Roaming auf Reisen: Wie du weltweit günstig ins Internet kommst

Roaming auf Reisen sei mittlerweile relativ günstig, denken viele. Innerhalb von Europa stimmt das sogar. Doch sobald du den alten Kontinent verlässt, kann es richtig teuer werden. In diesem Artikel zeige ich dir, wie du die Roaming-Falle auf Fernreisen umgehst.

In den letzten beiden Jahren ist beim Roaming auf Reisen einiges passiert. Innerhalb von Europa sind die ungeliebten Auslandsgebühren weitgehend aufgehoben oder zumindest stark reduziert worden. Ein erschreckend anderes Bild zeigt sich hingegen bei Fernreisen.

Bei meiner ehemaligen Schweizer Prepaid-Karte von Lebara zum Beispiel fallen derzeit in Thailand oder China 15 Franken pro Megabyte an. Wollte ich zu diesem Tarif etwa ein Hörbuch runterladen, würde mich das sage und schreibe 1500 Franken (1200 Euro) kosten. Oder um es bildlich zu umschreiben: Es käme mich günstiger, nach Hause zu fliegen und dort das Buch zu kaufen.

Natürlich ist das ein Extrembeispiel. Schliesslich hat niemand so viel Geld auf seinem Prepaid-Konto und niemand würde mit einem Prepaid-Tarif auf die Idee kommen, irgendwo in der thailändischen Pampa ein Hörbuch herunterladen. Und klar ist auch: Prepaid-Tarife ohne Datenpakete sind generell besonders teuer. Aber auch der Normalfall ist viel kostspieliger als ich vor der Recherche für diesen Artikel angenommen habe.

Übrigens geht es in diesem Artikel ausschliesslich um Daten-Roaming. Seit du über Whatsapp, Facebook, Skype und so weiter auch telefonieren und Nachrichten verschicken kannst, hat die klassische Telefonverbindung ihre Bedeutung weitgehend verloren. Alle Preise basieren auf dem Zeitpunkt der Recherche Mitte August 2018.

 

So unglaublich teuer ist Daten-Roaming auf Reisen

Die Swisscom, bei der ich jetzt meine SIM-Karte habe, verlangt zwar in China und Thailand für Datenpakete von einem Gigabyte einen humanen Tarif von rund 30 Franken. Aber schon im Nachbarland Kambodscha fallen 79 Franken pro Gigabyte an. In Madagaskar bekommst du für den gleichen Preis nur noch 200MB. Und in Äthiopien, Namibia und Nepal kosten läppische 10MB sogar 99 Franken – und das sind alles Länder, die auf der Wunschliste vieler Reisender stehen.

Und wenn du nun denkst, dass das einfach die teuren Schweizer Preise sind, dann schau mal das Kleingedruckte bei 02 oder Blau in Deutschland an. Dort bezahlen Kunden, die zum Beispiel in Kambodscha unterwegs sind, sogar 333 Euro pro Gigabyte – eine Datenmenge, die man bei normalem Gebrauch innerhalb eines Monats locker verbraucht.

Was heisst das für dich? Bevor du eine Reise ins aussereuropäische Ausland antrittst, solltest du unbedingt nachschlagen, wie hoch die Roaming-Gebühren an deinem konkreten Reiseziel sind. Plane dafür genügend Zeit ein, denn die Preise fürs aussereuropäische Ausland sind in der Regel gut versteckt.

Vielleicht hast du Glück und dein Reiseziel gehört zu den günstigeren Optionen. Dann brauchst du hier nicht mehr weiter zu lesen. Für alle anderen ist dieser Artikel gedacht.

Eine lokale SIM-Karte einsetzen ist immer die beste Option.

Lokale SIM-Karte am Reiseziel kaufen

Da das günstigste Roaming kein Roaming ist, bist du ausnahmslos am besten beraten, wenn du dir vor Ort eine lokale SIM-Karte kaufst. Es gibt keine bessere Art, wie du bei Anrufen und bei der Datennutzung im fernen Ausland sparen kannst. Punkt.

Um das Sparpotential an den oben genannten Beispielen etwas zu verdeutlichen: Als ich vor zwei Jahren in Kambodscha unterwegs war, habe ich mir für ungefähr 5 Dollar eine lokale SIM-Karte gekauft, bei der ein Datenvolumen von 1 Gigabyte inklusive war. Wir erinnern uns: deutsche 02-Kunden bezahlen für genau das gleiche 333 Euro.

Auf meiner Reise in Äthiopien fielen mit einer lokalen Karte für 1 Gigabyte genau 165 Birr an. Das sind umgerechnet 5 Euro oder 6 Franken. Das ist genau die Datenmenge, die im oben genannten Beispiel von Swisscom unglaubliche 9.990 Franken kosten würde.

 

Was tun im Falle eines SIM-Locks

Bei diesen gewaltigen Preisunterschieden ist es wenig erstaunlich, dass die Telekomfirmen sicherstellen wollen, dass du ihre nicht gerade bescheidenen Tarife verwendest. Der Trick: Die Telekom-Anbieter verkaufen dir ein vergünstigtes Telefon für dein Versprechen, das Handy mit keinen anderen Anbietern zu verwenden. Um dies zu gewährleisten, wird das Telefon für fremde SIM-Karten gesperrt. SIM-Lock nennt sich das Ganze.

Im Internet wirst du jede Menge Anleitungen finden, um diese Sperrung zu umgehen. Davon kann ich dir aber nur abraten. Denn mit einem so genannten Jail Break verlierst du die Garantie auf deinem Gerät. Und es besteht tatsächlich eine kleine aber reale Chance, dass du dein Gerät schrottest.

Der wichtigere Grund, wieso ich davon abrate: Es gibt einen viel einfacheren Weg. Dazu brauchst du lediglich einen WiFi-Dongle. Das ist ein Gerät, in das du deine ausländische SIM-Karte einfügst und mit dem du über die WLAN-Funktion deines Handys zugreifen kannst. Zusätzlicher Vorteil: Du kannst auf deiner alten Nummer weiterhin SMS empfangen.

Einen guten Ruf haben die Wifi-Dongles von Huawei, die um die 40 Euro mit 3G* und rund 76 Euro mit 4G* kosten.

SIM-Karten gibt es nicht überall

Leider hat die Sache mit den lokalen SIM-Karten einen grossen Haken: Sie sind nicht überall ohne weiteres zu bekommen. Manchmal hast du mit kleineren oder grösseren Sprachhürden zu kämpfen, teilweise ist die Grundgebühr für die Karte so hoch, dass sich die Anschaffung bei einem kurzen Aufenthalt nicht lohnt.

Und dann gibt es auch noch eine Reihe von Ländern, die für Touristen so grosse bürokratische Hürden aufgebaut haben, dass diese lokale SIM-Karten kaum oder gar nicht kaufen können. Ein paar klassische Beispiele:

  • Japan: Ein Gesetz verbietet Ausländern den Kauf von Prepaid-SIM-Karten. Lediglich der Verkauf von Datenkarten ist erlaubt.
  • Indien: Jeder Kunde muss einen einheimischen Bürgen den Kartenantrag unterschreiben lassen, was jedoch für die meisten Reisenden nicht ohne weiteres möglich ist.
  • China: Ausländer können SIM-Karten ausschliesslich in den wenigen offiziellen Verkaufsläden der heimischen Dienstleister kaufen.
  • Türkei: Verlangt bei längerem Aufenthalt eine Registrierung der IMEI sowie eine Importbescheinigung des Handys.
  • Turkmenistan: Verkauft überhaupt keine SIM-Karten an Ausländer.

(Falls du weitere Beispiele kennst: lass es uns in einem Kommentar wissen!)

Horrorland für den Kauf einer lokalen SIM-Karte: Indien

Spezielle Roaming-Karten für Reisende

Wenn du Informationen zum Thema „Roaming auf Reisen“ suchst, wirst du vermutlich immer wieder auf SIM-Karten stossen, die laut Angaben des Herstellers „fast“ gleich viel kosten wie lokale SIM-Karten.

Das „fast“ ist allerdings etwas irreführend, da die Preise schon deutlich höher sind. Trotzdem stellen diese SIM-Karten einen akzeptablen Kompromiss dar, wenn du aus irgendwelchen Gründen keine lokale SIM-Karte kaufen kannst oder magst.

Hier eine Auswahl von möglicherweise interessanten Angeboten für dich:

Wenn du auf Reisen ausschliesslich chatten möchtest, ist möglicherweise die ChatSim Unlimited* für dich attraktiv. Für lediglich 10 Euro (+25 Euro für die Karte) kannst du ein Jahr lang unbegrenzt Nachrichten in 85 Ländern über Whatsapp und Co. verschicken.

Spezielle Traveller-SIM-Karten sind zwar nicht am günstigsten, helfen aber gegen Sprachprobleme wie in China.

 

Für Vielreisende: virtuelle SIM-Card

Eine relative neue Entwicklung sind die virtuellen SIM-Cards. Ihre Funktionsweise ist relativ einfach: Wo immer du hingehst, erkennt dein Gerät dein Standort und simuliert eine lokale Karte. Dies führt dazu, dass du zu unschlagbar günstigen Tarifen aufs Netz zugreifen kannst.

Leider sind die meisten Handys nicht in der Lage, selbst eine SIM Card zu simulieren (nebenbei: Mein chinesisches Xiaomi-Handy hat diese Funktion), weswegen du dafür ein externes Gerät benötigst. Am bekanntesten sind die beiden Anbieter Skyroam und Glocalme.

  • Skyroam hat ein Gerät herstellt, mit dem du in 120 Ländern mit einer Flatrate surfen kannst. Leider sind die Tagespässe (7 Euro) und die Monatspässe (80 Euro) relativ teuer, so dass diese Option vor allem für Reisende interessant ist, die täglich sehr viele Daten brauchen. Zum Beispiel Overlander im Camper, die abends gerne mal netflixen. Ausserdem musst du für derzeit 70 Euro den Hotspot-Router* kaufen.
  • GlocalMe bietet den gleichen Service an mit einer etwas anderen Preispolitik. Hier kaufst du jeweils Datenpakete, die du innerhalb einer bestimmten Zeitspanne aufbrauchen musst. Leider wurde die Zeitspanne im Sommer 2018 massiv verkürzt, so dass GlocalMe nun nicht mehr ganz so attraktiv ist. Beispiel: 1 Gigabyte in Kambodscha kostet etwa 5 Euro, verfällt aber nach 7 Tagen. 1 Gigabyte in Nepal kostet 8 Euro und verfällt ebenfalls nach 7 Tagen. Der Hotspot-Router ist mit 139 Euro für den GlocalMe G3* und 126 Euro für den GlocalMe U2* so teuer, dass sich die Anschaffung nur für Vielreisende lohnt. Hier ein ausführlicher Testbericht zum GlocalMe.
Guter Empfang am Monkey-Beach auf der malaysischen Insel Penang mit dem GlocalME.

 

Fazit Roaming auf Reisen

Auch wenn die Welt immer mehr zusammenwächst, tust du noch immer gut daran, die verschiedenen Optionen zu vergleichen, wenn du Europa verlässt und nicht auf digital Detox stehst. Lokale SIM-Karten sind noch immer das Nonplusultra.

Falls das nicht geht, sind spezielle Roaming-Karten eine interessante Alternative für Urlauber. Viel-Reisende sind hingegen oft mit virtuellen SIM-Karten wie von Skyroam und vor allem GlocalMe besser beraten, die sich wegen der hohen Anschaffungskosten nur bei regelmässiger Nutzung lohnen.

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4 Kommentare

  1. In der Türkei kann man mit einem ausländischen Handy eine lokale SIM-Karte verwenden, allerdings wird sie ca. 2 Wochen nachdem man eine SMS verschickt oder telephoniert hat, gesperrt. Wenn man sie aber nur für Datenverbindungen (Internet) verwendet, muss man sie nicht registrieren. Allerdings funktionieren türkische SIM-Karten nicht mir neueren Handies. Eine super Alternative bietet ayyildiz.de (in D, ob auch in CH ode A, weiss ich nicht). Mit der deutschen SIM-Karte kannst Du billige Roaming-Pakete für die Türkei buchen, 1GB für ca. 15€ und günstig telephonieren. Die Karte kostet 10 € und hat 10 € Startguthaben und kann online mit dt. Konto aufgeladen werden (auch aus der Türkei).

    1. Hallo Dirk,

      du hast recht: Bevor mal nach Alternativen sucht, sollte man sich zu erst einmal anschauen, was das Roaming mit der eigenen SIM-Karte kostet. Das ist ja bei jedem Anbieter gleich und bei deiner Karten offenbar relativ preiswert. Als ich vor drei Jahren das letzte Mal in der Türkei war, fielen für Datenpakete von 150 MB ungefähr 8 Euro an, was ich nicht so wirklich attraktiv fand. Die Ayyildiz kannte ich noch nicht und schau mir das mal genauer an. Danke für den Hinweis.

      Gruss,
      Oli

  2. Hallo Oliver,

    kannst du vielleicht eine gute Lösung für mich als Schweizer empfehlen für meine Reisen im europäischen Ausland – wir Schweizer haben ja leider noch immer Roaming in der EU. Ich brauche ausschliesslich Daten und wäre froh, wenn ich über meine Schweizer Nummer noch erreichbar wäre. Daher wäre ein externer WiFi-Dongle wohl eine gute Option.

    Vielen Dank für die Hilfe,
    Frank

    1. Hallo Frank,

      die hier vorgeschlagenen Lösungen eignen sich eher für Fernreisen, da du auch als Schweizer innerhalb von Europa meistens günstige Datenpakete buchen kannst. Deswegen würde ich empfehlen, als erstes einen Blick in die Datenpakete deines jetzigen Anbieters werfen. Das ist am einfachsten und du brauchst keine externen Geräte.

      Falls du doch eine externe Version möchtest, solltest du dir zunächst ein Wifi-Dongle kaufen. Im Text empfehle ich die von Huawei. Je nach dem wie schnell es sein soll, brauchst du eines für 3G oder 4G. Meiner Meinung nach reicht 3G für die meisten Anwendungen. Du willst ja vermutlich nicht in HD auf Netflix streamen.

      Als zweites brauchst du eine SIM-Karte für das Gerät. Hier musst ein ein bisschen vergleichen und dir überlegen, was du genau brauchst. Willst du jeden Monat eine bestimmte Datenmenge? Brauchst du Daten unregelmässig? Da du im Prinzip aus jedem EU-Land einen Anbieter nehmen kannst, ist die Konkurrenz entsprechend gross.

      Ein recht günstiges Angebot scheint es mir bei der Swiss zu geben. Auch ganz gut sieht Cerafon aus. Beide haben den Vorteil, dass du die Pakete einfach nach Belieben dazubuchen kannst.

      Ich hoffe, das hat geholfen.

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