Gunung Rinjani: In drei Tagen auf den zweithöchsten Vulkan Indonesiens

Blick in den Kratersee des Gunung Rinjani.
Blick in den Kratersee des Gunung Rinjani.

Grandiose Panoramen, eine perfekte Therme und schmerzende Beine: Dafür steht der Gunung Rinjani, der zweithöchste Vulkan Indonesiens. Am vergangenen Wochenende habe ich mich daran gemacht, den Krater des Feuerbergs zu besuchen. Eins mein anstrengendsten, aber auch schönsten Reiseerlebnisse.

„Der Rinjani ist mein Berg“, sagt Alam. Der 55-jährige Bergführer hat sein ganzes Leben am Fuße des Vulkans oder auch auf ihm verbracht: Als er 23 Jahre alt wurde, begann der Tourismus auf der indonesischen Insel Lombok allmählich an Fahrt zu gewinnen und Alam fand Arbeit als Träger. „Ich sprach damals kein Wort Englisch“, erinnert er sich an seine Anfangszeit. „Ich konnte nur ‚yes‘ sagen. Für meine Arbeit als Porter war das genug.“

16 Jahre lang schleppte Alam jede Woche Wasser, Proviant und das Camping-Equipment für Touristen auf den Berg hoch. Zwischen 20 und 30 Kilo musste er jeweils tragen. Irgendwann war sein Englisch gut genug, um die Prüfung zum Touristenführer zu schaffen. Seither ist das Leben für den fünffachen Familienvater einfacher geworden. „Ich kann nun mehr verdienen und muss weniger schleppen, dafür trage ich aber auch mehr Verantwortung.“

Alam, unser Reiseführer, besteigt den 3600 Meter hohen Berg seit über 30 Jahre jede Woche einmal.
Alam, unser Reiseführer, besteigt den 3600 Meter hohen Berg seit über 30 Jahre jede Woche einmal.

Diese zu tragen, ist wohl nicht immer leicht. So friedlich der Vulkan aussieht, steckt er doch voller Gefahren. Vor einigen Jahren ist nach einem plötzlichen Wetterumschwung eine ganze Gruppe von einheimischen Studenten erfroren. Sie hatten das harsche Wetter unterschätzt und zu dünne Kleidung mitgebracht. Doch auch der noch immer aktive Vulkan birgt Risiken: Gerade einmal vor drei Jahren ist er das letzte Mal ausgebrochen und spie Asche und Lava aus. Da der Zugang wohlweisslich rechtzetig gesperrt wurde, kamen dabei nur Felder zu Schaden. Weniger Glück hatten rund 30 Dorfbewohner bei einer Eruption im Jahre 1994. Sie wurden von einem kalten Lahar, einer vulkanischen Schlammlawine, erfasst. „Heute ist der Rinjani sicher“, erklärt Alam und ich weiß nicht so recht, ob er unserer Reisegruppe oder sich selber Mut machen will. „Vor einem Jahr ist der Vulkan gestorben.“

Drei Tage über Stock und Stein

In Senaru, einem kleinen Dorf am Fuße des Vulkans, ist man auf die zahlreichen Trekker eingestellt. Jedes dritte Haus birgt einen Reiseunternehmer, der eine Tour anbietet. Die Routen unterscheiden sich nur geringfügig. In den meisten Fällen wird eine Wanderung von drei Tagen und zwei Nächten angeboten. Am ersten Tag gewinnt man 2000 Höhenmeter und gelangt zur Kante des Vulkans, von wo aus man einen guten Ausblick auf den Kratersee hat.

Wer will, kann versuchen, sich das Mittagessen im Kratersee selber zu fangen.
Wer will, kann versuchen, sich das Mittagessen im Kratersee selber zu fangen.

Am zweiten Tag führt die Wanderung zum 600 Meter tiefer liegenden Kratersee, wo eine heiße Quelle den schmerzenden Beinen etwas Linderung verschafft. Am Abend klettert man wieder zur Kante hoch. Wer nun noch Kraft hat, kann nachts zum höchsten Punkt (3726 Meter) laufen und dort einen magischen Sonnenaufgang erleben. Doch nur wenige schaffen es nach der anstrengenden Wanderung bis ganz oben.

Der preisliche Unterschied bei den Touren ergibt sich vor allem aus dem Grad des Luxus, den man auf dem Trek braucht. Meine Tour hatte ich in Gili für 120 US-Dollar gebucht, dafür gab es nur drei warme Mahlzeiten pro Tag und beim Schlafsack war der Reisverschluss beschädigt. Andere, die das Doppelte bezahlten, hatten Klappstühle dabei, auf denen sie sich ausruhen konnten, und es gab eine zusätzliche Zwischenverpflegung. Ich war mit meiner Tour vollkommen zufrieden.

Entspannung pur im Thermalbad

Ich bin nicht sonderlich sportlich veranlagt und habe die Wanderung heil überstanden. Nach dem ersten Tag fühlte ich mich noch ganz wohl. Der schwierigste Teil der Route ist allerdings ohnehin der Abstieg in den Krater und der anschließende Aufstieg. Die Wege sind extrem steil und oft auch rutschig. Ich habe für diesen Teil statt der angegebenen fünf Stunden etwa acht benötigt. Entsprechend wenig Zeit hatte ich, mich in den heißen Quellen zu entspannen.

Wer mich kennt, weiß: Ich liebe Thermen. Nachdem ich fast überall außerhalb von Japan leicht enttäuscht wurde (zuletzt am Inle-See in Myanmar), war ich diesmal vollkommen begeistert. Das mag daran liegen, dass ich die Nacht zuvor im Zelt gefroren habe, dass ich meinen verschwitzten Körper waschen konnte, oder auch ganz einfach daran, dass ich nach Stunden auf den Beinen endlich einmal irgendwo hinsitze konnte.

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Die Auf- bzw. Abstiege sind sehr steil und teilweise gefährlich rutschig.

Die Therme mit dem perfekt temperierten Wasser ist recht klein. Insgesamt finden kaum mehr als zehn Personen in den beiden natürlichen Becken Platz. Bemerkenswert ist, dass alles vollkommen unentwickelt ist. Es gibt nicht einmal Umziehkabinen. Wer baden will, muss mit einem Tuch umwickelt die Kleider wechseln. Doch genau dies machte für mich den Charme aus.

Zigaretten und Zauberpilze

Alam nimmt den Trip gemütlich. Er weiß, dass manche Touristen wegen der sportlichen Herausforderung kommen und andere wegen der grandiosen Landschaft. Unsere Gruppe ist eher langsam unterwegs. So findet Alam immer wieder Zeit, sich eine Zigarette anzuzünden und uns von seinem Leben zu erzählen. „Als ich heirate verbrachten wir unsere Flitterwochen auf dem Berg.“ Zehn Tage sei er mit seiner Frau in den Bergen unterwegs gewesen. Sein bis heute längster Trip auf dem Gunung Rinjani.

Am dritten Tag, kurz vor der Ankunft in der Ebene, hält Alam plötzlich einen Pilz in der Hand. „Das ist meine Belohnung für den Trip. Wenn man die kocht, dann ist das so wie Alkohol“, lacht er und sein 15-jähriger Sohn, der auf der ganzen Wanderung als Träger dabei war, grinst mit wissendem Gesichtsausdruck mit.

TEILNAMEARTIKEL BEI ZWEI BLOGPARADEN:

Nadine von Planet Hibbel hat hier in einer Blogparade alle Blogger dazu aufgerufen, etwas über ihre schönste Reise zu schreiben. Obwohl ich das eine sehr schwierige Aufgabe finde, kann ich doch sagen: Die Wanderung auf den Rinjani gehört zu den eindrücklichsten Erlebnissen der letzten Jahre.

Bärbel von Frau auf Reisen hat hier in ihrer Blogparade dazu aufgerufen, das „schönste vulkanische Erlebnis“ zu schildern. Auch wenn mich Bromo (ebenfalls in Indonesien) und der Mount Aso in Japan ebenso faszinierten, so gewinnt für mich doch die Rinjani-Wanderung. Denn ich muss mir diesen Vulkan so richtig erkämpfen.

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10 Kommentare

  1. Lieber Oli, vielen Dank, dass Du mit diesem wunderbaren Bericht an meiner Blogparade teilnimmst. Nun zur Nacht habe ich ihn noch mal in aller Ruhe gelesen. Toll. Toll gemacht und toll geschrieben. Die Einbeziehung des verschmitzten Guides in Deinen warmherzigen Bericht gefällt mir auch richtig gut. Möge das Reiseleben Dir noch viele wunderbare Thermen bescheren! Herzlich, Bärbel

  2. Pingback: Auf meiner Bucket List: Einen aktiven Vulkan besteigen | Anemina auf Reisen
  3. Toller Bericht, leider hat das Erdbeben 2018 die Region stark gebeutelt. Wir waren vor knapp 1 Monat auf dem Kraterrand, die Route zum Gipfel war noch geschlossen bzw. ist nach dem Erbeben nicht mehr vorhanden. Die Landschaft ist auf jeden Fall ein absoluter Traum!

    Lg Jan von
    http://www.thehiketribe.com/de/

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