Kommunikation auf Reisen: Es geht auch ohne Worte

Zahlreiche Reiseführer haben eine kleine Einführung zur Sprache angehängt. Doch meistens reicht das nicht. Foto: Uwe Steinbrich / pixelio.de
Zahlreiche Reiseführer haben eine kleine Einführung zur Sprache angehängt. Doch meistens reicht das nicht. Foto: Uwe Steinbrich / pixelio.de

Möchtest du ein Land bereisen, in dem du die Sprache nicht verstehst? Fürchtest du, dich nicht verständigen zu können? Alles kein Problem! Die wenigsten Traveller sprechen überall die Sprache der Einheimischen. In diesem Betrag habe ich ein paar Tricks zusammengestellt, mit denen die Kommunikation auch am hintersten Zipfel der Welt funktioniert.

Der Plan stand fest: Es sollte für fünf Wochen nach Peru und Bolivien gehen. Ich wollte die Inkastadt Machu Pichu unbedingt sehen, über die Nascalinien fliegen und über den Titikaka-See tuckern. Je näher die Abreise rückte, desto mehr Angst bekam ich vor meiner ersten Reise. Ein Szenario, das mir immer wieder in den Sinn kam, sah folgendermassen aus:

Irgendwo im Hochland des Altiplano hänge ich auf einem Stuhl. Der Magen knurrt deutlich hörbar und übertönt gefühlt sogar den Fernseher, der in voller Lautstärke in der anderen Ecke flimmert. Immer wieder fährt ein Lastwagen über die staubige Piste, über die auch ich in einer 24-stündigen Marathonfahrt hergekommen bin. Müde winke ich die Bedienung zu mir. Die wirft mir eine eingeschweisste Plastikspeisekarte zu. Verdammt, alles auf Spanisch! Ich verstehe kein Wort. Schlimmer hätte das nur noch in China werden können, wo ich nicht mal in der Lage gewesen wäre, irgendwas im Wörterbuch nachzuschlagen.

Im Verlaufe meiner Reisen musste ich feststellen, dass die Sorge vollkommen unbegründet war. Ich konnte mich bisher noch überall durchschlagen. Selbst in China. In diesem Beitrag möchte ich dir meine Erfahrungen mit dem Thema Kommunikation auf Reisen schildern. Dieser Beitrag ist  für Anfänger gedacht und soll angehenden Weltreisenden dabei helfen, allfällige Ängste zu überwinden. Wenn du also schon mehrmals um den Globus gereist bist, ist dieser Text vermutlich nichts für dich!

 

Trick 1: Lerne mit Händen und Füssen zu kommunizieren

Dieser Trick klingt zunächst etwas banal und tatsächlich wirst du überrascht sein, wie weit du mit der Gebärdensprache kommst. Trotzdem solltest du dich schon vor dem Trip über allfällige Unterschiede informieren. Du wirst überrascht sein, was alles anders sein kann.

In Bulgarien und Griechenland sind beispielsweise die Gesten für „ja“ und „nein“ genau umgekehrt: Wenn dir also ein Bulgare auf die Frage, ob er noch ein Glas Wein will, mit einem Nicken antwortet, dann möchte er höchstwahrscheinlich nichts mehr trinken. Wenn du in China in einer Bar zwei Bier bestellst und dabei mit den Fingern unsere Geste für „zwei“ machst, stehen die Chancen gut, dass dir acht Gläser serviert werden. In China unterschieden sich nämlich die Handzeichen für die Zahlen.

 

Trick 2: Nimm einen Block mit

Wenn ich in Regionen unterwegs bin, in denen ich vermute, dass ich mit Englisch nicht über die Runden komme, habe ich immer einen kleinen Notizblock und einen Stift dabei. Das ist nicht nur praktisch, um sich aufzuschreiben, wann der nächste Bus fährt, sondern es hilft auch bei der Kommunikation auf Reisen. Wenn ich etwas brauche, zeichne ich das einfach auf ein Blatt und schon ist meinem Gegenüber klar, was ich möchte.

Manchmal aber auch nicht, denn meine Zeichenfähigkeiten lassen leider ziemlich zu wünschen übrig. Jedesmal wenn keiner erkennt, was ich da aufs Blatt skizieren wollte, bereue ich, dass ich mir nicht das OhneWörterBuch von Langenscheidt gekauft habe. Auf 31 abwaschbaren, dick kartonierten Seiten finden sich 500 Zeigebilder, die speziell für Weltenbummler ausgesucht wurden.

Das Konzept dieses Bilderbuches ist so einfach wie genial. Beispiel: ich möchte wissen, wann der nächste Bus fährt. Ich zeige also zuerst auf den Bus und dann auf die Uhr. Mein Gegenüber versteht mich und streckt mir drei Finger entgegen. Nun weiss ich: ich muss noch bis drei Uhr warten und kann in der Zwischenzeit gemütlich Mittagessen gehen. Und auch dort gibt es plötzlich keine Probleme mehr: Musste ich mich vorher in die Küche begeben, um auf die gewünschten Zutaten zu zeigen, reicht es jetzt, die Zutaten im Wörterbuch anzutippen. Tomaten und Ei geben in der Inneren Mongolei beispielsweise eine leckere Omelette.

 

Trick 3: Versuche die Sprache etwas zu lernen

Natürlich kannst du für einen zweiwöchigen Trip durch Japan nicht zwei Jahre in eine Abendschule gehen. Denn so lange brauchst du vermutlich, um dich im Land einigermassen flüssig verständigen zu können. Aber nicht alle Sprachen sind so schwer.

Spanisch zum Beispiel. Wenn du in der Schule Latein hattest oder einmal Französisch gelernt hast, solltest du relativ schnell einfache Gespräche führen können. Wenn du genug Zeit hast und auf eine Weltreise gehst, kannst du beispielsweise am Anfang zuerst einen Monat lang Spanisch lernen. Auf diese Weise hast du viel mehr von der restlichen Reise und bringst schlussendlich auch etwas mit, was sich auf deinem CV gut tut.

Eine andere Möglichkeit besteht darin, dir einen einfachen Sprachführer zu kaufen. Sehr gute Erfahrungen habe ich mit der Kauderwelsch-Reihe des Reise-Know-how-Verlags gemacht. Diese Büchlein passen perfekt in die Westentasche und warten mit einem kleinen (und extrem vereinfachten) Grammatikteil und einem Notfallwortschatz von rund 2000 Vokabeln auf.

Der ideale Begleiter für die Reise: Mit den Sprachführern der Kauderwelsch-Reihe kannst du dich schnell in rund 100 Sprachen und Dialekte einarbeiten.
Der ideale Begleiter für die Reise: Mit den Sprachführern der Kauderwelsch-Reihe kannst du dich schnell in rund 100 Sprachen und Dialekte einarbeiten.

Das ist zwar nicht viel, aber wer die Regeln im Grammatikteil beachtet, kann schon bald genug radebrachen, um sich auf eigene Faust in einem sonst sprachlich unverständlichen Umfeld durchzuschlagen. Die Stärke dieser Reihe liegt meiner Meinung nach darin, dass die Beispielsätze gleich vier mal drin stehen: einmal in der jeweiligen Schrift (was du deinem Gegenüber zeigen kannst, wenn er deine Aussprache nicht versteht), einmal in einer phonetischen Umschrift, einmal Wort-für-Wort und schliesslich einmal in einer sinngemässen Übersetzung.

Eine Alternative sind die Phrasebooks von Lonely Planet. Auf meiner ersten Südostasienreise hatte ich das South East Asia Phrasebook, das seinem Besitzer von Myanmar über Thailand und Malaysia bis in die Philippinen sprachlich unter die Arme zu greifen verspricht. Da jedoch der Grammatikteil gänzlich fehlte, beschränkte sich die Kommunikation im Endeffekt darauf, dass ich im Bus auf einen Satz zeigte und mein Sitznachbar auf einen anderen. So kam es, dass in einem laotischen Bus meine Sitznachbarin meine Fragen missverstand und mich gleich im nächsten Dorf heiraten wollte.

Wenn du eher auf Lernen mit digitalen Produkten stehst, kann ich Babbel sehr empfehlen. Dabei handelt es sich um einen Onlinesprachkurs, wo du über eine Website oder eine Handyapp derzeit 14 unterschiedliche Sprachen lernen kannst. Der Kurs kommt weitgehend ohne Grammatik aus (für manche der grösste Vorteil von Babbel). Was ich gut finde: du kannst monatliche Abos kaufen. Wenn du also nach einem oder zwei Monaten feststellst, dass das nicht die richtige Art zu lernen ist, dann verlierst du nicht so viel Geld. Das Abo kostet derzeit knapp 10 Euro pro Monat.

 

Trick 4: Lass dir von Einheimischen helfen

Als ich mich in China, wo ich mehrere Jahre lang lebte, noch nicht selber verständigen konnte, hatte ich immer einheimische Bekannte, die mir im Notfall mit einer Übersetzung helfen konnten. Je nach dem, wie schüchtern du bist, macht es unter Umständen Sinn, bereits im Vorfeld Kontakte zu knüpfen. Meine wichtigsten Tipps, um Einheimische kennenzulernen, habe ich hier zusammengefasst.

Die Idee ist nun: Wenn du Kontakt zu Leuten hast, die sowohl die Sprache deines Reiseziels wie auch deine eigene beherrschen, fragst du sie nach der Telefonnummer bzw. dem Kontakt über verschiedene Soziale Netzwerke. Diese kannst du dann in einem sprachlichen Notfall anrufen und um Hilfe bitten. So lange du das nicht übertreibst, sind die meisten gerne bereit, dir zu helfen.

Beachte dabei, dass nicht überall die gleichen Social Media Kanäle gleich stark verbreitet sind. In Thailand wirst du die meisten Bekannte auf Line finden, in Korea auf Kakaotalk und in China auf Wechat. Recherchiere also am besten im Vorfeld, was du vor Ort brauchst.

 

Trick 5: Nimm einen elektronischen Übersetzer mit

Dieser Trick ist zugegebenmassen so etwas wie eine Luxusvariante, weshalb du dafür auch etwas tiefer in die Tasche greifen musst. Dafür erleichert es dir aber die Kommunkation aber auf eine noch nie dagewesene Weise. Einziger Nachteil: Der Spass an der kommunikativen Herausforderung und das Gefühl des Abenteuers geht natürlich ein bisschen verloren.

Ich nutzte auf meinen letzten Reisen selber einen Sprachcomputer und kann das eigentlich sehr empfehlen. Du spricht auf der einen Seite einen deutschen Satz rein, aber der anderen Seite kommt er wieder als Khmer, Singhalesisch oder Suaheli raus. Dabei funktioniert sowohl die Spracherkennung wie auch die Übersetzung bei nicht allzu komplizierten Sachverhalten sehr zuverlässig.

Über meine Erfahrungen mit dem Vasco Translator M3 habe ich an einer anderen Stelle geschrieben.

 

Fazit

Vor einer Umgebung, in der du Sprache nicht beherrschst, brauchst du dich nicht zu fürchten. Es ist aber auf alle Fälle sinnvoll, wenn du dich auf eine solche Reise speziell vorbereitest. Sei dies, indem du einen Sprachkurs nimmst oder versuchst, dir mit Sprachführern wenigstens Grundkenntnisse anzueignen. Für Notfälle ist es auch immer gut, jemanden zu kennen, den du anrufen kannst und der dir etwas übersetzt.

Zum ersten Mal hier? Dann lese hier, worum es in diesem Blog geht. Wenn dir dieser Artikel gefallen hat, dann solltest du dich unbedingt beim monatlichen Newsletter einschreiben, damit du künftig nichts mehr verpasst.

Was sind Deine Erfahrungen in Ländern, in denen du dich nicht verständigen kannst? Kommentare erwünscht.

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8 Kommentare

  1. Richtig nützliche Tipps Oliver,
    besonders gefällt mir deine Idee mit dem Block. Wir schnappen uns meist einen Einheimischen und lassen den die wichtigsten Sätze auf ein Blatt Papier schreiben. Das hat zwei Vorteile. Erstens, dass ich es bequem in der Hosentasche mitnehmen und „draufspicken“ kann – also nichts auswendig lernen brauche. Und zweitens, dass ich mit dem Einheimischen auch gleich die Aussprache üben kann;)
    Nur die kulturellen Stolperfallen bleiben dann noch offen..

    Einen schönen Gruß schickt dir
    Kilian
    http://www.finds-besser-raus.de

    1. Hi Kilian,

      schön, dass du vorbeigeschaut hast. Stimmt, das mit den wichtigsten Sätzen im Notizblock habe ich auch schon so gemacht. Allerdings ist das meiner Meinung nach eher eine Option für Länder, wo ich mit meinen Sprachkenntnissen ohnehin mehr oder weniger gut durchkomme und einfach die Einheimischen mit dem einen oder anderen Satz überraschen will.

      Wenn ich aber beispielsweise irgendwo in Kirgistan auf dem Land unterwegs bin, wo die Leute im besten Fall Russisch als Fremdsprache beherschen, bin ich mit den wenigen Sätzen doch recht stark eingeschränkt. Das ist so eine Situation, wo ich mir im Vorfeld einen Kauderwelschband kaufe.

      Gruss,
      Oliver

  2. meine eltern wollen sich für den portugal urlaub einen mietwagen leihen. Jedoch können sie fast kein englisch
    ich bin in der 6. klasse und kann auch nicht gerade viel englisch. Wie kann man da jetzt genau vorgehen

    1. Hallo Verena,

      ich war vor ein paar Monaten selber in Portugal mit einem Mietwagen unterwegs und habe darüber folgenden Artikel geschrieben: https://weltreiseforum.com/blog/portugal-5-gruende-und-5-tipps-fuer-eine-mietwagenreise/ Vielleicht hilft das Dir und deinen Eltern.

      Grundsätzlich würde ich in einem solchen Fall über einen deutschen Anbieter buchen, da du dann das Kleingedruckte auf Deutsch lesen kannst und im Schadensfall über die Versicherung von diesem Firmen gedeckt bist. Ich machte gute Erfahrungen mit Cardelmar, aber es gibt auch andere.

      In eurem Fall sind die Anforderungen an die Kommunikation sehr spezifisch. Ich würde schauen, dass ihr jemanden habt, den ihr im Notfall anrufen kann und der für Euch am Telefon bei Kommunikationsproblemen übersetzen kann.

      Portugal ist ein tolles Land. Lasst euch nicht wegen Sprachschwierigkeiten davon abhalten.

  3. Lieber Oliver

    Dieser Artikel ist wirklich toll und erinnert mich an meine Zeit in Spanien. Ich konnte kein Wort spanisch, dafür etwas italienisch. Es hat funktioniert. Ich habe auf italienisch gefragt und mein Gegenüber hat auf spanisch geantwortet. Dazu noch etwas Hände und Füsse und wir haben uns bestens verstanden.
    Die Empfehlung mit dem Wörterbuch Ohne Worte finde ich toll. Wir haben ein solches vor kurzem als Werbegeschenk erhalten und werden es sicherlich auf unsere Weltreise mitnehmen.

    Herzliche Grüsse aus der Schweiz
    Michelle

    1. Hi Michelle,
      das erinnert mich an meine erste Reise in Südamerika. Ich konnte damals ebenfalls kein Spanisch (wobei auch heute „können“ etwas weitgegriffen ist) und habe lateinische Wörter mit französischer Grammatik gemischt. Das Ergebnis war erstaunlicherweise einigermassen verständlich.
      Gruss,
      Oli

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