Fischen und Schnee schaufeln: Das eigene Resort in Kanada

Lionel Müller beim Fischem auf dem eigenen Resort in Ontario.
Lionel Müller beim Fischem auf dem eigenen Resort in Ontario.

Der Schweizer Lionel Müller leitet zusammen mit seiner Frau im abgelegenen Norden Kanadas das „Tornado’s Canadian Resort„. Dem Weltreisemagazin schildert er, wie er mit dem kalten Winter zurecht kommt und wieso er nach Kanada ausgewandert ist.

Lionel, du hast in Kanada ein Resort übernommen. Wie kam es dazu?

Meine Schwiegereltern unterhalten seit vielen Jahren ein Resort in Ontario und schon seit einiger Zeit stand die Frage im Raum, wie es mit der Anlage weitergehen soll. Eine familieninterne Lösung war natürlich die attraktivste Option für alle. Da ich auf meinen Reisen rund um den Globus die Welt etwas kennenlernen durfte, wusste ich im Großen und Ganzen auch, worauf ich mich einlasse.

Das Hauptgebäude des Resorts.
Das Hauptgebäude des Resorts.

Du bist selber kein Hotelier. Wirkt sich das nachteilig auf deine Arbeit aus? Wo liegen deine Grenzen?

Obwohl meine Frau und ich eine Hochschule absolviert haben, stehen wir regelmäßig vor Herausforderungen, welche Fachpersonal problemlos meistern würden. Auf der anderen Seite macht es aber auch Spaß, immer wieder neue Probleme zu lösen und Neues zu lernen. Selbstverständlich haben wir uns vorgängig überlegt, ob wir die vielfältigen Arbeiten meistern können. Wir waren aber von Beginn an zuversichtlich, dass wir mit unserem Engagement die mangelnde Branchenerfahrung wettmachen können.

Dir ist wichtig, dass wir von einem Resort sprechen und nicht von einem Hotel. Wieso?

Wir bieten verschiedene Dienstleistungen an, die über die reine Beherbergung hinausgehen. Deshalb sprechen wir von einem Resort und nicht von einem Hotel. Es ist uns ein Anliegen, dass unser Gesamtangebot unseren Gästen einen erholsamen und erlebnisreichen Aufenthalt ermöglicht. Im Gegensatz zu einem Hotel verweilen unsere Gäste in der Regel auch mehrere Tage bis Wochen.

Ihr habt ein Hauptresort und Außenposten. Was bringt dieses Konzept?

Das liegt an der Geschichte unserer Anlage. In unserer Gegend wurde Anfang des 19. Jahrhunderts hauptsächlich Holzschlag betrieben. Damals verfügten viele Betriebe über Hauptcamps mit Sägereien und Außencamps zur Unterbringung der Holzfäller. Als alle begehrten Bäume gefällt waren, mussten sich viele Holzbetriebe neu orientieren und nicht wenige haben sich dem Tourismus zugewandt. Die Unterteilung in Haupt- und Außencamps ist geblieben. Uns kommt diese Trennung aber entgegen, da wir so unseren Gästen, je nach Bedürfnis, ein vollständiges Angebot mit Übernachtung, Service und Mahlzeiten oder auch ein rustikales Erlebnis fern von jeglicher Zivilisation anbieten können.

Was kann man bei dir in der Gegend unternehmen – außer Fischen?

Unsere Gegend hat je nach Jahreszeit ein sehr umfangreiches Freizeitangebot, wobei selbstverständlich die weitläufige Natur die abwechslungsreichsten Möglichkeiten bietet. Im Sommer sind das Angeln und der Wassersport (Motorboot, Wasserskifahren, Kanu fahren, Schwimmen) am weitesten verbreitet. Im Winter eignen sich die unberührte Landschaft und die zugefrorenen Seen ausgezeichnet zum Snowmobil fahren, Schneeschuhwandern oder Langlaufen. Da die umliegenden Wälder eine der größten Weisswedelhirschkolonien Ontarios und viele Schwarzbären und Elche beherbergen, sind im Herbst viele Jäger anzutreffen.

Wie erlebst du den kanadischen Winter? Ich nehme an, die Hauptsaison ist bei euch recht kurz.

Wir haben uns gut an den kanadischen Winter gewöhnt. Langeweile entsteht trotz der ruhigen Saison nie. Es gibt immer etwas zu tun. Auch wenn es teilweise weit unter minus 30 Grad kalt ist, kann man sich bei den meisten Arbeiten anpassen. Schwierig wird es nur bei Tätigkeiten, für die wir Wasser benötigen, wie zum Beispiel Malen, Betonieren oder Reinigungen. Bei privaten Aktivitäten kann man sich arrangieren. So gehen wir meist nur bei wärmeren Temperaturen als minus 20 Grad ins Freie. Weiter gibt der viele Schnee einiges zu tun: Wir müssen unsere Straßen von gut 1.5 Kilometer Länge unterhalten und viele Fußwege und Dächer freischaufeln.

Die Flüsse und Seen sind ein Paradies für Fischer.
Die Flüsse und Seen sind ein Paradies für Fischer.

Was reizt dich an Kanada besonders?

Der ausschlaggebende Punkt für unsere Entscheidung, nach Kanada umzusiedeln, war die gebotene Freiheit. Die beinahe unendlichen Wälder und unser großes Privatgrundstück bieten Möglichkeiten, welche man in der Schweiz nicht findet. Durch die relative Abgeschiedenheit sind für Schweizer Verhältnisse selbstverständliche Dienstleistungen häufig schwierig oder nur teuer erhältlich. So sind wir gezwungen, vieles selbst zu machen. Dazu ist ein gewisses Maß an Improvisationstalent und ein grundlegendes handwerkliches Verständnis notwendig. Dies führt wiederum dazu, dass kein Arbeitstag gleich ist wie der andere. Diese Abwechslung schätzen wir sehr. Zudem schätzen wir auch die Freiheiten, welche man als selbständiger Unternehmer genießt. Obwohl dies ganz bestimmt nicht bedeutet, weniger zu arbeiten. Wir genießen unseren spannenden Alltag sehr. Am meisten freuen wir uns, wenn unsere Gäste einen erholsamen Urlaub erleben durften und sich mit positiven Rückmeldungen von uns verabschieden oder wir sogar weitere Buchungen entgegennehmen dürfen.

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