist.
Gruss,
Oliver
Hej Oliver,
mit dem Eurozentrismus sind wir uns ja einig ;-) Mag sein, dass ich etwas emotional wurde, denn ich habe häufig
(ab-)wertende Kommentare bei solchen Ritualen erlebt und dann kam das Schnitzel auf den Tisch. Ob das Schwein glücklicher war? Und nein, ich esse auch Tiere. Letztendlich ging der Kommentar in eine ähnliche Richtung wie Steffi, vielleicht hat mich der Ausdruck hässliches Schauspiel im letzten Absatz etwas getriggert.
LG
Ivana
Ich habe nun lange darüber nachgedacht, was ich davon halte und habe mein erstes Entsetzen nun „überwunden“. Von Tierquälerei würde ich allerdings überhaupt nicht sprechen, das kam mir beim Lesen auch nicht in den Sinn. Ich glaube das viele gar nicht wissen, wie es Tieren in der Massentierhaltung ergeht und nehme an, dass die Tiere der Totenrituale vor ihrem Tod ein besseres Leben führen konnten als unsere eingesperrten und gemästeten Tiere. Wenn man vegane Blogs verfolgt, bekommt man da schlimmere Bilder und Videos zu Gesicht.
Da diese Tiere zuvor ein gutes Leben führen konnten und nicht unnötig gequält wurden, sehe ich es auch nicht als Tierquälerei, sondern Tradition an.
Ich würde auch niemals behaupten, dass ihr Ritual falsch sei, ich weiß nicht, was richtig und was falsch ist bzw. gibt es diese Kategorien in meinen Augen auch nicht.
Was ich allerdings sagen kann ist, dass ich es höchst interessant finde, wie unterschiedlich Menschen leben und vor allem glauben..wie groß der Unterschied von Kulturen ist..das fasziniert mich immer wieder aufs Neue.
Da ich mir das Töten von Tieren nicht anschauen mag und kann, bin ich froh auf diesen Artikel gestoßen zu sein..Tausend Dank!
Mira
Hallo Mira,
ich finde es auch schwer, hier zu unterscheiden, was richtig und was falsch ist. Aber ich hatte den Eindruck, dass die Schlachtungen ohne unnötiges Leiden durchgeführt wurden und das Fleisch wird ja verteilt und nicht verschwendet. Insofern finde ich die Rituale eigentlich in Ordnung.
Nur noch als Hinweis: Du kannst die Region problemlos anschauen und sogar den Zeremonien beiwohnen, ohne dass du zuschauen musst, wie ein Tier stirbt. Die Schlachtung wird weit im Vorfeld angekündigt und du hättest dann noch genügend Zeit, das Gelände zu verlassen. Ich finde Tana Toraja auch unabhängig von diesen Zeremonien sehr spannend und die Umgebung ist wirklich super schön.
Liebe Grüsse,
Oli
Danke Oli für den Hinweis! Vielleicht solltest du das nochmal in dem Artikel sagen, denn ich meine gelesen zu haben, dass die Wahrscheinlichkeit sehr groß sei, dass man sich die Schlachtung ansehen müsse.
Wobei ich mich allerdings frage, inwiefern es höflich ist, wenn ich die Zeremonie dann verlassen würde, aber vielleicht kann man das auch Einheimische fragen.
Vielen Dank für den tollen Artikel!!!
Liebste Grüße
Mira
Nein. Ich meinte eher, dass die Wahrscheinlichkeit gross ist, dass man es sieht (wenn man das will). Die Zeremonien sind sehr gross mit locker 1000 Gästen oder mehr und sie dauern oft mehrere Tage. Da kommen und gehen die Leute ständig. Ich kann mir daher nicht vorstellen, dass es überhaupt auffällt, dass du ausgerechnet vor der Schlachtung gehst.
Hallo Oli,
danke für den Link auf meinen Artikel über den Büffelmarkt in Rantepao.
Blutige Bilder aus Tana Toraja habe ich aber auch im Blog:
http://pixelschmitt.de/blutige-zeremonie-in-sulawesi/
(bevor es richtig blutig wird, habe ich aber viele Warnschildchen aufgestellt)
Schönen Sonntag noch
Thomas
Hallo Thomas,
vielen Dank für den Link. Hab mich bestens über deine Warnschilder in blutrot amüsiert…
Gruss,
Oli
Hi Oli, interessante Einblicke! Weißt du, warum die Toten so lange als „Kranke“ behandelt und nicht gleich bestattet werden? Hat das religiöse Gründe oder ist das Pragmatismus, weil die Angehörigen so lange für die Zeremonie sparen müssen?
Hallo Francis,
nein, so genau weiss ich das nicht. Ich kann mir aber vorstellen, dass es eine Mischung aus beidem ist.
Liebe Grüsse,
Oli
Ein sehr authentischer Artikel. Ich habe meine Reise nach Sulawesi und den damit verbundenen Besuch einer Funeral genauso empfunden. Es war sehr beeindruckend mit welch einem Aufwand die Zeremonie gefeiert wird und wieviele Menschen tatsächlich anreisen und dem Leichnam gedenken. Erschreckend fand ich allerdings auch die Brutalität mit der die Tiere getötet wurden. Rund um das Land der Toraja ist die Landschaft einfach großartig: saftgrüne Reisfelder, bunte Blumen, viele Obst-und Gemüsepflanzen und eine herrliche Aussicht. Ich habe die Zeit dort während meiner Trekkingtour sehr genossen und kann sie nur jedem empfehlen, der einmal abseits der Zivilisation sein möchte.
Auch wenn der letzte Eintrag ein wenig her ist würde ich mich doch gerne zu dem Artikel äußern.
Ich bin gerade in Rantepao und so mansche sachen in dem artikel sind erlich gesagt ein wenig oberflächlich. Die Tongkonan werden heute nicht hauptsächlich als Reisspeicher benutzt. Ein Wohnhaus wird nicht zum Reisspeicher umfunktioniert. In den traditionellen Dörfern ist die Aufteillung immer genau gleich. Auf der einen Seite die Wohnhäuser auf der anderen die Reisspeicher. Die Wohnhäuser sind dabei immer nach Norden ausgerichtet. Selbst das Foto im Artikel zeigt kein wirklich traditionelles Tongkonan, da das Dach aus Metall ist.
Nun zu den Zeremonien. Die Körper werden hauptsächlich deswegen solange zu Hause „aufgehoben“, weil die Zeremonie für die Angehörigen sehr teuer ist. Früher kam zudem noch dazu, dass es sehr lange dauern konnte die Grabhöhle fertig zu stellen.
Wer die Opferung der Büffel und Schweine als Brutal empfindet der soll sich mal eine Industrielle Schlachterei bei uns anschauen. Mehr muss man dazu gar nicht sagen.
Anstatt sowas zu kritisieren sollte man sich eher andere Fragen stellen bzw. andere Themen betrachten. So kann z.B. die Masse an Fleisch gar nicht alles verzehrt werden, so dass ein Schwarzmarkt für solches Fleish entstanden ist und somit ist das alles auch zu einem Geschäft geworden ist. Genauso die extremen Summen die für die Opfertiere bezahlt werden, und wer davon profitiert. Die großen Züchter nämlich.
Und zu letzt einer der wichtigsten Punkte. Der Müll und der Umgang damit und die Folgen die daraus entstehen. Leider ist das so ein großes Problem das man auch nicht mehr von „Abseits der Zivilisation“ sprechen kann, da dass sogar in den abgelegen Dörfern vorkommt.
M.M. nach sind das die Themen über die gesprochen werden müssen und nicht die von irgendwelchen *ironie on* Hardcore Veganern (die am besten mit nem dicken Porsche zum Bioladen um die Ecke fahren) *ironie off* gepushten achso brutalen jahrhunderte alte Trafitionen.
So fertig :-)
Gruß aus dem tollen Sulawesi
Basti
Noch als Ergänzung. Auch das die Rituale primär der Umverteilung dient stimmt so auch nicht. Die Opfergaben werden von den Angehörigen gespendet. Das wird nicht vom Besitz des Verstorbenen bezahlt. Auch sind die Schlachtungen nicht dazu da um Fleisch zu verteilen. Da die Büffel teilweise sehr teuer sind ( teilweise teurer als ein Neuwagen) würde sich das auch gar nicht rechnen.
Die Tiere werden zu Ehren der oder des Toten geopfert. Je höher angesehen der Verstorbene war, desto größer die Anzahl an Tieren. Zudem werden spezielle Büffel (z.B. Albinos) geopfert, die astonomische Summen kosten.
Zum Abschluss ist noch ein interessanter Aspekt beim Erben zu erwähnen. Oftmals wird nämlich das Erbe anhand der gespendeten Tiere aufgeteilt. So wird da also nicht wirklich etwas verteilt.
Hallo Bastian,
vielen Dank für deine Ergänzungen. Ein relativ kurzer Artikel wie dieser kann nie die Tiefe einer ethnologischen Dissertation haben – und strebt sich auch gar nicht an. Insofern frage ich mich, ob der Vorwurf der Oberflächlichkeit in diesem Zusammenhang überhaupt sinnvoll ist. Zum Rest: Ob deine inhaltlichen Ergänzungen so stimmen, kann ich leider nicht ohne weiteres beurteilen. Sie widersprechen aber auf alle Fälle dem, was ich vor Ort von Einheimischen erfahren habe und nach der Reise in einschlägiger Literatur recherchiert habe.
Ich wünsch dir auf alle Fälle Spass in Sulawesi.
Oli
Hallo,
Mein Name ist Rainier Salu Rombe und wohne jetzt in Deutschland wegen Studium. Meine Eltern stammen aus Nordtoraja bzw Rantepao und Umgebung (die sind nicht 100% Toraja aber naja…. ). Ich mag was Sie hier geschrieben haben. Aber ich habe was komisches gesehen, nämlich das Bild der „Häuser“. Die sind nicht unsere Häuser sondern Lager, in denen man Reis speichern kann. (Ein Tipp: Die Häuser sehen viel komplizierter aus, und liegen immer gegenüber den Lager.)
Wir, die meisten Leute aus Toraja, haben so eine Mentalität, sagte mir mein Vater : „besser ins Klagehaus gehen“ oder genauer gesagt : „Alle Lebewesen auf dieser Welt werden tot, das gilt immer“. Wir müssen immer an unserem Tod erinnern, und sich darauf vorbereiten. In der Vergangenheit haben viele von den Völker, die näher am Strand leben, sogar versucht uns zu erobern und zu vernichten, weil wir eine auf den ersten Blick sehr komische Mentalität und Tradition haben.
Vielleicht ist ein Vorurteil über uns Leute aus Toraja richtig, dass wir einfach keine Angst vor dem Tod haben hahaha
MFG,
Salu (bedeutet ein Fluss)