Kommentar: Das Trampen darf nicht aussterben! (+Gewinnspiel)

Schnell, günstig und umweltfreundlich: Timo Peters mag die Vorzüge des Trampens.
Schnell, günstig und umweltfreundlich: Timo Peters mag die Vorzüge des Trampens.

Trampen ist mehr als bloss eine günstige Art, um sich von A nach B zu bewegen, findet Tramperkönig Timo Peters alias „Bruder Leichtfuss“ in diesem Gastkommentar. Trampen ist ein Lebensgefühl, das es zu erhalten gilt. Gemeinsam verlosen wir drei Exemplare von Timos neuem Handbuch für alle, die per Anhalter reisen wollen.

 Dies ist ein Gastartikel von Timo Peters von Bruder Leichtfuss

„Schau doch einfach mal nach einer Mitfahrgelegenheit“, sagt einer meiner Kumpels. „Gibt’s keine Tickets mehr für Busse?“ fragt der andere. Gerade habe ich den beiden beim Kaffee erzählt, dass ich heute per Anhalter von Berlin nach Hamburg fahren möchte. Eigentlich sollten mich die beiden besser kennen: Trampen ist für mich keine Notlösung, sondern die erste Wahl. Von Berlin nach Hamburg per Anhalter – da bin ich höchstens vier, fünf Stunden unterwegs, wenn es schlecht läuft. Wenn es gut läuft, bin ich sogar schneller unterwegs als mit dem Reisebus. Das Beste aber ist: Ich treffe neue Leute, höchstwahrscheinlich nette Leute.

Menschen, die Tramper mitnehmen sind meistens hilfsbereit und offen – irgendwie auch logisch, oder? Sehr viele Leute können oder wollen das heutzutage aber nicht mehr verstehen. Sie haben Sorgen, beim Trampen auf zwielichtige Gestalten zu treffen, Räuber vielleicht oder sogar Mörder und Vergewaltiger. Für die meisten bedeuten Reisen per Anhalter heute vor allem eines: Sich einem unnötig hohen Risiko aussetzen.

Das war mal anders, und das ist noch gar nicht lange her. Meine Mutti erzählt mir ganz gerne, wie sie als 18-Jährige Anfang der 80er-Jahre immer Freitagnachts von der Disko aus nach Hause getrampt ist. „Das war damals normal“, sagt sie dann – heute ist das unvorstellbar. Zu oft sieht man im Fernsehen Horrorgeschichten von Überfällen. Wenn man vom Trampen spricht, springt bei vielen Leuten das Kopfkino an, in dem hinter jeder Ecke ein Bösewicht lauert.

Richtung Süden: Als Anhalter mit dem Rucksack durch Spanien.
Richtung Süden: Als Anhalter mit dem Rucksack durch Spanien.

Für die Tramper von heute gibt es Mitfahrgelegenheits-Apps für’s Smartphone oder Gruppen bei Facebook. Davon verspricht man sich mehr Sicherheit. Wenn man einmal über sein Facebook-Profil gescrollt ist, „kann man den Fahrer ja schon ein bisschen besser einschätzen“, erklären mir meine Freunde. Ich bin da wohl ein bisschen altmodisch, denke ich mir dann. Ich finde nämlich, dass ich einen Fahrer viel besser einschätzen kann, wenn ich ihn irgendwo an einer Tankstelle angequatscht habe und ihm dabei in die Augen geschaut habe.

Trampen ist sozial

Zwar sind Reisen per Anhalter kostenlos, der Hauptvorteil daran ist jedoch nicht von finanzieller Natur. Schliesslich lassen sich Mitfahrgelegenheiten und Bustickets von Berlin nach Hamburg für unter zehn Euro finden. Nein, der Vorteil ist: Ich bin gewissermassen zu einer Gegenleistung „gezwungen“, die man nicht in Geldscheinen gegenrechnen kann. Weil meine Tramp-Lifts mich mitnehmen, wollen sie im Gegenzug unterhalten werden. Sie wollen entweder spannende Geschichten von mir hören, oder sie wollen ihre Geschichte loswerden. Tablet raus, Ohrstöpsel rein und einfach einen Film gucken – ist nicht, beim Trampen. Kommunikation also, und Interaktion.

Und zwar richtig: Von Angesicht zu Angesicht, und nicht von Bildschirm zu Bildschirm. Das Wort Interaktion hören wir heutzutage fast nur noch in Zusammenhang mit Social Networks, es gibt sie bei Facebook und bei Instagram. Wir kommunizieren per Skype oder Twitter, neue Beziehungen knüpfen wir über Tinder oder Snapchat. Ich verteufle das nicht, im Gegenteil: Ich bin grosser Social-Media-Fan, bestücke regelmässig meine Profile auf Facebook und Twitter mit Statusupdates. Kürzlich habe ich mir sogar Snapchat heruntergeladen, um es mir mal anzuschauen.

Alternative zum Bildschirm

Ich sehe diese neuen Möglichkeiten aber als zusätzliche Ergänzung und nicht als Ersatz. Ich will weiterhin auf althergebrachte Art und Weise kommunizieren, will Menschen in Bars und auf der Straße kennenlernen, ohne vorher nach ihren Internetprofilen gesucht haben. Ich stelle es mir furchtbar vor, in einer Welt zu leben, in der wir noch noch über Apps und Touchscreens mit einer kommunizieren. In einer Welt, in der wir beigebracht bekommen, jedem Fremden erst einmal zu misstrauen und Menschen erst dann Vertrauen entgegen zu bringen, wenn wir zumindest ihr Onlineprofil kennen.

Das ist auch ein Grund, warum ich mich später an die Strasse stellen werde. An der Aral-Tankstelle an der Prenzlauer Allee werde ich Leute um einen Gefallen bitten, die ich noch nie zuvor getroffen habe. Und ich werde Menschen finden, die mir vertrauen, ich werde einige Stunden Zeit haben, mit ihnen zu sprechen und sie ein wenig kennen zu lernen. Und heute Abend, wenn ich in Hamburg angekommen sein werde, werde ich wieder einmal begeistert sein, wie viel Spass es macht, Menschen zu vertrauen.

Ich finde das schön – und hoffe deshalb, das das Trampen als Fortbewegungsmöglichkeit nie ausstirbt!

Gewinnspiel: Gewinne das Tramper-Handbuch

Ihr habt es vielleicht beim Lesen gemerkt: Mir liegt das Fortbestehen des Trampens am Herzen. Mir ist es wichtig, dass auch weiterhin Autofahrer für Tramper anhalten, und dass es auch in Zukunft noch Menschen gibt, die an der Strasse den Daumen hochhalten und ihr Glück versuchen. Darum ich kürzlich ein kleines eBook geschrieben: In „Trampen – Reisen per Anhalter“ erkläre ich auf 91 Seiten, wie man eine Reise per Anhalter angeht, wo die perfekten Spots zum Trampen sind und welche Techniken am meisten Erfolg versprechen. Ich zeige, was man unterwegs für seine Sicherheit tun kann und welche Ausrüstung man zum Trampen braucht. Kurz: Ich möchte alle Fragen beantworten, die zum Trampen auftauchen können.

Trampen-Reisen-per-Anhalter-Buch

Und um euch ein bisschen zu Motivieren, es doch mal zu versuchen, verschenke ich drei Exemplare von „Trampen – Reisen per Anhalter“ an die Fans des Weltreiseforum!

Was ihr dafür tun müsst? Ganz einfach: Hinterlasst unter diesem Artikel einen Kommentar, in dem ihr beschreibt, wieso ihr gerne mal per Anhalter reisen würdet. Oder wieso ihr es euch bislang noch nicht getraut habt. Oder warum ihr schon seit Ewigkeiten die grössten Fans vom Trampen seid!

Teilnehmen könnt ihr einen Monat lang bis zum 11. April. Die Gewinner erhalten dann von mir einen Downloadlink an die im Kommentar angegebene Emailadresse. Wer nicht so lang warten will, findet das Buch auch bei mir hier auf der Webseite oder auf Amazon zum Kauf.

Über den Gastautor:

Timo Peters ist 31 Jahre alt und zieht schon sein halbes Leben lang begeistert durch die Lande. Timos größte Leidenschaft ist das Reisen per Anhalter: In den letzten Jahren ist er mehrmals kreuz und quer durch Europa getrampt, war per Daumen in Südamerika und im Mittleren Osten unterwegs und hat sogar schon den Atlantischen Ozean per Anhalter überquert.

Folgt ihm auf seinem Blog Bruder Leichtfuss, auf Facebook, Twitter oder Google Plus.

Zum ersten Mal hier? Dann lese hier, worum es in diesem Blog geht. Wenn dir dieser Artikel gefallen hat, dann solltest du dich unbedingt beim monatlichen Newsletter einschreiben, damit du künftig nichts mehr verpasst.

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15 Kommentare

  1. Nach den ersten Erfahrungen im Trampen (raus aus dem Dorf – rein in die Stadt), wagte ich mich immer weiter raus und war mittlerweile per Anhalter schon in Spanien und Marokko unterwegs. Trampen ist eine der wenigen Möglichkeiten, spontan eine Bandbreite an Personen, Geschichten und Kulturen kennenzulernen – ganz nebenbei umschifft man den sonst präsenten Egoismus und hat die Möglichkeit, seinen eigenen und den Horizont des gegenübers zu erweitern. Das Exemplar würde ich aus diesen Gründen sehr gerne lesen, um wieder verstärkt mit Daumen raus auf Tour zu gehen!

    1. „Trampen ist eine der wenigen Möglichkeiten spontan eine Bandbreite an Personen, Geschichten und Kulturen kennenzulernen“ – besser hätte ich es nie sagen können, danke dafür! Ich bin mir nicht ganz sicher, ob du diesen Guide wirklich brauchst, aber gönnen würde ich den Gewinn dir sehr!
      Beste Grüße,
      Timo

  2. Ich habe mich bislang nicht ans Trampen getraut, leider. Ich würde es total gerne mal ausprobieren. Und eigentlich glaube ich nicht, dass man davor Angst haben muss. Ich sehe das genau wie du, Timo, wenn man jemandem mal in die Augen geschaut hat, weiß man viel eher, ob man ihm vertrauen kann oder nicht. Und wer garantiert dir schon, dass im Zug oder im Bus nichts passiert. Oder im eigenen Auto. Ich glaube auch, dass man beim Trampen unheimlich tolle Begegnungen hat.

    Aber.

    Da ist leider so viel Panik von außen. Mein Freund würde mich für verrückt erklären. Mein Vater womöglich vor Sorge verrückt werden. Ich weiß natürlich, dass ich mich davon nicht abhalten lassen sollte, wenn ich wirklich trampen möchte… Aber, aber, aber…

    Ich hoffe, dass ich dieses aber irgendwann mal überwinden kann ;)

    Liebe Grüße
    Anna

    1. Hi Anna,
      das kann ich sehr gut verstehen. Mir erging das lange ganz ähnlich. Bis ich eines Tages irgendwo im hintersten Loch im guatemaltekischen Urwald stecken blieb und Trampen die einzige Alternative zu einer Freinacht im Dschungel war. Zum Glück hat dort alles recht gut geklappt und ich hab die Scheu vor dem Trampen verloren. Wobei ich sagen muss: Ich war nun auch schon viele Jahre nicht mehr mit dem Daumen unterwegs. Ich glaube, das letzte Mal vor etwa fünf Jahren in Japan…
      Gruss,
      Oli

      1. Anna und Oli,
        schön, dass das hier zur Sprache kommt: Ich schreibe auch im Buch, dass für die meisten das Trampen zunächst eine Notlösung war und erst später zu einer Leidenschaft geworden ist. Manchmal braucht man eben diesen Tritt in den Hintern. Ich weiß jetzt nicht, ob ich dir, Anna, diesen Tritt wünschen soll? ;)
        Besten Gruß,
        Timo

  3. Eine schöne Variante des Trampens habe ich in Kasachstan kennengelernt: Dort ist es ob der spärlich gestreuten Busse vollkommen normal, von Fremden mitgenommen zu werden. Doch nicht nur von einer Stadt in die nächste, sondern auch innerhalb von Städten funktioniert das: Wenn man in Almaty nicht auf den Bus warten will, winkt man einfach einem vorbeifahrenden Auto, ruft wohin man will und wenn der Fahrer da vorbei kommt, wird man mitgenommen. Dafür beteiligt man sich mit ein paar Tenge an den Bezinkosten.
    Ein, wie ich finde, wunderbares System, das im Westen erst durch kommerzielle Taxi-Apps eingeführt werde musste.

    1. Hi Dirk,
      das kenne ich auch aus anderen Ländern und Regionen wie zum Beispiel der Türkei oder in der Inneren Mongolei (China). Das funktioniert eigentlich überall erstaunlich gut, wo die Leute wissen, dass nur alle 20 Minuten ein Auto vorbeikommt und es nur einen Bus pro Tag gibt. Witzig ist dann ja immer die Preisgestaltung: Eigentlich wäre der Usus das Äquivalent für ein Busticket zu zahlen. Doch manche verlangen Taxipreise, andere wollen gar nichts und laden Touristen sogar noch zum Essen ein. Da gibts echt alles Mögliche.
      Gruss,
      Oli

      1. Trampergesetz ist ja eigentlich „Ich fahre überall mit, solange ich nicht bezahlen muss“. Das sehen vor allem die Hardcore-Tramper so, um eben das Soziale in den Vordergrund zu stellen, dass wirklich jemand einem anderen einen Gefallen tut – den Gedanken habe ich ja auch sehr gern!
        Aber ich habe auch schon in einigen Ländern diese verschiedenen Preisgestaltungen erlebt. Davon kann man halten was man will – der Gedanke, dass wir in Europa dafür Millionen-Startups mit Apps brauchen, ist auf jeden Fall lustig.
        Besten Gruß,
        Timo

  4. Ich gestehe: Ich finde diese Art zu reisen sehr verlockend. Aber das einzige Mal, dass ich quasi getrampt bin, war, als mein Fahrrad bei einer Tour mitten im Nirgendwo seinen Geist aufgegeben hat.
    Jetzt, wo ich selbst blogge und auch mehr Reiseblogs lese, reizt es mich schon, das zu tun – aber auch ich habe immer im Hinterkopf: Ich weiß ja gar nicht, bei wem ich da einsteige! Ich bin dem dann ja völlig ausgeliefert – das wäre ja Irrsinn.

    Eigentlich schade, dass das Misstrauen überall vorherrscht, aber auch irgendwo nachvollziehbar? Mit einer Freundin oder einem Freund zusammen würde ich sowas schon gerne mal tun – durch Italien trampen vielleicht. Das wär was :)

    LG, Ilona

    1. Stimmt… Jetzt wo du’s sagst, fällt mir wieder ein: Das letzte Mal bin ich in Sri Lanka getrampt. Ich wollte mit dem Fahrrad zu einem Tempel fahren, hatte aber zu schwache Sonnencreme auftragen und nach etwa einer Stunde schon einen Sonnenbrand auf den Armen. Also haben wir den nächsten Lastwagen gestoppt, die Fahrräder draufgemacht und sind die letzten 10 Kilometer gefahren. Der Fahrer war ein alter Kriegsveteran, dem ein Arm fehlte. War spannend von ihm von der Zeit des Bürgerkriegs zu hören.

  5. Ich selbst bin noch nicht getrampt, zumindest nicht vorsätzlich, sondern wurde nur einmal ohne zu fragen und daran zu denken mitgenommen :D Das war eine super Erfahrung: 1. wäre ich anders nicht mehr zurück gekommen (mitten in der „Pampa“ und der Bus fuhr nicht mehr -.-), 2. habe ich eine nette Perspektive erhalten, obwohl ich mich mit dem Autofahrer nicht unterhalten konnte (keine gemeinsame Sprache vorhanden gewesen..^^). Naja ein geplantes Trampen habe ich noch nie berücksichtigt, muss ich zugeben und für spontanes Trampen bin ich meistens zu gut organisiert… (außer dieses eine mal..)
    Selbst als Autofahrer stelle ich es mir im Grunde spannend vor jemanden mitzunehmen, vor allem auf langen Strecken. Neue Personen, neue Gesprächsmöglichkeiten. Sonst wird das Autofahren ja total langweilig.

  6. Ja, früher sind wir ständig getrampt und heute 40+, fahre selbst, würde ich gern was zurück geben. Aber wo sind sie, die Tramper? Landstraße: nix, nada, niente. Das ist echt schade, weil es echt eine interessante Art des reisens ist.

    Daumen raus
    Karsten

  7. Oh mir ist dein Buch schon länger ins Auge gestochen.
    Genau deshalb würde ich gerne eins der Exemplare bekommen.
    Seit Jahren schon bin ich nicht mehr getrampt. Mein erstes Tramp-Erlebnis hatte ich tatsächlich in Deutschland aus einer Notsituation heraus da kein Bus mehr fuhr und ich kein Geld für ein Taxi hatte. Danach bin ich in Island und Neuseeland viel getrampt… jetzt weiß ich nicht ob ich es mich wieder trauen würde – aber vielleicht gibt mir dein Buch ja einen neuen Anstroß.

    Liebe Grüße
    Mel

  8. Das Buch hört sich toll an! Dass Trampen sozial und spannend ist, kann ich bestätigen. Ich habe da ziemlich gute Erfahrungen in Neuseeland gesammelt und tolle Menschen dabei kennengelernt. Eine Fahrt mit einem bekifften Wildschweinjäger war verdammt creepy, aber alle anderen, die mich mitgenommen haben, waren ultra hilfsbereit und freundlich.
    Liebe Grüße, Julia

  9. So, ich nochmal:

    Ich habe eben die Gewinner benachrichtigt und ihnen den Download-Link geschickt – viel Spaß damit und tolle Abenteuer per Anhalter!

    Das Gewinnspiel ist damit beendet – über noch mehr Kommentare freuen Oli und ich uns aber trotzdem ;)

    Beste Grüße,

    Timo

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