Höhlenkloster Georgien: Dawit Garedscha oder besser Wardzia?

Wer Georgien besucht, sollte sich auch unbedingt eines der einzigartigen Höhlenkloster ansehen. Doch sowohl Dawit Garedscha wie auch Wardzia sind weit abgelegen und schwer zu erreichen. Welches der beiden Höhlenkloster sich für dich mehr lohnt, erfährst du in diesem Artikel.

Zu den vielen Dingen, die Georgien zu einem einzigartigen Reiseziel machen, gehören auch die uralten Höhlenklöster. Die Bekanntesten sind Dawit Garedscha und Wardzia. Doch obwohl beide Orte unter dem Begriff «Höhlenkloster» zusammengefasst werden können, sind sie höchst unterschiedlich.

Wenn du also genügend Zeit hast, beide zu besuchen, dann solltest du das tun. Du wirst es nicht bereuen. Nur sind beide Orte leider ziemlich weit abseits, so dass du für jedes einen vollständigen Tagesausflug einrechnen musst. Hinzukommt, dass sie sich routentechnisch nur schlecht verbinden lassen. Die meisten Besucher, die weniger als zwei Wochen im Land bleiben, werden sich daher für das eine oder das andere Kloster entscheiden müssen.

Und da kommt dieser Artikel ins Spiel. Hier erkläre ich, was dich in den beiden bekanntesten Höhlenklöster Georgiens erwartet, was du wissen musst, um sie zu besuchen und welche Vor- und Nachteile sie jeweils haben. Und nun viel Spass beim Lesen!

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1. Dawit Garedscha: Das älteste Kloster Georgiens

Es ist heiss, verdammt heiss. Rund 40 Grad im Schatten. Doch der ist in dieser baumlosen Gegend nur selten zu finden.  Zum Glück bläst uns ein schwacher Wind ins Gesicht und zum Glück haben wir dank einer überraschenden Voraussicht genügend Wasser eingepackt.

Wir befinden uns in der Wüste Garedscha im Südosten von Georgien. Nur wenige Meter trennen uns von der Grenze zu Aserbaidschan. Hier, in einer der abgelegensten Regionen Georgiens, war im 6. Jahrhundert ein Kloster gegründet worden, das bis heute besteht und das den Grund für unseren Ausflug darstellt.

Noch wird Dawit Garedscha vergleichsweise selten besucht. Die kleine Einsiedelei ist ausserhalb des Landes kaum bekannt und das dürfte sich auch nicht so schnell ändern. Zwar steht das älteste Kloster des Landes seit 2007 auf der Vorschlagsliste für das UNESCO-Weltkulturerbe, doch bisher ist die Bewerbung nicht wirklich vorangekommen.

Weit abgelegen in der Wüste befindet sich das Kloster Dawit Garedscha.
mauer
Speziell daran ist, wie es in die Felsen gebaut wurde.

 

Das gibt es zu sehen

Als erstes solltest du das Kloster selber besuchen. Das Gebäude ist ein interessantes Flickwerk aus zahlreichen Epochen, was sich an den vollkommen unterschiedlichen Baustilen festmachen lässt. Ein Teil des Klosters besteht aus einem klassischen (und sehr schönen) Steingebäude. Spannender sind aber die vielen, in die Felsen gehauenen Zellen.

Vor einigen Jahren war es offenbar noch möglich, das ganze Kloster zu besichtigen. Inzwischen haben die Mönche ihren Wohnbereich für Besucher gesperrt. Das ist bedauerlich, aber auch verständlich. Leider kommt man nun nicht mehr ganz zu den Höhlenzellen, dem meiner Meinung nach spannendesten Bereich des Klosters. Du kannst aber den ganzen Innenhof besichtigen, wo es eine hübsche Felsenkapelle gibt.

Nach der Besichtigung des Klosters gehst du in Richtung Parkplatz. Gleich neben dem Souvenirladen (wo du dir eine der zahlreichen Ikonen kaufen solltest, da der Eintritt ins Kloster kostenlos ist und die Mönche auch von etwas leben mussen) führt ein unscheinbarer Weg auf den Berg. Er führt zu einem weiteren Highlight des Besuchs: Zum Höhenweg.

Hier musst du schauen, ob und wie weit du diesen Weg nehmen darfst. Er führt nämlich direkt ins Grenzgebiet zu Aserbaidschan und wenn du ihn nimmst, überschreitest du illegal die Landesgrenze. Bei meinem Besuch vor fast zehn Jahren hat das niemanden gestört. Aktuell sind die Beziehungen zwischen den Ländern angespannt und Touristen werden nicht mehr durchgelassen. Das kann sich aber jederzeit wieder ändern.

Falls dich die Grenzwächter durchlassen, führt der Rundweg an zahlreichen Höhlen vorbei, in denen du alte  Fresken findest. Sie alleine wären schon den Rundgang wert. Genauso sehenswert ist der Ausblick, den du auf dem Höhenweg hast. Du blickst weit in eine Ebene Aserbaidschans und kannst am Horizont sogar einige Siedlungen erkennen.

Auf der anderen Seite geht es mehr oder weniger direkt wieder bergab in Richtung Kloster. Vorbei kommst du an einer kleinen Quelle in einer Höhle. Das Wasser erlaubte es früher den Einsiedlern, in bescheidenem Rahmen Lebensmittel für die Selbstversorgung anzupflanzen. Auch heute sieht man noch die alten Wasserkanäle, die jedoch bei meinem Besuch ausgetrocknet waren.

Wenn du die ganze Route machen kannst, solltest du für deinen Besuch zwei bis drei Stunden einplanen. Ist der Höhenweg gesperrt, wirst du auch in gemächlichen Tempo kaum mehr als eine Stunde benötigen.

höhenweg
Der Höhenweg ist aktuell leider nicht zugänglich.
grenze
Der Grenzstein markiert, wo Georgien aufhört und Aserbaidschan beginnt.

 

So kommst du selbstorganisiert hin

Die Tempelanlage liegt weit entfernt von jeder Siedlung. Die frühere mit Schlaglöchern versetzte Strasse wurde inzwischen erneuert und soll gemäss aktuellen Berichten praktisch durchgäng geteert sein. Da es keine reguläre Busverbindung gibt, bist du auf eine Tour*, einen Mietwagen oder ein Taxi angewiesen.

Eine alternative Möglichkeit wäre, dass du mit einer Marschrutka (Bus) bis nach Sagaredscho (auch Sagarejo) fährst, von wo aus du in etwa einer Stunde nach Dawit Garedscha kommt. Ein Taxi sollte für beide Strecken und mit einer rund zwei Stunden langen Wartezeit um die 60 Lari kosten (rund 20 Euro), wurde mir gesagt.

Bevor du losfährst, empfiehlt sich ein Blick auf die Fahrtüchtigkeit des Fahrzeugs. Bei uns war es so, dass mitten auf der Strecke der Schliessmechanismus der Tür kaputt ging und die Tür während der Fahrt immer wieder aufging. Mit Klebestreifen konnte unserer Fahrer das zwar notdürftig reparieren, aber es macht natürlich keinen Spass, neben einer Türe zu sitzen, von der man weiss, dass sie nachgibt, sobald man sich ein bisschen anlehnt.

Gut durchgeschüttelt: Die letzten 15 Kilometer nach Davit Gareja führen über eine Naturstrasse.
Strassenbau: Die ehemalige Schotterpiste ist mitterweile asphaltiert.
Notdürftig repariert: Die sich ständig öffnende Hintertür wurde mit Klebstreifen fixiert.
Notdürftig repariert: Die sich ständig öffnende Hintertür wurde mit Klebstreifen fixiert

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2. Wardzia: Kirche und Militärfestung

Ganz anders sieht es in Wardzia aus, dem zweiten und international wohl bekanntesten Höhlenkloster. Die geheimnisvolle Felsenfestung liegt in einem grünen Tal. Vor mehr als 800 Jahren wurde in die 500 Meter hohe Felswand des Berges Eruschetis ein riesiges System von Höhlen und Kammern gehauen, das stellenweise an die Bauwerke im türkischen Kappadokien erinnert.

Gegründet wurde die Festung, um das georgische Königreich vor Eindringlingen wie Türken, Persern, Seldschuken und Mongolen zu schützen. Doch diese militärische Bestimmung blieb der Anlage nicht lange erhalten. Schon die Tochter des Erbauers, Königin Tamar, wandelte die Festung in ein Kloster um.

Wer heute vor der Festung steht, kann sich kaum vorstellen, welche Dimensionen das Bauwerk einst hatte. In den 3000 Wohnungen auf sieben Stockwerken war einst Platz für rund 50.000 Menschen. Es gab eine Kirche, Geschäfte und Ställe. Doch 1283 zerstörte ein Erdbeben große Teile der Anlage. Heute sind noch etwa 750 Räume erhalten. Nur noch eine Handvoll Mönche leben in der Anlage – in der Blütezeit waren es rund 800.

Die Klosterkirche beherbergt wunderschöne Fresken. Leider gilt innen ein Fotoverbot.
Nur wenige Höhlen sind dekoriert.

 

Das gibt es zu sehen

Ähnlich bei Dawit Garedscha ist auch hier schon die Anfahrt durch das wunderschöne Hochtal ein Genuss. Sobald du auf einer Brücke die Kura überquert hast, kommst du zu einer Kasse, wo du dir das Eintrittsticket kaufen kannst. Von hier kannst du entweder zu Fuss zu den ersten Höhlen hochlaufen oder einen Bus nehmen. Die fünfminütige Fahrt lohnt sich meiner Meinung nach aber nur an sehr heissen Tagen.

Oben beginnt ein Rundweg, der dich in rund zwei Stunden durch jede Menge Höhlen und Gänge bringt, über Treppen und Balkone führt. Obwohl das Kloster im Prinzip noch immer in Betrieb, ist praktisch alles, was man besichtigen kann, seit Hunderten von Jahren verlassen. Hier und da gibt es kurze Erläuterungen, wozu die Höhlen einst dienten. Etwa als Stall oder Weinkeller. Doch bis auf vereinzelte Spuren der früheren Nutzung sind die Felsen leer und kahl.

Eine der wenigen Ausnahmen ist die sehenswerte Klosterkirche Mariä Himmelfahrt, die mit ihren zahlreichen Fresken das unbestrittene Highlight der Anlage ist. Leider ist hier das Fotografieren nicht erlaubt, so dass ich sie euch nicht zeigen kann. Direkt nebenan kann man in einer weiteren Höhle die Quelle sehen, über die das Kloster einst mit Wasser versorgt wurde.

Beeindruckend ist vor allem die Grösse der Anlage. Die nimmt man auch regelmässig wahr, denn vor vielen Höhlen gibt es balkonähnliche Plattformen, von denen aus man die gesamte Felswand überblicken kann, die wohl nicht nur mich wegen der vielen Löcher an einen Schweizer Käse erinnert.

Viele Höhlen sind durch Gänge tief im Felsen verbunden.
Blick von einer der Terrassen über Teile der Anlage.

 

So kommst du selbstorganisiert hin

Die Anreise ist nicht besonders kompliziert, nimmt aber einige Zeit in Anspruch. Von Tbilisi, Kutasi oder gar Batumi nimmst du am besten einen Bus nach Achalziche (oder allenfalls auch Bordschomi). Beachte, dass direkte Busse tendenziell eher früh am Morgen starten. Wenn du wie ich erst nachmittags losfährst, musst du unter Umständen mehrmals umsteigen.

Am besten übernachtest du in Achalziche, damit du dort genügend Zeit hast, um die Rabati-Burg zu erkunden. Sie bietet einen faszinierenden kulturellen Mix mit Bauwerken unterschiedlicher Religionen. Achte bei der Wahl des Hotels darauf, dass du in der Nähe der Burg unterkommst, weil dort auch die Busse nach Wardzia losfahren.

Unregelmässig alle ein bis zwei Stunden fährt eine Marschrutka vom Busbahnbahnhof am Fusse der Burg nach Wardzia und benötigt – je nach Fahrweise des Busfahrers – zwischen einer bis zweieinhalb Stunden. Kosten: 5 Lari. Da bei meinem Besuch der letzte Bus um 15 Uhr ging, solltest den Ausflug so früh wie möglich in den Morgen legen. Erkundige dich bei der Ankunft an der Kasse unbedingt, wann der nächste Bus zurückfährt, um nicht stundenlang warten zu müssen.

Etwas schneller und bequemer, vor allem aber deutlich flexibler ist es, ein Taxi zu mieten. Für die Fahrt plus einer Wartepauschale von zwei Stunden musst du mit rund 80 Lari rechnen, was vor allem dann sehr attraktiv ist, wenn du das Taxi mit anderen Reisenden füllen kannst. Falls du alleine bist, findest du vielleicht vielleicht auf dem Busbahnhof andere Touristen.

Wenn du es ganz schnell möchtest, gibt es auch geführte Touren ab Tiflis und Kutasi. Da es aber schade wäre, die Rabati-Burg auszulassen, empfehle ich das eher weniger.

Ein Zwischenstopp wert: Die Rabati-Burg.
Die Strasse folgt etwa eine Stunde lang dem malerischen Kura-Tal.
Auch interessant: Die besten Orte in Tbilisi

 

Fazit: Dawit Garedscha oder Wardzia?

Nun aber zur eigentlichen Frage: Welches Höhlenkloster lohnt sich mehr, wenn du eines der beiden auslassen musst? Die Antwort darauf ist leider nicht eindeutig, sondern kommt darauf an, was dir wichtig ist. Während du in Wardzia vor allem die Höhlen siehst und wenig vom Klosterleben, ist es in Dawit Garedscha genau umgekehrt: Zugänglich ist vor allem das Kloster, nicht aber die Höhlen.

Aus ausgesprochen unterschiedlich ist die Landschaft. Wardzia befindet sich in einer eher grünen Hochebene durch die sich ein malerisches Flüsschen schlängelt, Dawit Garedscha hingegen ist in einer trockenen Wüstenlandschaft. Während man meiner Meinung nach in Dawit Garedscha mehr sehen kann, lässt sich Wardzia besser mit anderen Sachen verbinden. Die Rabati-Burg ist zwar die eindrücklichste in der Gegend, aber bei weitem nicht die einzige.

Entscheidend dürfte daher sein, was besser in deine Route passt. Dawit Garedscha liegt auf halbem Weg in die Weinregion Signaghi und lässt sich auf diese Weise einigermassen vernünftig in eine Tour einbauen. Um hingegen nach Wardzia zu kommen, musst du ohnehin etwa die Hälfte auf der Tbilisi-Kutasi-Autobahn zurücklegen, so dass sich auch hier praktische Kombinationsmöglichkeiten ergeben.

Und nun bist du dran: Welche der beiden Höhlenkloster hat dir besser gefallen? Schreib es mir in die Kommentare!

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18 Kommentare

    1. Das Mädel, das an der Tür sass, fand das nicht so super. Denn irgendwie war auch der Sicherheitsgurt kaputt. Ich war ja zum Glück vorne… Manchmal hat es auch für Männer Vorteile, lange Beine zu haben… :)

  1. Hi,
    gerade aus Davit Gareja zurück … die Begeisterung des Artikels kann ich teilen.
    Kleine Info zur Anreise: es gibt einen direkten Shuttle vom Liberty Square nach Davit Gareja. Er startet jeden Tag um 11:00 (keine Anmeldung erforderlich) und kostet hin- und zurück 25 Lari. Ankunft in Tiflis um 19:00.
    LG, Chris

    1. Hi Chris,

      vielen Dank für die Ergänzung. Den Bus hab ich gesehen, wusste allerdings nicht genau, wo er losfährt.

      Liebe Grüsse,
      Oliver

      1. Hallo Ulla,
        ich war etwa zwei bis drei Stunden dort. Das Kloster ist recht überschaubar und in einer Stunde hast du da alles gesehen. Und der Spaziergang zu den Höhlen dauert vielleicht 1,5 Stunden.
        Gruss,
        Oli

    1. Oh echt? Was ist denn das Problem? Liegt das daran, dass sie sich eigentlich in Aserbaidschan befinden? Hoffen wir mal, dass das etwas Temporäres ist wegen des Konflikts mit Armenien.

  2. Wow! Sieht ja mega aus. Könnte glatt als Filmkulisse herhalten. Georgien steht seit Jahren auf meiner To-See-Liste. Mal sehen ob ich das in diesem Leben nochmal schaffe. LG, Nadine

  3. Beide Orte habenzwar den gleichen religiösen Hintergrund, sind aber TOTAL verschieden. Davit Garedja ist im Wesentlichen ein gebautes Kloster, während Vardzia ein in die Felswand gehauenes Höhlenkloster ist. Beiden gemeinsam ist, dass gute Wanderschuhe keine Fehler sind. Und zur Ereichbarkeit: Ein Auto mit Fahrer mieten (ist wie überall im Osten sehr einfach und recht preiswert), besonders, wenn man mit mehreren Migreisenden unterwegs ist.

  4. Ich hatte das Glück, 2021 mit meiner Familie Georgien zu bereisen und beide Klöster zu sehen. Während Wardzia beeindruckend war, war David Garega irgendwie magisch. Wie es so am Ende der Welt… nein: hinter dem Ende der Welt, das Udabno für uns darstellte, vor sich hin existiert. Kaum andere Besucher außer uns, und um uns herum die Wüste in den schönsten Farben. Ich weiß noch, wie wir da standen, auf die umliegende Landschaft schauten und dachten, besser kann es auf dieser Reise gar nicht mehr werden (wurde es dann doch). Der Höhenweg war auch da leider nicht mehr zugänglich, schade. Der freundliche Grenzer hatte klare Anweisungen…

    1. Ja, auf alle Fälle. „Magisch“ ist genau das richtige Wort, um das Gefühl zu beschreiben. Schade, dass ihr nicht auf den Höhenweg konntet. Wenn man von dort oben auf die Weite der Wüste hinabblickt, dann ist das einfach… hm… noch magischer… :)

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