Weltreise mit Kleinkind: „Mit Kindern reist man langsamer“

Reisen mit Kindern: Die Journalistin Alexandra Frank war ein halbes Jahr mit der Familie unterwegs und schrieb darüber ein Buch.
Reisen mit Kindern: Die Journalistin Alexandra Frank war ein halbes Jahr mit der Familie unterwegs und schrieb darüber ein Buch.

Alexandra Frank (38) nutzte die Elternzeit, um mit der Familie ein halbes Jahr lang um die Welt zu tingeln. Nun erschien von der Hamburger Journalistin ein Buch zur Reise. Im jüngsten Interview des Monats erzählt sie, wieso es dank Kindern leichter ist, mit Einheimischen Kontakt zu knüpfen, und welche Vorzüge das Reisen mit einem Säugling hat.

Weltreiseforum: Alexandra, du warst schon viel unterwegs bevor der Nachwuchs kam. Was hat sich konkret verändert, seit ihr mit Kindern reist?

Alexandra Frank: Wir reisen langsamer. Früher haben mein Mann und ich oft den Standort gewechselt und viele Ausflüge unternommen. Doch von der Vorstellung, dass man mit Kindern ein ganzes Land in kurzer Zeit sehen kann, mussten wir uns schnell verabschieden. So haben wir dann auch während unserer sechsmonatigen Reise lediglich drei Regionen besucht: Südamerika, Neuseeland und Australien. Zudem waren wir auf dem Rückweg noch eine Woche in Singapur, um den weiten Flug zu unterbrechen. Ohne Kinder hätten wir die Möglichkeiten des Round-the-world-Tickets sicherlich stärker genutzt. Ein weiterer Unterschied ist, dass man mit Kindern viel leichter in Kontakt zu anderen Menschen kommt. Wir wurden permanent angesprochen und wiederholt zu Leuten nach Hause oder in die Küche eingeladen. Kinder öffnen Türen. Ganz wörtlich.

Verwandte und Bekannte warnen gerne vor solchen Unternehmungen. Welches sind die Gefahren, die reisende Eltern deiner Meinung nach beachten müssen?

Persönlich halte ich eine Reise, wie wir sie gemacht haben, nicht für gefährlich. Im Gegenteil: Im Hamburger Verkehr passiert leichter etwas als bei einem Spaziergang durch die argentinische Pampa. Die grösste Herausforderung stellen wohl Krankheiten dar. Deswegen kamen für uns keine Länder in Frage, wo es Malaria gibt. Das Problem: Bei einem Säugling kann man keinen Mückenschutz auftragen, da das Baby immer wieder die Hände in den Mund nimmt und so die ungesunden Substanzen einnehmen würde. Ebenfalls haben wir uns entschlossen, keine Länder zu besuchen, die sehr hoch liegen wie zum Beispiel Bolivien. Das hängt damit zusammen, dass mein Mann und ich mit grossen Höhen Schwierigkeiten haben und nicht so recht wussten, wie die Kinder reagieren würden. Beim Rest sollte man sich vom gesunden Menschenverstand leiten lassen: Länder, in die man alleine nicht reisen würde, sind natürlich auch mit Kindern Tabu.

Im Buch beschreibst du allerdings auch eine Anekdote, bei der die Kinder zu mehr Sicherheit geführt haben.

Ja, das war am Anfang der Reise in Buenos Aires. Wir wollten uns von einer neuen Bekanntschaft verabschieden und stellen fest, dass diese in einem Stadtviertel lebt, der laut unserem Reiseführer für Touristen nicht sicher ist. In Begleitung von Einheimischen wagten wir uns trotzdem hin. Als wir die Leute vor Ort darauf ansprachen, meinten sie bloss: „Ja, alleine wäre euch womöglich wirklich etwas passiert, aber doch nicht mit Kindern!“ Scheinbar hätte ein Überfall auf eine Familie mit Kindern der Ganoven-Ehre widersprochen.

Must-See in Neuseeland: Das Filmset "Hobbingen" aus der Trilogie Herr der Ringe.
Must-See in Neuseeland: Das Filmset „Hobbingen“ aus der Trilogie Herr der Ringe.

Aus deiner Erfahrung: Welches Land eignet sich am besten fürs Reisen mit kleinen Kindern?

Es fällt mir schwer, ein einziges Land raus zu picken. Wir hatten in Argentinien sehr positive Erlebnisse, aber das kann auch an anderen Faktoren liegen wie zum Beispiel daran, dass ich recht gut Spanisch spreche. Grundsätzlich haben wir uns überall sehr willkommen gefühlt und waren bisweilen erstaunt, wie kinderfreundlich manche Länder sind. Es kam vor, dass in einem Restaurant andere Gäste einen Fensterplatz räumten, damit wir uns als Familie dort setzen konnten. Auch erlebten wir, dass im Bus oder der U-Bahn andere Passagiere aufstanden, damit wir uns setzen konnten.

Ihr seid mit einem Säugling und einem vierjährigen Kind verreist. Ist das ein gutes Alter für eine Weltreise?

Als wir losfuhren, war die Kleine ein halbes Jahr alt. Das hat sich als ideal erwiesen, da das Baby bereits alle wichtigen Impfungen hatte, ich es aber weiterhin stillen konnte. So hatten wir keinerlei Probleme mit irgendwelchen Infektionen über die Nahrungsmittel. Die Grössere war mit vier Jahren schon einigermassen vernünftig. Am Anstrengendsten ist ohnehin das Alter zwischen eins und zweieinhalb. Dann sind die Kinder mobil, nehmen alles in den Mund, sind aber noch nicht in der Lage, Gefahren einzuschätzen.

Wenn mehrere Menschen zusammen reisen, prallen immer wieder unterschiedliche Bedürfnisse aufeinander. Darüber schrieb ich vor einiger Zeit hier. Wie habt ihr das gelöst?

Ich finde grundsätzlich, dass die Konflikte im Alltag grösser sind als auf Reisen. Unterwegs fällt ja der ganze Alltagsstress weg und wir haben sehr viel weniger Verpflichtungen einzuhalten. Dazu muss ich vielleicht ergänzen, dass sowohl mein Mann wie auch ich berufstätig sind. Natürlich hockt man bei so einer Reise sehr dicht aufeinander, aber dem wirkten wir entgegen, indem wir uns – genauso wie zu Hause – die nötigen Freiräume eingeräumt haben. Uns war es deswegen von Anfang an wichtig, dass wir auch hin und wieder Dinge alleine unternehmen können. Während ich beispielsweise beim Friseur sass, ging mein Mann mit den Kindern auf den Spielplatz. Aber das ist kaum anders als zu hause.

Familienausflug zur weltbekannten Oper von Sydney.
Familienausflug zur weltbekannten Oper von Sydney.

Und wie war das mit nörgelnden Kindern, die sich nicht ständig langweilige Sehenswürdigkeiten ansehen wollen?

Damit hatten wir so gut wie nie Probleme. Die Kleine genoss es, mit der Familie zusammen zu sein, egal, wo wir gerade waren. Bei der Grösseren mussten wir teilweise in die Trickkiste greifen. In Museen gaben wir ihr zum Beispiel die Aufgabe, bestimmte Tiere auf den Bildern zu finden oder bei Gemälde von Adeligen erzählten ihre eine Geschichte von einer Prinzessin und überlegten uns anschliessend gemeinsam, welche Juwelen die Prinzessin wohl am liebsten getragen hat. Wenn wir das Kind integrieren konnten, klappte alles sehr gut. Aber natürlich ist auch das Mass der Dinge wichtig: Unsere Tochter liess sich leicht für einen Museumsbesuch begeistern, aber selbstverständlich hätten wir nicht an einem Tag vier Museen abklappern können.

Nun seid ihr seit über einem Jahr zurück. Was ist von der Reise geblieben?

Für uns Erwachsene jede Menge wunderbare Erinnerungen. Bei den Kindern habe ich das Gefühl, dass sie durch die Erfahrung offener geworden sind. Die Grosse wünschte sich beispielsweise letztes Jahr zu Weihnachten einen Globus und möchte viel über alle möglichen Länder und Regionen erfahren. Sie hatte unterwegs ein Reisetagebuch. Darin sind viele Zeichnungen von ihr, aber auch – wie bei einem Poesie-Album – Seiten, welche unsere Reisebekanntschaften gestaltet haben. Dieses Buch schaut sie sich noch heute oft an.

Auch bei dir ist aus der Reise ein Buch entstanden, das vor wenigen Tagen auf den Markt kam. War das Buch von Anfang als Abschluss des Projekts geplant?

Nein, überhaupt nicht. Mir ist wichtig, dass ich andere Familien inspirieren und ihnen helfen kann, sich trotz Kindern den Traum einer grösseren Reise zu verwirklichen. Deswegen hatte ich schon vor unserem Trip einen privaten Blog angelegt, auf dem wir Freunden und Bekannten von unseren Abenteuern erzählten. Da ich als freie Journalisten auch meine Arbeitgeber informieren wollte, wo wir gerade stecken, schickte ich den Link auch den Kollegen vom Spiegel. Diese schlugen kurzerhand vor, dass ich dort ebenfalls einen Blog führe. Daraus ist schliesslich das Buch entstanden.

Lesetipp: Vier um die Welt von Alexandra Frank

Der Hamburger Journalistin und Mutter Alexandra Frank ist dem einen oder anderen wegen des Reiseblogs 4 um die Welt auf Spiegel Online bekannt. Treue WRF-Leser erinnern sich zudem an meine Umfrage unter den Familienbloggern.

Vor wenigen Tagen erschien das Buch zur Weltreise, das gekonnt vom Abenteuer erzählt, mit Kindern rund um den Globus zu reisen. Wer ebenfalls die Elternzeit für eine grössere Reise nutzen oder mit den Kindern nach Südamerika, Australien oder Neuseeland will, wird in diesem rund 250 Seiten starken Band jede Menge Inspiration und hilfreiche Tipps finden. Buch über Amazon bestellen.

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8 Kommentare

  1. Liebe Alexandra

    Ich bin jetzt grad auf einer interessanten Reise in den Anden – wenigstens gedanklich. Nämlich lese ich Ihr Buch von der Babyurlaubsreise. Schön geschrieben, lebhaft, bunt und gefühlsvoll.
    Aber etwas irritiert mich enorm, auf jeder Seite:
    …mein Mann, das Baby, unsere Tochter, das Kind, sein Vater…

    WESHALB präsentieren Sie diese drei Ihnen liebsten Menschen NAMENLOS ???

    Ob er nun Uwe, Jimmy, Alfred, Max, Boris oder Jens heisst, Ihr Mann; und ob sie Mia, Ilse, Tanja, Annette oder Rebecca getauft wurden – und nun Muckelchen, Hasi, Knirps, Sonnenschein oder sonstwie gerufen werden, Eure beiden Mädels – völlig egal wie, Hauptsache, dass !!! (Sie dürften im Buch auch irgendwelche „Künstler- oder Decknamen“ bekommen).

    Auf jeden Fall wäre es für den Leser sehr viel angenehmer, wenn die Protagonisten in der Erzählung nicht wie unbeteiligte Gegenstände erwähnt würden, sondern als Personen mit Namen zu lebendigen Persönlichkeiten gemacht sind.
    Sie stellen ja dem Leser auch einige Bekanntschaften auf der Reise namentlich vor: Francisca, Rubèn, Mora; Doña Rosa und Ysabel … Man freut sich, diesen Leuten zu begegnen. – Und schliesslich hat gar das liebste Kuscheltier seinen Namen: Teddy!!!!

    Der Leser reist mit Euch Vieren, lernt Euch kennen, kann ein wenig mitfühlen; insbesondere auch durch die vielen fröhlichen Illustrationen. Danke, richtig schön !
    Und grade deshalb ist es mir absolut unverständlich, dass Sie über Ihren Mann und die Töchter berichten, als wären sie gar nicht anwesend. Unpersönlich, sächlich werden sie erwähnt, wie die Gepäckstücke: Unser Rucksack, meine FlipFlops. – Für mein Empfinden ist dies äusserst unhöflich, es klingt überheblich, und fuchtbar besitzergreifend.

    Sollten Sie weitere Bücher schreiben, empfehle ich Ihnen, darüber nachzudenken, ob sie dann die „mitspielenden“ Menschen als Individualisten und Teilnehmer namentlich benennen werden – und sie nicht nur als „mein Mann“, „das Kind“ durch die Vorkommnisse mitzuschleppen. ?

    In diesem Sinne lasse ich auch gerne Ihre Lektoren (Spiegel/Goldmann) grüssen – die hätten Sie unbedingt darauf aufmerksam machen müssen !

    Trotzdem, liebe Alexandra, die Erzählung ist ansprechend und liebevoll. Vielen Dank und weiterhin: Gute Reisen!
    Herzliche Grüsse, Regula Schaetzle

    Zürichstrasse 242 . CH-8122 BINZ
    mail: regula.schaetzle@ggaweb.ch

    1. Hallo Regula,

      vielen Dank für den Kommentar. Ich muss gestehen, dass es mich beim Lesen zunächst auch etwas irritiert hat, dass Vater und Kinder keinen Namen erhalten haben. Mit dem Schutz von persönlichen Daten kann das ja kaum etwas zu tun haben, denn die Namen herauszufinden dürfte alles andere als schwer sein. Nach einer Weile begann ich mich daran zu gewöhnen und als ein stilistisches Element zu empfinden, das Buch auf seine Weise unverwechselbar macht. Ja, ich hätte es anders gemacht, aber nachdem ich mit dem Buch fast fertig war, störte es mich nicht mehr.

      Gruss,
      Oli

      1. Oli, herzlichen Dank für Deine Antwort – da bin ich also nicht die einzige, welche dieser Schreibstil befremdet… Allerdings wollte ich nicht DICH damit bequatschen sondern meinen Input an die Schreiberin Alexandra richten – Bist Du Vermittler ???
        Grüessli us Züri, d Regula

        1. Vermittler? Nein, das bin ich nicht. Ich bin lediglich der Betreiber dieses Blogs und die Person, welche die Fragen gestellt hat. Insofern bin ich natürlich auch daran interessiert, was die Leser dieses Blogs denken.

          Ich rechne damit, dass Alexandra früher oder später auf dieser Seite wieder vorbeischaut und dann deinen Kommentar sieht. Vielleicht wird sie dann auch eine Antwort geben. Aber das muss sie selber entscheiden.

          1. hi Oliver, dann warte ich mit Freuden auf Alexandras Rückmeldung – falls…
            Unsere Unterhaltung will ich hiermit mit einem DANKE an Dich beenden und grüsse Dich mit besten Wünschen zu weiterhin erlebnisreichen Reisen und -Berichten…
            herzlich aus Zürich, Regula

            PS ich mach jetzt mal hier unten ein Kreuzchen, da ich selber viel reise und gerne Reiseberichte lese. – Falls das Weltreisemagazin sich aber nur auf Family/Kleinkind Thematik ausgerichtet ist, brauche ich es nicht! danke

  2. Sehr spannende Geschichte! So eine Weltreise mit Kids vergisst man bestimmt nie! Wir lieben es auch mit unseren Kindern zu reisen, allerdings sind die jetzt schon etwas größer :-)!
    Ich finde es toll, wenn man sich das traut!
    Liebe Grüße,
    Sabine

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