Liebeserklärung: Ein Hoch auf den Roadtrip!

Gastbeitrag. Ein Roadtrip bedeutet mitunter Rückenschmerzen und hygienische Extremsituationen. Warum es trotzdem keine bessere Art zu reisen gibt? Weil nur auf der Strasse die Freiheit wirklich grenzenlos ist! Eine Liebeserklärung.

Gastartikel von Christine Bödicker 

Der erste Roadtrip fand 1888 in Deutschland statt, von Mannheim nach Pforzheim. Auf meinem ersten längeren Roadtrip war ich erst vor einigen Monaten. Ich bin also frisch verliebt. Und mit dieser Liebe nicht allein: Seit Bertha Benz erstem Ausflug ist viel passiert, der blumige VW-Bus und das Leben on the road waren Teil der Hippiebewegung Ende der 60er, die legendäre Route 66 und die riesigen Campingplätze in Nordamerika zeugen davon, dass der Roadtrip längst ein Teil des Massentourismus ist.

Mir persönlich geht es wie vielen frisch Verliebten. Ich frage mich: Wie konnte ich denn nur existieren beziehungsweise – um mal nicht zu übertreiben – reisen, bevor ich ihn kennen gelernt habe, den Roadtrip? Mit Bus oder per Zug, von Hostel zu Hostel. Und nein, das war keine schlechte Zeit. Aber das Leben im Campervan habe ich als so viel intensiver empfunden! Die Essenz des Roadtrips ist das, was viele von uns suchen, wenn sie ihren Alltag verlassen: Freiheit! Wenn man in einen Bus einsteigt, weiss man, wo dieser wann ankommt. Vielleicht hat man dort sogar schon ein Hostel reserviert.

“Das Leben ist wie eine grosse Autobahn”

Wenn man am Beginn des Roadtrips in sein Fahrzeug einsteigt, kennt man im besten Fall die grobe Richtung. Man fährt so lang, wie man sich danach fühlt und parkt dann einfach irgendwo am Strassenrand oder campt an den tollsten, unberührtesten Plätzen. Um ein bisschen philosophisch zu werden, möchte ich an dieser Stelle mal die Ohrbooten sprechen lassen: “Das Leben ist wie eine grosse Autobahn, lass uns nicht lange überlegen, sondern losfahrn / Wohin is egal und wolang werd’n wa sehn / Es wird immer weiter gehn”.

Strasse auf der tibetischen Hochebene.
Strasse auf der tibetischen Hochebene.

Der Rausch des Roadtrips entsteht aus Planlosigkeit, Sich-Verlieren, Aufbruchsstimmung, einer Prise Verrücktheit und dem Gefühl von “Wieder 16-Sein” – mit einer Welt voller Abenteuer, die auf der Strasse warten. Diese intensive Mischung und auch das Tempo und Gefühlschaos solch eines Trips transportieren auch viele hervorragende Bücher. Zum Beispiel “Tschick” von Wolfgang Herrndorf oder Jack Kerouacs Klassiker “On the road”. In diesem fährt und trampt Kerouacs Alter Ego Sal Paradise kreuz und quer durch die USA.

Roadtrip, aber wie?

Trampen ist ohnehin die wohl bedingungslose Aufgabe des Planens und das Höchstmass an Vertrauen in andere Menschen, das sich Hingeben für alle spontanen Wendungen und Einladungen des Lebens. Wer einmal durch die USA trampt, hat höchstwahrscheinlich einen intensiveren Roadtrip hinter sich als jemand, der mit eigenem Auto unterwegs ist.

Immer mehr Backpacker entschleunigen auch vollends und reisen mit dem Fahrrad (siehe hier). Für andere ist dagegen ein Trip mit dem Motorrad – wie zum Beispiel der in Motorcycle Diaries beschriebene Trip Che Guevaras durch Südamerika – ein Traum. Ob Trampen, Fahrrad, Motorrad oder ganz klassisch im Auto oder Campervan – Möglichkeiten, einen Roadtrip zu machen, gibt es viele und überall. Inspiration für die nächste Strecke findest du zum Beispiel hier.

Der kleine Streit zwischendurch...
Der kleine Streit zwischendurch…

Welche Art des Roadtrips die beste ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Was all diese Optionen eint, ist, dass es im Gegensatz zu fixen Busrouten keinen festen Plan gibt, man immer und überall anhalten kann. Für mich ist das Leben im kleinen Campervan die perfekte Kombination aus Luxus und Abenteuer.

Man hat immer einen kuscheligen Schlafplatz – und ist niemals allein. Denn selbst die härtesten Kerle geben ihrem Van spätestens nach den ersten zwei Wochen einen Namen. Umso ranziger der Wagen ist, umso mehr man kleben, basteln oder gar anschieben muss, desto enger wird diese Beziehung.

Ein Gefühl wie früher im Familienurlaub

Und dann sind da ja auch noch die Mitfahrer! Schon lange frage ich mich, warum Firmen viel Geld in dubiose Teambildungsverfahren investieren, statt ihre Mitarbeiter auf einen Roadtrip zu schicken. Denn kaum etwas schweisst so zusammen, wie Tage oder Wochen gemeinsam im Auto zu verbringen.

Viel Zeit auf der Strasse bedeutet auch viel Zeit für tiefgründige Gespräche und langes Schweigen, für kleine Zickereien, Hörbücher, Romanzen und Headbangen zu schlechter Radiomusik. Hilfreich ist dabei, dass es abends im Van oder Auto kein Wlan gibt.

Pech, Pannen und Pleiten: Je schlechter das Fahrzeug, desto stärker das Zusammengehörigkeitsgefühl.
Pech, Pannen und Pleiten: Je schlechter das Fahrzeug, desto stärker das Zusammengehörigkeitsgefühl.

Umso weniger Geld und so mehr erzwungenes Improvisationstalent vorhanden sind, desto stärker ist dieser Gruppenbildungseffekt. Dazu gehört auch, dass irgendwann alle genervt sind, man im Stau steht oder sich verfährt – und irgendwer hat immer Hunger oder muss auf die Toilette. Ein Gefühl ganz wie früher im Familienurlaub auf dem Weg nach Italien! Nur volljährig und mit mehr Alkohol. Und Freiheit.

Rücken! Hunger! Pipi! Kalt!

Trotz dieser kuscheligen Atmosphäre muss ich ehrlicherweise darauf hinweisen, dass es doch auch so einige Einschränkungen für einen Roadtrip gibt. Zum Beispiel bietet sich das Ganze bei -23 Grad im kanadischen Winter nur bei sehr guter Ausrüstung bis gar nicht an. Auch die Sicherheitslage im jeweiligen Land sollte bedacht werden.

Nicht, dass ich nicht schon Reisende kennen gelernt hätte, die genau das getan haben, aber an sich würde ich beispielsweise keinem blonden Mädchen empfehlen, alleine durch El Salvador zu trampen. Auch die Entbehrungen, die man auf sich nimmt, sind nicht für jeden etwas. Schlafen im Auto geht irgendwann doch ein wenig in den Rücken, die tägliche Dusche und Kochen auf einem richtigen Herd scheinen wie ein Traum aus einem so weit entfernten Leben, das in Wahrheit nur einige Wochen zurückliegt.

Doch wenn dann ein richtig gutes Lied kommt (und das gute Musik zu einem guten Roadtrip dazugehört ist hoffentlich selbsterklärend), alle gemeinsam mitsingen, die Sonne scheint und es immer nur weiter nach vorne zu neuen Abenteuern und niemals zurück geht, dann werden all diese kleinen Entbehrungen für mich tausendfach aufgewogen.

Dann bin ich glücklich – und verliebe mich jedes Mal neu in ihn, den Roadtrip! Und während ich das hier schreibe, summe ich mit Willie Nelson mit: ”On the road again! Just can’t wait to get on the road again…”!

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NUR NOCH KURZE ZEIT!

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5 Kommentare

  1. Sehr guter Bericht!! So ein Roadtrip ist immer richtig cool!! Man weiß nie was man als nächstes erlebt und wo man hinfährt!! Habe einen durch Amerika gemacht und das hat richtig Spaß gemacht!! Kann ich nur jedem empfehlen!! Liebe Grüße aus dem Jochtal

  2. Ich kann mich Lars nur anschließen nen Roadtrip ist von keinem Urlaub zu schlagen! Wir sind mit dem Auto an der Westküste Amerikas entlang gefahren, mit Abstand das größte Erlebnis meines Lebens! Liebe Grüße aus dem Seiseralm Skigebiet Euer Flo

  3. Hallo Ihr,
    Wir sind momentan Unterwegs und das quer durch Europa ;-)
    Zur Zeit sind wir in Südtirol im Seiser Alm Skigebiet und wollen jetzt weiter Richtung Süden. Kroatien wäre eins der nächsten möglichen Ziele!

  4. Ein hoch auf den Roadtrip!
    Das ist wirklich ein schöner Bericht geworden! Ich war selbst schon öfter so unterwegs und muss sagen ich liebe das spontane und spannende an so einem Roadtrip! sowas findet man in keinem normalen Urlaub, sollte jeder mal versuchen!
    Grüße aus Schenna Meran

  5. Hey Ihr…..
    Ich muss mich meinen Vorrednern hier komplett anschließen… so ein Roadtrip ist wirklich spitze! Der Bericht und die Bilder passen auch perfekt hat Spaß gemacht das ganze zuleden! Beste Grüße aus dem Schenna Resort

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