Bist du auf der Suche nach interessanten Ausflugszielen für deinen nächsten Städtetrip nach Zürich? Unabhängig von der Jahreszeit empfehle ich dir, einige der zahlreichen Grünanlagen zu besuchen. Die folgenden zehn Parks in Zürich und Umland sind meiner Meinung nach besonders sehenswert.
Zürich ist zwar die mit Abstand grösste und bevölkerungsreichste Stadt der Schweiz – eine Betonwüste ist sie deswegen noch lange nicht. Ganz im Gegenteil: Als ich sie vergangenes Jahr für die Recherche meines neuen Buchs – dazu weiter unten mehr – in alle Richtungen durchstreifte, hat mich immer wieder überrascht, wie viele Grünflächen es gibt.
Was mir dabei besonders gut gefiel: Viele dieser Anlagen sind nicht nur schön, sondern verfügen teilweise auch über ungewöhnliche Konzepte oder Bauweisen. Manchmal stechen sie durch eine einzigartige Architektur hervor, ein anderes Mal ist es die ungewöhnliche Pflanzensammlung, die den Reiz ausmacht, und bisweilen ist auch einfach ihre Geschichte spannend.
Die sieben meiner Meinung nach spannendsten Parks in Zürich möchte ich in diesem Artikel vorstellen. Anschliessend gibt es noch drei weitere „honorable mentions“. Das sind Orte, die sich ebenfalls lohnen und die mit guten Recht in der Liste hätte Platz finden können, die ich aber aus eher kleineren Gründen aussortiert habe.
Die Reihenfolge entspricht übrigens meinem persönlichen Wow-Empfinden. Das heisst, was mich persönlich am meisten beeindruckte, kommt zuerst. Wenn du das anders empfindest, schreibe das gerne in die Kommentare.
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Tipp 1: Der MFO-Park
Der mehrfach prämierte MFO-Park im ehemaligen Industrie-Vorort Oerlikon ist vielleicht nicht die schönste Grünanlage in der Stadt, sicherlich aber die aussergewöhnlichste. Das liegt daran, dass es dem Park gelingt, zwei Dinge zusammenzubringen, die man normalerweise kaum zusammen denkt. Er ist nämlich einerseits ein Park, aber andererseits auch ein Industriedenkmal.
Dort, wo früherer eine Halle der Maschinenfabrik Oerlikon stand, befindet sich seit einigen Jahren ein 100 Meter langes und 35 Meter breites Stahlgerüst, in das zahlreiche bepflanzte Töpfe und Tröge eingehängt sind. Auf diese Weise entstand ein einzigartiger vertikaler (Irr-)Garten mit über tausend verschiedenen Pflanzen.
Überall gibt es Treppen, die zu versteckten Galerien und Plattformen mit Parkbänken hochführen. Besonders schön ist die oberste dieser Plattformen rund 17 Meter über dem Boden. Auf dem sogenannten Sonnendeck hat man einen Blick von der „grössten Gartenlaube der Welt“ auf die umliegenden ehemaligen Industriebauten. Wer sich für Architektur interessiert, sollte sich das unbedingt ansehen.
Praktisches: Den MFO-Park erreicht man am besten mit der S-Bahn. Vom Bahnhof Oerlikon sind es keine 5 Minuten zu Fuss. In der näheren Umgebung gibt es einen Coop und eine Migros, wo man sich ein Picknick für in den Park kaufen kann.
Beste Jahreszeit: Der MFO-Park ist immer schön. Wenn man es sich einrichten kann, lohnt sich allerdings der Herbst ganz besonders. Dann verwandeln sich die Blätter in ein Farbenmeer.
Tipp 2: Das Seleger-Moor
Etwa zehn Kilometer südlich der Stadtgrenze befindet sich ein Parkjuwel, das auf den Landschaftsgärtner Robert Seleger zurückgeht. Er hatte in den 1950er-Jahren Teile eines Hochmoors vor der Gemeinde Rifferswil gekauft, um dort zunächst Rhododendren und Azaleen zu züchten sowie um Torf zum Heizen zu stechen.
Bald erkannte er jedoch das Bedürfnis der Zürcher Bevölkerung nach Natur und öffnete den Park auch für Besucher. Heute ist das Seleger-Moor einer der wichtigsten Rhododendren-Parks von Europa und verwandelt sich vor allem im Frühling in eine unglaubliche Blütenpracht. Die Löcher, die beim Torfstechen entstanden, haben sich dabei in eine hübsche Teichlandschaft verwandelt.
Das Faszinierende am rund zwölf Hektar grossen Gelände ist, dass es bewusst so angelegt wurde, dass die Grenzen zwischen Naturgebiet und gestaltetem Park verschwimmen. Das dürfte auch dazu beigetragen haben, dass das Moor bei Vögeln sehr beliebt ist. Es gibt mehrere Futterstellen, wo man unterschiedliche Vogelarten beobachten kann.
Praktisches: Wer kein Auto hat, fährt mit der S-Bahn nach Affoltern am Albis und nimmt von dort Bus 223 bis zur Haltestelle Seleger Moor. Der Park ist allerdings nur von Anfang April bis Ende Oktober geöffnet. Und denk dran, dass Onlinetickets deutlich günstiger sind.
Beste Jahreszeit: Natürlich im späten Frühling, wenn der ganze Park in Blüte steht. Allerdings findet man auch bis in den späten Herbst noch erstaunlich viele blühenden Pflanzen. Im Winter ist der Park geschlossen.
Tipp 3: Der Alte Botanische Garten
Pflanzenliebhaber können mit dem Besuch des Alten Botanischen Gartens eigentlich nicht viel falsch machen. Die kleine und idyllische Oase am Rand der Zürcher Altstadt wurde 1837 angelegt. Als es anderthalb Jahrhunderte später kaum mehr möglich war, die Fläche zu erweitern, zog der Botantanische Garten in ein sehr viel grösseres Gelände etwas weiter ausserhalb um.
Das hat mit sich gebracht, dass es hier zwar nicht mehr ganz so viele Pflanzen gibt wie auch schon. Trotzdem ist der Alte Botantische Garten weiterhin sehr sehenswert – und dies gleich aus mehreren Gründen: So wurde er etwa auf den Mauern der ehemaligen Stadtbefestigung errichtet und ist heute einer der wenigen Orte, wo man das alte Bollwerk überhaupt noch sieht.
Ein Highlight ist auch der kleine mittelalterliche Kräutergarten an der höchsten Stelle. Hier im Gessner-Garten werden die Heilpflanzen angebaut, die vor 500 Jahren noch die einzige Form von Medikamenten waren. Die Statue neben dem Garten zeigt übrigens Conrad Gessner, der in einem Innenhof des Grossmünsters einen Vorläufer des Botanischen Gartens anlegte.
Ganz in der Nähe befindet sich ausserdem das unter Denkmalschutz stehendes Palmenhaus aus dem 19. Jahrhundert. Hier werden gelegentlich Konzerte, Theatervorführungen und Ausstellungen veranstaltet.
Tipp: Gleich nebenan befindet sich das Männerbad Schanzengraben, das älteste Flussbad der Stadt. Besonders schön ist es hier am Abend, wenn sich das Bad in die für alle Geschlechter offene Rimini-Bar verwandelt. Dann kann man direkt am Wasser gemütlich einen kleinen Cocktail geniessen.
Praktisches: Den Alten Botanischen Garten erreicht man sehr gut zu Fuss entlang des Schanzengrabens. Wenn du keine Lust auf einen kleinen Spaziergang hast, fährst du am besten bis zum Bahnhof Selnau, der gleich um die Ecke liegt und folgst dann dem idyllischen Kanal.
Beste Jahreszeit: Der Park ist zu jeder Jahreszeit geöffnet. Besonders stimmungsvoll fand ich den Sommer, wenn man im Schatten der Bäume aus einem der Bänkchen sitzen und ein Buch lesen kann.
Tipp 4: Der China-Garten
Von allen Parks in Zürich ist der China-Garten der vielleicht Umstrittenste. Das südwestchinesische Kunming verbindet seit über 40 Jahren eine Städtepartnerschaft mit Zürich. Nachdem die Schweiz in China mit technischen und wissenschaftlichen Tipps beim Aufbau der Trinkwasserversorgung geholfen hatte, schenkte Kunming der Stadt Zürich 1994 einen typischen chinesischen Garten.
Die Anlage ist nicht besonders gross, aber mit den ganzen Zickzackbrücken, Pavillons und Teichen gibt es jede Menge zu entdecken. Obwohl er sehr zentral liegt, ist er eine Oase der Ruhe. Beim schönem Wetter kann man sich auf einer der überdachten Gänge auf die Bank setzen und gemütlich ein Buch lesen. Leider ist es verboten, Lebensmittel mitzubringen.
Wer schon einmal hier ist, sollte etwas Extrazeit für die vielen weiteren Sehenswürdigkeiten in der näheren Umgebung mitbringen. Zum Beispiel für den bizarr geformten Pavillon von Le Corbusier, das Atelier des Bildhauers Hermann Hallers und natürlich für die lärmende Unsinnmaschine namens Heureka von Jean Tingely, die sich alle hier am Zürichhorn befinden.
Praktisches: Der China-Park erreichst du am besten mit einem Spaziergang entlang der Quai-Anlagen. Von den der Quai-Brücke, dem inoffiziellen Ende der Altstadt, brauchst du vielleicht eine halbe Stunde, bis zu beim China-Garten bist. Schneller geht es mit Tram 2 und 4 (Station Höschgasse).
Jahreszeit: Der China-Garten ist zu jeder Jahrezeit offen und sehenswert. Weil hier allerdings nicht die Pflanzen im Vordergrund stehen, sondern die Pavillons, Brückchen und Felsen, ist auch im Winter eine gute Wahl. Besonders nach Schneetagen stelle ich mir den China-Garten sehr idyllisch vor.
Tipp 5: Der Rieterpark
Mit einer Fläche von rund sieben Hektar (Fussballfeldern) ist der Rieterpark nicht nur der grösste öffentlich zugängliche Park in Zürich, sondern auch einer der geschichtsträchtigsten. Entstanden ist der Mitte des 19. Jahrhunderts als Gartenanlage der Villa des schwerreichen Seidenhändlers Otto Wesendonck. Einige der Buchen sind noch aus dem originalen Bestand und somit über 170 Jahre alt.
Interessant sind im Park nicht die Bäume, Blumenbeete, Teiche und Statuen, sondern auch die Villen, die sich auf dem Gelände befinden. Allen voran die Villa Wesendonck, in der sich heute das sehenswerte Rietbergmuseum befindet. Ausgestellt wird dort Kunst aus aussereuropäischen Kulturen. Sehr stark ist der Ferne Osten vertreten.
Etwas versteckt befindet sich die Villa Schönberg. Hier lebte der Komponist Richard Wagner, der wegen seiner Beteiligung an einem Aufstand aus Dresden fliegen musste. Seine Liebschaft zu Mathilda Wesendonck, die Frau des Industriellen, inspirierte ihn offenbar zu Tristan und Isolde.
Praktisches: Tramlinie 4, 5, 6, 7 und 13 bis zur Station Museum Rietberg. Der Eintritt in den Park ist kostenlos möglich. Im Museum gibt es ein gemütliches Cafe, wo man auch im Freien sitzen kann.
Jahreszeiten: Der Park ist immer zugänglich, aber mit dem alten Baumbestand ist es für mich ein typisches Herbstziel
Auch interessant: Meine Blogbeträge über die Schweiz
Mehr gute Tipps zu Zürich?
Bist du auf der Suche nach Insidertipps für Zürich? Dann schau dir doch einmal meinen neuen (Januar 2023) Stadtführer an. Auf 111 Doppelseiten führe ich dich in das Zürich abseits der touristischen Trampelpfade ein.
Wusstest du etwa, dass Feministinnen vor 70 Jahren eine künstliche Insel im Zürichsee anlegten, um damit für das Frauenwahlrecht zu werben? Oder wusstest du, dass es in der Bahnhofstrasse einen Kleiderladen gibt, wo du im Safe einer ehemaligen Bank shoppst?
Wenn du nun neugierig bist, findest du das Buch zum Beispiel auf Amazon oder bei Thalia. Lass mich in den Kommentaren wissen, wie es dir gefällt.
Tipp 6: Das Frauen-Labyrinth
Man kann sich trefflich darüber streiten, ob das Labyrinth auf dem Innenhof vor der ehemaligen Kaserne überhaupt in eine Liste mit den schönsten Parks in Zürich gehört. Nicht etwa, weil es nicht sehenswert wäre, sondern weil das Labyrinth mit seinem Durchmesser von gerade einmal 30 Metern nur bedingt als Park bezeichnet werden kann.
Als zum 700. Jubiläum der Eidgenosschenschaft ein Wettwerb zur Verschönerung der Stadt ausgeschrieben wurde, gewann dieses Projekt, das eine Reihe von Frauen eingereicht hat. 1991 wurde es schliesslich auf dem Zeughausareal eingerichtet. Mit ein Grund für den Erfolg beim Wettbewerb dürfte gewesen sein, dass sich auf dem Platz das Drogenmileu auszubreiten begonnen hatte und eine bauliche Aufwertung dringend nötig wurde.
Das teilweise etwas überwucherte Labyrinth hat vier Umgänge, die durch Wände aus einer Unzahl von Blumen, Kräutern und Büschen geformt werden. Im Innern gibt es einen kleinen Platz, mit einem weiteren, kleineren Steinlabyrinth. Ausserdem findet man an verschiedenen Ecken versteckte Sitzbänkchen, wo man zwischen der bunten Wildnis etwas entspannen kann.
Praktisches: Das Frauen-Labyrinth erreicht man am besten mit Bus 31 (Haltestelle Kanonengasse).
Jahreszeit: Zu jeder Zeit zugänglich. Im Winter gibt es allerdings eher wenig zu sehen. Besonders schön ist natürlich der Frühling, wenn es überall blüht. Im Innern des Labyrinths finden gelegentlich Veranstaltungen statt.
7. Garten der Villa Pattumbah
Auch beim letzten Eintrag in meiner Liste der schönsten Parks in Zürich kann man darüber debatieren, ob der Garten der Villa Pattumbah überhaupt ein Park ist. Sicherlich aber ist es einer der schönsten vormals privaten Gärten der Stadt und definitiv einen Besuch wert.
Zuerst etwas historischer Kontekt. Der Zürcher Abenteurer Karl Fürchtegott Grob hatte sich mit Plantagen auf der indonesischen Insel Sumatra ein beträchtliches Vermögen angehäuft und liess nach seiner Rückkehr in der 1880er-Jahren ein eindrückliches Anwesen bauen: Die Villa Pattumbah, benannt nach dem Ort, wo seine Plantage lag.
Der gepflegte Garten ist liebevoll gepflanzt und mit allerhand Statuen und anderen Dekorationsgegenständen gefüllt. Am auffälligsten ist allerdings die Villa mit ihrer reichhalt verzierter Fassade. Da sich im Innern des Gebäudes das sehenswerte Museum des Heimatschutz befindet, ist es sogar möglich, einen Teil des Gebäudes von Innen zu sehen.
Praktisches: Die Villa Battumbah lässt sich am besten mit Tram 2 und 4 (Station Fröhlichgasse) erreichen. Eingang in den Garten über Mühlebachstrasse oder durchs Museum. Der Besuch der Villa lässt sich gut mit dem nahe gelegenen China-Garten verbinden.
Jahreszeiten: Zu jeder Jahreszeit zugänglich. Ideal bei wechselhaftem Wetter, weil man im Falle eines Gewitters einfach ins Museum kann.
Hier noch die versprochenen Bonus-Parks
8. Friedhof Sihlfeld: Klingt makaber, aber der Friedhof Sihlfeld gehört zu den schönsten und grössten Grünflächen der Stadt. Für historisch Interessierte vielleicht spannend: Hier befindet sich das älteste Krematorium der Schweiz.
9. Botanischer Garten: Nicht nur der Alte Botanische Garten ist sehenswert, sondern auch sein Nachfolger. Bemerkenswert sind hier vor allem die drei Gewächshäuser mit ihren tropischen und subtropischen Pflanzen.
10. Der Platzspitz: Der Platzspitz am Zusammenfluss von Limmat und Sihl ist heute eine Oase der Ruhe mitten im Zentrum der Stadt. Der Park ist durchaus hübsch, vor aber allem wegen seiner Geschichte als grösstes Drogenmilieu Europas in den 1980ern interessant.
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Mittlerweile war ich schon dreimal in Zürich. Beim ersten Besuch war ich total fasziniert vom alten botanischen Garten, einer Oase, die mitten im Stadtgebiet versteckt liegt.
Auch cool fand in den chinesischen Pavillon ab Zürichsee. Ich werde mir deine Liste mal für den nächsten Besuch abspeichern.
LG, Janine
Ja, der alte botanische Garten gefällt mir auch sehr gut. Klein und versteckt. Das Tolle an Zürich ganz generell finde ich, dass man so schnell in der Natur ist. Damit meine ich nicht nur die vielen Gärten und Grünanlagen, von denen ja viele nicht einmal in der Liste sind, sondern auch die Ausflüge aus der Stadt hinaus und hoch auf die Hügel rund um die Stadt.
Gruss,
Oli
Wunderschöne Bilder, danke fürs Mitnehmen;)
Schöne Zeit
Lora