Celestun: Strand, Flamingos und alte Haciendas

Bist du auf der Suche nach einem guten Ort, um Flamingos zu beobachten? Dann empfehle ich dir den kleinen Fischerort Celestun im Norden der Yukatan-Halbinsel. Wieso? Sobald du genug von den rosa Tieren hast, gibt es dort auch einen wundervollen, menschenleeren Strand und geschichtsträchtige Ruinen von verlassenen Haciendas.

Wer meinen Blog schon länger verfolgt, der weiss, dass ich mir aus Stränden nicht viel mache. Ich gehe natürlich gerne einmal einen Tag ans Meer, um zu baden oder zu schnorcheln. Doch wenn es länger wird, beginne ich mich rasch zu langweilen. In Celestun, das etwa zwei Stunden nordwestlich von Merida liegt, war das nicht so: Hier gibt es nämlich neben feinen Sandkörnern auch sonst viel zu entdecken.

Auf Celestun aufmerksam geworden bin ich übrigens, weil der Besitzer meines Hotels in Playa del Carmen dort zuvor ebenfalls eine Unterkunft betrieben hatte und mir den Ort in den schönsten Farben ausmalte. Je mehr ich über den Ort las, desto spannender erschien er mir. Zudem hatte ich Glück: Jeweils in der kälteren Jahreszeit wandern Flamingos in die Gegend, um in den Mangroven des nahe gelegenen Ria Celestun zu überwintern.

Ausschlaggebend waren jedoch zwei Zeilen in meinem Reiseführer, wo auf verlassene und verfallene Haciendas hingewiesen wurde. Vergessene Orte faszinieren mich nämlich unheimlich. Da die Haciendas nur schwer zu erreichen sind, machte ich mich in Merida im Hostel auf die Suche nach einem Mitreisenden, um die Miete für ein Auto zu teilen. Eine Stunde später fand ich einen Spanier, der mitkommen wollte, und kurz darauf auch einen leuchtend blauen Ford Fiesta.

In diesem Artikel will ich dir erzählen, was es in Celestun und auf dem Weg dorthin zu sehen gibt und was ich in den zwei Tagen alles erlebt habe. Falls du noch nicht ganz sicher bist, ob Mexiko für dich überhaupt ein geeignetes Reiseziel ist, empfehle ich dir, einen Blick auf mein Mexiko-FAQ zu werfen.

1. Baden am menschenleeren Strand von Celestun

Das erste, was du in Celestun tun solltest, ist ins Meer zu springen (oder wenigstens am endlosen Sandstrand einen Spaziergang zu unternehmen). Das grünblaue Meer ist einfach zu verlockend, um die Prioritäten anders zu setzen. So erging es auch mir: Kaum hatte ich im Hotel eingecheckt, zog ich die Badehose an und ging ins Wasser.

Ich war erstaunt, dass der Strand praktisch menschenleer war. Auch die anderswo typischen Liegen mit Sonnenschirm waren hier nirgends zu sehen. Immerhin gab es ein paar Restaurants mit Plastiktischen und -stühlen, die Getränke und Seafood anboten. Um nicht zu lange in der prallen Sonne zu sitzen und um auf gutes Licht für Fotos zu warten, gönnte ich mir hier ein Ceviche aus Crevetten.

Der Strand ist ziemlich breit und flach. Bei meinem Besuch windete es stark, so dass die Wellen etwas höher waren. Ich kann mir aber vorstellen, dass an einem ruhigen Tag das flache Wasser für Familien mit Kindern ideal ist. Der Strand war sehr sauber, wenn man von einem Streifen angespülter Algen absieht.

Praktischen menschenleer: Der Strand von Celestun.
Praktisch menschenleer: Der Strand von Celestun. Fotos: OZ.
Sonnenuntergang: Am Abend versinkt die Sonne im blaugrünen Meer.
Sonnenuntergang: Am Abend versinkt die Sonne im blaugrünen Meer.
Auf der Mole kann man den Fischern am Abend bei der Arbeit zusehen.
Auf der Mole kann man den Fischern bei der Arbeit zusehen.

2. Bootstour zu den Flamingos im Naturschutzgebiet

Gerade hinter dem Dorf Celestun beginnt das Reserva de la Biosfera Ria Celestun, das für seine Flamingos, weissen Pelikane und Kormorane bekannt ist. Das Naturschutzgebiet besuchst du am besten mit dem Boot. Die Touren starten in der Regel am Morgen und am späten Nachmittag und dauern etwa anderthalb Stunden. Du kannst aber auch längere Fahrten aushandeln.

Wenn du es eilig hast oder bereits in einer Gruppe mit mehreren Personen unterwegs bist, mietest du am besten gleich ein ganzes Boot, denn dann kannst du gleich loslegen. Alle anderen spazieren am besten am Strand herum, bis sie von Bootsfahrern oder einem Vermittler angesprochen werden. Bei dieser Version musst du warten, bis ein Boot voll ist, was in unserem Fall fast zwei Stunden dauerte. Dafür ist die Bootsfahrt so natürlich sehr viel günstiger. Wir bezahlten 200 Peso.

Gegen zehn Uhr hat unser Skipper sechs weitere Personen gefunden und wir können losfahren. Zuerst flitzen wir etwa 20 Minuten über das Meer bis wir in einen breiten Fluss abdrehen. Im Wasser und auf den Molen sitzen Kormorane und Pelikane. Hier stinkt es stark nach Fisch. Ich frage mich, ob das die Essenreste der Kormorane sind, die in der Sonne vergammeln.

Nach ein paar Minuten geht unsere rasante Fahrt auf dem Ria Celestun weiter. Der Fluss ist breit, aber offensichtlich nicht tief. Die Fahrrinne ist mit Holzspfählen abgesteckt. Immer wieder macht der Fahrer scharfe Kurven. Erste Flamingos sind zu sehen. Ich will sie fotografieren, bekomme aber auf voller Fahrt mit dem Teleobjektiv kein scharfes Bild hin. Der Fahrer ruft nach vorne: „Später! Später! Nachher gibts noch viel mehr!“

Und tatsächlich nach ein paar weiteren Wendungen kommen wir bei einer grösseren Kolonie an, die aus fünfzig, vielleicht sogar hundert Tieren besteht. Der Fahrer dreht den Motor aus und lautlos gleiten wir weiter. „Wisst ihr, wieso Flamingos rosa sind?“, fragt er nach einer Weile der Ruhe. „Das kommt davon, dass sie den ganzen Tag Crevetten fressen!“

Ich lache, weil ich das für einen Witz halte. Schliesslich bleibe ich ja auch bleich, egal wieviel Schokolade ich im Winter verspeise. Doch später erfahre ich, dass die Pigmente der Schalentiere tatsächlich für das farbenprächtige Federkleid sorgen.

Auf dem Rückweg fahren wir durch die Mangroven, die hier einen regelrechten Tunnel bilden. An einem kleinen Teich mit erstaunlich klaren Wasser halten wir an. Schautafeln erklären, dass das Wasser hier wegen den Mangroven so sauber ist. Nach einigen Minuten geht die rasante Fahrt weiter. Kurz vor zwölf sind wir wieder am Strand, wo wir losgelegt haben.

Auf der Mole bei der Flusseinfahrt warten bereits die ersten Vögel.
Auf der Mole bei der Flusseinfahrt warten bereits die ersten Vögel.
Ria Celestun: Breit, aber nicht sehr tief ist der Fluss.
Ria Celestun: Breit, aber nicht sehr tief ist der Fluss.
Das Ziel der Bootsfahrt: Eine Kolonie von rosa Flamingos.
Das Ziel der Bootsfahrt: Eine Kolonie von rosa Flamingos.

3. Entdecken von alten Haciendas

Wenn du mit dem Mietwagen unterwegs bist, dann solltest du den Umweg über Maxcanu via Highway 281 erwägen. Auf der Strecke kannst du dir ein paar verfallene (und eine sehr schön renovierte) Haciendas anschauen. Die Route führt über herrlich überwucherte Strassen und durch einige hübsche Dörfer mit traditionellen Wohnhäusern.

Etwas Geschichte: Zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts gab es in ganz Yukatan riesige Agave-Plantagen, auf denen aus den Fasern der Pflanze Fäden hergestellt wurden. Von dieser industriellen Tatigkeit zeugt noch heute, dass jede dieser Hacienda einen gewaltigen Schlot hat. Das Produkt wurde anschliessend in den USA zu Stoffen weiter verarbeitet. Doch seit den 1930er-Jahren ruinierten wirtschaftliche Veränderungen und insbesondere das Aufkommen von Kunstfasern den Plantagen das Geschäft. Einer nach dem anderen musste die Haciendas aufgeben.

Wir halten vor einer der Ruinen. Im Hof vor der „Hacienda Granada“ stehen zwei Fussballtore. Ein paar Kinder sind hier am Kicken. Während wir uns den teilweise eingestürzten Überresten der Manufaktur nähern, kommt Don Manuel auf uns zu. Er sei der Verwalter des Grundstücks, erklärt der ältere Herr mit der auffälligen Zahnlücke und bietet an, uns das Anwesen zu zeigen.

Obwohl es eigentlich nur wenig zu sehen gibt, fühle ich mich hier wie ein Entdecker.  Faszinierend sind vor allem die Details: In einem Nebenhaus stecken in der Wand dicke Holzknaufe. Hier hatten die Arbeiter ihre Hängematten aufgehängt. „Noch heute haben die wenigsten Häuser in dieser Gegend Betten“, erklärt Don Manuel. „Wir aus dem Yukatan schlafen bei der Hitze lieber in Hängematten.“

Abgelegene Hacienda in der Nähe von Maxcanu.
Abgelegene Hacienda in der Nähe von Maxcanu.
Die Ruinen lassen die Pracht vergangener Tage erahnen.
Die Ruinen lassen die Pracht vergangener Tage erahnen.
An diesem Knauf brachten die Arbeiter ihre Hängematten an.
An diesem Knauf brachten die Arbeiter ihre Hängematten an.

Praktische Tipps:

Reisezeit: Celestun kannst du das ganze Jahr über besuchen. Ende Januar waren die Temparturen sehr angenehm, während es auf der Yukatan-Halbinsel in der Jahresmitte sehr heiss werden kann – das weiss ich noch von meiner letzten Reise. Wenn du die Flamingos sehen willst, sind die Wintermonate besser. Ebenfalls bekannt für Flamingotouren ist die Ortschaft Rio Legartos, wo die rosa Tiere scheinbar das ganze Jahr über anzutreffen sind.

Anreise: Normalerweise erfolgt die Anreise nach Celestun mit dem Bus ab Merida vom Noreste bus terminal. Die Fahrt dauert ungefähr zwei Stunden und kostet um die 50 Peso. Der letzte Bus fährt jeweils gegen Mittag ab. Beachte: Die Route führt nicht an den Haciendas vorbei. Willst du diese sehen, musst du ein Auto mieten.

Automiete: In Merida gibt es mehrere Anbieter. Wir haben einfach den nächstbesten genommen und für zwei Tage rund 70 Euro bezahlt. Wenn du dich weniger spontan für diesen Tripp entscheidest, findest du aber zum Beispiel bei billiger-mietwagen.de auch günstigere Angebote ab 25 Euro pro Tag. Beachte dazu auch meine praktischen Tipps zum Finden von günstigen Mietautos.

Unterkunft: Celestun ist ein verschlafenes Fischerdorf und trotz des tollen Strands bei Touristen nicht so recht auf dem Radar. Es soll zwar ausserhalb des Dorfs auch Resorts geben, doch im Dorf selber hast du eher einfache Hotels zu günstigen Preisen und wenig Komfort. Wir waren im Hotel Maria del Carmen, wo ein eher schäbiges Zimmer (dafür mit toller Aussicht) 300 Peso gekostet hat.

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Ein Kommentar

  1. Ein interessanter Artikel. Also ich glaube ich werde Mexiko irgendwann eine zweite Chance geben. Vielleicht in Verbindung mit Guatemala. Die Maya Ruinen in Yucatan sollen ja sehr beeindruckend sein. Bin vielleicht falsch an den Mexiko Urlaub ran gegangen.

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