Kampot: Liebesbrief an eine traumhafte Stadt

Abendstimmung in Kampot: Die Kleinstadt im Süden von Kambodscha hat es der Autorin angetan. Foto: Sarah Althaus.
Abendstimmung in Kampot: Die Kleinstadt im Süden von Kambodscha hat es der Autorin angetan. Foto: Sarah Althaus.

Geht das: Liebe auf den ersten Blick und dann erst noch mit einer Stadt? Reisebloggerin Sarah Althaus von „Rapunzel will raus“ hat genau das erlebt. Im heutigen Gastartikel schreibt sie eine Liebeserklärung an das oft unterschätzte kambodschanische Städtchen.

Mein geliebtes Kampot,

Diese Art von Brief ist immer etwas schwer zu schreiben. Ich weiss gar nicht so recht, wo ich anfangen soll… Ich könnte ganz viele Dinge aufzählen, die ich an dir mag. Denn davon gibt es genug. Schon als ich dich das erste Mal sah, war es um mich geschehen. So ruhig, mit offenen Armen, hast du mich willkommen geheissen. Du hast auf mich gewartet und ich auf dich. Als wir endlich eins waren, brauchte es keine weiteren Worte. Es war einfach alles richtig, so wie es sein sollte.

Deine herrliche Lage im Süden Kambodschas ist natürlich exquisit. So schnell bin ich am Meer, als Ausflug ins nahe Kep zum Beispiel. Nicht, dass du mir nicht genügen würdest, komm bloss nicht auf diese Idee! Aber deine Umgebung gehört eben auch zu dir, sie macht dich erst zu dem, was du bist. Es ist ja auch nicht nur Kep, sondern die ganze Natur um dich herum. Die pittoresken Landschaften, die lehmrote Strassen, die ins Nirgendwo führen, die Höhlen mit Fledermäusen, die Aussichtsplattformen und Nationalparks. Ein Ausflug auf den Bokor Hill zum Beispiel ist einfach ein Muss. Ebenso gehört ein Besuch der Pfefferplantagen und der Salzfelder dazu. Dein Kampot-Pfeffer ist ja nicht umsonst weltberühmt. Und wie ich erst meine Fahrradtour genossen habe! Planlos durch deine Felder zu fahren, pittoreske Bilder aufzunehmen, es einfach nur zu geniessen…

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Nicht zu vergessen der Teuk Chhou Fluss! Wie sollte ich einen Tag mit dir, mein liebstes Kampot, abschliessen können, ohne den immer wieder spektakulären Sonnenuntergang zu geniessen? Wenn sich der Himmel über dir blutrot verfärbt, gemischt zuerst mit gelb, danach orange, bis es dunkel genug ist, und die Glühwürmchen die Herrschaft über die Nacht erlangen. Ist es nicht wunderbar, dieses Schauspiel? Ich geniesse es, am liebsten am Flussufer, zusammen mit anderen, die dich und deine Schönheit genauso mögen.

Ich weiss, du musstest dich lange von Französischen Kolonialherren beherrschen lassen. Aber was davon übrig geblieben ist, macht dich so einzigartig. All die halb verfallenen Gebäude bilden einen so speziellen Charme, so schöne Motive sind zu finden, unglaublich die Vielfalt! Ich liebe es, einfach herum zu strollen, ohne Plan, in irgendwelche Gässchen abzubiegen, ohne zu wissen, wo ich landen werde. Aber deine Bewohner machen das auch einfach, sie sind hilfsbereit, sie winken mir zu und die kleinen Kinder, sobald sie sich ein lautes “Hello” getraut haben, laufen schüchtern hinter die nächste Hecke.

Abendstimmung bei Kampot

Es gibt aber auch Neueres zu bestaunen. Als Durian-Hauptstadt machst du deinem Namen alle Ehre. Wer sonst hat mitten in einem Verkehrskreisel eine riesige Durian-Frucht, und dann erst noch so schön! Und Abends erst, wenn die Nacht hereinbricht und kurz nach der Old Bridge plötzlich Strassenstände, die mit Fruchtsäften locken, wie Pilze aus dem Boden schiessen, da kann ich nicht daran vorbeilaufen ohne schwach zu werden. Oh mein Kampot…

Ja, zwei Brücken hast du, die Old Bridge und die New Bridge. So einfach kann es sein. Weisst du, was ich aber so richtig genossen habe? Morgens deinen Markt zu besuchen. Ich habe ja wirklich schon viele davon gesehen, aber dein Markt ist speziell. Weil er so einfach ist. Er ist wie er ist, nicht für Touristen zurecht gemacht, nicht geschmückt, nicht aufgebretzelt. Ich habe dort alles gesehen, auch was ich eigentlich nicht sehen wollte, da praktisch auf dem Boden geschlachtet wird. Im Zusammenhang mit deinem Markt ist jedenfalls das Wort Authentizität angebracht.

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Auch wenn ich es mir einmal so richtig gemütlich machen will, bin ich bei dir gut aufgehoben. All deine vielen Kaffees, vorzugsweise natürlich am Fluss, sind einfach göttlich. Richtig schön, um die Zeit dahinfliessen zu lassen. Und das Essen erst! Ich habe mich hier durch die ganze Kambodschanische Küche probiert – sie ist einfach himmlisch! Nicht zu leicht und nicht zu deftig, einfach perfekt für mich. Für ein anständiges Lok Lak würde ich schnurstracks wieder zu dir zurückkehren!

Ich habe einige Perlen in deiner Umgebung gefunden – schliesslich habe ich es ja auch lange bei dir ausgehalten und hatte Zeit, mich ausgiebig auf dich einzulassen. Ganz besonders danken möchte ich dir für das Womens Spa, dass zwar etwas ausserhalb liegt, aber wunderschön am Flussufer. Ich habe hier meine Yoga Kenntnisse aufgefrischt und konnte mich wieder mal so richtig verwöhnen lassen. Eine Khmer-Massage musste einfach sein! Aber mal ehrlich: Auf der Dachterrasse mit Sicht auf den Fluss Yoga Unterricht zu geniessen? Geht’s denn überhaupt noch besser?

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Aber anstatt dich in blumigen Worten anzuhimmeln, wollte ich dir eigentlich nur sagen: Mein Kampot, selten war ich so glücklich wie mit dir. Bis wir uns getroffen haben, wusste ich gar nicht, dass ich so viele tolle Eindrücke auf einmal haben kann. Es ist, als würdest du über mir einen konstanten, leichten Regen von Glückshormonen ausschütten. So leicht und wohl fühle ich mich.

Ich habe schlussendlich nie herausgefunden, was es ist, was mich so glücklich macht. Wahrscheinlich die Summe all deiner Konstanten. Jedenfalls danke ich dir, danke, dass es dich gibt!

Deine Sarah

Mehr Texte von Sarah findest du auf ihrem Reiseblog. Interessierst du dich für Kambodscha, dann schau dir hier das entsprechende Archiv auf Weltreiseforum an.  Zum ersten Mal auf dieser Seite? Dann schau hier, worum es  bei uns geht. Folgst du dem Weltreiseforum schon länger und willst künftig keine Texte mehr verpassen? Dann schreibe dich am besten gleich hier in den monatlichen Newsletter ein.

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