Camino Lebaniego: Die Alternative zum Jakobsweg

Hast du Lust auf eine wenig beachtete Region in Nordspanien? Dann ist vielleicht der Camino Lebaniego etwas für dich. Der Pilgerweg führt von der kantabrischen Hauptstadt Santander in die Picos de Europa.

Der vermutlich bekannteste Fernwanderweg der Welt ist der Jakobsweg, der von verschiedenen Startpunkten in ganz Europa nach Santiago de Compostela führt. So schön er auch sein mag, er hat einen gravierenden Nachteil: Stellenweise kann es auf ihm ziemlich voll werden.

Wenn du eine etwas ruhigere Wanderung suchst, findest du diese auf den zahlreichen Nebenrouten. Eine davon ist der Camino Lebaniego, der dich in den Westen von Kantabrien bringt. Der komplette Weg ist knapp 72 Kilometer lang und wird üblicherweise in drei Tagesetappen aufgeteilt:

  • Von San Vicente de la Barquere nach Cades: 28.5 km
  • Von Cades nach Cabañes: 31,1 km
  • Von Cabañes nach Santo Toribio de Liébana: 12,1 km

Aber wenn du bereits in der Gegend bist, solltest du mindestens einen Tag für Santander und einen für die Picos de Europa dazugeben, besser zwei. Das ergibt ein perfektes Programm für etwa eine Woche.

2017 findet übrigens das Año Jubilar Lebaniego statt. Während dieses Jahres ist im Kloster von Santo Toribio die Tür der Vergebung offen. Wer sie durchschreitet, dem werden alle Sünden erlassen. Das kann ganz praktisch sein.

Welche Alternativen gibt es zum Wandern?

Ich habe den Camino Lebaniego in diesem Frühling in einer organisierten Reise mit einer Gruppe von internationalen Bloggern besucht. Obwohl ich eigentlich gerne die ganze Strecke zu Fuss gegangen wäre, wanderten wir nur auf Teilstücken und kürzten die Strecke mehrmals mit dem Bus ab.

Das will heissen: Wenn dir Tagesmärsche von 30 Kilometer zu viel sind, kannst du die Gegend auch problemlos auf andere Weise besuchen oder Teile des Wanderwegs abkürzen.

Sehr schön muss  eine Fahrrad- oder Motorradtour durch die hügelige Landschaft sein. Ich selber würde die Gegend das nächste Mal mit einem Mietwagen besuchen. Einen Kleinwagen bekommst du in Santander nämlich bereits ab 8 Euro pro Tag. Siehe hier meine Spartipps für Mietwagen.

Der Wanderweg Camino Lebaniego führt durch malerische Dörfer.

Camino Lebaniego: Unsere Stopps auf der Route

Trotz ihrer geringen Ausdehnung ist die Provinz Kantabrien eine der abwechslungsreichsten und vielseitigsten in ganz Spanien.  Du hast tolle Sandstrände und wenige Kilometer landein ein grandioses Hochgebirge mit jeder Menge faszinierenden Höhlen. Auf unserer Tour besuchten wir folgende Orte:

Stopp 1: Santander

Vor der Reise hatte ich keine Vorstellung von Santander. Was ich bei der Vorbereitung las, liess mich zunächst daran zweifeln, ob ich den Ort wirklich besuchten soll: In den vergangenen hundert Jahren haben zwei Grossbrände die Stadt weitflächig zerstört. Nur wenig alte Bausubstanz ist erhalten.

Trotzdem ist Santander keine Stadt, die von lieblosen Betonblöcken geprägt ist. Im Zentrum wurde vieles rekonstruiert oder zumindest im alten Stil nachgebaut. Auf den ersten Blick sieht man der Stadt die Tragödien kaum noch an.

Charme hat Santander vor allem wegen der einzigartigen Lage am Meer mit schönen Badestränden, die sich mit wilden Felsklippen abwechseln. Da die Stadt an einer Bucht liegt, ist hier das Wasser etwas ruhiger als anderswo und vielleicht sogar ein Spürchen wärmer.

Wie fast überall in Spanien kann man auch in Santander gut essen. Wir zogen am ersten Abend durch drei Restaurants und verzerrten Pintxos, kleine Häppchen. Mein persönlicher Favorit war übrigens das Bodega del Riojano. Mit den zur Dekoration aufgehängten Schinken ist das aber nicht die erste Wahl für Vegetarier.

Altes Herrschaftshaus in Santander.
Leckeres Essen gibt es in den Restaurants von Santander.

Stopp 2: Comillas und der Strand von Meron

Der eigentliche Wanderweg beginnt bei San Vicente de la Barquera, das rund 40 Kilometer westlich von Santander liegt. Das etwas zu gross geratene Dorf ist für die malerische  Altstadt und die mittelalterliche Burg bekannt.

Gerade vor den Toren der Stadt befindet sich der Sandstrand von Meron, der offenbar Surfer aus der ganzen Welt anzieht. Wir verbrachten hier etwa eine halbe Stunde am Meer und sahen den Leuten zu. Zum Baden war mir das Wasser aber zu kalt.

Nur wenige Kilometer ausserhalb von San Vicente befindet sich die Kleinstadt Comillas, über der die sehr eindrückliche päpstliche Universität thront. Interessant ist hier auch der Palacio de Sobrellano, in dem einst die lokalen Herrscher lebten.

Ebenfalls in der Nähe befindet sich die Höhle von Altamira, in der prähistorische Malereien entdeckt wurden. Leider kann das Original nicht mehr besucht werden, da die Atemluft der Besucher die Gemälde zerstören würde. Interessierte können sich aber eine originalgetreue Nachbildung ansehen.

Der Palacio de Sobrellano in Comillas.
Gute Infrastruktur für Besucher am Strand von Meron.

Stopp 3: Der Mirador Santa Catalina

Je weiter wir ins Landesinnere gelangen, desto hügeliger und schroffer wird die Landschaft. Vorbei geht es an El Soplao – einer Höhle, die für Tropfsteine bekannt ist, die der Schwerkraft trotzen und ein bisschen wie Korallen aussehen.

Einer der schönsten Aussichtspunkte ist der Mirador Santa Catalina. Von hier oben hast du eine grandiose Fernsicht auf die Picos und in das enge Tal hinab, durch welches der Wanderweg führt. Ein perfekter Ort, um die Reise mit einem Selfie zu dokumentieren.

Nur wenige Kilometer weiter findest du die Kirche der heiligen Maria von Lebeña. Sie wurde im 10. Jahrhundert errichtet und ist ein besonderes Zeugnis der mozarabischen Architektur. Der Steinturm ist allerdings relativ neu.

Perfekter Selfie-Spot: Mirador Santa Catalina
Die Kirche der heiligen Maria von Lebeña

Stopp 4: Potes und Santo Toribio

Das kleine Städtchen Potes mit seinen Steinhäusern, den mit Kopfstein gepflasterten Strassen und den vielen kleinen Cafés ist ein idealer Ort, um die Wanderung (oder Fahrt) für eine Weile zu unterbrechen und etwas abzuschalten.

Sehenswert sind hier der mittelalterliche Torre del Infantado, der einst Wohnort der hiesigen Herrschaftsfamilie war und heute der Kleinstadt als Rathaus dient. Sehr schön ist ein Spaziergang entlang des Flusses unter den alten Steinbrücken hindurch. In einer Stunde hast du die kompakte Altstadt abgelaufen.

Von Potes ist es ein Steinwurf zum Kloster von Santo Toribio, dem eigentlichen Ziel der Pilgerroute. Das Kloster ist weniger für seine Architektur bekannt als für die dort aufbewahrte Reliquie.

So wird im Kloster ein Teil des Holzkreuzes aufbewahrt, an das einst Jesus genagelt wurde. Das Aussergewöhnliche ist, dass man der Reliquie sehr nahe kommen darf. Bei meinem Besuch war es sogar erlaubt, über die glatte Oberfläche des heligen Holzes zu streicheln.

Die Kleinstadt Potes ist für seine Steinhäuser mit Holzbalkonen bekannt.
Ein Mönch zeigt die wichtigste Reliquie des Klosters von Santo Toribio.

Stop 5: Picos de Europa

Das Seitental, durch das du in den letzten Stunden gewandert oder gefahren bist, stösst in der Ortschaft Fuenta Dé abrupt auf eine über 700 Meter hohe Steilwand.

Es lohnt sich, mit der Seilbahn in vier Minuten zu den Gipfeln hochzufahren. Alleine schon die Fahrt in der Gondel ist ziemlich abenteuerlich, da sie die längste Spannbreite zwischen zwei Mästen in ganz Europa überbrückt und dabei gewaltige Aussichten auf das Tal freigibt.

Gleich hinter der Bergstation beginnt eine Hochebene, die zu weiten mehrtägigen Wanderungen einlädt. Im Nationalpark gibt es mehrere Berghütten. Leider waren die Gipfel bei unserem Besuch in dichte Wolken gehüllt. Trotzdem war das Panorama noch immer grandios.

Auf der Hochebene der Picos de Eiuropa.
Atemberaubende Aussichten bietet die Seilbahn von Fuente Dé.

Fazit

Diese kurze Rundreise durch Kantabrien war mein erster Besuch von Nordspanien – aber sicherlich nicht mein letzer. Mich haben vor allem die hübschen kleinen Dörfer entlang der Route verzaubert, aber auch die eindrückliche Bergwelt und die verhältnismässig leeren Strände.

Da ich den Fernwanderweg Camino Lebaniego nicht durchgehend zu Fuss abgeschritten habe, kann ich den Wanderweg nicht wirklich beurteilen. Aber er scheint mir eine gute Alternative für Pilger zu sein, die auf weniger bekannten Pfaden unterwegs sein wollen oder nur wenig Zeit für ihre Reise mitbringen.

Nun interessiert mich, was die Leser meinen? Wer war schon in Kantabrien? Wer ist den ganzen Camino Lebaniego gewandert? Ich freue mich über Tipps, Erfahrungen und Kommentare ganz allgemein. Haut in die Tasten!

Hinweis: Die Reise erfolgte auf Einladung des kantabrischen Fremdenverkehrsbüros.

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2 Kommentare

  1. Hallo Oliver,

    sehr schöner Artikel und die Photos sind auch toll, sehr gut gemacht!!! Ich hoffe, dass du viel Spaß in Cantabria hattest. Ich habe auch den Weg selbst gemacht.

    Nur eine Kleinigkeit: Die Stadt heißt nicht „San Vincente de la Rarquere“ sondern „San Vicente de la Barquera“ oder wir sagen einfach „San Vicente“ (ohne n). Ich habe nur bemerkt, weil ich aus Cantabria komme :)

    Viele Grüße

    Laura

    1. Hi Laura,
      zwei Fehler in nur einem Wort: Das heisst wohl, dass ich künftig beim Korrekturlesen eine Lesebrille aufsetzen sollte… :)
      Danke für den Hinweis und das Lob.
      Gruss,
      Oli

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