Bist du auf der Suche nach einem „Geheimtipp“ für deinen nächsten Türkei-Urlaub? Dann kann ich dir das Dörfchen Ayazini empfehlen. Seine Umgebung wirkt ein bisschen wie die wilden Tuffsteinlandschaften von Kappadokien bevor sie von den Massen entdeckt wurden – mit allen Vor- und Nachteilen.
Einer meiner Lieblingsorte in der Türkei ist bekanntlich Kappadokien. Dort kann man zwischen den bizarren Felsformationen endlose Spaziergänge unternehmen, sich in Stein gehauene Städte ansehen oder eine der vielleicht bekanntesten Ballonfahrten überhaupt unternehmen. Ich war bereits zwei Mal für jeweils fast eine Woche dort. Darüber habe ich hier geschrieben.
Als ich vor ein paar Monaten zufällig auf ein Bild von Ayazini gestossen bin, war mir klar: Das hübsche Dörfchen im westlichen Teil von Anatolien muss ich bei meiner nächsten Türkeireise irgendwie einbauen. Zumal Ayazini einen grossen Vorteil gegenüber Kappadokien hat: Es liegt im Vergleich relativ nahe bei vielen anderen sehenswerten Zielen.
Nun, wie soll ich sagen? Vor ein paar Tagen habe ich es geschafft und war tatsächlich dort. In diesem Artikel will ich schildern, wie mein Besuch war, wieso Ayazani zwar nicht ganz Kappadokien ist, sich die Reise aber trotzdem gelohnt hat. Und vor allem auch, was du besser machen kannst als ich.
Denn an dieser Stelle möchte ich einen kleinen Disclaimer anbringen: Der Tagesausflug verlief nicht wie geplant. Viele Orte, die ich auf meiner Liste hatte, musste ich wieder streichen. Normalerweise würde ich auf einer solchen Grundlage keinen Artikel schreiben. Weil es aber auf Deutsch so gut wie keine Informationen zu Ayazini und dem Tal der Phryger gibt, mache ich für einmal eine Ausnahme.
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Ayazini und das Tal der Phryger
Etwas nördlich von Afyonkarahisar (kurz: Afyon) beginnt das rund 80 Kilometer lange Tal der Phryger. Der Name geht auf ein antikes Volk zurück, das im 8. Jahrhundert hier eine Kultur aufbauten. Heute liegt das Tal ziemlich abseits, früher war es aber durchzogen von alten Handels- und Pilgerwegen.
Aus jener Zeit, so wie natürlich auch aus der späteren Besiedlung durch Römer, Byzantiner und Seldschuken sind allerhand Kirchen, Zisternen, Wohnhöhlen und Karawansereien erhalten, die sich relativ lose über das ganze Tal verteilen und die man stellenweise regelrecht suchen muss.
Will man alles sehen, braucht man Tage. Allerdings gibt es zwei Orte, die besonders herausstechen: Da ist zum einen Midas mit einem der bedeutendsten Tempel der Region und einer monumentalen Felsfassade mit phrygischen Inschriften und zum anderen das Dorf Ayazini mit einer byzantinischen Felsenkirche, über 300 Höhlenwohnungen und einem malerischen Dorfkern, um das es in diesem Artikel gehen soll.

Harziger Start in Afyon
Die beste Art, das Tal der Phryger zu besuchen, ist ein Mietwagen. Den kannst du zum Beispiel in Eskisehir in Empfang nehmen und dann einfach das Tal Richtung Süden durchfahren. Autofahren in der Türkei ist an abgelegenen Orten ziemlich entspannt. Über meine Mietwagenreise an der Lykischen Küste habe ich bereits geschrieben.
Einen öffentlichen Verkehr, der durch das ganze Tal führt, gibt es nicht. Mit dem Bus musst du aussenrum fahren, wodurch auch kurze Distanzen sehr viel Zeit brauchen. Wir haben uns entschlossen, Ayazini als Tagesausflug ab Afyon zu besuchen. Das schien deswegen eine gute Idee, weil Afyon für sich alleine schon sehenswert ist.
Mit seiner Burg, die auf einem steilen Fels rund 200 Meter über der Stadt thront, hat Afyon etwas Märchenhaftes. Es ist möglich, über einen recht steilen Weg zur Burg hochzuwandern. Allerdings gibt es oben ausser ein paar alten Mauern (und natürlich einer grandiosen Aussicht) wenig zu sehen.
Es lohnt sich eher, einmal rund um den Burgfelsen herumzuspazieren, wo sich eine wunderschöne Altstadt mit typischen osmanischen Holzhäusern befindet. Teils halb zerfallen, oft auch schön renoviert. Ausserdem gibt es einige Thermalquellen, deren Wasser allerdings grösstenteils in teuren Luxushotels abfliesst. Traditionelle Bäder konnte ich nicht finden.
Am nächsten Morgen stellten wir uns – wie vom Hotel empfohlen – an die Bushaltestelle vor dem Einkaufszentrum „Park Afyon“ und warteten auf den angeblich direkten Bus. Nachdem wir etwas mehr als eine Stunde gewartet hatten, rief ein freundlicher Polizist beim Bus-Unternehmen an und erfuhr, dass der nächste Bus erst in drei Stunden um 14 Uhr fahren würde.
Gerade als wir uns damit abgefunden hatten, ein teures Taxi nehmen zu müssen, kam ein Bus Richtung Gazligöl um die Ecke. Das kleine Städtchen liegt auf halben Weg Richtung Ayazini und wird regelmässig angefahren. Wer also relativ rasch zu einem vernünftigen Preis rasch nach Ayazini will, kann das Taxi auch erst ab Gazligöl nehmen.

Der Rundgang durch Ayazini
Das Taxi liess uns in ziemlich zentral in Ayazini bei der Moschee direkt bei einer grossen Landkarte aussteigen, auf der nicht weniger als 30 (!) Sehenswürdigkeiten verzeichnet waren. Leider gab es keine Fotos, so dass es nicht ohne Weiteres möglich war, die interessanteren Orte von den weniger spannenden zu unterscheiden.
Am besten gehst du nach der Ankunft Richtung Westen, auf einer Strasse, die an einem Friedhof entlang führt. Nach etwa fünf Minuten erreichst du einen grossen Platz, wo du in Stein gehauene Wohnhöhlen findest. Spaziere hier einfach eine Weile in alle verschiedene Richtungen und klettere ein bisschen rum. Du wirst zum Beispiel Reste einer Höhlenkirche entdecken.
Laut einer Tafel befindet sich hier übrigens auch die älteste Toilette der Welt. Allerdings fand ich weder irgendeine Bestätigung online für diese Behauptung, noch den Ort der Erleichtung selber. Allerdings führte ein einsetzender Starkregen dazu, dass ich nicht besonders lange nach ihr suchen konnte.
Im Dorf Zentrum von Ayazini gibt es eine Reihe von Cafes. Eines befindet sich ziemlich malerisch direkt vor den alten Höhlenwohnungen, wo auch einige der Höhlen in private Abteils verwandelt worden sind, in denen du etwas trinken oder essen kannst. Wir waren im Dutlu Bahçe, wo man in einer Kammer unter den Haus ungestört einen Cay schlürfen kann.
Wenn du von hier der Strasse Richtung Osten weiter folgst, kommst du in etwa 20 Minunten zur Avdalaz Burg. Wobei der Begriff „Burg“ etwas irreführend ist. Es handelt sich eher um einen total ausgehöhlten Felsen, der ein bisschen aussieht, wie ein überdimensionierter Schwamm aus Stein. Dabei handelt es sich vermutlich um die interessanteste Sehenswürdigkeit der Region.
Der Bus, der zurück nach Afyon geht, hält direkt hinter der Moschee und ist ziemlich leicht zu finden. Allerdings scheint der Fahrplan ähnlich sporatisch zu sein wie bei der Hinreise. Am Tag unseres Besuchs hiess es, dass der letzte Bus etwa gegen 1630 losgeht. Damit du auf der sicheren Seite bist, solltest du dich aber lieber durchfragen.
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Was würde ich anders machen?
Als erstes würde ich für das Tal der Phryger mehr als einen Tag einplanen und idealerweise in Ayazini übernachten. Es gibt im Dorf einige Gästehäuser, die zumindest von aussen ziemlich ansprechend aussehen. Zudem fand ich auch das ziemlich verschlafene Dorfleben ansprechend. Zumindest bei meinem Besuch Ende Mai war allerdings alles ziemlich leer und es gab so gut wie keine anderen Touristen.
Zweitens würde ich ein Auto mieten und eine Tour durch die Umgebung machen. Auf der gegenüberliegenden Seite der Hauptstrasse D665 befinden sich zwei phrygische Grabkammer mit Löwen- und Schlangenskulpturen (auf Google Maps als Aslantaş und Yılantaş zu finden) sowie daneben die halb versunkene Kultfassade von Maltaş. Bis nach Midas sind es etwas 40 Minuten mit dem Auto und abrunden lässt sich die Tour mit einem Besuch der Untergrundstadt Han, die tatsächlich kaum jemand kennt.

Fazit
Als ich mich für den Besuch entschlossen hatte, wusste ich nicht, was mich erwartet – was letztlich auch der Grund war, wieso ich zu wenig Zeit einplante. Ayazini fand ich super. Es gibt viel zu entdecken und die Stimmung ist angenehm entspannt. Ich habe mich auf Anhieb wohl gefühlt.
Aber ein zweites Kappadokien ist es trotzdem nicht ganz. Die Landschaften von Kappadokien sind doch noch ein bisschen surrealer, die Felsstädte jeweils ein gutes Stück grösser und die Felskirchen nicht zuletzt wegen ihrer Bemalungen eindrücklicher.
Wer also irgendwo zwischen Antalya und Ankara unterwegs ist, der sollte meiner Meinung nach hier einen Stopp einlegen. Aber wer sich wirklich für Kappadokien interessiert, sollte weiterhin das Original besuchen – auch wenn es teilweise etwas überlaufen ist.
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Sehr spannender Reisebericht! Ich musste erstmal auf Google Maps schauen, wo genau Ayazini liegt. Ist ja doch ein wenig abgelegen. Auf das Abenteuer mit eventuell nicht fahrenden Bussen würde ich mich wahrscheinlich nicht einlassen und lieber ein Auto mieten wie Du ja auch vorschlägst ;)
Viel zu sehen scheint es ja schon zu geben, aber die Ecke ist wohl noch nicht so auf Tourismus ausgelegt, wenn „die interessanteren Orte von den weniger spannenden“ nicht so einfach zu unterscheiden waren…
Auf jeden Fall eine Besuch wert würde ich auch sagen. Ich hoffe ich komme demnächst mal wieder in die Türkei! Danke für den schönen Artikel.
Hi Timur,
Die Lage finde ich eigentlich ziemlich interessant. Auf der einen Seite ist es ziemlich ablegen, gleichzeitig aber auch sehr zentral. Wer eine Rundreise durch Anatolien macht, dürfte früher oder später sowieso irgendwo in der Gegend durchkommen.
Ich glaube, Ayazini und das ganze Tal beginnt erst seit kurzem, sich auf Tourismus einzurichten. Es gibt mittlerweile ein paar Gästehäuser und Cafés. Aber es steckt alles noch ein bisschen in den Kinderschuhen. Das mit den interessanten und weniger interessanten Orten bezog sich auf die Karte. Die hatte einfach ganz viele Punkte ohne weitere Erklärung. Und ein paar davon waren einfach simple Felsen mit einer Höhle drin, andere halbe Felspaläste. Auch das ein Grund, wieso man mehr Zeit einplanen sollte.
Ein Besuch wert ist es ganz bestimmt. Vor allem für die Reisenden, die auch gerne ein bisschen auf Entdeckungstour gehen. Denn in Ayazini und dem Tal der Phrygier wird einem nicht alles auf dem Silbertablett serviert. Mir gefällt das. Andere finden das vielleicht ein Nachteil.
Gruss,
Oli
Wow! Das sieht ja wirklich mega aus. Ich war mal in den 80er Jahren mit meinen Eltern in Kappadokien. Da sah es tatsächlich noch ein wenig so wie auf deinen Bildern aus. Möchte nicht wissen, welche Menschenmassen sich heute dort herumknubbeln. Daher danke für diesen Geheimtipp. LG, Nadine
Bei mir ist mein letzter Besuch in Kappadokien auch schon wieder zehn Jahre her. Der Vorteil von Kappadokien ist halt, dass das Gebiet wirklich riesig ist. Du hast zwar ein paar Hotspots wie Göreme, die alten Kirchen und Untergrundstädte, wo es schon ziemlich voll werden kann. Aber dazwischen sind dann auch immer wieder tolle Landschaftsabschnitte, wo du stundenlang spazieren kannst und kaum einen anderen Menschen triffst.