Reisen mit Kindern: 8 Familienblogger geben Tipps, Teil 2

Mit dem Nachwuchs durch die Welt: Geht das überhaupt? Auch im zweiten Teil der Umfrage herrscht die Meinung vor, dass Reisen mit Kindern leichter ist, als die meisten glauben. Hier findest du die wichtigsten Tipps der nächsten vier Elternpaare.

Unser kleines Round Up-Post geht weiter: Vor einigen Wochen hatte ich mehrere reisende Familienblogger angeschrieben und sie gebeten, ihre wertvollen Erfahrungen mit uns zu teilen. Da ich selber keine Kinder habe, war es für mich nicht ganz leicht, eine konkrete Fragestellung zu finden. Also habe ich mich entschlossen, das Thema möglichst offen anzugehen. Ich bat also lediglich, den wichtigsten Tipp oder auch die wichtigsten Tipps zum Reisen mit Kindern zu nennen.

Ich hatte mir durch die offene Frage natürlich auch erhofft, ein möglichst breites Spektrum an Antworten zu bekommen, zumal die Teilnehmer auch auf ganz unterschiedliche Weise unterwegs sind. Dieser Ansatz hat sich als richtig erwiesen, wie ich finde. Da ich recht viele Antworten bekam, entschloss ich mich, sie auf zwei Beiträge zu verteilen. Wenn du also wissen willst, was die anderen vier Eltern antworteten, musst du dir den Beitrag von gestern anschauen.

Familie Menzel von weltwunderer.de

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Jenny und ihr Mann reisten schon gerne und viel, bevor der Nachwuchs kam. Durch die grössere Familie liessen sich die beiden jedoch nicht von ihrer Reiseleidenschaft abhalten. Ein besonderes Highlight für die Familie war eine rund zweimonatige Reise im „kuscheligen Van“ durch Neuseeland.

Anstatt konkret darauf einzugehen, was man am besten einpackt, nicht einpackt, vorher erledigt und recherchiert, unterwegs beachtet oder vermeidet, möchten wir den allerübergreifendsten Rat für das Reisen in Familie geben: einfach losfahren! Kinder sind unkomplizierter, als viele denken – besonders Kinderlose.

Eltern müssen sich auch nicht dafür rechtfertigen, warum sie überhaupt mit ihren Kindern reisen (oder wohin, oder wie lange). Sie schaden ihnen damit sicher nicht, auch wenn das viele Großeltern denken. Kinder profitieren davon, wenn sie schon in jungen Jahren die Welt entdecken – aber das muss nicht die Rechtfertigung für das Reisen mit Kindern sein. Wir persönlich reisen selbst gern und nehmen unsere Kinder einfach mit, weil sie zu uns gehören.

Wir beobachten unsere Kinder genau, schauen hin, wie sie unterwegs zurechtkommen und beziehen ihre Meinungen, Wünsche und Bedürfnisse gleichwertig in die Entscheidungsfindung ein – das ist eigentlich auch schon alles, worauf wir beim Reisen mit Kindern achten. Alles weitere ergibt sich daraus. Bis jetzt fahren wir damit sehr gut!

 Familie Hibbel von Planet Hibbel

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Nadine, ihr Mann und die beiden Kleinen sind ebenfalls leidenschaftliche Reisende, auch wenn die Trips sich auf wenige Wochen pro Jahr beschränken müssen. Ihr wichtigster Tipp: Plane ein paar zusätzliche Ruhe- oder Kindertage ein.

Meine Tipp für Reisen mit Kindern lautet: „keep it simple“ und „slow travel“. Man kann mit Kindern die ganze Welt entdecken. Trotzdem sollte man sich immer wieder auch auf deren Augenhöhe begeben und reine Kinder- oder Ruhetage einbauen. Also keine japanese-style-Touren machen, durchorganisierte Reisepläne oder hochtrabende Urlaubserwartungen haben. Lieber auch mal länger an einem Ort verweilen, spontan sein und flexibel bleiben, weniger anschauen und auch mal Fünfe gerade sein lassen. Mit Kindern kommt eh immer alles anders als man denkt. Das ist auf Reisen nicht anders als daheim.

Familie Frank von 4 um die Welt

Angekommen

Die Journalistin Alexandra hat mit ihrer vierköpfigen Familie vor kurzem eine halbjährige Weltreise unternommen und dabei auch für Spiegel Online gebloggt. Ihr Fazit: Verwandte und Bekannte können manchmal anstrengender sein als die Kinder.

“Ihr wollt was?”, fragte B., ein kinderloser Freund. “Eine Weltreise machen?” – “Mmh. Und die Kinder?” – “Die lassen wir hier.” – “Waaas?” – “War ein Scherz”, sagte ich. “Die kommen natürlich mit.” – “Ist das nicht viel zu gefährlich?” – “Stell dir vor, in anderen Ländern gibt es auch Kinder”, erwiderte ich und wechselte das Thema.

Wer mit Kleinkindern verreist und nicht gerade, sagen wir mal, an die Ostsee, in den Harz oder die Eifel fährt, der bekommt eines ganz gewiss: Ratschläge und Kommentare.

Gut, wir sind etwas länger weggefahren und unsere Reiseziele lagen nicht gerade um die Ecke. Zunächst bereisten wir mit unseren Töchtern – einer Vierjährigen und einem sechs Monate altem Baby – sieben Wochen lang Argentinien und Chile mit einem kleinen Abstecher nach Uruguay. Dann ging es sechs Wochen nach Neuseeland, sechs weitere nach Australien und schließlich, um den langen Rückflug zu unterbrechen, noch für ein paar Tage nach Singapur. Einen Winter lang. Rund um den Globus.

“Wenn ihr meint, das verantworten zu können”, hieß es aus der Verwandtschaft. “Und die langen Flüge?” aus dem Bekanntenkreis. “Dafür ist die Elternzeit ja nicht gerade gedacht”, murrt der Kollege.

Doch. Genau dafür. Um als Familie gemeinsam Zeit zu verbringen. Um dem Alltagsstress zu entfliehen und ganz füreinander da zu sein. Um gemeinsam zu erleben, wie das Baby seine ersten Schritte macht und das große Kind die Welt entdeckt, bevor es in die Schule kommt. Zu Hause würde immer einer von uns arbeiten.

Natürlich sind wir nur in Länder gefahren, die wir für gesundheitlich unbedenklich hielten. In einem Tempo, das den Kindern angepasst war. Und mit Verkehrsmitteln, die die eigenen Nerven schonten. Eine Tour nach Süddeutschland mit dem Auto ist mit dem großen Kind, das sich im Wagen alle zehn Minuten wegen Reiseübelkeit übergibt, anstrengender als ein Nachtflug.

Zu der Reise nur ein paar Worte: Wir wurden in Argentinien zu einem Kindergeburtstag eingeladen und sind mit Gauchos geritten. Wir haben bei Mapucheindianern in Chile übernachtet und haben in Neuseeland Tausende Jahre alte Kauri-Bäume bewundert. Wir sind auf Vulkane gestiegen und haben Koalas gestreichelt, haben Tempel, Moscheen und Kirchen in Singapur besucht. Ein Jahr nach unserer Weltreise steht für uns fest: Das war kein einmaliges Erlebnis. Sondern nur Teil 1. Wir würden es jederzeit wieder machen.

Familie Reichert von 5Reicherts

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Die Familie Reichert besteht aus den beiden Eltern Gabi und Gunther (beides Fotografen und Reisejournlisten) und ihren mittlerweile drei jugendlichen Kindern. Zusammen unternehmen sie immer wieder verschiedene mehrmonatige Reisen – unter anderem im Wohnmobil. So verbrachte die Familie auch den Winter 2010/2011 komplett im Schnee in Schweden und Norwegen auf der Suche nach Nordlichtern.

Wir gehen seit 13 Jahren mit unseren drei mittlerweile jugendlichen Kindern regelmäßig auf teils sehr lange Reisen und haben dabei einiges an Erfahrungen gesammelt.

Patentrezepte haben wir natürlich keine parat, dazu sind Kinder viel zu unterschiedlich, die allerwichstigste Sache allerdings beginnt im Kopf: Die Entscheidung zu fällen, mit den Kindern auf eine große Reise zu gehen und gelassen die Dinge auf sich zukommen zu lasssen.

Anstatt sich darüber verrückt zu machen, was alles an Komplikationen auftreten könnte, sollte man gedanklich das gewohnte Sicherheitsdenken mal in den Hintergrund rücken. Macht euch bewusst, dass ein neues Abenteuer und einzigartige Herausforderungen auf euch warten. Das ist die Chance, eingefahrene Denkmuster hinter sich zu lassen und bereit zu sein, sich dem Neuen und Unerwarteten offen, optimistisch und vertrauensvoll zu stellen. Diese neuen Erfahrungen und Erlebnisse sind das Wertvollste, was einem auf Reisen begegnen kann.

Nun noch ein paar kleine Tipps am Rande:

Kleinkinder sind Gewohnheitstiere, die eine gewisse Routine und Ruhezeiten benötigen, was aber leicht in den Tagesablauf zu integrieren ist.

Auf Wohnmobilreisen mit unseren Kinder im Vorschulalter waren wir nach dem Frühstück draußen aktiv, sind über die Mittagszeit gefahren, damit sie ruhen konnten und haben sie nachmittags nochmal auf die Natur losgelassen, dann waren sie abends rechtschaffen müde.

Auch auf Flugreisen waren unsere Drei unkompliziert. Sie fanden immer was zu tun, wir hatten zusätzlich einige kleine, eher unscheinbare Spielzeuge mitgenommen, als Geschenk verpackt und in Knatschsituationen hervorgeholt.

Mit Schulkindern auf langer Fahrt haben wir gemeinsam Unmengen an Hörbüchern verschlungen. Das fesselt das Interesse und bietet viel Stoff für Diskussionen.

Du hast noch nicht genug vom Thema? Dann schau dir hier an, was wir sonst noch so zum Thema Reisen mit Kindern geschrieben haben. Wenn du noch konkrete Reisetipps für bestimmte Destinationen brauchst, ist ein Besuch von unserem Traveltalk sicherlich auch kein Fehlklick.

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9 Kommentare

  1. Danke fürs dabei sein dürfen. Wir haben letztes Jahr, neben all unseren Trips, auch zwei Monate Elternzeit in Thailand verbracht. Wir sind also „zum Glück“ nicht immer nur kurz unterwegs. ;) Mit schulpflichtigem Kind gehören richtig lange Trips aber nun leider wirklich erstmal der Vergangenheit an. Würde mich also wirklich wahnsinnig interessieren wie Familie Reichert es schafft mehrere Monate unterwegs zu sein. LG, Nadine

    1. Das habe ich mich aufgefragt. Die drei Kinder sind mittlerweile ja alle im schulpflichtigen Alter, wenn ich da richtig mitgerechnet habe. Ich vermute, dass in diesem Fall die Eltern die Kinder selber unterrichten. Das gibt es ja häufiger. Zum Beispiel bei der Familie Hudson, die ich in China vor ein paar Jahren einmal persönlich kennengelernt habe. Aber auch beim nächsten Interview des Monats, das in wenigen Tagen erscheinen wird. Es handelt sich dabei um eine Familie auf einem Segelschiff.

  2. Oh ja, da sind auch noch mal ein paar wertvolle Tipps dabei, die ich so unterschreiben könnte (obwohl wir ja nicht zu den Langzeitreisenden zählen). Einziger Kritikpunkt: Also ICH hätte ja auch und gerade für Familien, die an die Ostsee fahren, einige Ratschläge parat! ;)

    Viele Grüße,
    Lena

  3. Ich freue mich auch, dabei zu sein! Danke Oliver!
    Wir schaffen das mit dem Reisen, weil wir den Großteil des Jahres im Ausland sind und dort auch arbeiten.
    Demnächst werde ich mal ausführliche in unserem Blog drüber schreiben, weil die Frage öfters auftaucht.
    Den Kindern bekommt es jedenfalls sehr gut. Wir erleben sehr viel, wenden das teilweise wie „nebenbei“ Gelernte immer gleich an. Englisch zum Beispiel muss man reden und hören….

    herzliche Grüße

    Gabi & gang

  4. Hallo :)

    also ich kann noch Budapest empfehlen!
    Die Stadt eignet sich sehr für einen Urlaub, besonders mit einer Unterkunft, die im Zentrum gelegen ist.
    Von dort kann man zu Fuß viele Restaurants erreichen, aber auch die Burg Pest und die Fischerbastei.

    Ich hatte dort mit meiner Familie (meinem Mann und 2 Kindern) Urlaub gemacht und es war echt toll.

    Liebe Grüße

    Julia

    1. Hallo Familie Sommer,
      Indien halte ich angesichts der schlechten hygienischen Zustände nicht für sehr empfehlenswert mit Kleinkindern. Ich würde euch da eher andere Reiseziele nahelegen.
      Gruss,
      Oli

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