Opernhaus in Sydney: Führung durch das Wahrzeichen

Blick auf das Opernhaus von Sydney. Fotos: Christine Pierk
Blick auf das Opernhaus von Sydney. Fotos: Christine Pierk

Das Opernhaus von Sydney gehört wohl zu den am häufigsten fotographierten Sehenswürdigkeiten. Doch nur wenige Touristen kennen das berühmte Gebäude auch von Innen. Unsere Autorin Christine Pierk hat das Opernhaus besucht und schildert dir, was du von einem Besuch zu erwarten hast.

„Eine meiner wunderbarsten Erinnerungen ist, als ich in der Oper in Sydney gesungen habe. Das ist eines der schönsten Häuser, in denen ich jemals gesungen habe“, schwärmte schon Nana Mouskouri. Auch wenn man als Tourist in Sydney ankommt, zieht einen das Opernhaus sofort in seinen Bann. Ob man das Wahrzeichen Sydneys nun von der Harbour Bridge aus betrachtet oder direkt davor steht: die Architektur des Gebäudes ist wirklich sehr beeindruckend. So darf es einen nicht überraschen, wenn man am Ende seines Sydney-Besuchs das Opernhaus aus sämtlichen Entfernungen, Richtungen und von allen Seiten etwa hundert Mal fotografiert hat.

Weil das auch bei mir der Fall war, beschloss ich, das weltberühmte Gebäude nun auch noch von innen anzuschauen. Angenehm ist dabei natürlich, dass die Führungen durch das Opernhaus nicht nur auf Englisch, Mandarin, Koreanisch, Japanisch und Französisch stattfinden, sondern dreimal die Woche auch auf Deutsch. Der Rundgang, bei dem alle Teilnehmer mit Headsets ausgestattet werden, dauert etwa eine Stunde und wird von einer Muttersprachlerin durchgeführt.

Platz für 5.000 Besucher

Gleich zu Beginn erfährt man, dass das Opernhaus mit 1800 Auftritten und Konzerten, 1.4 Millionen Zuschauern und 8.2 Millionen Touristen, die jährlich an einer Führung teilnehmen, Australiens wichtigstes Aufführungs- und Kunstzentrum ist. Seit es im Oktober 1973 eröffnet wurde, gab es nur im Jahre 2006 die erste und einzige Veränderung am Gebäude – eine neue Fensterfront.

Im Opernhaus befinden sich sechs Aufführungsorte. Im Rahmen unserer Führung wurde uns zuerst  das “Studio” gezeigt, in dem 220 bis 350 Besucher Platz finden und in dem zum Beispiel schon die Band “Coldplay” ihre Studioaufnahmen gemacht hat. Das “Drama Theater” besteht aus 544 Plätzen und wird an Ensembles im Bereich der Darstellenden Kunst vermietet. Einige berühmte Schauspieler traten hier in ihren Anfangsjahren auf, wie zum Beispiel Mel Gibson und Nicole Kidmann, die als junge Frau angeblich im Opernhaus Programmhefte verteilt haben soll. Addiert man die Kapazität der  Aufführungsorte, so haben im Opernhaus insgesamt 5000 Besucherinnen und Besucher Platz.

Akustische Ringe

Auffallend ist der lilafarbene Teppich, der im nördlichen Foyer der Konzerthalle liegt. Während er aufgrund seiner warmen und königlichen Farbe ausgewählt worden ist, weigerte sich der inzwischen verstorbene Opernsänger Luciano Pavarotti bei einem Fotoshooting, darauf zu posieren, da die Farbe Lila im italienischen Theater Unglück bringt. Der italienische Tenor war damals erst zufrieden, als die Aufnahmen auf dem roten Teppich im Operntheater gemacht wurden.

Auffallendes Lila: Das Foyer ist einer der wenigen Orte in der Oper, wo fotografieren erlaubt ist.
Auffallendes Lila: Das Foyer ist einer der wenigen Orte in der Oper, wo fotografieren erlaubt ist.

Das Foyer wird aufgrund seiner besonderen Aussicht auf die Harbour Bridge und den Hafen von Sydney auch für besondere Anlässe vermietet, so feierte dort zum Beispiel der australische Tennisspieler Lleyton Hewitt seine Hochzeit. Die “Konzerthalle” ist der größte Aufführungsraum, der insbesondere für klassische Musik genutzt wird und wegen der Akustik vollständig aus Holz besteht. Akustische Ringe über der Bühne, die je nach Größe des Orchesters heruntergelassen werden, bilden eine so genannte akustische Decke, um den Ton schneller wieder zurückzuschicken. In diesem 22 Meter hohen Raum sind schon Cliff Richard, Liza Minelli und Ute Lemper aufgetreten. Außerdem finden dort auch regelmäßig Talkrunden sowie Lesungen statt und sogar der Papst hat dort im Jahr 2007 im Rahmen des Weltjugendtages gesprochen.

Entwurf Nr. 218

Im Rahmen der Führung erfahren die Besucherinnen und Besucher auch einiges über die Entstehung des Wahrzeichens von Sydney: Als 1950 die Idee aufkam, in der Stadt ein Opernhaus zu bauen, wurde ein Komitee gegründet, das 30 potentielle Standorte prüfen sollte, sich schließlich für Bennelong Point entschied und fünf Jahre später einen internationalen Architekturwettbewerb ausrief.

Die Resonanz war riesig, es wurden 233 Entwürfe aus 32 Staaten eingereicht, die mehrheitlich quadratische Bauten darstellten. Nur der Entwurf Nr. 218 zeigte eine originelle Idee, wobei die Hallen nebeneinander gesetzt und die schmale Halbinsel damit optimal genutzt wurde. Da dieser Entwurf aber mehrere Regeln des Wettbewerbs verletzte, lag er schon im Papierkorb, als ihn ein finnisch-amerikanischer Juror wieder ins Rennen brachte. Obwohl der Plan des damals gerade mal 38-jährigen Dänen Jørn Utzon nicht ausreichend durchdacht war, sah der Juror dessen Potential. Erstaunlich ist, dass Utzon den Entwurf ausgearbeitet hatte, ohne vorher je in Sydney gewesen zu sein. So bekam der bis dahin unbekannte Architekt trotz der Mängel den Zuschlag für dieses Projekt.

Bautechnische Herausforderung

Aus heutiger Sicht haarsträubend erscheint die Tatsache, dass Ende des Jahres 1959 mit dem Bau begonnen wurde, obwohl keiner wusste, ob die Pläne überhaupt zu realisieren waren. Zu Anfang schätzte man, dass die Fertigstellung des Gebäudes drei Jahre dauern und 7 Millionen Dollar kosten würde. Die muschelförmigen Dachschalen des Opernhauses waren allerdings eine bautechnische Herausforderung. Insgesamt 16 Möglichkeiten wurden getestet und selbst, als sich das Fundament schon im Bau befand, waren die Dachschalen noch nicht fertig.

Utzon kam dann auf folgende Idee: Er ließ eine Reihe miteinander verbundener Segmente anfertigen und in der Luft zusammenfügen. Natürlich kostete das Bauvorhaben viel mehr als zu Beginn angenommen, so dass die Stadt im Februar 1966 die Haushaltsmittel für das Projekt sperrte, als noch ein Großteil des Dachgewölbes fehlte. In Folge des Streits mit der Stadt legte Utzon seine Arbeit nieder und es wurde ein Gremium aus Architekten eingesetzt. Nach 16-jähriger Bauzeit und einem Kostenvolumen von 102 Millionen Dollar war das Wahrzeichen von Sydney schließlich vollendet.

Die auffällige Dachgestaltung ist eine architektonische Meisterleitung.
Die auffällige Dachgestaltung ist eine architektonische Meisterleitung.

Der Däne Utzon kam aber nie wieder  nach Sydney zurück, um seine Idee live vollendet zu sehen. Allerdings hat die Stadt im Jahre 1999 einen Schritt auf Utzon zu gemacht, so dass er von da an bis zu seinem Tod im Jahre 2008 wieder aktiv in die Planungen für die Zukunft des Gebäudes involviert war. Um die Begutachtung der Instandhaltungsmaßnahmen und der Veränderungen am Haus vor Ort kümmerte sich aber immer sein Sohn.

Insgesamt waren beim Bau des Opernhauses 1600 Arbeiter tätig und es wurde viermal mehr Stahl verwendet als bei der Harbour Bridge. Nach der einstündigen Führung kann ich Nana Mouskouris Begeisterung verstehen und jedem, der sich Sydney anschaut, nur empfehlen, nicht nur viele Fotos zu machen, sondern auch einen Blick in das Opernhaus zu werfen.

Praktische Tipps

Führungen

Die Führungen auf Deutsch finden immer Montag, Mittwoch und Freitag von 15.30 Uhr bis 16.30 Uhr statt. Ein Ticket für Erwachsene ist für 35 Dollar und für die Familie für 90 Dollar (2 Erwachsene und 2 Kinder von 5-16 Jahren und jedes weitere Kind 12,50 Dollar) erhältlich. Das ermäßigte Ticket  kostet 24,50 Dollar.

Shows und Tickets

Ob Oper, Schauspiel, Tanz oder Konzert Im Opernhaus in Sydney werden in der Woche über 40 Shows gezeigt, so dass für jeden Geschmack etwas dabei ist. Karten kann man im Internet, per Telefon, per E-Mail oder direkt an der Opernkasse (Sydney Opera House Box Office Foyer, Ebene 1, Montag bis Samstag von 9 Uhr bis 20.30 Uhr geöffnet) kaufen. Bei Ticketbuchungen im Internet, per Telefon und E-Mail fällt eine Buchungsgebühr von 8,50 Dollar an, wohingegen diese bei der Opernkasse nur 5 Dollar beträgt. Vergünstigte Karten gibt es teilweise an dem Tag, an dem die Vorstellung ist. So erhielten wir Stehplatzkarten für “La Soiree” – eine Mischung aus Akrobatik, Comedy und Burlesque –  für 25 Dollar.

Mehr Informationen unter: www.sydneyoperahouse.com.

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