New York: Zwei Wochen in der Sprachschule für Erwachsene

Willst du ein paar Wochen in New York (oder einer anderen Stadt) an einer Sprachschule verbringen, fühlst dich aber für sowas eigentlich zu alt? So erging es mir. Keine Sorge: Es gibt spezielle Sprachkurse für Erwachsene. Einen davon habe ich in der Vorweihnachtszeit besucht.

Tatianas grosse Leidenschaft ist das Kino. Am liebsten mag sie Hollywoodstreifen. Zur Not geht aber auch eine  Telenovela. Dass Filme ihren Unterricht prägen, wird schnell klar: „Fasst die Story von Zurück in die Zukunft II in wenigen Sätzen zusammen“, trägt sie uns an diesem winterlichen Montagmorgen gleich als erstes auf. Das Ziel ist, die verschiedenen Zeitformen einzuüben.

Etwas später schauen wir uns den Anfang eines anderen Films an. Er geht der Frage nach, was passiert wäre, wenn der Protagonist nicht beinahe mit jemandem auf der Treppe zusammengestossen wäre und deswegen nicht den Zug um eine Sekunde verpasst hätte. Das perfekte Material, um  irreale Wenn-Sätze zu üben.

Es ist Dezember, wenige Wochen vor Weihnachten. Ich befinde mich in einer Sprachschule im Zentrum von New York. 14 Etagen tiefer braust der Verkehr auf dem Broadway vorbei. Gleich um die Ecke blinken am Times Square die Leuchtreklamen. Bisweilen scheint es, als liesse sich ihr Flackern von hier aus erkennen. „Hier ist das Herz von New York“, meint eine meiner Mitschülerinnen, während wir in der Pause auf das Treiben herabschauen.

Die Sprachschule für Erwachsene

Schon lange spiele ich mit dem Gedanken, mein Englisch durch einen Sprachaufenthalt zu verbessern. Nötig wurde das, weil ich mir in den Jahren in China ein unsägliches Chinglish angewöhnt habe: Hastig, abgehackt und wer braucht schon Artikel oder unregelmässige Verben?

Abgehalten hatte mich jedoch die Vorstellung, wochenlang mit Teenagern die Schulbank drücken zu müssen. Nicht, dass ich junge Leute nicht mag. Aber wenn die Mitschüler 20 Jahre jünger sind, fehlen häufig die Themen, über die man sprechen kann. So geht es mir zumindest.

Als ich zufällig entdeckte, dass ESL-Sprachaufenthalte Kurse für Leute über 30 anbietet, schrieb ich das Unternehmen wegen einer Kooperation an. Dass ich bereits nach einer halben Stunde in meiner Inbox eine Mail mit der Einladung fand, den Unterricht zwei Wochen lang zu testen, hat mich dann aber doch etwas überrascht. Ich brauchte nicht viel länger, um zuzusagen. Immerhin ist ESL einer der renommiertesten Anbieter in diesem Sektor.

Alle, die nun genau wissen wollen, von welchem Kurs ich spreche, und wo sie allenfalls ebenfalls in einer Sprachschule für Erwachsene in New York ihr Englisch verbessern können: Hier gibt es alle offiziellen Informationen dazu.

In der Sprachschule für Erwachsene in New York
Unser Lehrmittel in der Sprachschule in New York.

Mit einem Fernsehstar in der Klasse

Das Konzept mit den etwas älteren Klassen hat sich für mich ausgezahlt. In meinem Kurs waren die meisten Schüler zwischen 30 und 40 Jahre alt. Natürlich ist es Zufall, ob man mit seinen Mitschülern harmoniert, aber in meiner Klasse lief das von Anfang an super.

Möglicherweise lag das daran, dass viele meiner Mitschülerinnen (ja, ich war in einer reinen Frauenklasse gelandet) Biographien hatten, die ich spannend fand. Da war zum Beispiel eine Dokumentarfilmerin aus Brasilien, die immer mal wieder von ihren abenteuerlichen Reisen rund um die Welt erzählte.

Neben mir sass eine südkoreanische Nachrichtensprecherin, die eine Auszeit vom stressigen Fernsehalltag wollte und mit dem Gedanken spielte, USA-Korrespondentin zu werden. Das erinnerte mich an meine Anfänge in Peking. Mit in der Klasse war auch eine Schauspielerin aus Mexiko, die in einer Fernsehserie mitspielt und in ihrer Heimat ziemlich bekannt sein muss.

Wie der Unterricht aufgebaut war

Der Kurs begann mit einem ausführlichen Aufnahmetest. Rund eine Stunde lang musste ich Sätze zu Ende schreiben, die richtigen Verbformen erkennen und Zitate in die indirekte Rede umwandeln. Auf Grund dessen werden die Schüler in eine von acht Niveaustufen eingeteilt. Ich schaffte es in die zweithöchste.

Danach wurde der Stundenplan bekanntgegeben. Jeweils abwechselnd finden die vier Lektionen am Morgen und am Nachmittag statt. Wer die Zeit nutzen will, um möglichst viel von New York zu sehen, wird diese Einteilung schätzen. So ist es nämlich möglich, einige Sehenswürdigkeiten am Vormittag zu sehen bevor die Massen kommen. Und das Nachtleben von New York ist ja bekanntlich auch legendär.

In den Morgenstunden nahmen wir jeweils bei der Filmliebhaberin Tatiana die englische Grammatik durch, am Nachmittag gab es dann bei Drew Konversationsstunden. Zumindest in der Theorie. Im Schulalltag vermischte sich das natürlich oft.

Der Grammatikunterricht folgte im Wesentlichen einem Lehrbuch. Da jedoch immer wieder Fragen auftauchten, sprangen wir auch bisweilen zwischen den Lektionen hin und her. Für die Schüler, die nur kurz blieben, war das toll. Aber die Langzeitstudenten hat es etwas genervt, wenn immer wieder die gleichen Fragen kamen.

In der Freizeit bleibt genug Zeit, um eine der interessantesten Städte der Welt zu erkunden.

Wie viele Wochen sind sinnvoll?

Unsere Klasse war stark durchmischt. Die meisten Schüler blieben zwischen zwei bis vier Wochen. Wir hatten jedoch auch ein paar, die gleich mehrere Monate an der Schule verbrachten. Nur eine einzige Person war bloss für eine Woche im Unterricht.

Was eine sinnvolle Dauer für einen Sprachkurs ist, hängt natürlich vom Lernziel ab. Da aber der erste Tag weitgehend für den Einstufungstest und eine Einführung in New York draufgeht, würde ich zwei Wochen als Minimum empfehlen. Für einmal gilt: Mehr ist mehr.

Wenn sich die Schüler bereits vor Unterrichtsbeginn vorbereiten, profitieren sie natürlich stärker. Um dies zu tun, erhielten wir im Vorfeld Zugang zu einem Onlineportal mit zahlreichen Unterrichtsmaterialien. Auch nach Kursende bleibt das Portal noch einige Monate zugänglich und erlaubt, die Sprachkenntnisse weiter zu verbessern. Ich hatte allerdings nicht die nötige Disziplin, nach der Rückkehr weiter zu üben.

Die Wahl der Unterkunft

Wie bei den meisten Sprachschulen hatte ich auch bei ESL die Wahl zwischen einer Gastfamilie, dem Studentenwohnheim oder einer selbstorganisierten Unterkunft. Ich habe mich fürs Wohnheim entschieden.

Die Gastfamilie ist bestimmt die sinnvollste Variante, um vom Sprachaufenthalt möglichst viel zu profitieren – und auch die günstigste. Ich habe mich jedoch dagegen entschieden, weil ich gerne einen Rückzugsort habe, wo ich Zeit für mich selber habe. Ausserdem leben viele Gastfamilien ausserhalb des Zentrums, was einige Zeit in der New Yorker U-Bahn mit sich bringt.

Das Studentenwohnheim hingegen liegt etwa zehn Minuten zu Fuss von der Schule, direkt gegenüber dem Madisson Square Garden und umfasste die obere Stockwerke von einem Hotel. Das klingt nach einer tollen Aussicht, aber wegen der verwinkelten Bauweise sah ich von meinem Fenster leider nur eine andere Fassade.

Das Wohnheim hatte funktionale und saubere Gemeinschaftsräume einschliesslich einer Küche, einen Billardraum und einem Fitnesszentrum. Die Zimmer waren hingegen nur mit dem Nötigsten eingerichtet. Wie überall in der Stadt waren auch hier die Fenster kaum isoliert, so dass es vor allem im Badezimmer unangenehm kalt war. Schade fand ich auch, dass an Kleinigkeiten gespart wurde wie zum Beispiel einer Halterung fürs Toilettenpapier.

Nur wenige Schritte vom Studentenwohnheim zum Empire State Building.

Was mir die zwei Wochen gebracht haben

Den Lernerfolg konkret abzuschätzen, fällt mir schwer. Zwei Wochen sind auch bei einem Intensivkurs mit 20 Lektionen pro Woche nicht viel Zeit. Das meiste, was wir in den Stunden durchnahmen, hatte ich in meiner Schulzeit schon einmal gehört. Im Verlaufe der Jahre habe ich jedoch vieles davon wieder vergessen.

Ich merkte jedoch, dass es mir guttat, für einmal in einem Umfeld zu sein, wo ich ständig gutes Englisch hörte – und wo meine Gesprächspartner auch etwas kompliziertere Sätze verstehen. So begann ich mich vor allem in der zweiten Woche gewählter auszudrücken und nicht nur in abgehackten Hauptsätzen zu sprechen. Hoffen wir, dass das auch nach meiner nächsten Asienreise anhält.

Am vorletzten Abend konnte ich online eine Austrittsprüfung ablegen. Die Ergebnisse erhielt ich nach der letzten Stunde in Form eines Diploms. Die Noten waren überraschend gut ausgefallen. Ob das Papier irgendwo anerkannt ist, kann ich aber noch nicht so recht abschätzen. Wem es jedoch wirklich um eine Lizensierung seiner Sprachkenntnisse geht, sollte wohl besser einen der speziellen Diplomkurse wählen.

Vor allem aber bot mir die Sprachschule die Möglichkeit, zwei Wochen lang in einem sinnvollen Rahmen eine der spannendsten Städte der Welt kennenzulernen. Alleine dafür hätte es sich schon gelohnt.

Transparenzhinweis: Zum Sprachkurs wurde ich von ESL-Sprachaufenthalte eingeladen. Auf den Inhalt des Artikels hat das keinen Einfluss.

Zum ersten Mal auf dieser Seite? Dann schau hier, worum es  bei mir geht. Folgst du dem Weltreiseforum schon länger und willst künftig keine Texte mehr verpassen? Dann melde abonniere doch am besten gleich meinen Whatsapp- oder meinen Telegram-Kanal.

Werbeanzeige

Oliver Zwahlen

Oliver ist ein passionierter Reiseblogger und Reisebuchautor aus der Region Basel, Schweiz. Er schrieb unter anderem die Bücher 111 Gründe, China zu lieben und Lost Places in den Schweizer Alpen. Seit über 20 Jahren nutzt Oliver jede Gelegenheit, mit dem Rucksack durch die Welt zu ziehen und darüber zu schreiben..

Hier weiter lesen

5 Kommentare

  1. Interessanter Artikel. Ich habe mir die Preise für Esl Japanischkurse in Japan angesehen. An sich ganz ok es gibt aber noch Alternativen wie Hellotalk oder Italki (letzteres habe ich noch nicht getestet). Evtl bekommt man für solche Kurse ja auch Bildungsurlaub.
    Ich habe mich für den Jlpt N4 angemeldet. Allerdings lerne ich bisher klassisch mit Büchern und zusätzlich mit Apps und Youtube Videos. Online Unterrichtsstunden werde ich testen wenn ich etwas weiter bin.

    Zum Thema Englisch: Auf Reisen verlernt man eher Englisch. Wenn es nicht gerade englischsprachige Länder sind dann wird dort oft schlechteres Englisch gesprochen als in unseren Schulen.

    1. Hi Pasquale,

      Mit HelloTalk meinst du vermutlich diese App zum Suchen von Sprachpartnern, oder? Keine Frage, die App ist super und ich bin auch ein grosser Fan davon. Aber ich finde trotzdem, dass es einen Unterschied macht, ob mir ein Sprachlehrer gegenübersitzt, der über eine entsprechende Ausbildung verfügt oder sich zumindest vertieft mit der eigenen Grammatik auseinandergesetzt hat, oder ob ich einfach mit einem Muttersprachler spreche.

      Wie viele Deutsche wissen schon die Tricks, die helfen zu bestimmen, ob ein Wort männlich, weiblich oder sachlich ist? Insofern halte ich HelloTalk und Co. zwar für eine tolle Ergänzung (auch um Leute vor Ort kennenzulernen). Aber meiner Meinung nach ist es keine Alternative zu meinem vollwertigen Sprachkurs. Aber klar ist natürlich trotzdem: Man kann eine Sprache auch ohne einen Kurs lernen.

      Apropos Bildungsurlaub: Eine Bekannte von mir war letztes Jahr einen Monat in Snanghai in einer Sprachschule, um Chinesisch zu lernen. Wenn ich mich richtig erinnere, hat der Betrieb zwei Wochen bezahlten Urlaub dafür gegeben und sich vielleicht sogar an den Unterrichtskosten beteiligt. In einer guten Firma gibt es diese Möglichkeit also bestimmt.

      Gruss,
      Oli

  2. Der Link funktioniert nicht und das Forum wird auch als unsicher eingestuft aber ich meine die Hellotalk App. Ich stimme dir da absolut zu. Ich erhalte viele Anfragen von Arabern die Deutsch lernen möchten. Nur bin ich kein Lehrer und kann nicht von jetzt auf gleich grammatische Grundsätze erklären. Wenn überhaupt.
    Italki habe ich noch nicht getestet. Dort bieten aber auch Lehrer Stunden an. Für japanisch zwischen 10 und 20€ die Stunde. Wie sich das für einen Lehrer lohnt frage ich mich allerdings. Den Vorteil sehe ich darin dass ich dafür zahle und nicht wie bei Hellotalk nur auf den guten Willen anderer angewiesen bin.
    Im Umkreis gibt es sonst keine Möglichkeit Japanisch zu lernen.
    Alleine für den Jlpt muss ich 1.5 Stunden fahren. Der bringt mir zwar nix aber ich setze mich selbst unter Druck. Sonst spreche ich in 10 Jahren kein vernünftiges Japanisch.
    In meiner Firma also aufm Amt sehe ich mit Bildungsurlaub in Japan allerdings schwarz. Amstssprache ist Deutsch und mit Japanern hat man ohnehin kaum etwas zu tun.

    1. Hi Pasquale,

      das Forum versuche ich gerade über eine sichere Verbindung laufen zu lassen. Ist aber etwas schwierig, das technisch zu lösen. Sinograph.ch wurde aber offenbar vom Hoster kaputt gemacht. Das ist schon das zweite Mal, dass dort Daten verloren gehen, weil der Hoster einfach unzuverlässig ist. Da muss ich nun echt mal zu einem besseren Anbieter wechseln.

      Gruss,
      Oli

  3. Sehr interessanter Artikel. Da muss ich mir überlegen ob ich das auch nicht mal mache. Ich plane eien Auswanderung und muss meine Sprackenntniss aufbessern udn das wäre eine tolle alternative.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert