Portugal: So kannst du günstig in einem Schloss wohnen

Dass sich einige der besten Hostels der Welt in Portugal befinden, habe ich kürzlich in meinem Artikel über Lissabon geschrieben. Was weniger bekannt ist: Im Land der Entdecker kannst du auch vergleichsweise günstig in historischen Gebäuden unterkommen. Pousada nennt sich das.

Der Ladenbesitzer runzelt die Stirn. Die kleine Ortschaft Crato kenne er. Mit dem Auto liege sie bloss etwa 20 Minuten entfernt. Aber ein Hotel? Da muss ich mich irren. So etwas gebe es in dem Gott vergessenen Kaff bestimmt nicht. Ich bedanke mich, fahre die Scheibe hoch und lege den Gang ein. Rund eine halbe Stunde später erreiche ich das altehrwürdige Kloster von Flor de Rosa, in dem sich meine heutige Unterkunft befindet.

Flor de Rosa ist ein unscheinbarer Ort. Rund 250 Menschen leben in dem Dorf, in dem es weder Supermarkt noch eine Postfiliale gibt und das gemeinsam mit dem nur wenig grösseren Nachbarort Crato eine Gemeinde bildet. Von der heutigen Bedeutungslosigkeit dieser Sammlung alter Häuser darf man sich allerdings nicht täuschen lassen: Das alles dominierende Kloster aus der Mitte des 14. Jahrhunderts diente einst dem dortigen Hospitaliterorden als Hauptsitz. Aus den Hospitalitern entwuchs später der bekannte Kriegerorden der Malteser – eine etwas bizarre religiöse Gruppierung, die staatliche Souvärenität geniesst und bis heute eigene Pässe und Briefmarken herausgibt.

Tourismus als Retter des Kulturerbes

Ich treffe mich mit Nuno Guesgues. Er leitet die Pousada im benachbarten Marvao. Als der freundliche Portugiese erfahren hatte, dass mit mir ein Reiseblogger im ehemaligen Kloster von Flor de Rosa übernachten würde, kam er extra angereist, um mir die Pousada zu zeigen. Von ihm erfahre ich einiges über die neuere Geschichte des Gebäudes.

Historische Gemäuser - zumindest auf einer Seite: Mein Zimmer in der Pousada.
Historische Gemäuer – zumindest auf einer Seite: Mein Zimmer in der Pousada.

„Grosse Teile des Gebäudes waren eingestürzt, als wir das Hotel übernahmen“, erklärt er und zeigt Bilder aus jener Zeit, auf denen eine kollabierte Seitenwand zu sehen ist. Auch die Zwischenböden hatten dem Zahn der Zeit nicht standhalten können. Als aus der Ruine ein Hotel werden sollte, mussten die Bauherren neue Wände und Böden einziehen. Das zeigt sich auch in meinem Zimmer: zwei Seiten des Raumes bestehen aus groben Steinquadern. Die anderen beiden sind sauber verputzt und offensichtlich neueren Datums.

Es gehört wohl zu den Eigenheiten einer Pousada, dass nicht das ganze Gebäude zum Hotel werden darf. Und so war dann auch die Führung durch den zweiten Turm, der im Wesentlichen aus einer nicht genutzten Kirche besteht, das besondere Highlight. Von hier führt eine enge Treppe auf das Dach zur Glockenstube. Dieser sehr ländliche Teil der Provinz Alentejo ist weitgehend flach, so dass man von hier oben eine grandiose Fernsicht auf die trockene Landschaft hat.

Aussicht aus dem Fenster meines Zimmers.
Aussicht aus dem Fenster meines Zimmers.

Portugalreisende können heute in über 40 Pousadas übernachten. Viele von ihnen befinden sich in ähnlich wichtigen historischen Gebäuden. In Kulturdenkmälern, die heute verfallen wären, wenn mit dem Tourismus nicht Geld erwirtschaftet werden könnte. „Unsere Hotelbetriebe helfen, das Kulturerbe zu erhalten“, sagt Guesgues nicht ohne Stolz.

Geschichte soll kein Luxus sein

Pousadas gibt es in Portugal seit 1942. Damals entschloss sich die Regierung, historische Gebäude im Staatsbesitz der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. „Ursprünglich waren die Pousada alles andere als luxuriös“, erklärt Guesgues. Vor allem Familien hätten damals die Pousadas gerne besucht.

Doch die staatlich betriebenen Pousadas rentierten nicht. Kein Wunder: Die meisten von ihnen verfügen nur über eine handvoll Zimmer und befinden sich zudem häufig irgendwo auf dem Land, abseits der touristischen Trampelpfade. Deswegen ist der Betrieb vor einigen Jahren an die portugiesische Hotelgruppe Pestana übertragen worden.

Seither schreibt sich die Hotelkette zwar Luxus auf die Fahnen, tatsächlich sind die Hotels eher in der Mittelklasse zu verorten. Die Pousada, die ich besuchte, war zwar liebevoll renoviert und insgesamt überzeugend.  In den Details steckte aber der Teufel: So gab es zum Beispiel im Zimmer kein Wifi. Angeblich, weil die alten Mauern zu dick seien. Mit Repeatern im Gang hätte sich das Problem vermutlich lösen lassen. Dass das schön eingerichtete Badezimmer nur eine Schiessscharte als Fenster hat, hängt mit der Bauweise des Klosters zusammen und wäre an sich kein Problem, wenn die künstliche Beleuchtung sinnvoll platziert ist. So war es aber etwas düster und ich konnte in der Badewanne nicht lesen. Wie gesagt: Verkraftbare Kleinigkeiten.

Blick vom Swimming Pool auf das alte Hauptgebäude.
Blick vom Swimming Pool auf das alte Hauptgebäude.

Ein Pluspunkt waren hingegen die angemessenen Preise. Das Essen kostete nicht mehr als in einem gewöhnlichen Restaurant – entsprach aber auch in etwa dem Niveau. Die Zimmer selber lassen sich über beispielsweise über Agoda oder booking.com je nach Saison bereits ab 99 Euro pro Zimmer und Nacht buchen.

Buchen sollte man auf alle Fälle im Vorfeld. So gross die Pousada do Crato auch aussieht: In ihr gibt es nur gerade 16 Zimmer sowie drei Suiten im Turm. Insbesondere im Frühling und Herbst ist das Hotel oft vollständig ausgebucht. Achte auch darauf, dass du wirklich in einem der alten Zimmer unterkommst und nicht im modernen Anbau.

Fazit

Auch wenn die Pousada nicht ganz erstklassig war, stimmt das Angebot wegen des nicht überrissenen Preises insgesamt trotzdem. Insbesondere wer mit einem eigenen Fahrzeug durch Portugal reist, hat in einer der zahlreichen Pousadas die Möglichkeit, das ländliche Portugal besser kennenzulernen. Ohne eigenes Fahrzeug sind die oft sehr abgelegenen Unterkünfte vermutlich schwer zu erreichen.

Disclaimer: Ich wurde für eine Nacht ins Hotel eingeladen. Meine Meinung bleibt davon aber unberührt.

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Oliver Zwahlen

Oliver ist ein passionierter Reiseblogger und Reisebuchautor aus der Region Basel, Schweiz. Er schrieb unter anderem die Bücher 111 Gründe, China zu lieben und Lost Places in den Schweizer Alpen. Seit über 20 Jahren nutzt Oliver jede Gelegenheit, mit dem Rucksack durch die Welt zu ziehen und darüber zu schreiben..

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3 Kommentare

  1. Servus Oliver,

    hey coole Entdeckung! Gefällt mir sehr. Bei meinem nächsten Portugal Trip wähle ich eines davon aus:) 99,-€ geht, wenn man das Sightseeing gleich mitrechnet..

    Kilian

  2. Wunderschöne Lokation, gefällt mir total gut! Preislich finde ich es auch vollkommen okay, für eine solche Aussicht und dieses Ambiente muss man eben etwas tiefer in die Tasche greifen. Ich habe gesehen, dass man die Schlösser auch für Hochzeiten buchen kann. Also das wäre echt mal was ganz was besonderes, welches Mädchen träumt nicht von einer romantischen Hochzeit im Süden? So eine Trauung würde mich wirklich reizen, nur leider wird das preislich gesehen wohl eher eine Traumvorstellung bleiben…
    Aber eine Woche Flitterwochen im schönen Schloss wären preislich schon drin. :)

    1. Hallo Julia,

      ich war nur in dieser einen Pousada und kann daher leider (noch) nichts zu den anderen sagen. Aber ich denke, der Ort wäre für eine Hochzeit grundsätzlich gut geeignet. Es gibt in der Pousada do Crato einen speziellen Raum, den sich Hochzeitsgesellschaften mieten können. Das Problem sehe ich (neben den Kosten) eher darin, dass es nicht einmal 20 Zimmer gibt. Das heisst, eine grössere Hochzeitsgesellschaft könnte dort gar nicht übernachten.

      So schön ich den Ort auch finde: Ich denke, eine Woche ist etwas lang. Im Dorf selber gibt es praktisch nichts zu sehen. Du müsstest es allenfalls als Ausgangsbasis für Ausflüge in die Umgebung verwenden (dann solltest du aber ein Auto mieten). Für die Flitterwochen würde ich wohl eher eine Rundreise durch mehrere Pousadaschlösser empfehlen.

      Gruss,
      Oli

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