Vergleich Japan, Korea und Taiwan: Das grosse Länder-Triell

Willst du eine der ostasiatischen Industrienationen besuchen, bist aber zwischen Japan, Südkorea und Taiwan hin- und hergerissen? In diesem Triell lasse ich die drei Reiseziele in acht Disziplinen gegeneinander antreten und bestimme einen Gewinner.

Dieser Artikel soll dir helfen, das für dich passende Reiseziel in Nordostasien zu finden. Dabei treten die drei Länder in insgesamt acht Disziplinen gegeneinander an. Bei der Gesamtbewertung berücksichtige ich jede von ihnen gleich stark. Wenn dir aber beispielsweise Essen besonders wichtig ist, solltest du das stärker werten.

Bitte beachte: Ich versuchte die Punkte nach möglichst objektiven Kriterien zu vergeben. Trotzdem basiert die Bewertung auf meinen persönlichen Erfahrungen. Wenn du also etwas komplett anders erlebt hast als ich, würde ich mich über deinen Kommentar freuen.

Disziplin 1: Sehenswürdigkeiten

Zunächst werfen wir einen Blick auf die Sehenswürdigkeiten. Bei welchem der drei Kandidaten gibt es am meisten zu sehen? Berücksichtigt werden nur klassische Sehenswürdigkeiten.

Das Schloss von Himeji im Westen von Honshu, Japan.
Das Schloss von Himeji im Westen von Honshu, Japan.

Platz 1, Japan: Der Zweite Weltkrieg und die radikale Modernisierung haben in Japan viel zerstört, trotzdem gibt es noch immer einiges zu sehen. Da sind unter anderem die alten Schlösser Himeji und Matsumoto, die traditionellen Dörfer Shiwakawa und Gokayama mit ihren Reetdächern sowie die zahlreichen Tempel in und um Kyoto. Japan besticht ausserdem mit einer Reihe von grandiosen Themenparks wie dem Meiji-Mura, den Universal Studios und dem Disney World. Um nur die Highlights zu nennen.

Platz 2, Korea: In den meisten grösseren Städten gibt es noch immer historische Bauwerke zu sehen. Oft sind das Paläste und Tempel, teilweise aber auch komplette Altstädte im Hanok-Stil. Beeindruckend ist oft auch die moderne Architektur. Trotzdem gibt es nicht ganz so viel zu sehen und zu entdecken wie in Japan. Interessant und irgendwie abstrus fand ich die DMZ-Tour zur innerkoreanischen Grenze.

Platz 3, Taiwan: Lonely Planet bezeichnet Taipei als hässlichste Stadt Asiens. Tatsächlich fand auch ich in den taiwanesischen Städten neben dem einen oder anderen Tempel relativ wenig, was mich interessiert hätte. Die bekannteste Sehenswürdigkeit, das Palastmuseum von Taipei, erlebte ich als eine grosse Enttäuschung. Lesetipp: Top-Sehenswürdigkeiten in Süd-Taiwan

Disziplin 2: Kultur

In welchem der drei Länder bekommt man als Besucher am meisten von der lokalen Kultur mit? Wie leicht oder schwer ist sie zugänglich? Berücksichtigt werden sowohl alte Traditionen wie auch die modernen städtischen Subkulturen.

Zwei Geishas in einem Tempel in Kyoto.
Zwei Geishas in einem Tempel in Kyoto.

Platz 1, Japan: Die alten Traditionen sind in Japan omnipräsent. Viele davon wie etwa die Onsen-Kultur (Badehäuser), die Tee-Zeremonien oder das japanische Theater sind auch für Besucher leicht zugänglich. Mindestens genauso spannend ist ein Blick auf das teilweise verrückte moderne Japan mit seinen Maiden-Houses, dem Cosplay oder den Pachinko-Hallen.

Platz 2, Taiwan: Während die Kulturrevolution und Maos grosser Sprung nach Vorn einen grossen Teil der chinesischen Kultur zerstört haben, blieb die Insel von diesen Irrungen und Wirrungen verschont. Vor allem für Sinologen und China-Interessierte ist Taiwan daher ein Eldorado. Taipei wirkt auf den ersten Blick etwas konformistisch, beheimatet aber viele Kulturschaffende.

Platz 3, Korea: Auch in Korea blüht die städtische Kultur. Sehr stark ist das Land in der Pop-Musik und bei den Fernseh-Produktionen. Beides kommt nur in sehr begrenztem Masse in Europa an. Insgesamt erschien mit Korea etwas verschlossener und weniger zugänglich.

Disziplin 3: Natur

Welcher der drei Kontestanten bietet die grösste Naturschönheit? Berücksichtigt wurde neben der eigentlichen Schönheit auch die Vielfalt der natürlichen Umgebung. Beim Rating nicht berücksichtigt wurden Strände.

Kochend heisses Wasser in einem Onsen-Dorf in den japanischen Alpen.
Kochend heisses Wasser in einem Onsen-Dorf in den japanischen Alpen.

Platz 1, Japan: Abseits der Städte hat Japan eine wunderschöne und abwechslungsreiche Natur zu bieten. Die nordische Weite auf Hokkaido, atemberaubende Vulkanlandschaften wie rund um dem Aso, die kiefernbewachsenen Inseln von Matsushima, die wilde Berglandschaft im Innern von Honshu und aussergewöhnlich geformte Inseln wie etwa Yakushima. Lesetipp: Fünf Wanderungen ab Tokyo

Platz 2, Taiwan: Für eine derart kleine Insel hat Taiwan viel Natur zu bieten. Am bekanntesten ist die Toroko-Schlucht im Nordosten des Landes. Atemberaubend schön sind auch viele der menschenleeren Küstenabschnitte im Osten. Wer gerne wandert, findet im Landesinnern eine gute Infrastruktur für Wanderer mit günstigen Berghütten.

Platz 3. Korea: Fast alle atemberaubenden Landschaftsbilder aus Korea stammen von der kleinen Vulkaninsel Jeju im Süden der Halbinsel. Dort findest du bizarr geformte Felsen, Wasserfälle und traumhafte Küstenabschnitte. Natürlich gibt es auch im Rest von Korea schöne Landschaften wie zum Beispiel die Reisterrassen von Hapcheon. Aber die Orte sind meistens relativ unbekannt und tendenziell schwer zu finden.

Disziplin 4: Strände

Wenn du dich nach einem Traumstrand sehnst, kommt dir vermutlich nicht als erstes Nordostasien in den Sinn. Aber in allen drei Ländern gibt es eine Reihe von schönen Stränden, die zu besuchen sich lohnt.

Die schönsten Strände in Nordostasien findest du in der Nähe von Kenting, Taiwan.
Die schönsten Strände in Nordostasien findest du in der Nähe von Kenting, Taiwan.

Platz 1, Taiwan: Auf der kleinen Insel ist es nie weit bis zum nächsten Strand. Sehr schön sind die Strände am südlichen Ende der Insel rund um Kenting, aber auch die Ostküste bietet zwischen den Ortschaften ein paar schöne und vor allem auch weitgehend einsame Strandabschnitte. Das Gute: Wenn es nicht gerade stürmt, bietet Taiwan rund um das Jahr angenehme Luft- und Wassertemperaturen.

Platz 2, Korea: Auch Südkorea hat eine Reihe von schönen Stränden. Einer der beliebtesten ist der Hyeupjae-Beach auf der Ferieninsel Jeju, die auch sonst viel zu bieten hat. Wegen des grandiosen Nachtlebens sind auch die belebten Stadtstrände von Busan einen Besuch wert. Grösstes Manko: Die Badesaison ist wegen der kühlen Temperaturen weitestgehend auf den Hochsommer beschränkt.

Platz 3, Japan: Obwohl Japans Küste fast 30.000 Kilometer lang ist, gibt es im Land erstaunlich wenig Traumstrände. Weite Teile bestehen aus steilen Klippen und die gelegentlichen Strände werden oft durch Schnellstrassen oder Tsunamiwehre verunstaltet. Richtiges Beach-Feeling kommt fast nur in Okinawa auf, das sich auf Grund der hohen Distanz jedoch meist schlecht in die Reiseroute integrieren lässt.

Disziplin 5: Essen

Bei der Bewertung des Essens achtete ich darauf, nicht meine persönlichen Vorlieben als Kriterium zu wählen. Deswegen fliesst in diesem Abschnitt nur die Vielfalt der Essens und der Gastronomieszene ein.

Auch eine simple Nudelsuppe kann lecker sein.
Auch eine simple Nudelsuppe kann lecker sein.

Platz 1, Japan: In keiner anderen Stadt fand ich je so viele stylishe Restaurants wie in Tokyo. Besonders gut gefallen mir die für Japan typischen Izakayas. Sie sind eine gelungene Mischung zwischen Restaurant und Bar mit Snacks für den kleinen Hunger. Wer nicht viel ausgeben will, findet im ganzen Land zudem überraschend günstige Nudeln-Shops oder Kaiten-Sushi. Lesetipp: Fischmarkt in Tokyo

Platz 2, Korea: Ein Restaurant-Besuch in Korea artet oft in eine regelrechte Fressorgie aus. Der Grund: Mit dem Hauptgericht kommen zahlreiche kostenlose Nebenspeisen. Du hast also nicht nur eine Vielfalt in der Speisekarte, sondern am Ende auch tatsächlich auf dem Tisch. Einen kleinen Minuspunkt gibt es dafür, dass viele Gerichte sehr scharf sind und daher nicht jedem munden.

Platz 3, Taiwan: Gastro-Kritiker loben die Restaurantszene in Taipei und anderen Städten regelmässig in den höchsten Tönen. Mich haben die Nachtmärkte begeistert. Dass Taiwan an letzter Stelle liegt, hängt damit zusammen, dass es vergleichsweise schwer ist, gutes Essen im mittleren Preissegment zu finden.

Disziplin 6: Offenheit

Der Kontakt mit den Einheimischen gehört für mich beim Reisen zum Wichtigsten überhaupt. Siehe dazu auch meine Tipps, um Einheimische kennenzulernen. In allen drei Reisedestinationen fällst du als Besucher auf und wirst generell positiv aufgenommen.

Auch mit Verkäuferinen wie hier in Jeonju, Korea, kommt man leicht ins Gespräch.
Auch mit Verkäuferinnen wie hier in Jeonju, Korea, kommt man leicht ins Gespräch.

Platz 1, Taiwan: Verhältnismässig wenige westliche Touristen verirren sich nach Taiwan. Wer es dennoch tut, wird auf herzliche Weise empfangen. Mit den Einheimischen in Kontakt zu kommen, empfand ich generell als sehr leicht. Dass die Englischkenntnisse in Taiwan verhältnismässig hoch sind, hilft dabei zusätzlich.

Platz 2, Korea: Die meisten Koreaner interessieren sich für Besucher aus dem Ausland und sind sehr hilfsbereit. In meiner ersten Nacht in Seoul bekam ich von einem Fremden eine Eintrittskarte für ein Konzert geschenkt. Leider sind die Fremdsprachkenntnisse im Land eher schlecht, sonst wäre Korea ein Anwärter für den ersten Platz gewesen.

Platz 3, Japan: Es gibt wohl kein Land mit höflicheren Menschen als Japan. Die Leute sind sehr aufmerksam gegenüber Gästen und helfen gern. Das ist sozial so vorgeschrieben. Das Problem: Ausser bei wirklich guten Freunden weisst du nie so recht, wo du dran bist. Einen weiteren Abzug gibt es für die vielen Lebensbereiche, die nur für Japaner zugänglich sind.

Disziplin 7: Reisekosten

Nordostasien ist eine eher teure Ecke für deine Reise. Hier vergleiche ich die realen Kosten, die du bei einer Reise in die drei Länder zu erwarten hast.

In Taiwan sind viele Sehenswürdigkeiten kostenlos wie der Lotusteich bei Kaohsiung.
In Taiwan sind viele Sehenswürdigkeiten kostenlos wie der Lotusteich bei Kaohsiung.

Platz 1, Taiwan: Taiwan ist kein Billigreiseland. Für eine Übernachtung in einem günstigen Doppelzimmer solltest du mit 40 Euro rechnen. Dafür kannst du aber unschlagbar günstig (und gut) auf den Nachtmärkten essen und wirst nicht mit überrissen hohen Eintrittspreisen konfrontiert. Da die Distanzen auf der Insel überschaubar sind, halten sich auch die Transportkosten im Rahmen. Minimalbudget: 35 Euro pro Tag.

Platz 2, Korea: Auch in Korea sind es vor allem die teuren Übernachtungen, die aufs Budget schlagen. Anders als in Taiwan wirst du dich in Korea nicht ausschliesslich von Streetfood ernähren können, sondern wirst auch gelegentlich zu deutlich höheren Preisen in Restaurants essen müssen. Beim Transport sind vor allem die Hochgeschwindigkeitszüge teuer. Minimalbudget 45 Euro pro Tag.

Platz 3, Japan: Japan nimmt bei den Reisekosten die Spitzenposition ein. Selbst ein Bett im Massenschlafsaal bekommst du kaum unter 30 Euro. Das Fertigessen in den Convenient-Stores ist häufig doppelt so teuer wie in Korea und die langen Distanzen erfordern sogar den einen oder anderen Inlandsflug. Minimalbudget: 60 Euro pro Tag. Lesetipp: Spartipps für Japan

Disziplin 8: Reisekomfort

Nordostasien ist nicht besonders schwer zu bereisen und der Standard ist generell hoch. Trotzdem gibt es bei selbstorganisierten Reisen eine Reihe von Herausforderungen, die ich in dieser Kategorie berücksichtige.

Trotz vergleichsweise wenigen (westlichen) Touristen ist Korea gut auf Besucher vorbereitet.
Trotz vergleichsweise wenigen (westlichen) Touristen ist Korea gut auf Besucher vorbereitet.

Platz 1, Korea: Die touristische Infrastruktur ist in Korea durchgehend sehr gut. Der Verkehr funktioniert hervorragend – auch wenn die Züge abseits der Hauptverkehrsachsen selten fahren. Positiv ist, dass es in allen grösseren Städten gute und preiswerte Hostels gibt. Aufgefallen ist mir zudem, dass es im ganzen Land offene Internet-Hotspots gibt. Lesetipp: Praktischen Wissen vor der ersten Korea-Reise

Platz 2, Japan: Japan verfügt über eine mindestens so gut ausgebaute touristische Infrastruktur. Weil die U-Bahnen aber oft unangenehm überfüllt sind und abseits der Hauptrouten Vieles ausschliesslich auf Japanisch ausgeschildert ist, gibt es hier einen Abzug. Ein weiterer Minuspunkt: Wer aus Budgetgründen auf Hostels angewiesen ist, wird wegen deren starken Belegung zu einer genauen Reiseplanung gezwungen. Das schränkt die Spontanität stark ein. Lesetipp: Japanreise im Camper.

Platz 3, Taiwan: Wenn du einfach mit dem Zug um die Insel fahren willst, ist alles perfekt. Doch sobald du etwas abgelegenere Ziele ansteuerst, kommst du schnell an deine Grenzen. Das ist besonders deswegen betrüblich, weil Taiwan vor allem abseits der Städte schön ist. Offene Hotspots sind in Taiwan praktisch inexistent.

Auswertung

Die Auswertung erfolgte nach folgendem Muster: Das erstplatzierte Land erhielt jeweils zwei Punkte, das zweitplatzierte einen und der Verlierer keinen. Am Ende zählte ich die Punkte zusammen. Daraus ergab sich folgendes Resultat:

Japan: 9 Punkte
Taiwan: 8 Punkte
Korea: 7 Punkte

Bei der Auswertung ist zu berücksichtigen, dass die Landfläche Japans mehr als zehn Mal grösser ist als die von Taiwan. Während es möglich ist, in Taiwan das Wichtigste in zwei Wochen abzuklappern, brauchst du für Japan sehr viel mehr Zeit.

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10 Kommentare

  1. Sehr schöner Vergleich, obwohl ich in Japan lebe, war ich noch nie in Taiwan oder Korea. Vielleicht sollte ich das mal nachholen.

    Beim Reisekomfort würde ich in Japan als Frau noch saubere und kostenlose Toiletten an jedem Bahnhof verfügbar hinzufügen. Das ist leider in Asien nicht mehr eine Selbstverständlichkeit.

    Viele Grüße aus Tokio,
    Tessa

    1. Von Japan ist es nur ein Katzensprung nach Korea oder Taiwan. Das solltest du echt mal machen.

      Das mit den sauberen Toiletten ist eigentlich auch in Korea und Taiwan so. Wobei sie in Japan teilweise noch ein paar mehr Funktionen und Lämpchen haben… :)

    1. Nein, das denke ich nicht. Japan hat ja nur recht knapp gewonnen und vieles, was dir in Japan gefallen hat, wirst du wohl auch in Korea und Taiwan finden. Taiwan eignet sich übrigens auch gut für Roadtrips im Camper. Wenn ich nochmals gehe, würde ich das gerne probieren.

  2. Sehr gute Auswertung! War bereits in allen drei Ländern und hätte die Punkte (fast) genauso vergeben! Find ich spannend, dass wir die gleiche Auffassung haben! :D

  3. Vielen Dank für den Artikel. :)

    In Japan gibt es wirklich die freundlichsten und höflichsten Menschen die mir je begegnet sind. Südkorea und Taiwan interessieren mich auch. Leider verteuern sich der Yen und der Südkoreanische Won in letzter Zeit sehr stark. Mal sehen wie sich das noch entwickelt.

  4. Hi Oli,

    Du hast doch lange Zeit in Japan und China gelebt. Ich finde es zb schwierig offene und tiefgründige Gespräche mit Japanern zu führen. Ich habe eine gute Bekannte die ich seit 4 Jahren kenne und schon 3x habe ich in ihrer Ferienwohnung übernachtet. Von ihr private weiss ich aber so gut wie nichts. Auf Fragen über ihre Arbeit oder Familie antwortet sie sehr abgehackt oder gar nicht.

    Wie sind denn deine Erfahrungen im Vergleich China bzw Japan?

    1. Hi Pasquale,

      so allgemein lässt sich das natürlich schwer beantworten, weil jeder Mensch anders ist. Generell gibt es in Japan aber das Konzept von Honne und Tadamae. Wörtlich heisst das soviel wie das wahre Gesicht („hon“ wie in „honto“) und die Maske davor („mae“ wie in „vor“). Je näher und privater man sich ist, desto mehr kann man das wahre Gesicht zeigen. Bei deinem Beispiel vermute ich, dass deine Bekannte dich als „Geschäftsbeziehung“ behandelt und deswegen die nötige Distanz halten möchte.

      Wenn Dich das Thema interessiert, kann ich dir das folgende kleine Büchlein empfehlen, das diese Konzept recht gut erklärt: Takeo Doi: Amae. Freiheit in Geborgenheit. Zur Struktur japanischer Psyche. 2002. Bei Amazon gibt es leider nur noch etwas teure antiquarische Ausgaben, aber vielleicht findest du es in einer Bibliothek in deiner Umgebung. Ich fand das Buch sehr hilfreich.

      Ich fand den Umgang mit den Leuten in China einfacher als in Japan, wo doch an allen Ecken Fettnäpfchen lauern. In China sind sich die Leute gewohnt, dass sich nicht alle ganz so benehmen, wie es der Kodex eigentlich vorschreiben würde.

  5. Ich kenne die drei Länder von Urlaubsreisen. Die Bewertung der Kriterien kann ich, mit einigen Ausnahmen insbesondere zu Taiwan, gut nachvollziehen.

    Die Beschreibung der Menschen in Taiwan finde ich absolut treffend. Ich bin immer noch ganz begeistert von ihrer Art. Man sollte vielleicht ergänzen, dass diese „Offenheit“ natürlich asiatisch geprägt ist. Nicht, dass das jemand mit „amerikanischer Offenheit“ oder gar mit „rheinischer Offenheit“ verwechselt.

    Die Beschreibung der „Sehenswürdigkeiten“ Taiwans, insbesondere Taipeis, wird der Sache meines Erachtens nach nicht gerecht. In der Lonely Planet Ausgabe von Taipei, die ich habe, wird die Stadt als das „Yin and Yang of cities“ beschrieben, in der moderne Malls neben Handelstürmen und mystischen Tempeln stehen. Das kann ich nur bestätigen. Wie ich gesehen habe, gibt es etwas außerhalb des Zentrums auch ärmliche Häuser. Auch hat die Stadt ihre industriellen Seiten. Aber das alles ist bei weitem aber nicht so schlimm sind, dass man Taipei als hässlichste Stadt Asiens bezeichnen müsste. „Mein“ Lonely Planet Guide (e-Book von Apple Books) schreibt vielmehr: „Welcome to Asia’s most progressive capital!“
    Ein Tipp von mir: am Rand des Zentrums von Taipei gibt es eine tolle Einrichtung, bei dem man in eine alte Fabrik nette kleine Geschäfte und Theater und Veranstaltungsräume eröffnet hat: der „Huashan 1914 Creative Park“.

    Ein wenig zu viel versprochen hatte ich mir von Korea, insbesondere von Seoul. Dass Gangnam hipp ist, kann ich nicht bestätigen (wer schon in Tokio war, wird hier enttäuscht sein). Es fehlt auch ein Hinweis, dass Google Maps in Korea nicht uneingeschränkt funktioniert. Die Shoppingmalls sahen für mich aus wie überdimensionierte Ausgaben von Galeria Kaufhof, allerdings mit Luxuswaren. Das war schon architektonisch nicht schön. Da haben die Shopping Malls in Bangkok eine ganz andere Dimension. Aber das wäre dann wohl ein neuer blog.

    1. Hi Bernd,

      vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar. Den Huashan 1914 Creative Park kenne ich. Das ist tatsächlich eine nette Ecke (und es gibt noch ein paar mehr Ecken in Taipei, die mir gefallen), aber das ändert meiner Meinung nach nichts daran, dass Taipei insgesamt eine eher hässliche Stadt ist. Wobei Taipei sogar noch ansehnlicher ist, als viele andere taiwanesische Städte. Und das erwähnte Ying und Yan ist sicherlich nicht falsch, aber das gibt es genauso (oder sogar noch stärker) in Korea und Japan.

      Beim „most progresssive Capital“ bin ich allerdings wieder bei dir. Taiwan ist meines Wissens das erste Land in Asien, das die Ehe für alle kennt. Das finde ich super und auch irgendwie bezeichnend für das, was Taiwan so besuchenswert macht. Aber da reden wir wieder von den Menschen, was halt eben nichts mit dem visuellen Eindruck zu tun hat.

      Und ja: Für Shopping gibts wohl nichts Besseres als Bangkok… :)

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