Neuseeland: Das musst du über Freedom Camping wissen

Tairua: Freedom Camping at it’s best auf Coromandel. Fotos: Weltwunderer
Tairua: Freedom Camping at it’s best auf Coromandel. Fotos: Weltwunderer

Jeder, der nach Neuseeland reist und etwas auf sich hält, versucht es mindestens einmal damit: den Campervan in der freien Natur (oder auch nur am Straßenrand) abstellen und „wild“ übernachten. In diesem Gastbeitrag erklärt dir Jenny vom Neuseeland-Reiseblog Weltwunderer alles, was du über „Freedom Camping“ in Neuseeland wissen solltest.

Es geht eigentlich ganz einfach: Zelt oder Wohnmobil irgendwo auf- oder abstellen, wo es nett ist und keinen stört – fertig. Wer es einmal getan hat, der tut es in der Regel wieder: Es ist schon ein tolles Gefühl, ganz allein, inmitten grandioser Natur, hinauf in den sternenübersäten Nachthimmel zu schauen, in der Magengrube ein ganz kleines Zittern, weil man mutterseelenallein hier draußen ist und die vertrauten Geräusche und Gerüche der Zivilisation (Gespräche aus dem Nachbarzelt, schlappende Schritte von WC-Besuchern, Gerüche von …) fehlen.

Neuseeland ist prädestiniert zum Freedom Camping: Es ist genug Platz, es gibt wenige Menschen, die man stören könnte, und die wenigen, die es gibt, sind sehr tolerant. An jeder Ecke finden sich Picknickplätze mit schönen Parkgelegenheiten, Barbecue-Grills und makellosen öffentlichen Toiletten, die zum Bleiben einladen.

Hier können nicht nur Outdoor-Freaks, sondern auch Otto-Normal-Naturliebhaber mal die Freiheit testen: Im Wohnmobil ist man sowohl vor Witterung als auch vor bösen Menschen sicherer als im Zelt und muss es auch nicht erst umständlich aufbauen (wichtig bei Regen und Sturm), und man genießt trotz allem ein wenig Komfort.

Der zweite Grund (für budgetbewusste Reisende vielleicht auch der erste) für Freedom Camping ist ganz einfach: Es kostet nichts. Das ist angesichts steigender Preise für Campingplätze und der generellen Kosten einer Neuseeland-Reise nicht zu verachten. Wer für teures Geld einen Campervan gemietet hat, der fragt sich vielleicht ohnehin, warum er dann noch zusätzlich für das Abstellen desselben auf einer Campsite viel Geld bezahlen soll.

Do’s and Don’ts beim Freedom Camping

Leider haben die Kiwis ihre Großzügigkeit, was das Übernachten in der freien Natur betrifft, in den letzten Jahren bereuen müssen – immer mehr Touristen bedeuteten offensichtlich auch immer mehr schwarze Schafe, die sich nicht an die Regeln des gesunden Menschenverstandes halten und ihren Stellplatz am nächsten Morgen vermüllt, verschmutzt oder gar nicht verlassen.

Purau: Frühstück in aller Ruhe, irgendwo auf der Banks Peninsula
Purau: Frühstück in aller Ruhe, irgendwo auf der Banks Peninsula

Dabei ist die Freedom-Camping-Etikette ganz einfach: „If in doubt, assume nothing – always ask a local“, lautet die überall propagierte Grundregel. Zu beachten ist außerdem:

  • nicht, ohne zu fragen, auf Privatgebiet oder dicht neben Häusern campen
  • nicht dort campen, wo schon viele andere Freedom Camper stehen
  • keinen Müll oder gar Fäkalien hinterlassen
  • keinen Lärm machen
  • kein Feuer machen
  • nicht zu lange bleiben

Weil sich leider nicht alle Urlauber an diese Regeln halten, haben viele Gemeinden beschlossen, Freedom Camping zu untersagen oder nur noch auf ausgewiesenen Flächen zu erlauben. Heute ist fast jeder schöne Platz mit Warnschildern versehen: „No camping“ oder „No overnight staying“ heißt es, und wo kein Schild das Schlafen unterm Sternenhimmel verbietet, sind die meisten Straßenränder mit Zäunen abgesperrt.

So findest du einen kostenlosen Stellplatz

Der clevere Reisende kann trotzdem noch fast in jedem Teil des Landes kostenlose Stellplätze zum Übernachten finden – wenn er weiß, wo er schauen muss. So gibt es zum einen die staatlich verwalteten Campsites der Basic-Kategorie, die zwar weder Strom- noch Wasseranschluss (und mitunter nur ein einziges müffelndes Plumpsklo) bieten, aber in grandiosen Naturschutzgebieten liegen und nichts kosten. Zum anderen gibt es Verzeichnisse und Websites, auf denen man legale Freedom Camping Sites in seiner Nähe finden kann:

  • Die Website www.rankers.co.nz verzeichnet neben nahezu allem, was man in Neuseeland tun, sehen und kaufen kann, auch zahlreiche kostenlose Stellplätze. Eine App gibt es auch, für 15 US-Dollar.
  • Die Website www.campermate.com bietet eine kostenlose App, mit der man nicht nur Freedom-Camping-Stellplätze, sondern auch öffentliche Toiletten und Duschen suchen kann.
  • Auf dem Blog www.weltwunderer.de kann man eine Liste mit über 300 Freedom Camping Spots samt GPS-Daten und Beschreibung auf Deutsch herunterladen.

Noch wichtiger: Der „Freedom Camping Act“ von 2011 hat strenge Bedingungen eingeführt, unter denen das Freedom Camping auf den zugelassenen Stellflächen gestattet ist. In den allermeisten Fällen ist dafür ein versorgungsautarkes Wohnmobil vorgeschrieben, das heißt: Es braucht für mindestens drei Tage Frischwasserversorgung, einen Auffangbehälter für Schmutzwasser und einen für “septic waste” (Fäkalien). Nachweisen muss man das mit einem “self containment”-Zertifikat, einem “self containment warrant”-Aufkleber innen links auf der Windschutzscheibe sowie einem “self containment”-Sticker in der unteren rechten Ecke des Rückseitenfensters oder auf der rechten Seite der hinteren Stoßstange des Fahrzeugs.

Wieso du einen „self containment“-Sticker brauchst

Ob die Einhaltung dieser Vorschriften streng oder eher nachlässig kontrolliert wird, darüber streiten sich die Neuseeland-Reiseprofis. Sicherlich kann man Glück haben und ohne Sticker (oder auch an nicht ausgewiesenen Stellen) unbehelligt bleiben. Zumindest in Touristenregionen wie Queenstown oder um Rotorua wird aber mit hoher Wahrscheinlichkeit schärfer kontrolliert, zumal in der Hauptsaison zwischen Dezember und Februar.

Milford Sound: Grandiose Natur wartet in Neuseeland an jeder Straßenecke.
Milford Sound: Grandiose Natur wartet in Neuseeland an jeder Straßenecke.

Was passieren kann, variiert ebenso: Mit Glück erhält man eine Verwarnung und wird aufgefordert, den Platz umgehend zu verlassen. Offiziell kann illegales Freedom Camping jedoch auch 200 NZ$ kosten; auch der Versuch des Freedom Campings genügt dafür bereits. Bis zu 10.000 NZ$ kann es kosten, wenn man beim illegalen Ausleeren einer Chemietoilette oder ähnlichen groben Verstößen erwischt wird.

Erlaubt ist dagegen das sogenannte „short term sleeping“, auch auf ansonsten verbotenen Stellflächen. Bevor ihr also übermüdet einen Verkehrsunfall provoziert, solltet ihr euch ruhigen Gewissens ein Nickerchen am Straßenrand gönnen.

Lesetipp: WoMo-Buch CoverIhr wollt nach Neuseeland reisen und habt keinen Schimmer, was dort auf euch zukommt? Noch mehr Tipps zum Freedom Camping, Download-Listen mit über 300 Freedom Camping Spots und ein Ebook zur Reisevorbereitung findet ihr auf unserem Blog www.weltwunderer.de. Unser kürzlich erschienenes Buch „Als Dach der Sternenhimmel: Camping in Neuseeland“ gibt darüber hinaus unzählige wertvolle Hinweise, Anleitungen und Checklisten für das Wohnmobil-Reisen in Neuseeland. Buchinformationen: Jenny Menzel: “Als Dach der Sternenhimmel: Camping in Neuseeland”, 192 Seiten, 68 farbige Abbildungen, Format 21 cm x 14,8 cm (DIN-A5). Preis: 16,95 €, ISBN: 978-3-9815717-9-0

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3 Kommentare

  1. Moin Jenny! Ich träume schon lange von einer Reise nach Neuseeland. Ich war zwar schon mal 2010 in Auckland, während meines Auslandsjahrs in Australien, aber das war’s dann auch schon. Auf meinem Schreibtisch steht ein Foto-Kalender „Neuseeland“ mit 100 Fotos. Ein Foto geiler als das andere. Und ja, du sagst schon richtig: Wenn Neuseeland, dann im Wohnmobil. Ich ärger mich grad total, dass es doch tatsächlich immer Ausreißer geben muss, die dann alles für die restlichen 90% vermiesen. Naja! Deswegen danke für die Links, wo man doch noch frei campen kann. Und die 6 Regeln für freies Campen hab ich mir auch mal direkt in meinen Planer reingeschrieben. Wobei das ja eigentlich selbstverständlich sein sollte…

  2. Hallo,
    wir sind gerade auf der Heimreise; genau genommen bleibt noch eine Woche Australien. Einen Storage haben wir für unser in Brisbane gekauften Campervan gefunden; irgendwann kommen wir zurück, um das Innere des Kontinents zu bereisen. Und danach…..wollen wir mit dem Auto nach Neu Seeland, wissen aber noch nicht wie wir es anstellen sollen. Fähren gibt es ja nicht, also bleibt der Versand im Container.
    Meine Frage: Wer hat das schon aml gemacht? Wer kann uns Ratschläge geben?
    Vielen Dank, Gerd

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