New York: Sechs Tipps für eine kinderfreundliche Grossstadt

Die Freiheitsstatue in der Abenddämmerung: New York bietet abends für Eltern zahlreiche Möglichkeiten. Foto: Moritz Rothacker / pixelio.de
Die Freiheitsstatue in der Abenddämmerung: New York bietet abends für Eltern zahlreiche Möglichkeiten. Foto: Moritz Rothacker / pixelio.de

Nach New York mit Kindern? In die Stadt, die niemals schläft? Die Österreicherin Edith Wildmann lebte zwei Monate lang in der Metropole und hat über ihre Erfahrungen ein Buch geschrieben. Fürs Weltreisemagazin fasst sie nun die wichtigsten Tipps zusammen, damit auch andere Eltern zum Big Apple können.

Tipp 1: Zusammenklappbarer Kinderwagen

Wer aus einer Stadt wie Wien kommt, ist schockiert ob der vollkommenen Ignoranz der Verkehrsbetriebe gegenüber KinderwagenfahrerInnen (wie auch gegenüber RollstuhlfahrerInnen). Wer mit Kleinkind anreist, sollte also unbedingt einen leichten, gut zusammenklappbaren Kinderwagen mitnehmen. Denn in einen Bus darf man nur mit zusammengeklapptem Kinderwagen einsteigen. Immer. In U-Bahn-Stationen gelangt man fast ausnahmslos durch Treppen. Rolltreppen oder Aufzüge gibt es in der Regel nicht. Will man zum Bahnsteig, muss man durch Drehtüren, durch die nur Menschen passen, die aufrecht gehen können und durchschnittliche Körpermaße haben. Mit Kinderwagen heißt es: Zugang durch Notaus- beziehungsweise eingang. Da muss man erst einmal Nerven bewahren, denn eine derartige Aufmerksamkeit wünscht man sich eher gar nicht: Denn wenn der Partner von innen die Türe öffnet, heult ein ohrenbetäubender Alarm los. Aber nur zu! Alternativen gibt es keine und man gewöhnt sich.

Tipp 2: Besuch eines Kindermuseums

In New York gibt es zwei große Kindermuseen. Eines davon befindet sich in Manhattan, eines in Brooklyn. Beide sind toll; müsste ich aber wählen, würde ich unbedingt das Brooklyner Kindermuseum besuchen. 1899 gegründet, inzwischen in einem modernen Gebäude untergebracht, können die Kinder auf mehreren Stockwerken unzählige Abenteuer erleben. Einen Tag lang waren wir darin unterwegs und hatten noch weit nicht alles gesehen.

Kinder können im Kindermuseum unzählige Abenteuer erleben. Foto: Edith Wildmann
Kinder können im Kindermuseum unzähligen Abenteuer erleben. Foto: Edith Wildmann

Im Museum gibt es tausenderlei Dinge zu tun: einen Kaufmannsladen bespielen, Pizza backen und den im „Garten“ sitzenden Eltern servieren, Vespa oder Bus fahren, einen chinesischen Löwentanz aufführen. Sogar ein Theaterstück können sie inszenieren – mit Bühne und Zuschauersesseln. Wer nicht performen will, sitzt an der Kasse. Sogar eine Bibliothek gewaltigen Ausmaßes ist vorhanden.

Mir hat an diesem Museum so gut gefallen, dass die Kinder jede Rolle beliebige einnehmen können: als BesucherInnen, aber auch als Angestellte des Museums, sie können in der Bibliothek Bücher ansehen, aber auch am Informationsdesk sitzen. Es gibt sogar ein eigenes Museum im Museum, mit naturkundlicher Sammlung, einem Garten und vielen mehr. Ich würde sogar Erwachsenen ohne Kindern zu einem Besuch in diesem Museum raten. Ich weiß schon, ohne Kinder geht man ja in sowas nicht, aber vielleicht traut sich ja wer.

Tipp 3: Spaziergang auf der Highline

Wer lieber draußen aber trotzdem mitten in der Stadt sein möchte, dem sei die Highline unbedingt ans Herz gelegt (überhaupt jedem New York-Besucher). Diese Gleisanlage auf Stelzen wurde 1934 im Meatpacking district eröffnet, um die ungestörte und sichere Anlieferung von Waren direkt in die Geschäfte zu ermöglichen. Im Jahr 1980 war die Zeit des lokalen Güterverkehrs vorbei und bald gab es erste Versuche, die Geleise niederzureißen, um den Wert des darunterliegenden Landes zu erhöhen. 1999 setzen die „Freunde der Highline“ durch, dass diese begrünt und damit zu einer der interessantesten und ungewöhnlichsten Grünflächen der Stadt wurde.

Die High Line in Manhattan bei der 20. Strasse West: Die frühere U-Bahnlinie ist der perfekte Ort, um dem New Yorker Verkehr zu entfliehen. Foto: "Beyond My Ken" / Wikimedia
Die High Line in Manhattan bei der 20. Strasse West: Die frühere Gleisanlage ist der perfekte Ort, um dem New Yorker Verkehr zu entfliehen. Foto: „Beyond My Ken“ / Wikimedia

Man spaziert auf einem Streifen Natur dahin, ringsum die brausende Urbanität – Werbungen, Hochhäuser, Autolärm. Dort oben entsteht eine angenehme Distanz zur Stadt, zugleich aber ist man mitten drin. Die Menschen sind ganz glücklich. Man sieht es an ihren Gesichtern. Selber waren wir auch ganz high. Unsere Tochter Marlene ist herumgerast und gehopst wie eine Wilde. Dort oben konnte sie ihren Bedürfnissen freien Lauf lassen. Und das ist sehr wohltuend in einer Stadt, in der Kinder und Erwachsene ständig auf der Hut vor dem Verkehr sein müssen. Ich empfehle, zuerst zum Chelsea Market (Tipp!) um die Ecke zu gehen, sich einen Snack zu besorgen und ihn dann in Ruhe auf der Highline zu verspeisen. Plätze dafür gibt es genügend!

Tipp 4: Ausflugs ins Spielwarengeschäft

FAO Schwarz, was ist das? Es ist das größte und tollste Spielwarengeschäft der Stadt. Über mehrere Stockwerke erstreckt sich dieses Kinderparadies. Auch als Erwachsenem bleibt einem der Mund offen stehen bei dem Angebot. An jeder Ecke des 1856 eröffneten Spielwarenladens zeigen MitarbeiterInnen die Produkte und animieren zum Mitmachen. Ein Gefühl von Magie sollten Kinder im Geschäft des deutschen Emigranten Frederick August Otto Schwarz bekommen. So ist es auch. Unbedingt ausreichend Zeit nehmen!

Tipp 5: Rundgang durch die Community Gardens

An einem schönen Samstag sei der Besuch von zwei Community Gardens in der Lower Eastside empfohlen. Auch hier haben wir uns verzaubert gefühlt – ganz ohne Konsum und Eintrittsgeld, nein nicht ganz, weil wir davor im Ninth Street Espresso einen Kaffee eingenommen haben. Auch das nicht versäumen, denn dort gibt es erstklassigen Kaffee (den muss man in NY wirklich suchen).

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Die Community Gardens an der 9. Strasse erlauben Kindern zahlreiche Entdeckungsreisen. Foto: Edith Wildmann

Gleich gegenüber liegen die zwei Community Gardens auf der 9th Street. Riesengroße Labyrinthe, von den Menschen in der Neighbourhood seit den 1970er Jahren erkämpft, gehegt und gepflegt. Eine Wildnis mitten in der Stadt mit Eichhörnchen, Fischen, Vögeln, Häuschen und allerlei interessanten Ecken, eine Entdeckungsreise im Kleinen.

Tipp 6: Rundgang durch den Botanischen Garten

Wer auf große Entdeckungsreise gehen möchte, dem sei der wunderschöne Botanische Garten der Bronx unbedingt ans Herz gelegt. Er ist die Anreise wert (am schnellsten mit dem Zug), einen ganzen Tag für den Garten einzuplanen ist nicht zu kurz. Der Garten ist einfach  r i e s i g , einer der größten Botanischen Gärten in den Vereinigten Staaten, ein Quadratkilometer groß. Nicht nur das: er ist super! Mit vielen fantasievollen Spielmöglichkeiten – Grasbank, Labyrinthe, Brücken, Fernrohre, selbst Beete beackern und so weiter. Der Kauf eines all-inclusive-Tickets lohnt sich, denn die Gärten für Kinder sind toll, aber auch die  Sonderausstellungen für Erwachsene!

Nützliche Adressen:

Bronx Botanical Garden, 2900 Southern Boulevard, Bronx, New York, NY 10458-5126

Chelsea Market, 75 9th Ave (zwischen 5th und 16th Streets), New York, NY 10011

FAO Schwarz, 767 5th Ave, New York, NY 10153, Tel.: +1 212-644-9400

High Line, Chelsea, New York, NY 10011

9th street Espresso, mehrere Standorte, wir haben den in Alphabet City besucht (unbedingt an einem Samstag besuchen, danach in die zwei wunderbaren Community Gardens nebenan)

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In „New York mit Kind und Kegel“ und auch auf ihrem Blog gibt Edith Wildmann weitere Tipps für Eltern, die mit ihren Kindern nach New York wollen. Weitere Infos zum Buch mit Klick aufs Bild.

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