Lissabon wird immer wieder als schönste Hauptstadt Europas bezeichnet. Auch ich verliebte mich sofort in den gemütlichen Charakter der Metropole und ihrer freundlichen Bewohner. Hier meine Tipps, was du dir in Lissabon unbedingt anschauen solltest.
Ich muss vorausschicken, dass ich nur recht kurz in Lissabon war und dir deswegen keine „echten Geheimtipps“ geben kann, die du nicht auch anderswo findest. Aber wie du weisst, halte ich sowieso wenig von diesem Streben nach Orten, die noch keiner besucht hat. Deswegen habe ich mich entschlossen, ganz ähnlich wie in den Texten der Rubrik „24 Stunden in…“, einfach die Sehenswürdigkeiten für dich zusammenzufassen, die mir am besten gefallen haben.
Ziel 1: Rattere im alten Tram durch die Alfama
Bevor ich mich ernsthaft mit Portugal beschäftigte, kannte ich nur ein einziges Bild von Lissabon: Eine alte Strassenbahn, die einen steilen Hügel emporklimmt. So war dann auch die Fahrt mit dem legendären Tram 28 das erste, was ich mir in der der portugusischen Hauptstadt gönnte.

Die Fahrt war alles andere als angenehm. Im engen Abteil gab es für die zahlreichen Fahrgäste viel zu wenig Platz und ich musste meistens stehen. Ermüdend war zudem, dass die Trams häufig wegen falsch abgestellten Autos nicht weiterkamen und minutenlang in der Hitze stehen blieben. Trotzdem: Die Fahrt in den liebevoll in Stand gehaltenen Triebwagen ist ein echtes Erlebnis und mit Ausnahme von Kalkutta kenne ich keine Stadt, in der so alte Trams überhaupt noch im Linienbetrieb stehen.
So aufregend die Fahrt auch ist: Die beste Art, den ältesten Stadtteil von Lissabon kennenzulernen, ist zu Fuss. Mein Tipp: erkunde die Seitengassen, bis du dich vollkommen verirrt hast. Die Alfama ist nicht besonders gross. Nach ein paar Ecken wirst du stets wieder auf die Schienen der Strassenbahn stossen.
Ziel 2: Versetz dich auf der Burg in die Zeit der Mauren
Hoch über dem historischen Zentrum von Lissabon thront das Castelo de São Jorge. Die mittelalterliche Burg, die einst von den Mauren gegründet wurde, blickt auf eine bewegte Geschichte zurück, von der du auf einigen Schautafeln und in einem etwas mickrigen Museum erfährst. Im höchsten Turm wurde eine Camera Obscura installiert. Mein Tipp: Bevor du dort anstehst, solltest du unbedingt fragen, ob die nächste Vorführung auf Englisch oder Portugiesisch ist. Denn neben der Erklärung wie die Dunkelkammer funktioniert gibt es auch noch eine Einführung in die Geschichte der Stadt.

Die Gemäuer der Burg sind nicht besonders eindrücklich. Aber von den Festungsmauern hast du eine unglaublich tolle Aussicht auf die Stadt und den Tejo. Zur Burg fährst du übrigens am besten mit dem Tram 28 und spatzierst dann die paar Meter zur Burg hoch. Halte dabei Ausschau nach dem berühmten „Urinol“ auf der rechten Seite.
Ziel 3: Suche deinen persönlichen Lieblingsaussichtsplatz
In einer Stadt, die derart hügelig wie Lissabon ist, überrascht es kaum, dass an jeder Ecke Miradouros (Aussichtspunkte) zu finden sind. Der bekannteste ist vermutlich die Aussichtsplattform über dem Elevador de Santa Justa, der den Stadtteil Baixia mit dem höheren gelegenen Chiado verbindet. Der wunderschön dekorierte Personenaufzug und der reichlich verzierte Stahlturm wurden 1902 nach den Plänen eines Schülers von Gustave Eiffels gebaut. Mein Tipp: Verlass den Aussichtsturm unbedingt in Richtung Chiado, da dich dieser einen Blick in die Ruinen des Convento do Carmo blicken lässt. Das ehemalige Kloster war beim verheerenden Erdbeben von 1755 zerstört worden und dient heute als Mahnmal an die zerstörerischen Naturkräfte.

Doch in der Stadt gibt es noch hunderte andere Aussichtsplattformen. Viele von ihnen beherbergen einladende Cafées. Es macht Spass, wahllos durch die Stadt zu schlendern und immer wieder auf einen neuen Aussichtspunkt zu stossen. Verrate uns doch am Ende in den Kommentaren deinen liebsten Aussichtspunkt.
Ziel 4: Versuche die echten Pastéis de Belém – in Belém
Pastéis de Belém sind Blätterteigtörtchen mit einer leckeren Puddingfüllung, die auch du sicher schon einmal gegessen hast. Ihren Ursprung haben sie vermutlich im Kloster Mosteiro dos Jerónimos, wo sie bereits vor dem 18. Jahrhundert von den Mönchen zubereitet worden sein sollen. Heute findest du dort keine Süssspeisen mehr (trotzdem sehenswert), dafür vertreibt die benachbarte Patisserie Casa Pasteis de Belem die leckeren Törtchen seit 1837. Schön ist, dass du hier bei der Zubereitung der angeblich leckersten Pasteis des ganzen Landes zusehen kannst.

Allerdings hat der etwas abseits liegende Stadtteil Belem viel mehr zu bieten als bloss ein Dessert. Da Belem beim erwähnten grossen Erdbeben kaum in Mitleidenschaft gezogen wurde, befinden sich hier viele der ältesten Sehenswürdigkeiten der portugiesischen Hauptstadt. Neben dem Kloster findest du hier auch den bekannten Torre de Belem. Moderner sind das etwas abstruse Padrão dos Descobrimentos (Entdecker-Denkmal) und ein riesigen Kulturzentrum.
Ziel 5: Erkunde das verwunsche Sintra
Nur etwa 40 Minuten vom Zentrum Lissabons entfernt liegt Sintra, das du auf gar keinen Fall verpasst solltest. Denk auch daran, möglichst früh loszufahren, denn in dem verwunschenen Örtchen gibt es so viel zu sehen, dass du das kaum in einen einzigen Tag packen kannst (siehe auch Tipp 1 unten). Die bekannteste Sehenswürdigkeit ist der Palácio Nacional da Pena, der mich in seiner Verrücktheit ein bisschen an das Schloss Neuschwanstein in Bayern erinnert hat. Auch wenn der Eintritt hier etwas teuer ist: Es lohnt sich.

Ebenfalls sehr sehenswert fand ich den Palacio Nacional de Sintra. Von Aussen gibt das Gebäude nicht besonder viel her. Aber das Innere ist sehr liebevoll hergerichtet. Das Highlight kommt am Schluss des Palastrundgangs: Die beiden riesigen Kamine, die aus der Palastküche ragen. Das Castelo dos Mouros, die Burg der Mauren, kannst du dir gestrost sparen. Die alte Burg, die sehr ähnlich aussieht wie die Burg von Lissabon (siehe Ziel 2), bietet zwar eine tolle Aussicht, doch ist diese im viel interessanteren Pena-Palast auf dem Nebenhügel praktisch gleich.
Die vermutlich schrägste Sehenswürdigkeit habe ich jedoch leider aus Zeitgründen nicht mehr geschafft: Den Torre invertida im Palacio da Regaleira. Dabei handelt es sich um einen umgekehrten Turm, der statt in den Himmel in den Boden ragt. Auf den Fotos, die ich gesehen habe, sieht das zumindest unglaublich abstrus aus.
Bonus: Vier praktische Reisetipps für Lissabon
Tipp 1: Erkunde die Umgebung mit dem Auto
In Lissabon selber bist du mit dem Tram und der Metro wohl am besten unterwegs und auch Sehenswürdigkeiten ausserhalb des Stadtzentrums wie Sintra oder Cascais kannst du mit dem Zug einigermassen gut erreichen. Ein Auto brauchst du also nicht unbedingt. Trotzdem finde ich, dass sich Portugal allgemein hervorragend für eine Rundreise für Selbstlenker eignet. Die wichtigsten Gründe habe ich in einem anderen Artikel bereits zusammgefasst. Daher hier nur die spezifischen Gründe für Lissabon.
Gerade in Sintra sind die einzelnen Sehenswürdigkeiten teilweise weit von einander entfernt und liegen an unterschiedlichen Buslinien. Während du mit dem eigenen Fahrzeug alles beliebig kombinieren kannst, zwingt dich der Bus, bestimmte Sehenswürdigketen auszulassen oder ein zweites (teures) Sightseeingticket zukaufen. Und wenn wir schon bei den Kosten sind: Ab zwei Personen ist ein Ausflug im Mietauto vermutlich ohnehin günstiger. Hier meine Tipps zur Suche nach einem Mietwagen in Portugal.
Tipp 2: Übernachte in einem Hostel
Portugal verfügt über einige der besten Hostels Europas und Lissabon ist sowas wie eine Hostelhochburg. Den etwas miefigen Charakter, den solche Backpackerzentren in Asien oder Südamerika haben, findest du in Lissabon eher nicht.
Besonders gut gefiel mir das Sunset Destinations Hostel. Es befindet sich in den ehemaligen Verwaltungsräumen über dem Bahnhof von Cais do sodré und man kann die Geschichte des Gebäudes noch in jedem Winkel erkennen. Schön ist auch die Dachterrasse mit dem kleinen Swimming Pool, von wo aus du eine tolle Aussicht über den Tejos hast.
Ein weiteres Hostel-Highlight ist das Alfama Patio Hostel, das sich in einem wunderbaren alten Gebäude in der Alfama befindet. Gerade vor der Tür rattern die alten Trams durch und vom Balkon hast du so eine gute Aussicht, wie von einem der klassischen Miradors..
Tipp 3: Spar die die Lisboa Card und kauf eine Metrokarte
Die lokale Tourismusorganisation Ask me L?sboa hat mir für die Recherche kostenlos eine „Lisboa Card“ zur Verfügung gestellt. Dafür möchte ich mich an dieser Stelle noch einmal herzlich bedanken. Die Karte gibt es mit einer Geltungsdauer von 24, 48 oder 72 Stunden und kostet 18,50 Euro, 31 Euro beziehungsweise 38 Euro. Mit der Karte kannst du verschiedene Sehenswürdigkeiten kostenlos besuchen, für andere bekommst du kleine Vergünstigungen. Hier findest du die Übersicht. Praktisch ist, dass du während der Geltungsdauer unbeschränkt mit allen öffentlichen Verkehrsmitteln fahren kannst, einschliesslich dem oben beschriebenen Lift.
Trotzdem kann ich den Kauf nur sehr eingeschränkt empfehlen. Hätte ich mir meine 48-Stunden-Karte gekauft, hätte ich am Ende etwa 12 Euro mehr bezahlt, als wenn ich lediglich den Standardpreis bezahlt habe. Der Grund dafür ist, dass ich nur zwei Tage in Lissabon war und einer dieser beiden Tage auf einen Montag fiel, an dem die meisten (mit der Karte kostenlosen) Museen geschlossen waren. Ich musste also offene Sehenswürdigkeiten besuchen – und die waren eben oft nicht inbegriffen. Doch selber wenn ich besser geplant hätte und alles hätte besuchen können, das mich interessierte, hätte ich mit der Karte mehr ausgegeben als ohne. Ich halte daher das Sparpotential für gering. Wenn du aber sehr schnell, sehr viel sehen willst, kannst du dir den Kauf überlegen. Bestellen kannst du sie hier.
Mein Tipp: Kauf Dir stattdessen lieber eine Viva Viagemkarte. Die kostet 0,50 Euro. Belade sie anschliessend für 6 Euro mit einer Tageskarte, die dich zur Nutzung des gesamten öffentlichen Verkehrsnetzes (einschliesslich der Elevatores) während vollen 24 Stunden ab Aktivierung berechtigt. Sehr schön ist auch, dass du mit der Tageskarte bis nach Sistra gelangen und im Ort auch mit den lokalen Bussen fahren kannst. Mit der Lisboa Card ging das nicht. Für den lokalen Bus musste ich eine Fahrkarte für 5 Euro kaufen. Die Viva Viagem erhältst du problemlos an jedem Fahrkartenautomat einer beliebigen Metrostation. Dort kannst du auch die Tageskarte laden.
Tipp 4: Versuch dich an der Sprache
Ich dachte, dass Portugisisch unglaublich schwer sei. Umso überraschter war ich, dass ich auf Anhieb recht viel verstand. Auf den Speisekarten erschlossen sich mir beispielsweise 80 Prozent der Gerichte und auch die Durchsagen am Bahnhof konnte ich jeweils richtig erraten. Das Büffeln von Latein Vokabeln und das Reisen in Südamerika haben sich also endlich ausgezahlt! Du brauchst allerdings kein Linguist zu sein, um ein paar Brocken aufzuschnappen. Wie du unterwegs am besten kommunizierst, habe ich übrigens hier schon einmal zusammengefasst.
Hier gehts weiter: Wenn du noch mehr Inspirationen für deine geplante Portugalreise brauchst, dann schau mal, was die Portugal-Highlights von acht erfahrenen Reisebloggern sind.
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Unglaublich toll. Lissabon will ich schon so lange sehen. Danke für den Tipp mit der Metrocard :)
Hi Neni,
ist echt eine tolle Stadt. Es gibt noch viel spannende Orte, die ich verpasste. Du kannst dir offenbar auch die alte Wassversorgung anschauen (es gibt ein riesiges Viadukt).
Die Tageskarte fuer die Metro lohnt sich unbedingt. Super find ich, dass sie echt 24 Stunden gilt. Wenn du alao um 21 Uhr auf dem Flughafen ankommst, kannst du dir trotzdem eine kaufen, da sie bis 21 Uhr am naechsten Tag gilt.
Gruss,
oli
Da huscht ein Bild mit einer Straßenbahn auf der Startseite durch und ich kann sie grade noch anklicken. Ja, klar. Das muss eine Straßenbahn aus Lissabon sein. Ich habe sie selbst leider noch nicht „persönlich“ erlebt, aber es würde mir Spaß machen einmal damit zu fahren. Die gelben Trams sind einfach legendär. Super, dass sie bei Deinen Tipps gleich an erster Stelle stehen. :-)
Hi Gerhard,
In Porto gibt es auch so eine Strassenbahn. Doch was ich in Lissabon besonders finde: das Tram ist noch echt in Betrieb und wird von den Menschen zum Erledigen von Alltagsdingen genutzt. Es handelt sich nicht um rein touristische Ausfahrten, sondern um etwas Authentisches. Anders in Porto: dort fahren die Trams erst wieder seit etwa 10 Jahren und auch nur alle 30 Minuten auf einem für Touristen abgestimmten Parcours. Macht aber natuetlich trotzdem Spass. Das solltest du dir unbedingt einmal goennen…
Gruss,
oli
Stimmt. Touristentrams ziehen mich auch nicht so sehr an. Ich mag es, wenn sie im Alltag unterwegs sind. Von Lissabon ist mir das bekannt. Wird Zeit die Straßenbahnen einmal „live“ zu erleben. :-)
Dann bin ich mal gespannt, was du als Experte dazu zu sagen hast. Warst du eigentlich in Kalkutta? Für mich war das bisher die tollste Strassenbahn überhaupt. Ich schreib dazu vielleicht mal hier mal was.
Für mich ist die portugiesische Hauptstadt eine der schönsten Städte Europas, und ein immer lohnendes Urlaubsziel. Und obwohl wir bereits achtmal dort waren, finden wir immer wieder etwas neues. Was aber dazu gehört, ist, das wir für mindestens 3 Tage einen Mietwagen in Lissabon nehmen, und durch die Gegend fahren. Eine Überquerung der Ponte 25 gehört dabei immer dazu
Hallo, endlich mal eine Seite mit nützlichen Tips.. Ich fahre mit meiner Frau Anfang Oktober nach Lissabon. Wohnung in der Alfama gemietet. Freue mich riesig. Super der Tip mit der Metrokarte.
Hi Fredel,
vielen Dank fürs Lob. Ich freue mich, dass dir meine Tipps geholfen haben.
Gruss,
Oli