Oman: Erkundungen auf dem Fischmarkt von Mutrah

Auf dem Fischmarkt von Mutrah werden Traditonen hochgehalten: Nur Omanis dürfen Fisch fangen, zerkleinern und mit ihm Handel treiben. Entsprechend stolz sind die Männer auf ihr Gewerbe. Ein Spaziergang zwischen Sardinen, Tintenfischen und Krabben.

Gastbeitrag (Text und Bilder) von Gudrun Krinzinger alias Reisebloggerin.at

Es ist kurz vor sechs Uhr morgens und noch ziemlich dunkel. Wir parken unser Mietauto in Mutrah und steigen aus dem Wagen. Genau in diesem Augenblick ruft der Muezzin die Gläubigen zum Gebet. Der arabische Gesang schallt über die Corniche. Nur wenige Gläubige folgen dem Ruf und dann stehen wir wieder alleine auf der menschenleeren Uferpromenade. Wir wenden uns links Richtung Hafen, um den Fischmarkt zu besuchen. Es geht vorbei an einer großen Baustelle, offenbar will man hier dem 21. Jahrhundert gerecht werden und ein neues Einkaufszentrum für die ankommenden Besucher der Kreuzfahrtschiffe schaffen.

Ein Mann löst sich aus dem Dunkeln und ruft „Welcome! Here is the market, come, come!“ Neugierig folgen wir ihm und stehen in einer kleine Obst- und Gemüsehalle. Okraschoten und Paprika, Karotten, Gurken und Tomaten, alles ist sorgfältig aufgetürmt und wartet auf morgendliche Käufer. An manchen Ständen ist das Gemüse noch mit Papier zugedeckt, die müden Verkäufer beginnen, die Ware zu arrangieren. Gähnend blicken sie uns an.

Geruch von Sand und Fisch

Neben der Halle befindet sich ein kleiner Strand. Etwa zwanzig blau-weiß gestrichene Boote liegen hier, dazwischen tummeln sich Hunde, die erschrocken zurückweichen, sobald man sich ihnen nähert. Fischernetze liegen aufgetürmt, es riecht nach nassem Sand und Fisch. Die einzigen Geräusche, die man hört sind die Generatoren der Kühlmaschinen. Doch dann nähert sich ein Fischerboot mit dem typischen Geräusch des Dieselmotors. Der Kutter legt an und zwei Männer klettern aus dem Boot. Einer der beiden beugt sich ins Boot zurück und zerrt einen riesigen Fisch an Land. „A tuna“, bestätigt mir der erschöpfte Fischer und zwängt sich durch die anderen Boote, vorbei Richtung Fischhalle. Ein Thunfisch? Sind die wirklich so riesig? Zu meiner Entschuldigung ist zu sagen: Ich lebe in Österreich. Bei uns gibt es Forellen, bevorzugt paniert. Aber diesen riesiger Fisch hätte ich nie mit meinem geliebten Sushi in Verbindung gebracht.

Auf dem Parkplatz vor der Fischhalle wird inzwischen schon eifrig gehandelt. Wo kommen plötzlich die vielen Omanis her? Lieferwägen bringen Königsmakrelen und Sardinen, Tintenfische und Krabben. Die Ware wird kenntnisreich begutachtet und gewogen, größere Fische werden mit der Schubkarre in die Halle gebracht und dort auf Decken und bunten Plastikmatten ausgebreitet. Und dann folgt das berühmt-berüchtigte Handeln. Lautstark wird um den Preis gefeilscht, Gelächter ertönt, der Fisch wird noch mal gewogen, ein anderer Thunfisch wird in Erwägung gezogen. Mit seiner Entscheidung ist der Käufer nie allein: Alle Umstehenden mischen sich in die Verhandlungen mit ein und schließlich kommt es zum Kaufabschluss und der gewünschte Fisch ist erstanden.

Fischer und Touristen

In der Zwischenzeit werden noch immer Fische angeliefert, und aus den Lieferwägen tropft und rinnt das Wasser auf den Parkplatz. Ein Tumult um eine blaue Plastikkiste entsteht; jeder verteidigt energisch seinen Standpunkt, es wird laut und lauter und schließlich zieht der Sieger triumphierend ab – in der Hand eine blaue Plastikkiste. Währenddessen richten sich die Fischzerteiler im hinteren Bereich der Fischhalle ihre Arbeitsplätze ein. Die Fische werden gewaschen, die Flossen entfernt, entschuppt und sorgfältig in Stücke geschnitten, je nachdem was der Käufer wünscht. In einer Schubkarre wird ein Riesenplattfisch vorbeigefahren, der Fahrer strengt sich an auf dem rutschigen Boden nicht ins Schleudern zu geraten. Sein Nachbar bemerkt unser Erstaunen über den Fang und fordert uns auf zu fotografieren.

Die Leute hier am Markt sind gewohnt mit Touristen umzugehen. Sie fragen neugierig, woher wir kommen und erklären uns, dass der Oman als einziges arabisches Land nur Omanis als Fischer, Händler und Zerteiler erlaubt. Nur omanische Staatsbürger können eine Fischlizenz erwerben. Da der Fischfang immer noch zu einem wichtigen Wirtschaftszweig gehört (Fisch wird in die USA, nach Japan und Europa exportiert), wird er von der Regierung dementsprechend gefördert. Für neue Boote, Dieselmotoren und technische Ausrüstung werden finanzielle Beihilfen gewährt. Außerdem versucht die Regierung mit diversen Programmen die Überfischung der Gewässer zu schützen und bedrohte Fischarten zu erhalten.

Man merkt, dass die Fischer stolz auf ihre Arbeit sind. Sie präsentieren stolz ihre Ware und ihren Beruf und lassen sich gerne fotografieren. Offensichtlich merken sie, dass die Touristen, die aus Ländern kommen, wo man Fisch aus dem Tiefkühlregal kauft, staunend und mit Anerkennung ihr Tun beobachten und viele Fotos davon machen. Man kann nur hoffen, dass der Fischmarkt in dieser Form noch lange erhalten bleibt und keinen Modernisierungsmaßnahmen zum Opfer fällt. Es wäre wirklich schade.

Mein Reisebuchtipp für den Oman:
Oman, Handbuch für individuelles Entdecken, 2013 Reise Know-How Verlag, Bielefeld
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