Georgien: Erkundungen im Kloster von Dawit Garedscha

Dawit Garedscha ist schwer zu erreichen. Wer es in die abgelegene Gegend schafft, wird jedoch mit einem spannenden Kloster und einer atemberaubenden Aussicht auf die karge Landschaft belohnt. Mitten durch das Gelände führt die Grenze zu Aserbaidschan, die sich hier ohne Probleme überschreiten lässt.

Es ist heiss, verdammt heiss. Rund 40 Grad im Schatten. Doch der ist in dieser baumlosen Gegend nur selten zu finden.  Zum Glück weht uns ein schwacher Wind ins Gesicht und zum Glück haben wir genügend Wasser eingepackt.

Wir befinden uns in der Wüste Garedscha im Südosten von Georgien. Nur wenige Meter trennen uns von der Grenze zu Aserbaidschan.  Hier, in einer der abgelegensten Regionen Georgiens, war im 6. Jahrhundert ein Kloster gegründet worden, das bis heute besteht und das den Grund für unseren Ausflug darstellt.

Noch wird Dawit Garedscha vergleichsweise selten besucht. Die kleine Einsiedelei ist ausserhalb des Landes nicht besonders bekannt. Das könnte sich jedoch bald ändern: Georgien will das älteste Kloster des Landes zum UNESCO-Weltkulturerbe erklären lassen. Es lohnt sich also, die Klosteranlage zu besichtigen, bevor die Massen und mit ihnen die Souvenirverkäufer und die überrissenen Preise kommen.

Für mich gehörte Dawit Garedscha vor allem auch wegen der spektukulären Umgebung zu den klaren Favoriten meiner Georgienreise.

 

So besichtigst du die Gegend

Die Sehenswürdigkeiten hast du rasch gesehen. Mehr als zwei Stunden brauchst du vor Ort nicht. Als erstes solltest du das Kloster selber besuchen. Das Gebäude ist ein interessantes Flickwerk aus zahlreichen Epochen, was sich an den vollkommen unterschiedlichen Baustilen festmachen lässt. Ein Teil des Klosters gesteht aus einem klassischen (aber sehr schönen) Steingebäude. Spannender sind aber die vielen, in die Felsen gehauenen Zellen.

mauer

 

Vor einiger Zeit war es offenbar noch möglich, das ganze Kloster zu besichtigen. Inzwischen hat wohl der spärlich einsetzende Tourismusboom in Georgien dazu geführt, dass die Mönche von Dawit Garedscha einen Teil der Anlage für Besucher sperren. Das ist zwar bedauerlich, aber auch verständlich. Leider kommt man nun nicht mehr ganz zu den Höhlenzellen, dem meiner Meinung nach spannendesten Bereich des Klosters.

Das Kloster ist überhaupt nicht ausgeschildert und du musst dir den Weg selber suchen. Da die Anlage aber nicht besonders gross ist, sollte das kein Problem sein. Achte darauf, dass du auch den Innenhof besichtigst, denn von dort aus kannst du in eine hübsche Felsenkapelle gelangen.

Nach der Besichtigung des Klosters gehst du in Richtung Parkplatz. Gerade neben dem Souvenirladen (wo du dir eine der zahlreichen Ikonen kaufen solltest, da der Eintritt ins Kloster kostenlos ist und die Mönche auch von etwas leben mussen) führt ein unscheinbarer Weg auf den Berg. Nimm ihn!

höhenweg

 

Dieser Rundweg führt an zahlreichen Höhlen vorbei, in denen du alte  Fresken findest. (In der Blütezeit soll es in der näheren Umgebung von Dawit Garedscha bis zu 5000 solcher Höhlen gegeben haben.) Sie alleine wären schon den Rundgang wert. Doch genauso sehenswert ist der Ausblick, den du auf dem Höhenweg hast. Du blickst weit in eine Ebene Aserbaidschans und kannst am Horizont sogar einige Siedlungen erkennen.

Der Höhenweg führt teilweise durch das aserbaidschanisches Hoheitsgebiet.  Das merkst du aber nur daran, dass sich ganz oben ein paar aserbaidschanische Soldaten befinden. Dass du streng genommen illegal die Grenze überschritten hast, kümmert die Uniformierten nicht wirklich. Uns haben sie lediglich um ein Feuerzeug gebeten. In vereinzelten Fällen sollen Touristen aber auch schon zurückgeschickt worden sein.

grenze

 

Auf der anderen Seite geht es mehr oder weniger direkt wieder runter in Richtung Kloster. Vorbei kommst du an einer kleinen Quelle in einer Höhle. Das Wasser erlaubte es früher den Einsiedlern, in bescheidenem Rahmen Lebensmittel für die Selbstversorgung anzupflanzen.

Auch heute sieht man noch die alten Wasserkanäle, die jedoch bei meinem Besuch ausgetrocknet waren. In der (verschlossenen) Höhle war aber noch Wasser zu hören. Von hier bist du in fünf Minuten wieder auf dem Parkplatz.

 

So kommst du selbstorganisiert hin

Die Tempelanlage liegt weit entfernt von jeder Siedlung. Nur eine mit Schlaglöchern versetzte Strasse (die letzten 15 Kilometer Naturstrasse) führt in die abgelegene Region. Öffentliche Verkehrsmittel gibt es in diesem Teil Georgiens nicht. Du brauchst also ein Taxi oder zumindest einen Mietwagen (siehe letzter Absatz).

Am besten erreichst du Dawit Garedscha mit einem Taxi. Eine Möglichkeit besteht darin, dass du mit einer Marschrutka (Bus) bis nach Sagaredscho (auch Sagarejo) fährst, von wo aus die genanannte Ausfallstrasse in etwa einer Stunde nach Dawit Garedscha führt. Ein Taxi sollte für beide Strecken und mit einer rund zwei Stunden langen Wartezeit um die 40 bis 50 Lari kosten (20 – 25 Euro), so wurde mir gesagt. Der  Bloggerkollege Marco musste für die Strecke allerdings 60 Lari zahlen, wie er hier schildert.

Gut durchgeschüttelt: Die letzten 15 Kilometer nach Davit Gareja führen über eine Naturstrasse.
Gut durchgeschüttelt: Die letzten 15 Kilometer nach Davit Gareja führen über eine Naturstrasse.

 

Wenn du alleine unterwegs ist, lohnt es sich jedoch unter Umständen, das Taxi bereits ab Tiflis oder besser noch von Sighnaghi aus zu nehmen. Bei uns organisierte der Hostelbesitzer (Family Hotel in Sighnaghi) die Taxis und sorgte dafür, dass die Autos auch jeweils mit vier Personen belegt sind. Obwohl der Fahrpreis wegen der rund doppelt so langen Strecke zwei Mal so viel kostet (wir zahlten 80 Lari), sinkt der Preis bei einem vollen Fahrzeug pro Person auf 20. Auch in Tiflis vermitteln viele Hostels solche Fahrten.

Bevor du losfährst, solltest du einen Blick auf die Fahrtüchtigkeit des Fahrzeugs werfen. Bei uns war es so, dass mitten auf der Strecke der Schliessmechanismus der Tür kaputt ging und die Tür während der Fahrt immer wieder aufging. Mit Klebestreifen konnte unserer Fahrer das zwar notdürftig reparieren, aber es macht natürlich keinen Spass, neben einer Türe zu sitzen, von der man weiss, dass sie nachgibt, sobald man sich ein bisschen anlehnt.

Notdürftig repariert: Die sich ständig öffnende Hintertür wurde mit Klebstreifen fixiert.
Notdürftig repariert: Die sich ständig öffnende Hintertür wurde mit Klebstreifen fixiert.

 

Eine Alternative wäre, ein Auto zu mieten. Über die üblichen Vergleichsportale konnte ich kein einziges Angebot finden. Das in Tiflis ansässige deutsche Unternehmen „Kaukasus Reisen“ vermittelt aber hier ab 50 Euro pro Tag unterschiedliche Fahrzeuge in gutem Zustand.* In dem Preis sind unlimitierte Kilometer und eine Haftpflichtversicherung eingeschlossen. Ich habe das Angebot selber nicht getestet, aber wer gerne selbständig unterwegs ist, für den könnte dies eine gute Option sein. Beachte, dass du in Georgien zum Selberfahren einen internationalen Führerschein benötigst.

Disclaimer: Kauskasus-Reisen hat einen Teil der Reise gesponsert, steht jedoch in keinem direkten Zusammenhang mit diesem Ausflug.

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9 Kommentare

    1. Das Mädel, das an der Tür sass, fand das nicht so super. Denn irgendwie war auch der Sicherheitsgurt kaputt. Ich war ja zum Glück vorne… Manchmal hat es auch für Männer Vorteile, lange Beine zu haben… :)

  1. Hi,
    gerade aus Davit Gareja zurück … die Begeisterung des Artikels kann ich teilen.
    Kleine Info zur Anreise: es gibt einen direkten Shuttle vom Liberty Square nach Davit Gareja. Er startet jeden Tag um 11:00 (keine Anmeldung erforderlich) und kostet hin- und zurück 25 Lari. Ankunft in Tiflis um 19:00.
    LG, Chris

    1. Hi Chris,

      vielen Dank für die Ergänzung. Den Bus hab ich gesehen, wusste allerdings nicht genau, wo er losfährt.

      Liebe Grüsse,
      Oliver

      1. Hallo Ulla,
        ich war etwa zwei bis drei Stunden dort. Das Kloster ist recht überschaubar und in einer Stunde hast du da alles gesehen. Und der Spaziergang zu den Höhlen dauert vielleicht 1,5 Stunden.
        Gruss,
        Oli

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