Palau: 5 Gründe warum sich die Reise ins weit entfernte Taucherparadies lohnt

Jellys
Für den Autor Marco Tschuy gehört der Tauchgang zwischen den zahlreichen Quallen zu den tollsten Erlebnissen im Inselstaat Palau. Foto: Ben

Es gibt viele Gründe, das pazifische Inselreich von Palau zu besuchen. Die meisten Interessierten schrecken jedoch vor der langen Anreise und den hohen Kosten zurück. Unser Autor Marco Tschuy hat sich trotzdem hingewagt und fasst für uns die fünf wichtigsten Gründe zusammen, das Land trotzdem zu besuchen.

von Marco Tschuy

Grund 1: Das Abenteuer beginnt schon am Flughafen

Fast alle Linienflüge nach Palau kommen zu abgefahrenen Zeiten an. Der Flughafen von Koror hat mehr oder weniger ausschliesslich Nachtbetrieb. Auch wir landen um 2 Uhr früh. Vor dem Terminal gibt es kein Taxi. Hat man keinen Abholdienst organisiert, ist man auf der Insel bereits am Flughafen gestrandet. Herausforderung pur! Uns holt allerdings ein Club Wagon XXXL ab.

Der amerikanische Einfluss im Inselstaat Palau mit seinen 356 Eilanden, von denen gerade einmal elf bewohnt werden, ist unübersehbar. Zum Beispiel an Hand der zahlreichen Einkaufsmalls auf dem Weg zum Hotel. Und auch die Palauer sind nicht gerade die Schlanksten. Bemerkenswert, dass es gerade eine Fluglinie dieses Inselstaats war, die begonnen hat, gewichtsabhängige Flugtarife zu verlangen.

Auch unser Fahrer Nan bringt einiges auf die Wage. Mehr noch staunen wir aber über sein Vehikel:  Ein Rolls Royce mit so dunkel getönten Scheiben, dass die Haut des Fahrers neidisch werden könnte. Ah nein: doch kein Rolls Royce. Nan hat lediglich das Toyota Zeichen mit dem eines Rolls Royce ausgewechselt. Im Auto grooved Bob Marley aus den Lautsprechern. In Koror verläuft das Leben ganz im Sinne von ‚Island-Style‘ , wie uns Nan mit aufgesetzter Sonnenbrille schildert.

Grund 2: Unser Tauchboot ist ein Paradies der Bequemlichkeit

Natürlich landet nicht jeder, der Palau besucht, auf einem Tauchschiff. Für uns war das aber der Hauptgrund, wieso wir den langen Weg zu den Pazifikinseln überhaupt auf uns genommen haben. Zugegeben, das Boot zeugte auf den ersten Blick von wenig Charme. Darauf war im Namen der Funktionalität bewusst verzichtet worden und so war das Boot bis in die kleinste Ecke als Tauchboot durchdacht. Das reichte vom Tisch für Unterwasserkameras, bis zum kleinen Boot, das per Hebebühne ins Wasser gelassen werden konnte.

Grandios war insbesondere der Service. Wir mussten keinen Finger krümmen. Die Trinkbecher werden hinter uns eingesammelt und abgewaschen und nach jedem Tauchgang wurde uns ein sauberes, warmes Tuch entgegengestreckt. Im Verlaufe der Woche wurden wir dermassen verwöhnt, dass wir uns wünschten, gleich noch angezogen zu werden statt uns selber in die engen Tauchanzüge zu zwängen.

Der Autor bei einem Tauchgang.
Der Autor bei einem Tauchgang.

Der Schiffskoch haute jeden Tag etwas so Leckeres in die Pfanne, das man kaum auf einem Schiff erwarten würde: Die Palette reichte von Kartoffelstock mit Hackbraten bis zu selbst gebackenen süssen Backwaren. Zwischen den vier bis fünf Tauchgängen pro Tag konnten wir auf den Hängematten auf dem grosszügigen Deck die Beine hochlegen.

Grund 3: Nirgendwo kann man zwischen mehr Haien schwimmen

Kaum waren wir aus dem Hafen, verfolgten uns schon die Haie. Vom Deck aus sehen wir 15 Stück um das Schiff kreisen. Was nun kommt, erinnert an Piratenfilme: Einer von uns musste über eine Planke balancieren, während auf der sonnigen Seite jemand mit einem Säbel blendete und auf der auf der anderen Seite der sichere Tod in Form von zahlreichen offenen Haimäulern wartete.

Was Passagiere vor nicht all zu vielen Jahren noch in Panik versetzt hätte, ist heute für viele ein Grund, überhaupt nach Palau zu kommen. 2009 wurde der Inselstaat zum ersten Hai-Sanktuarium erkoren. 600’000 Quadratkilometer steckt das geschützte Gebiet ab. Das in etwa die Grösse von Frankreich.

Haie wie dieser grauer Riffhai sind in Palau keine Seltenheit. Foto: Simon Hefti.
Haie wie dieser grauer Riffhai sind in Palau keine Seltenheit. Foto: Simon Hefti.

Dadurch, dass der Mensch für die Haie keine Gefahr darstellt, sind die faszinierenden Tiere alles andere als scheu. Neugierig nähern sie sich bis auf wenige Zentimeter. Die bulligen Grauriffhaie drehen ihre Kreise um uns und kehren immer wieder zurück, um zu schauen, was für komische Wesen da so viel Krach machen. Man ist Auge in Auge mit dem tausendjährigen Raubtier.

Und sie sind überall. Am Anfang drehten wir uns noch nach jedem Hai um, am Schluss der Woche kam uns nur noch ein müdes: „Ach, schau da, schon wieder ein Hai!“ von den Lippen. Sogar bei den Nachttauchgängen trifft man sie an: Auch für mich als nicht ganz unerfahrener Taucher war das eine aussergewöhnliche Erfahrung. Wendet man die Taschenlampe einmal von den spektakulären Korallen ab und leuchtet in die unendliche Schwärze, kann es vorkommen, dass man direkt in die schwarzen Pupillen eines Haies blickt.

Grund 4: In der starken Strömung kann man mal richtig „abhängen“

Wo das Wasser zieht, kommen Fische zusammen, das ist eine alte Regel. Am berühmten Pelilu-Eck, wo Japaner und Amerikaner einst blutige Kämpfe austrugen, wurden wir gewarnt: Einst haben zwei Taucher die Strömungen unterschätzt und mussten das mit ihrem Leben bezahlen. Das Wasser hier sei launisch und unberechenbar.

Tatsächlich bekommen auch wir seine Kraft zu spüren. Die Strömung ist so stark, dass wir uns mit unseren Riffhaken am Riff einhaken müssen. Wie steife Windsäcke hängen wir an der Wand. Für diese Strapazen werden wir aber belohnt: Vor uns tummeln sich zahlreiche Haie und Adlerrochen. Sie lassen sich kaum vom reissenden Wasser beeindrucken. Ohne ersichtliche Anstrengungen bewegen sie sich, elegant und graziös. Als sie an uns vorbeischwammen glaubte ich für einen Augenblick sogar, in ihrem neugierigen Blick sogar etwas Schadenfreude zu erkennen. Nach einer Weile haben wir uns an die „windige“ Situation gewöhnt und wir können anfangen, uns zu entspannen. Wir hängen, wie es das Sprichwort so schön sagt, etwas in den Seilen.

Allerhand Fische lassen sich beobachten. Zum Beispiel der Napoleonfisch. Foto: Simon Welti.
Allerhand Fische lassen sich beobachten. Zum Beispiel der Napoleonfisch. Foto: Simon Hefti.

Und es sollte nicht bei diesem einen Strömungstauchgang bleiben. Wir werden zu regelrechten Experten. Es vergeht kaum Zeit unter Wasser, wo wir uns nicht einhaken, oder von der Strömung mitreisen lassen. Ein fantastisches Gefühl, sich zurückzulehnen, während die wunderbare, vielfältige Umgebung vorbeihuscht. Ein Live-Spektakel vom Feinsten.

Doch nicht nur die Strömungen tragen zum Abenteuer bei. Wir haben auch die Chance, durch zahlreiche der berühmt, berüchtigten blauen Löcher zu tauchen. Das Lichterspiel in 30 Meter Tiefe, der durch die Höhlenöffnungen tretenden Sonnenstrahlen, ist spektakulär. In einer Kathedralen ähnlichen Umgebung kriegen wir an einem Punkt gar die Möglichkeit, in einer Luftkammer aufzutauchen.

Grund 5: Auf Palau kannst du die Angst vor Quallen überwinden

Die Inseln von Palau sind alle von einem satten Grün überzogen. Kein Wunder, denn kurze, sehr lokale Regenschauer säubern und tränken die Natur regelmässig. Durch genau diese Umgebung kurven wir mit unserem kleinen Boot, bis wir zu einem kleinen Steg kommen, an dem wir anlegen.

Von hier aus wandern wir zu einem kleinen See. Rasch schnappen wir die Flossen, Taucherbrillen und Schnorchel und springen in das salzige Wasser des kleinen Tümpels. Wir schwimmen langsam hinaus, dahin wo die morgendlichen Sonnenstrahlen das Wasser erreichen. Dort seien sie  zu finden, sagt man uns, die Quallen.

Zuerst taucht nur eine auf. Anfangs überkommen mich noch Berührungsängste und ich weiche dem schlabbrigen Teil aus. Ein paar Meter weiter sind es schon zehn und nochmals ein paar Meter weiter bereits hundert. Ausweichen ist nun unmöglich und auf einen Schlag befinden wir uns in Mitten von Millionen Quallen.

Der atemberaubenden Unterwasserwelt zum Trotz: Auch die Welt an der Wasseroberfläche lässt sich sehen. Foto: Simon Hefti.
Der atemberaubenden Unterwasserwelt zum Trotz: Auch die Welt an der Wasseroberfläche lässt sich sehen. Foto: Simon Hefti.

Es ist ein komisches Gefühl, diese Tiere zu berühren. Es fühlt sich an wie ein Pudding-Kissen. Stechen tun sie nicht, die Tiere sind harmlos. Einmal mehr ist der Mensch die Gefahrenquelle. Mit zu starken Flossenschlägen reissen wir die Tiere in Stücke. Deswegen bewegen wir uns ganz sanft vorwärts.

Die Quallen haben sich in diesen See verwirrt, um vor Fremdlingen sicher zu sein. Abgesehen von einer giftigen Korallenpflanze, haben sie in ihm nämlich keine natürlichen Feinde und so sie können sich ungestört vermehren. Das Paradies auf Erden. Nicht nur für uns Taucher, sondern auch für die Quallen.

Mit der paradiesischen Ruhe ist es jedoch bald aus. Wir sind zwar die ersten Besucher im Wasser, doch kurz darauf gesellen sich japanischen Touristengruppen hinzu.

Weitere Reiseberichte des Autors befinden sich auf seinem Blog unter: marco.firstiwasblind.ch

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4 Kommentare

  1. Vielen Dank für diesen tollen Bericht.
    Palau steht schon länger auf unserer Tauch-Bucket-List, ist bisher aber aus Budget-Gründen immer rausgeflogen.
    Irgendwann… irgendwann werde ich auch mal Fotos im Jelly Fish Lake machen. Ganz bestimmt. :-)

  2. Der Bericht liest sich super! Ich war selber vor ein paar Monaten dort und muss sagen, dass es wirklich sehr toll war. Wir waren in einem Hotel zentral in Koror untergebracht – was man wissen muss ist, dass es in Koror keine Strände gibt – endweder man bucht sich in eines der Luxushotels und damit der hoteleigenen Strände ein oder man bezahlt als externen happingen Eintritt für die Nutzung. Alernativ lohnen sich natürlich Tagesausflüge mit Boten /Touren, wo i.d.R. an Traumstränden halt gemacht wird. Darüber hinaus sind die Tauchspots über jeden Zweifel erhaben. Wirklich super und abwechslungsreich. Die Menschen sind auch freundlich und aufgeschlossen! Mehr Infos gibt es auf http://palauvisitors.com/ oder http://pristineparadisepalau.com/ – sonst einfach googlen: Die Anreise aus Europa kann nämlich organisatorisch kompliziert werden. Wir sind damals mit der Bahn nach Amsterdam, dann nach Bangkok nach Taipeh nach Koror, wirklich ein anstrengender Trip.

  3. Ein sehr interessanter Bericht. Wir haben 10 Tage in Palau für Ende April gebucht und sind sehr gespannt, was uns dort erwarten wird. Wir werden ausführlich mit vielen Fotos berichten. Nur ein Besuch des Quallensees ist leider derzeit wohl nicht mehr möglich, da seit letztem Jahr ein Quallensterben eingesetzt hat und derzeit fast keine Quallen mehr im See zu finden sind. Sehr schade.

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