Angeschaut: Die Grenzen des Nutzens – Funkuhren auf Reisen

Die Junghans Multifrequenz-Funk-Solaruhr 'Spektrum', 2011: Elegant und praktisch auf Reisen. Foto: Uhrenfabrik Junghans
Die Junghans Multifrequenz-Funk-Solaruhr ‚Spektrum‘, 2011: Elegant und praktisch auf Reisen. Foto: Uhrenfabrik Junghans

Nachdem meine supermodische Rado-Uhr zum dritten Mal innerhalb von 15 Jahren kaputt ging, habe ich mich entschlossen, mich etwas genauer mit dem Thema Funkuhren zu befassen.  Gerade für Reisende scheinen sie mir nämlich ziemlich praktisch. Allerdings gibt es auch Grenzen bei dem, was sie leisten können.

Als ich vor vielen Jahren in Frankreich im Internat war, hatte ein deutscher Mitschüler eine solarbetriebene Funkuhr von Junghans. Er war mit ihr ausgesprochen zufrieden: Jörn musste nie Batterien wechseln noch jemals die Uhr nachstellen. Nachdem vor ein paar Monaten meine alte Uhr erneut kaputt ging, habe ich mich entschlossen, sie nicht mehr reparieren zu lassen, sondern eine neue zu kaufen. Da kam mir mein Kommilitone in Sinn und ich begann, Funkuhren etwas genauer anzuschauen.

Zunächst war ich etwas enttäuscht, denn es fehlt eine wichtige Funktion für Reisende, die jedes Smartphone hinkriegt: Funkuhren erkennen nämlich nicht automatisch, in welcher Zeitzone sie sich befinden. Wenn ich mir also eine Funkuhr in der Schweiz kaufe, dann wird diese je nach Bauart einmal pro Stunde oder einmal pro Tag mit dem Sender bei Frankfurt synchronisiert. Gehe ich nach England, verbindet es sich weiterhin mit der deutschen Uhrzeit.

Umstellen in anderen Zeitzonen

Liest mal in unterschiedlichen Uhren- und Reiseforen, könnte man schnell das Gefühl bekommen, dass sich Funkuhren für Reisen überhaupt nicht eignen. Ein türkischer Nutzer beschreibt beispielsweise, dass er nach dem Umzug von Deutschland in seine Heimat bei einer Wanduhr den Zeiger ausbauen und um eine Stunde verschoben wieder anbringen musste. Denn jedes Mal, wenn er die türkische Ortszeit einstellte, „korrigierte“ sich die Uhr nach einer gewissen Zeit von selbst. Bevor mal also eine Funkuhr kauft, sollte man genau darauf achten, dass es möglich ist, andere Zeitzonen zu wählen. Dies ist allerdings bei fast allen Armbanduhren möglich.

Der Funksender DCF77 und seiner Reichweite in Europa. Graphik: PTB - Physikalisch-Technischen Bundesanstalt
Der Funksender DCF77 und seiner Reichweite in Europa. Graphik: PTB – Physikalisch-Technischen Bundesanstalt

Wer eine Funkuhr für eine geplante Langzeitreise kaufen will, sollte ebenfalls darauf achten, dass sie mehr als bloß eine Frequenz empfangen kann. Bessere Funkuhren sind in der Lage, die Signale von mehreren Sendern zu empfangen – in der Regel noch das Signal aus Japan und das aus den USA. Dies ist vor allem deswegen wichtig, weil das Synchronisierungssignal nur in einem Radius von 2000 Kilometer einigermaßen zuverlässig empfangen werden kann. Das heißt zwar nicht, dass eine Uhr außerhalb dieser Reichweite nicht mehr zuverlässig funktionieren würde. Aber sie läuft einfach ohne Synchronisierung weiter – und damit geht natürlich auch der Vorteil einer Funkuhr verloren.

Der Vorteil für Reisende

Solange Uhren noch nicht standardmässig mit einem GPS-Empfänger ausgestattet werden, werden wir wohl unsere Armbanduhren weiterhin jedes Mal korrigieren müssen, wenn wir in eine neue Zeitzone einreisen. Daher stellt sich also die Frage: Wieso bietet eine Funkuhr trotzdem gerade für Reisende Vorteile? Im Wesentlichen hat eine Funkuhr unterwegs den gleichen Vorteil wie zu hause: Sie ist einfach genauer.

In meinem Fall kann sogar eine weitere Ungenauigkeit beim Umstellen meiner analogen Armbanduhr eliminiert werden. Wenn ich nämlich in eine neue Zeitzone kam, merkte ich mir, was meine Uhr anzeigte, und korrigierte sie mit der Uhrzeit in meinem Kopf. Da ich dafür die Uhr jeweils ausschalten musste, konnte es pro Korrektur leicht zu einer Abweichung von einer Minute kommen. In Ländern wie Indien spielt so was keine große Rolle, weil die Verspätungen der Züge mit großer Wahrscheinlichkeit grösser sind als die Ungenauigkeiten meiner Uhr. Doch gerade in Ländern wie den USA oder Japan kann eine Abweichung von fünf Minuten darüber entscheiden, ob man den Zug oder den Bus noch erwischt oder eben nicht.

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