Reiseboykotte: Wieso sie meistens keine gute Idee sind

Darf man Länder bereisen, in denen Menschenrechte mit Füssen getreten werden? Ist es vertretbar Regionen aufzusuchen, in denen Minderheiten unterdrückt werden? Ich sage: Ja, wir sollten das sogar tun. In diesem Beitrag erkläre ich, wieso ich das so sehe.

Auf meinen Reisen habe ich immer wieder Leute getroffen, die mir voller Inbrunst erzählten, dass sie aus irgendeinem Grund ein Land boykottierten. Würde ich allen Boykottaufrufen folgen, die ich in den Jahren gehört habe, wüsste ich heute nicht mehr, wo ich hingehen sollte. Und auch zuhause bleiben wäre keine Option: Ein Israeli erzählte mir nämlich einmal, dass er die Schweiz wegen ihrer Rolle im Zweiten Weltkrieg meide.

Ich kann jeden verstehen, der ein Zeichen setzen will. Und ich kann auch nachvollziehen, dass sich ein Reiseboykott wie die ethisch richtige Entscheidung anfühlt. Schliesslich wollen wir mit unserem Geld nichts Falsches unterstützen und damit zu Mittätern werden. Doch bevor du dich aus ethischen oder ideologischen Gründen gegen ein Reiseziel entscheidest oder gar Reiseboykotte forderst, solltest du kurz einen Schritt zurücktreten und dir überlegen, ob du damit wirklich das bewirkt, was du willst.

Damit wir uns nicht falsch verstehen: Ich will dich nicht überreden, in den nächsten Flieger nach Nordkorea zu steigen. Und ich will dir auch kein Reiseziel aufs Auge drücken, das dir auf irgendeinem Grund nicht behagt. Aber ich möchte erreichen, dass du deine Entscheidung nicht auf der Basis eines dumpfen Bauchgefühls fällst, sondern die unterschiedlichen Punkte wirklich abwägst.

Reiseboykotte treffen die Falschen

Ja, es mag berechtigte Einwände gegen Bräuche, Gesetze oder Regierungen geben. Die Unterdrückung von Frauen in radikalislamischen Ländern halte ich für grundfalsch, genauso nordkoreanische Arbeitslager, die chinesische Zensur, die Verfolgung von Homosexuellen in Russland und die amerikanischen Gefängnisse auf Guantanamo.

Doch mit einem Reiseboykott treffen wir weder den Leiter der Zensurbehörde noch die verantworlichen Regierungschefs. Wir treffen in erster Linie die einfachen Menschen. Zum Beispiel die Leute, die in ihren kleinen Läden den Touristen Wasser verkaufen oder die in einem Restaurant eine Anstellung als Kellner gefunden haben.

Viele von ihnen haben sich nie für die Regierung ausgesprochen oder ein bestimmtes Gesetz unterstützt, das du zu Recht kritisierst. Wer einmal im Iran war, der weiss, wie viele Leute es gibt, die sich insgeheim ein Ende der Theokratie wünschen. (Spezifisch zum Iran gibt’s übrigens auf aworldkaleidoscope.com einen lesenswerten Text) Das ist in anderen Ländern genauso.

Doch das ist noch nicht das Schlimmste: Boykotte treffen oft diejenigen überdimensional stark, die ohnehin ein Dasein am unteren Ende der Gesellschaft fristen wie vielleicht die verfolgten Homosexuellen oder die unterdrückten Frauen. Auch wenn sich jeder Einzelfall unterscheidet, ist es wahrscheinlich, dass du mit einem Boykott genau diejenigen bestrafst, die du eigentlich schützen wolltest.

Diese Dorfschule in Kambodscha wird massgeblich durch den Verdienst aus dem Tourismus finanziert.
Diese Dorfschule in Kambodscha wird massgeblich durch den Verdienst aus dem Tourismus finanziert.

Reiseboykotte bewirken nichts

Doch selbst, wenn du die Bestrafung von Unschuldigen als einen „notwendigen Kollateralschaden“ hinnimmst, um „das Richtige“ zu erreichen, solltest du dich fragen, was denn ein Reiseboykott im besten Falle bewirken kann.

Seien wir ehrlich. In denjenigen Ländern, die bei Boykottaufrufen am häufigsten genannt werden, spielt der Tourismus keine nennenswerte Rolle. Der Anteil der Tourismus-Einnahmen am Bruttoinlandprodukt ist im Iran, China oder Nordkorea so verschwindend klein, dass selbst ihr vollständiger Wegfall keinen dieser Staaten in die Knie zwingen würde. Er würde womöglich noch nicht einmal auffallen.

Du kannst dir aber alles auch von der anderen Seite denken:Wäre Nordkorea der Aufbau des Tourismus auch nur im Ansatz wichtig, dann hätte Kim Jong Un wohl längst einen ganz anderen Kurs eingeschlagen. Ob die rund 200 Schweizer pro Jahr das Land weithin besuchen oder nicht, dürfte ihm schlicht egal sein.

Reiseboykotte verhindern den Dialog

Länder, in denen ganz offensichtlich etwas schief läuft, versuchen sich in der Regel von der Aussenwelt abzuschotten. China beispielsweise versucht den Besuch des Landes seit Jahren unattraktiver zu machen, indem es die Visaregeln verschärft und die Gebühren erhöht. Auch der Iran, der Sudan und eine Reihe weiterer Kandidaten versuchen, Reisegästen Steine in den Weg zu legen.

Diese Politik ist kein Zufall: Mühsame Verfahren zur Visabeschaffung führen dazu, dass Touristen vermehrt Gruppenreisen buchen, die natürlich einen viel niedrigeren Grad an Interaktion mit der lokalen Bevölkerung mit sich bringen als beispielsweise der Trip eines Couchsurfers.

Gerade in Ländern, die sich stark abschotten, sind Touristen eine gute Möglichkeit, um mit der Aussenwelt in Kontakt zu bleiben. Viele meiner Bekannten in China wissen nur dank ihrer ausländischen Freunde, wie sie zum Beispiel die Internetzensur umgehen und internationale Nachrichten lesen können.

Egal, wie arm das Volk ist, für Prunkbauten wie hier in Baku reicht das Geld immer.
Egal, wie arm das Volk ist: für Prunkbauten wie hier in Baku reicht das Geld immer.

Reiseboykotte fordern den Trotz

Ich bin in einer Familie aufgewachsen, die Patriotismus und Nationalismus sehr kritisch betrachtet. Ich habe deswegen auch keinen besonders ausgeprägten Nationalstolz. Wenn aber jemand die Schweiz auf ungerechte Weise kritisiert, fühle ich mich bisweilen trotzdem persönlich angegriffen. Wie viel stärker muss dieses Gefühl bei einem echten Patrioten sein?

Dieses Phänomen gibt es auch auf einer höheren Ebene. Es ist kein Geheimnis, dass externe Feindbilder wirksam von innenpolitischen Problemen ablenken können. Und wenn wir nun zu einem Boykott aufrufen oder gar Sanktionen erlassen, helfen wir mit, externe Feindbilder aufzubauen. Es besteht eine grosse Gefahr, dass Menschen aus Trotz ein System verteidigen, das ihnen eigentlich gar nicht wichtig wäre.

Vor allem aber erlauben uns Boykotte nicht, über unseren eigenen Standpunkt nachzudenken. Doch genau das ist für ein friedliches Zusammenleben immens wichtig, zumal wir nie ausschliessen können, dass wir nicht selber falsch liegen und einfach versuchen, anderen Menschen unsere kulturellen Wertvorstellungen aufzuzwingen.

Fazit

Es gibt nur wenige Länder, bei denen ich der Ansicht bin, dass die negativen Folgen eines Besuchs die positiven Effekte übertönen würde und die ich aus ethischen Überlegungen auch selber nicht besuchen würde.

Das ist hauptsächlich dann der Fall, wenn ich davon ausgehen muss, dass ein überproportional grosser Teil meines Gelds an ein Unrechtsregime oder eine Besatzungsmacht geht, oder wenn es verschiedenen Gründen nicht möglich ist, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen.

In allen anderen Fällen bin ich überzeugt: Wenn du bewusst reist, dich mit den Bedingungen deines Reiseziels auseinandersetzt und punktuell entscheidest, was Du unterstützen willst und was nicht, dann werden die postiven Effekte deiner Reise überwiegen. Und du wirst bestimmt mehr Veränderungen bewirken als mit simplen Boykottaufrufen.

Zum ersten Mal auf dieser Seite? Dann schau hier, worum es  bei mir geht. Folgst du dem Weltreiseforum schon länger und willst künftig keine Texte mehr verpassen? Dann melde dich am besten gleich für den monatlichen Newsletter an.

Werbeanzeige

Hier weiter lesen

22 Kommentare

  1. Danke, für diesen großartigen und reflektierten Artikel! Ich weiß ja, aus welchem Anlass er geschrieben wurde. Ja, genauso denke ich auch. Kommunikation ist so wichtig für Freundschaft und Frieden.
    Allerdings muss ich Dir in einem Punkt widersprechen: China und die Visa. Die meisten Länder haben ihre Einreisebestimmungen in den letzten Jahren verschärft. Da hängt mit der Angst vor Terrorismus zusammen. Ich arbeite bei einem China-Reiseveranstalter und sehe, dass das Interesse an China-Reisen gestiegen ist. Hohe Visagebühren sind da kein Hinderungsgrund. Die einzelnen Provinzen werben sehr um deutsche und europäische Touristen. Es gibt zahlreiche Roadshows und Einladungen zu Info-Reisen für Reiseverkehrsleute und neuerdings auch für Blogger. Gruppenreisende sind, was vor allem den Umsatz betrifft, sicherlich attraktiver als der billigreisende Backpacker.
    Vor 3 Tagen gab es in Hamburg die Lange nach der Konsulate. Auch das chinesische Generalkonsulat war dabei. Es war ein wirklich entspanntes, fröhliches Fest, auf dem man auch dem Herrn Generalkonsul die Hand schütteln konnte.
    Übrigens boomen auch Öko-Reisen, Aktiv-Reisen, bei denen man in kleinen Gruppen durch China Reist und viele Möglichkeiten hat, mit den Einheimischen ins Gespräch zu kommen.
    Ja, du hast mit China einen Nerv getroffen bei mir! Wer wirklich nach China will lässt sich von den Visagebühren nicht abhalten, denn China ist insgesamt kein billiges Reiseland.
    Beste Grüße
    Ulrike
    Schau doch mal in die Facebook-Gruppe „China Reisen“

    1. Hallo Ulrike,

      du wirst lachen, aber ich hatte diesen Artikel schon länger angefangen. Der unsägliche Text unserer Blogger-Kollegin hat nur dazu geführt, dass er etwas weiter oben auf die Liste rutschte.

      Das mit China habe ich im Text etwas verkürzt widergegeben. Aber ich habe schon den Eindruck, dass sich China unter Xi wieder zunehmend verschliesst. Wieso?

      1. Die Visa-Situation: Die Visagebühren sind ja nur das eine, aber es wurden ja auch Expressvisa abgeschafft (zumindest für Schengenstaaten) und der Zwang zur Hotelbuchung eingeführt, während gleichzeitig in einigen Wirtschaftszentren visafreie Einreisen von 72 bzw. neu auch 144 Stunden möglich wurden. Ich interpretiere das so, dass man nicht will, dass Besucher in den Westen gehen, gleichzeitig will man aber die Wirtschaft nicht schädigen. Ich rechne mit weiteren Verschärfungen im nächsten Jahr.

      2. Hotelsituation: In der Zeit vor fünf bis zehn Jahren hatte ich jedes Jahr etwas weniger Probleme, abseits der Trampelpfade Hotels zu finden. Seit Xi das Zepter übernommen hat, ist es in vielen Orten wieder nicht mehr möglich, als Ausländer zu übernachten. Auch hier habe ich den Eindruck, dass es darum geht, gewisse Regionen von der Aussenwelt zu isolieren wie zum Beispiel Südwesthunan mit seinen ethnischen Minderheiten. Aber natürlich auch in Ningxia, Gansu, Xinjiang, Qinghai habe ich diese Tendenz beobachtet. In Tibet war das schon immer so.

      3. Internetzensur: In den letzten zwei bis drei Jahren hat die Zensur wieder massiv zugenommen. Da ich in einem chinesischen Nachrichtenverlag gearbeitet habe und noch immer gute Kontakte dorthin habe, bekomme ich da sehr viel mit. Aber auch beim Reisen merke ich, dass wieder mehr Seiten gesperrt sind und VPNs zunehmend schlecht funktionieren.

      Du siehst, mein Eindruck beschränkt sich nicht nur auf die Visa-Gebühren. Aber ich wollte im Artikel nicht 10 Zeilen zu China schreiben…

      Liebe Grüsse,
      Oliver

      1. Eins möchte ich zu den Visagebühren noch nachschieben: Diese Gebühren und Vorgehensweisen beruhen in der Regel auf Gegenseitigkeit. Wenn ein Chinese ein deutsches Visum beantragt, sind die Formalitäten noch schwieriger und die Gebühren noch höher als wenn wir ein chinesisches Visum beantragen.
        Hihi, und zu den Hotels: Da ich meine ersten Reisen nach China gemacht habe, als man noch gar nicht überall einfach so hin konnte, kenne ich noch schlimmere Schwierigkeiten, ein Hotel zu finden, das Ausländer auf nimmt. Ich bin 1993 sogar mal mitten in der Nacht beinahe auf Wunsch der örtlichen Polizei aus einer schlichten Pension entfernt worden. Konnte mich aber durchsetzen und bleiben. Deshalb denke ich immer, dass es heute doch sehr viel besser geworden ist, wo man schöne Hostels und Hotels bereits per Internet finden kann.
        Tja, und Internetzensur: da habe ich schon ein paar mal mit kritischen chinesischen Journalisten gesprochen. Es gibt Möglichkeiten.
        So hat jeder seine Erfahrungen gemacht.
        LG
        Ulrike

        1. Die Welt ist nicht schwarzweiss, das wissen wir beide. Natürlich ist die Situation in China heute besser als vor 30 oder noch mehr Jahren und natürlich gibt es auch heute positive Entwicklungen. Selbstverständlich gibt es trotz der Zensur auch heute noch Möglichkeiten für einen kritischen Journalismus. China ist nicht Nordkorea. Aber der kritische Journalismus ist heute schwerer und gefährlicher als noch vor fünf Jahren, der Einfluss der Regierung auf die Medieninhalte stärker. Vor fünf Jahren gab es in den Publikationen beispielsweise vorwiegend eine Nachzensur, heute wieder eine Vorzensur und sehr viel genauere Angaben, was konkret erlaubt ist. Frag da mal ganz konkret bei deinen Bekannten nach und lass dir die wöchentlichen Mails mit den Zensurvorgaben zeigen. Und ja: natürlich kann China mit dem Verweis auf Gegenseitigkeit einen Vorwand finden, um die strengeren Visavorgaben zu rechtfertigen, und ja: Europa ist in dieser Hinsicht überhaupt nicht besser (ich habe unseren Kontinent übrigens wiederholt wegen seiner Abschottungspolitik kritisiert). Das ändert aber nichts daran, dass die Visavorgaben in China strenger geworden ist und dass der Trend in China weiter in Richtung Abschottung geht.

  2. Sehr gut geschrieben und ich stimme Dir sehr zu.
    Klar habe auch ich Länder „auf meiner Liste“, die ich meide. Meist aber dann, wenn ich wirklich davon ausgehe, dass auch mir Gefahr drohen könnte, weil die Sicherheitslage nicht stabil ist. Bei anderen Gründen sehe ich es so, wie du. Hätten die Kubaner wohl schon Internet, wenn man es nicht erst mal den Touristen hätte erlauben müssen? Vielleicht sind Touristen auch dafür gut, um den Einheimischen in einem isolierten Land zu zeigen, was man woanders alles tut und darf – und dass das ganz selbstverständlich geht.

    LG, Ilona

    1. Hallo Ilona,
      Danke für den Kommentar. Ich finde, dass es ein Unterschied macht, ob ich aus irgendwelchen politischen Überlegungen ein Land boykottiere oder ob es einfach zu gefährlich ist, dort zu reisen. Viele Länder, die oft „auf der Liste“ sind, könnten allerdings im Prinzip sehr sicher bereist werden.
      Gruss,
      Oli

  3. Sehr guter Artikel, sehe ich genauso!

    Interessant fand ich, dass wir dies während unserem Trip auf den Philippinen genau andersherum erlebt haben.
    Während ich die Filipinos größtenteils als wahnsinnig liebes Volk kennengelernt habe, hatte meine chinesische Freundin während des Aufenthaltes immer wieder darauf aufmerksam gemacht, dass sich einige Leute dort ziemlich rassistisch ihr gegenüber verhalten haben. Da wir aber letztendlich meistens immer alle den selben guten Service bekommen haben, habe ich lange Zeit nichts davon bemerkt und einfach nicht weiter drüber nachgedacht. Weit gefehlt. Als wir in Manila dann in ein Fort gehen wollten und ich meinen chinesischen Studenten Ausweis vorgezeigt habe, wurde ich gefragt wie ich darauf käme das so ein „Chinesischer Krempel“ akzeptiert würde. Das war mal ne Message ….

    Schlimmer kam es später noch, wir hatten ein Problem mit einem Restaurant in El Nido, die Besitzer haben versucht uns zu betrügen. Auf unsere Tripadvisor Warnung wurde dann natürlich erst einmal behauptet das wir lügen und mehr oder weniger dass man uns nicht glauben könnte, 2 von uns wären Chinesen gewesen. Ist falsch, aber naja. Ich will mich da nicht weiter drüber aufregen, ist es einfach nicht wert.

    Ich habe in diesem Urlaub zwar ein größtenteils wahnsinnig nettes Volk kennengelernt, habe bis jetzt noch regelmäßig Kontakt mit einigen Filipinos, habe aber auch gelernt das diese Einstellung bei einigen sehr von deinem Reisepass abhängt. Ich gehe davon aus, dass das ganze mit dem Streit um das Südchinesische Meer zusammenhängt (wir waren vor allem in Palawan), grundsätzliche Probleme mit dem chinesischen Geld scheinen die Filipinos ja nicht zu haben. Ist einfach traurig, dass manche Menschen ihre Einstellungen gegenüber einigen Völkern von den jeweiligen Regierungen abhängig machen.

    1. Hallo Leon,

      vielen Dank für deinen Kommentar. Ich finde sehr interessant, was du über deine Erfahrungen schreibst. Unabhängig davon, wie unberechtigt die chinesischen Ansprüche im Südchinesischen Meer sind, ist es vor allem ein Machtspiel einer Regierung, die noch nicht einmal vom Volk gewählt wurde. Dass man die Menschen schnell mit der Regierung gleichsetzt, das kann ich zwar verstehen. Falsch ist es aber trotzdem.

      Gruss,
      Oli

  4. Toller Beitrag und dem Fazit kann ich persönlich nur zustimmen.

    Eins fiel mir auf:
    Ich hätte an Deiner Stelle einen freundlichen Link auf die aktuelle Gegendarstellung gesetzt. Ich finde das gehört dazu, auch und gerade dann, wenn Dir die Gegenposition nicht gefällt.

    1. Vielen Dank, Florian. Dieser Artikel entstand – ob du das nun glaubst oder nicht – unabhängig von der „aktuellen Gegendarstellung“. Ich hab ihn lediglich etwas schneller fertig geschrieben. Trotzdem habe ich eine Weile über eine Verlinkung nachgedacht und mich schliesslich nach all dem, was sich diese Autorin in den Kommentaren und auf Facebook erlaubt hat, dagegen entschieden.

  5. Sehr, sehr überzeugende Denkansätze, vielen Dank für diesen Artikel!

    Ich glaube auch, dass man als unvoreingenommener Reisender viel eher einen Unterschied machen und ein winziges bisschen zur positiven Wende beitragen kann, als wenn man aus Prinzip fernbleibt. Wir haben z.B. als Couchsurfer auf dem Balkan für beide Seiten sehr inspirierende Diskussionen geführt – viele. (Wenn auch nicht so viele, wie wir gern gewollt hätten, weil die Verhältnisse auch dort als [derzeit] verhältnismäßig milder Problemregion so sind, dass man [wir] nicht ganz leicht mit den Menschen ins Gespräch kommt.)

    Früher, als ich noch jung und idealistisch war, hab ich mal geschworen, wegen Berlusconis Politik nie nach Italien zu fahren (es ist mir wenige Jahre später wieder eingefallen, als ich gerade fasziniert die leidenschaftliche Debatte unserer Ferienwohnungsvermieter in der Toskana mit ihrem Sohn zu eben jener Politik verfolgte…).

  6. Das nenne ich mal einen ausgewogenen Beitrag zu dem Thema.

    Ich halte es generell nicht für verkehrt, wenn Menschen manche Regionen oder Länder meiden, weil es ihnen da nicht gefällt, sie mit der Mentalität der Menschen nicht zurecht kommen oder andere persönliche Gründe haben. Jedem das Seine. Daraus aber einen Boykottaufruf zu machen, wie geschehen, ist vollkommen daneben. Wie Du richtig schreibst, damit hilft man den Menschen in den Ländern nicht weiter.

    Keinen Link zum Auslöser der Diskussion zu setzen, halte ich in diesem Falle auch für richtig, Oliver. Das Verhalten dieser Dame in den sozialen Netzwerken war *hüstel* etwas daneben. Und auf ihrem eigenen Blog scheint sie auch nur einen Bruchteil der Kommentare freigschaltet zu haben. So wenige Kommentare, zu so einem Beitrag, das kann nicht sein. Beides zusammen zeigt doch, dass sie eine Diskussion auf Augenhöhe gar nicht wünscht.

    LG Thomas

  7. Super Beitrag, Oliver und ich kann Dir nur zustimmen. Am Ende trifft es immer die Falschen. Außerdem kann sich ein Land, aus meiner Sicht, nicht zum Positiven verändern, wenn es nicht bereist wird. Ich war z.B. bereits 1999 in Vietnam und Kambodscha oder 2006 in Myanmar. Länder die damals kaum einer bereisen wollte. Heute sieht die Lage ganz anders aus. Wer weiß ob sich diese Länder überhaupt dem Westen geöffnet hätten, wenn sie immer nur boykottiert worden wären? Die Türkei, Ägypten oder Tunesien gar nicht mehr zu bereisen halte ich auch für falsch. Ich kann zwar nachvollziehen wenn man „Angst“ vor möglicher Terrorgefahr hat. Aber man kann nicht alle Menschen, die jahrzehntelang unsere „touristischen Freunde“ waren, auf einmal unter Generalverdacht stellen und verurteilen. Und den Gegenartikel hätte ich auch sehr gerne gelesen, da ich leider nichts davon mitbekommen habe. LG/ Nadine

    1. Hallo Nadine,
      es gibt keinen „Gegenartikel“. Eine Bloggerin hat nur mehr oder weniger zufällig ein paar Tage früher einen ziemlich dümmlich-rassistischen Artikel online gestellt und in den Kommentaren und auf Facebook andere Reiseblogger auf primitivste Art beleidigt. Da ich mir kaum vorstellen kann, dass jemand tatsächlich so wenig Anstand und kulturelle Sensibilität hat, nehme ich an, dass es ihr bei den Konfrontation einfach darum ging, ein paar Links von Gegendarstellungen zu erhalten. Da mein Text ohnehin schon länger geplant war und ich im Internet nach dem Motto „Dont feed the Troll“ handle, habe ich mich entschieden, ihr Geschreibsel nicht zu erwähnen. Auch nicht in den Kommentaren.
      Gruss,
      Oli

  8. Hi Oli
    Ein sehr schöner Beitrag den du da geschrieben hast. Ich stimme auch im Grossteil mit dir überein. Trotzdem muss ich als Frau mit einem kleinen Feministen Herz sagen, dass ich aus Überzeugung in kein Land reisen werde und möchte, in welchem Frauen unterdrückt und als ’nichts wert‘ angeschaut werden.
    Alles Liebe, Michelle

    1. Hallo Michele,

      es gibt so viele tolle Reiseziele auf der Welt. Da muss keiner irgendwohin fahren, wenn er oder sie sich dort nicht wohlfühlt. Ich will dir also nicht in die Reiseplanung reinreden.

      Aber ich denke, das was ich hier sage, gilt auch für ein Feministenherz: Ein Reiseboykott hilft den unterdrückten Frauen keinen Deut. Im Gegenteil: Wenn es überhaupt einen Unterschied macht, dann erinnert deine Anwesenheit im Idealfall eher daran, dass Frauen auch Rechte haben (oder haben sollten) und du macht den unterdrückten Frauen Mut, sich für die Rechte einzusetzen.

      Gruss,
      Oli

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert